Schon seit Längerem haben wir davon gesprochen, eine ausgedehnte Reise durch Afrika zu unternehmen. Pläne wurden geschmiedet, Varianten begutachtet. Erst wollten wir mal schauen ob vor Ort mieten oder unser Auto verschiffen die bessere Variante war. Schon bei einer Reisedauer von zwei Monaten stellte sich heraus, dass mieten kaum sinnvoll ist, vor allem wenn ein perfekt geeignetes Fahrzeug bereits vorhanden ist. Mit etwa 10000 CHF hätten wir rechnen müssen, nur für die Miete. Und wenn es uns dann gefallen hätte, was wir schon mal annehmen konnten, wäre jede weitere Reise finanziell im ähnlichen Kostenrahmen zu stehen gekommen.
Die Reiseerlebnisse einiger unserer Freunde haben uns schliesslich bewogen, unseren bestausgerüsteten und geeigneten Camper zu verschiffen. Auf einer ersten Reise wollen wir vor allem Namibia und Botswana erkunden. Ist der Entschluss gefasst, wiederzukommen, stellen wir das Auto in Südafrika unter. Nachdem die Regenzeit, die Hitze und vor allem der Ferientrubel vorbei sind, werden wir uns ein zweites Mal aufmachen, den südlichen Zipfel des Kontinents weiter zu erkunden.
Der Plan war also gefasst. Wir fixierten den Beginn der Reise in den Monaten August/September. Der Süd-Winter ist dann am Abklingen, die europäischen Sommerreisenden werden weniger und die Aussichten auf gute Tierbeobachtungen werden im Laufe der zunehmenden Trockenperiode immer besser.
Im Frühling begannen wir Offerten für die Verschiffung einzuholen und entschieden uns den Transport mit Overlander Shipping in Hamburg zu machen. Unser Auto passt in einen Hicube Container und wir bevorzugen diese Art Verschiffung vor der RoRo Verschiffung, einfach weil das Risiko eines Einbruchs oder der Fahrzeugbeschädigung beim Transport deutlich geringer ist. Dem gegenüber stehen allerdings etwas höhere Kosten und oft längere Transitzeiten. Aber wenn man einen 40’-Container mit einem anderen Overlander teilen kann, lassen sich wiederum Kosten pro Fahrzeug einsparen. Schlussendlich beliefen sich die Verschiffungskosten inkl. Versicherung und allen Gebühren am Abgangshafen Hamburg auf 3000 CHF pro Fahrzeug. In Walvis Bay (Namibia) kommen dann noch einmal 700 CHF an Hafengebühren und Agentenhonorar dazu (Stand 2025).
Den Kauf der Flugtickets zögerten wir hinaus, bis sicher war, dass unser Auto auf der MSC Atlantic III verstaut und das Schiff unterwegs war. Wir buchten unseren Flug nach bei den Turkish Airlines. Diese bieten eine gute Verbindung von Basel via Istanbul, mit kurzem Transfer, nach Johannesburg an. Der Anschlussflug mit Airlink startet dann drei Stunden später. Zurückfliegen wollen wir dann ab Johannesburg, einem gut erschlossenen Drehkreuz im südlichen Afrika. Ticketkosten etwa 1200 CHF pro Person.
Wir hatten schon früh begonnen, auf den sozialen Medien einen Containerbuddy zu suchen. Schliesslich brachte uns aber Overlander Shipping selber mit einem Kandidaten zusammen. Wir wurden uns auch schnell einig, eine weitere Hürde war genommen. Mitte Juli mussten wir das Auto im Abgangshafen Hamburg zur Verladung bringen. In zwei Tagen fuhren wir durch Deutschland. Der Abfahrtstermin des Schiffs hatte sich schon im Vorfeld um ein paar Tage geändert und kurz vorher gleich noch einmal. Das scheint aber in dieser Industrie eher die Regel als die Ausnahme zu sein. Aber alles blieb im grünen Bereich und der Abgabetermin war auch nicht tangiert.
Und so fanden wir uns am 15. August am Hafen ein, wo wir in Anwesenheit von Ricardo Gomes von Overlander Shipping die Fahrzeuge in den Container verluden und diesen plombierten. Und noch einmal wurde das Auslaufen des Schiffes verschoben auf den 26. August. Der voraussichtliche Ankunftstermin wurde uns auf den 2. September kommuniziert.
Wir hatten unseren Rückflug in die Schweiz am späten Abend des Folgetags gebucht und konnten so Hamburg noch ein wenig entdecken und geniessen. Ricardo brachte
uns zu unserem Hotel nahe dem Hauptbahnhof. Wir konnten vorzeitig einchecken und unser kleines Gepäck dort deponieren.
Wir machten uns auf den Weg in die Speicherstadt, eine der bekanntesten Sehenswürdigkeiten Hamburgs. Die Hamburg Card hatten wir schon im Vorfeld gekauft und diese berechtigt die unbeschränkte
Benutzung der öffentlichen Verkehrsmittel, inklusive der Hafenfähren. Also nahmen wir den Bus bis zum Rathaus und schlenderten anschliessend Richtung Hafen. Wir schauten uns im Gewürzmuseum um,
Hamburg war und ist ein bedeutender Umschlagplatz für Gewürze. Die Elb Philharmonie besichtigten wir von aussen. An den Landungsbrücken vorbei gelangten wir zum Strand Pauli. Da wurde ein
origineller und riesiger Bar und Partybereich geschaffen, wo man den Aperitif mit Blick auf die gegenüberliegenden Hafenanlagen geniessen kann. Ganz in der Nähe liegt das Traditionslokal
Störtebeker, tönt ja schon Norddeutsch, oder? Dort nahmen wir unser Nachtessen ein. Ueli war etwas abenteuerlustiger als Myrta und bestellte DIE Spezialität Hamburgs: Labskaus. Das ist eine
wahrlich spezielle Kombination, ein Brei aus Pökelfleisch, Zwiebeln, Rote Beete und Kartoffeln. Dazu serviert man Essiggurken, Spiegeleier, Rote Beete und Matjes (eingelegter Hering). Myrtas
Fischgericht war dann nicht ungewöhnlich, aber auch fein.
Im Anschluss spazierten wir ins nahe gelegene St. Pauli um im Schmidts Tivoli Theater eine sehr amüsante und fetzige Musicalaufführung zu geniessen. Die witzig parodierte Popkultur der 80er Jahre
weckte bei uns beiden Erinnerungen.
Nach einem feinen Frühstück machten wir uns erneut auf Hamburg zu erkunden. Erster Halt war der „Bunker“. Dabei handelt es sich um einen gewaltigen, mehrstöckigen Betonkoloss welcher im zweiten Weltkrieg 25000 Bewohnern jeweils Schutz vor den Bombardierungen gewährte. Auf dem Dach waren zudem Fliegerabwehrwaffen stationiert um die alliierten Bomber abzuschiessen. In nur 300 Tagen wurde das Bauwerk 1942 mit Zwangsarbeitern erbaut. Heute ist es eine Touristenattraktion und beinhaltet verschieden Geschäfte und Restaurants, ja sogar ein Hotel.
Wir fuhren mit der U-Bahn zu den Landungsbrücken und bestiegen eine der Hafenfähren. So kamen wir in den Genuss einer ausgedehnten Hafenrundfahrt, einfach ohne Kommentar, was uns aber nicht wirklich fehlte. Einen Zwischenhalt machten wir im Museumshafen “Oevelgönne“, wo man eine Anzahl alte und Region typische Schiffe bewundern kann. Den Apero nahmen wir im portugiesischen Viertel unweit der Landungsbrücken ein. Man hatte den Eindruck, in Lissabon gelandet zu sein. Überall war alles in portugiesischer Sprache beschriftet und die Restaurants boten eine entsprechende Speisekarte. Wir wollten aber noch einmal typisch Hamburgisch essen. Mitten in der Hamburger Altstadt befindet sich das winzige Restaurant „Altstädter Stube Willig“. Hier kocht und serviert der Chef noch selber. Die Karte ist klein, die Speisen einfach und typisch.
Dann hiess es schon bald Abschied zu nehmen. Nachdem wir das Gepäck im Hotel abgeholt hatten, erwischten wir doch tatsächlich die falsche S-Bahn Richtung Flughafen. Wir bemerkten den Fehler aber schnell, stiegen bei der nächsten Station wieder aus und fuhren zurück. Beim nächsten Versuch klappte es dann auch. Der Flug verlief ereignislos und schon bald landeten wir auch schon wieder in Basel wo wir von Jan nachhause gefahren wurden.
Kommentar schreiben
Matter Rita (Mittwoch, 17 September 2025 20:58)
Ssli zäme
Wie immer sehr interessant vel spass auf eucher wiitere Reis. Alles Gueti vel schöni Idrück bliibet gsund. Liebe Gruess Rita und Toni