Als wir an der Grenze zu Guatemala ankamen, mussten wir feststellen, dass wir bereits an der mexikanischen Grenzstation vorbei gefahren waren, an welcher wir unsere Pässe hätten ausstempeln sollen. Das hiess, 4 km zurück fahren und den Stempel abholen. Gleichzeitig wurde auch unsere Touristenkarte eingezogen, obwohl wir erklärten, dass wir bald wieder zurück in Mexico zu sein würden. Dadurch werden wir uns bei der Wiedereinreise um eine neue Karte bemühen und die Gebühr noch einmal bezahlen müssen.
Vom Immigrationsbeamten wurden wir anschliessend zum Zoll geschickt, um die Administration für das Auto zu erledigen. Nachdem etwa eine halbe Stunde später zwei weitere Einreisende abgefertigt waren, erfuhren wir, dass für uns gar keine Formalitäten nötig waren, denn unser Auto wurde bei der Einreise als Camper registriert, womit die Bewilligung 10 Jahre gültig war. Besucher mit normalem PW erhielten in der Regel nur 180 Tage für Fahrzeug und Personen bewilligt. Zudem musste in diesem Fall ein Depot von ein paar hundert Dollar hinterlegt werden, welches nach der Ausreise wieder rückerstattet wurde.
Zurück an der Grenze zu Guatemala wurde erst mal unser Auto desinfiziert. Zu diesem Zweck wurden die Reifen mit einer Chemikalie etwas nassgespritzt, wofür uns 40 Quetzal (ca. 6 CHF) abgeknöpft wurden. Um an lokale Währung zu kommen, bot uns einer der vielen Strassenhändler an, Geld zu wechseln. Der Kurs direkt am Grenzübergang war mit 6 anstelle von 7 QTL wie üblich alles andere als gut, weshalb wir nur so viel wie nötig wechselten.
Die Einreiseformalitäten für uns waren schnell erledigt und die Pässe gestempelt. Auch die temporäre Importbewilligung (TIP) für das Auto wurde rasch und unbürokratisch ausgestellt, und kostete 160 QTL. Nach einer knappen halben Stunde waren die ganzen Formalitäten erledigt. Bei einer Bank in der Nähe bezogen wir weitere Quetzales, diesmal zu einem besseren Kurs, damit waren wir für unseren Aufenthalt in Guatemala gerüstet.
Ein weiteres „Problem“, der Abschluss einer Autoversicherung für Guatemala, liess sich dank Internetverbindung in Pasaj Cap ebenfalls lösen. Wir waren davon ausgegangen, dass wir dies direkt an der Grenze erledigen könnten, wurden jedoch informiert, dass es nur online möglich war. Tatsächlich konnten wir bei www.todoriesgo.net (Mail an Daniel Alvarado: ealvarado@todoriesgo.net) die Versicherung innert Kürze und mit wenigen Clicks abschliessen. In das übermittelte Formular mussten lediglich die Kreditkartendaten eingetragen, ein Scan der Kreditkarte, des Reisepasses des Halters, des Fahrzeugausweises und der temporären Importerlaubnis mitgeschickt werden und ein paar Stunden später wurde die Police zugestellt. Pro Monat kostete die Versicherung etwa 300 QTL (45 CHF), abschliessbar für höchstens drei Monate. Für Reisende, die Richtung Panama weiterfuhren, war diese Versicherung bis und mit Costa Rica gültig. Die Deckung war mit max. 130‘000 QTL allerdings recht bescheiden, zudem handelte es ist um eine reine Haftpflichtversicherung.
Eigentlich hatten wir geplant, in den Bergen den Ort Todos Santos Cuchumaton anzusteuern. Durch eine Baustelle bei Camoja war die Strasse jedoch für unbestimmte Zeit gesperrt. Nach gut einer halben Stunde warten in der Hitze beschlossen wir, unsere Pläne zu ändern und direkt zum Lago Atitlan zu fahren.
Die Strasse folgte erst einem Tal und stieg dabei stetig an. Eine recht trockene Landschaft begleitete uns und wir durchfuhren immer wieder kleine Dörfer. Diese hatten mit Mexico eines gemeinsam: die verhassten Topes, die hier allerdings fast liebevoll als Tumoles bezeichnet wurden. Auf der Höhe von fast 3000müM steckten wir plötzlich in dichtem Nebel, wir hatten die tief liegende Wolkendecke erreicht. Die Sicht wurde ziemlich schlecht und es regnete zum Teil heftig.
Auf steil abfallenden Strassen gelangten wir schliesslich nach Panajachel am Lago Atitlan. Dieser lag auf einer idealen Höhe von1500müM, wodurch die Nächte nicht zu kalt und die Tage angenehm warm waren. Wir quartierten uns für eine Nacht in einem Campingplatz in der Nähe des Städtchens ein. Da es immer wieder regnete, verbrachten wir den grössten Teil des Abends im Auto. Der nächste Morgen erwartete uns mit angenehmerem Wetter und wir nutzten die Gelegenheit, einen Spaziergang durch Panajachel zu unternehmen. Der Ort war recht touristisch und es fiel uns auf, dass auch hier, wie schon in San Cristobal, vor allem viele Rucksackreisende unterwegs waren. Restaurants, Hotels und Souvenirläden dominierten das Ortsbild im Zentrum.
Wir packten unsere Siebensachen und fuhren wieder hoch nach Solola. Anstelle der Hauptstrasse wählten wir für die Weiterfahrt eine „Abkürzung“. Eine schmale, steile und kurvenreiche Strasse führte uns durch kleine Dörfer, fast ausschliesslich von Indios bewohnt, vorbei an kleinen Terrassenfeldern, auf welchen fleissig und unter mühsamen Bedingungen, Gemüse und Mais angebaut wurde.
Die Strasse hinunter nach San Marcos La Laguna wurde zu einer echten Herausforderung für die Bremsen. In unzähligen Kehren wand sich die extrem steile Strasse über 1000 Höhenmeter hinunter. Um nicht ständig auf der Bremse stehen zu müssen, war es teilweise nötig, im ersten Gang zu fahren. Trotz der herausfordernden Strecke erreichten wir den Campingplatz Pasaj Cap ohne Probleme. Dieses kleine Paradies, war über Jahre von Pierre, einem Franzosen, aufgebaut worden. Der Platz lag direkt über dem See und bot einen herrlichen Ausblick auf die umliegenden Vulkane. Die schön angelegten Stellplätze und die hervorragenden Sanitäranlagen waren genau das Richtige, um ein paar Tage auszuspannen und Landschaft und Umgebung zu geniessen.
Direkt unterhalb unseres Camps konnten wir eines der vorbeifahrenden Taxiboote heranwinken, um Ausflüge zu den Orten rund um den See zu unternehmen. Die Gegend um den Lago Atitlan ist sehr beliebt, um Spanischunterricht zu nehmen, weshalb entsprechend viele Schulen und Unterkünfte für die Besucher in den Dörfern zu finden sind. San Pedro, ein hübscher Touristenort, war per Boot in gerade mal 15 Minuten erreichbar und war zudem Umsteigeort für das weiter entfernte Santiago. Die Tage im Pasaj Cap vergingen wie im Fluge nicht zuletzt auch, weil der Platz zu einer Anlaufstelle für viele Reisende wurde und wir so Gelegenheit hatten, uns mit anderen auszutauschen und die nette Gesellschaft zu geniessen.
Jeden Donnerstag und Sonntag findet in Chichi ein grosser Markt statt. Dieser richtet sich primär an die etwa 20‘000 Indios, welche in der Umgebung leben. Sie kommen am Markttag in die Stadt, um einerseits einzukaufen und andererseits ihre eigenen Waren anzubieten.
Wir fuhren am Samstag vom See hoch in das etwa zwei Stunden entfernte Chichicastenango. Die steile Strecke bergwärts zu fahren war einiges entspannter als die ein paar Tage zurückliegende Fahrt bergab, auch wenn sich unser Landcruiser im zweiten oder gar im ersten Gang hochquälen musste. Mitten in der Stadt und nur 200m vom Marktzentrum entfernt konnten wir uns auf einem bewachten und geschlossenen Platz zum Übernachten einrichten. Das Managerehepaar Fernando und Lety empfingen uns sehr herzlich und sorgten dafür, dass es uns und den anderen Besuchern ihres Parkplatzes an nichts fehlte. Auch wenn unser Spanisch nach wie vor nicht perfekt war, unterhielten wir uns mit ihnen über Gott und die Welt und erfuhren viel über Guatemala und wie sie die schwierige Vergangenheit des Landes erlebt hatten.
Bei einem kurzen Rundgang durch die nahe Altstadt konnten wir die Vorbereitungen für den kommenden Markttag beobachten. Daneben war in der Stadt jedoch noch wenig Betrieb und wir waren die einzigen Gäste beim Nachtessen im Restaurant. Inzwischen hatten sich unsere Freunde aus Brasilien, die wir am Lago Atitlan kennengelernt hatten, ebenfalls auf dem Übernachtungsplatz installiert. Auch sie wollten am nächsten Tag den Markt besuchen. Nach dem Eindunkeln wurde es empfindlich kühl, nicht zuletzt durch den unangenehmen Wind, der unablässig blies, auch wenn Fernando erklärte, dass dies zu der Jahreszeit eigentlich unüblich sei.
Am Morgen wurden wir von Lety und Fernando zum Frühstück eingeladen. Ein Service, den sie nur speziellen Gästen bieten, wie sie betonten. Wir genossen die Tortillas mit Frijoles, eingekochten Bohnen, und einem feinen lokalen Kaffee, angebaut von persönlichen Freunden der beiden. Sie überliessen uns sogar den Rest des bereits gerösteten und gemahlenen Kaffees. Im Gegenzug schenkten wir ihnen Schweizer Schokolade aus unserem Vorrat.
Danach war es Zeit, uns ins Getümmel des Marktes zu stürzen. Das ganze Stadtzentrum war über Nacht zu einem riesigen Verkaufsareal umgebaut worden. In allen Gassen waren Marktstände eingerichtet, wo alles zu finden war, was die Leute zum täglichen Leben brauchen. Dazu gab es unzählige Essenstände, und Tische mit wunderschönen Handarbeiten für die angereisten Besucher. Der Markt war etwas vom Farbigsten, das wir je zu sehen bekommen hatten, denn in Guatemala tragen die Indiofrauen nach wie vor ihre bunten Trachten aus selbst gewebten Stoffen, wobei jedes Dorf seine eigenen Farbmuster hat. Nicht nur ältere Frauen kleiden sich traditionell, auch die Mädchen von klein bis gross tragen stolz die herkömmliche Kleidung. Die Marktstände wurden mehrheitlich von Frauen geführt, es herrschte ein lebhafter und fröhlicher Betrieb, es wurde gefeilscht und geplaudert.
Gegen Mittag verabschiedeten wir uns von unseren Gastgebern Fernando und Lety und fuhren in einer kurzen Etappe nach Antigua, der alten Hauptstadt Guatemalas.
Da es in Antigua selber keine Campingmöglichkeit gab, hatte die Policia de Turismo, die Touristenpolizei, den Reisenden ihr Areal mitten in der Stadt zum Campieren geöffnet. Der Platz hatte zwar ausser Wasserhähnen keine Infrastruktur, war jedoch gratis und lag unter schattigen Bäumen. Voraussetzung für die Benützung war, dass der Camper mit einem WC ausgerüstet war. Die Lage war ideal, um zu Fuss das Stadtzentrum zu erkunden.
Antigua wurde in der Vergangenheit immer wieder von schweren Erbeben heimgesucht, weshalb viele der alten Kirchen nur noch als Ruinen erhalten sind. Die Wohnhäuser wurden fast durchwegs eingeschossig gebaut und sind somit weniger gefährdet, verschüttet zu werden. Rund um den grossen Zentralplatz reihten sich alte, wunderschön erhaltene Kolonialbauten und einige Regierungsgebäude. Berühmt ist auch der Torbogen mitten in der Stadt, durch welchen der nahe gelegene Volcan de Agua bewundert werden kann.
Abends hatten unsere brasilianischen Freunde einen Pizzaabend organisiert. Zusammen mit ihnen sowie Monica und Mariano aus Argentinien buken wir eine Pizza nach der anderen, bis alle satt waren. Dabei kam unser Coleman Backofen zu einem Grosseinsatz, zusammen mit dem argentinischen Ofen von Mariano. Wir genossen einen herrlich unkomplizierten Abend mit den Leuten aus Südamerika.
Wir blieben einen weiteren Tag, denn nicht weit vom Camp entfernt fanden wir eine Garage zum Wechseln der Bremsbeläge, welche von anderen Reisenden empfohlen wurde. Dank der Tatsache, dass unser Landcruiser in Guatemala für einmal kein Exote war, liessen sich die Beläge ohne Problem im nahen Teileladen beschaffen. Zum Schluss kostete uns die ganze Aktion knapp 100 CHF, was in der Schweiz nicht einmal für die Teile gereicht hätte.
Wenige Kilometer von Antigua entfernt legten wir einen Zwischenhalt bei der Cabaña Suiza ein. Vor über 80 Jahren hatte sich ein Schweizer mit seiner Guatemaltekischen Frau hier niedergelassen und erst eine Hühnerfarm aufgebaut. Nach und nach wurde der Betrieb erweitert mit einem Café und Unterkünften. Heute ist bereits die dritte Generation des Gründers im Einsatz, wobei jedes der fünf Enkelkinder einen Bereich des Geschäftes betreut. In der schön angelegten Anlage gab es ausserdem einige Plätze zum Campieren. Das Restaurant wurde nach wie vor als Café geführt und bot neben ein paar Schweizer Spezialitäten vor allem eine grosse Auswahl an Desserts an. Unsere Brasilianischen Freunde waren inzwischen ebenfalls eingetroffen, so dass wir am Abend gemeinsam den 47. Geburtstag von Marcos feiern konnten.
Auf der Weiterfahrt, vorbei an Guatemala City, nutzten wir die Gelegenheit, bei Walmart unsere Lebensmittel aufzustocken. Nur in diesen grossen Supermärkten konnten wir ab und zu bestimmte „europäische“ Lebensmittel, wie Wurstwaren und importierten Käse kaufen, womit wir gerne unser Frühstück ergänzten.
Laut Karte war die Strasse Richtung Coban als Hauptverbindungsachse markiert. In der Realität jedoch war im Bereich der Agglomeration alle paar Hundert Meter ein Tope eingebaut, so dass wir kaum vorwärts kamen. Ausserhalb der bevölkerten Gebiete ging die Strecke in eine schmale und steile Bergstrasse über, welche sich zum Schluss als rumplige Piste entpuppte. Dafür konnten wir in Ruhe die spektakuläre Landschaft geniessen, denn die Strasse führte hoch über den grünen Tälern durch die Berge. Die Menschen in den wenigen kleinen Dörfern lebten hier ausschliesslich von der Landwirtschaft.
Vor Coban stieg die Strasse nochmals höher und bald fuhren wir in dichtem Nebel und durch üppige, für die Nebelwälder typische Vegetation. Bei merklich kühleren Temperaturen übernachteten wir in Coban in einem praktisch mitten in der Stadt liegenden, kleinen aber feinen Nationalpark. Bevor wir morgens weiterfuhren erkundeten wir auf einer kurzen Wanderung den dichten Urwald. Mächtige Baumriesen und dichte Palmenhaine prägten die Landschaft. Die grosse Anzahl Vögel, welche die Gegend bevölkerten, konnten wir in den Bäumen zwar hören, zu sehen bekamen wir in der dichten Vegetation aber nur wenige.
Auf einer löchrigen Teerstrasse ging die Reise von Coban ostwärts weiter. Oberhalb von Lanquin wurde diese durch eine Piste abgelöst, welche tief ins Tal hinunter führte. Für die anschliessende Strecke nach Semuc Champey waren wir wieder einmal froh, in einem 4x4 unterwegs zu sein. Die Piste war zwar recht gut, aber zum Teil so steil, dass wir sie sowohl bergauf als auch runter nur in den Geländeuntersetzungen bewältigen konnten. Über eine abenteuerliche Hängebrücke gelangten wir auf die Südseite des Flusses, wo wir uns im Rana Camping einrichteten. Zu Fuss erreichten wir schliesslich Semuc Champey, die eigentliche Attraktion dieser Gegend. Der reissende Fluss toste durch eine schmale, dicht bewaldete Schlucht und verschwand für ein paar hundert Meter im Untergrund. Ein Teil des Wassers blieb allerdings an der Oberfläche und bildete auf Grund des hohen Mineralgehalts herrliche Badepools mit kristallklarem Wasser, leuchtend in allen möglichen Blautönen. Sobald wir die Füsse ins Wasser streckten, begannen kleine, gar nicht scheue Fischlein an unseren Körperhaaren zu zupfen. Anfänglich ein eher ungewohntes Gefühl, trotzdem genossen wir die erfrischende Abkühlung in dieser einmaligen Landschaft. Die junge Familie, welche den kleinen Campingplatz betrieb, baute auf ihrem Areal allerlei Früchte, unter anderem Kakao, Mangos oder Ananas an. Zudem teilten wir uns den Platz mit Hühnern, Truthähnen und Schweinen und eine zutrauliche Bande von Hunden holte sich gelegentlich Streicheleinheiten ab und hoffte auf einen zusätzlichen Bissen. Ein paradiesischer Ort mitten in der Natur und mit zufriedenen, freundlichen Menschen.
Zurück in Lanquin setzten wir unsere Fahrt auf einer von anderen Reisenden als sehr schlecht beurteilten Piste weiter. Erst nach ein paar recht einfachen Kilometern konnten wir nachvollziehen, was die Kommentare bedeuteten. Die nun sehr schmale, steinige Bergstrasse erlaubte sogar mit unserem Landcruiser nur noch eine Geschwindigkeit von etwa 20 km/h. Wir wollten uns gar nicht vorstellen, wie es Fahrern von grösseren Wohnmobilen erging, welche anhand der Karte von einer normalen Hauptstrasse ausgingen. In einem der kleinen Dörfer an der Strecke war plötzlich kein Vorwärtskommen mehr möglich. Auf der Hauptstrasse durch den Ort war ein Markt aufgebaut worden und Autos, Busse, Mototaxis und alles was Räder hatte, stand sich im Weg herum und blockierte sich gegenseitig. Nachdem sich der Knoten endlich gelöst hatte, konnten wir das Chaos auf schmalen Nebenstrassen durch das Dorf umfahren. Die Landschaft war einmal mehr eindrücklich, aber die Piste verlangte viel Aufmerksamkeit vom Fahrer. Ein paar Kilometer bevor wir wieder auf die Teerstrasse stiessen, kamen uns in einer steilen Abfahrt drei Chinesen mit Velos entgegen. Sie schoben die schwer beladenen Fahrräder, denn zum Fahren war die Strecke definitiv zu steil und zu steinig. Wir unterhielten uns eine Weile mit ihnen. Auf Ihre Fragen nach dem Strassenzustand konnten wir ihnen keine wirklich guten Nachrichten vermitteln. Nachdem bereits wir für die 50 km von Semuc bis zum Anfang der Teerstrasse über drei Stunden gebraucht hatten, würden sich die Velofahrer wohl noch einige Zeit quälen müssen.
Auf der nun gut ausgebauten Strasse kamen wir zum Glück wieder zügig voran. In der tropischen Landschaft wurden vor allem Ölpalmen angebaut und Rinder gezüchtet und viele Häuser waren mit Palmblättern gedeckt. Kurz vor Sayaxche fuhren wir in den Nationalpark El Rosario, für uns ein idealer Platz, um nach der anstrengenden Fahrt zu übernachten. Die einfache, aber schöne Campinganlage lag umgeben von dichtem Urwald an einem kleinen See. Obwohl eine Hinweistafel vor Krokodilen warnte, liessen sich die jungen Leute aus der nahen Ortschaft nicht davon abhalten im See zu baden. Wir unternahmen eine kurze Wanderung durch den Urwald, in der Hoffnung Brüllaffen zu sehen, welche wir immer wieder im Wald gehört hatten. Ausser ein paar exotischen Vögeln in der herrlichen Vegetation blieb uns die Tierwelt aber verborgen.
Auf einer Fähre überquerten wir den Rio de la Pasion und erreichten nach knapp zwei Stunden Flores. Wir umfuhren den schmalen Seearm östlich und gelangten so an das Flores gegenüberliegende Seeufer. Hoch über dem See quartierten wir uns in einem schönen Campingplatz ein. Von dort hatten wir die wohl beste Aussicht auf die Inselstadt Flores, zudem konnten wir per Bootstaxi die Stadt in 5 Minuten erreichen. Ausser der sensationellen Lage hatte das etwas heruntergekommene Flores jedoch nicht viel zu bieten. Eine Wanderung am Nordufer führte uns erst zu einem Aussichtspunkt und danach zu einem herrlichen Strand, wo wir uns im angenehm warmen See erfrischen konnten.
Betritt man den Nationalpark von Tikal vor 15.00 Uhr, gilt das relativ teure Eintrittsticket nur für den Tag der Anreise und man müsste für den Folgetag nochmals bezahlen. Wir wollten daher nicht zu früh dort eintreffen und verliessen Flores erst am Nachmittag.
Da wir genügend Zeit hatten, wollten wir kurz den am Weg liegenden Campingplatz, welchen wir nach dem Tikal Besuch auf dem Radar hatten, inspizieren. Bei unserem Eintreffen waren wir höchst erstaunt und erfreut, dort Ruedi und Elvira anzutreffen, die wir auf der Baja California kurz vor Weihnachten kennengelernt hatten. Wir tauschten die wichtigsten Neuigkeiten aus und fuhren dann wie geplant zu den Ruinen von Tikal.
Die Anlage konnte ab 6 Uhr morgens besuchet werden. Um diese Zeit herrschte zwar noch dichter Nebel, aber wir wussten, dass sich dieser gegen acht Uhr auflösen würde. Wir waren bei den ersten Besuchern, da die meisten entweder erst später als Tagesausflügler von auswärts anreisten oder aber die teure Sunrisetour gebucht hatten und sich noch im hinteren Teil der Anlage aufhielten. Wir fragten uns allerdings, wie viel Sonnenaufgang die Frühaufsteher zu sehen bekommen hatten bei dem Nebel.
Durch dichten Urwald gelangten wir auf breiten Wegen immer tiefer in die Anlage, ohne dass vorerst irgendwelche Anzeichen der Ruinen zu sehen waren. Plötzlich standen wir jedoch vor einer der vielen gigantischen Pyramiden. Wir umrundeten diese und standen auf einem grossen, offenen Platz, umgeben von kleineren Gebäuden und weiteren Pyramiden. Wir waren total überwältigt von diesen unglaublichen Zeugen einer vergangenen Kultur!! Wir liessen uns mehrere Stunden Zeit, die riesige Anlage zu erkunden und blieben immer wieder staunend stehen. Nebst den Ruinen beeindruckten uns auch die Tier- und Pflanzenwelt. Wir bekamen wunderschöne wilde Truthähne zu sehen, beobachteten die verspielten Coatis und vor allem eine Vielzahl exotischer Vögel. Sogar einen der berühmten Tukane erblickten wir hoch oben in den Bäumen.
Gegen Mittag verliessen wir die Anlage, denn es wurde nun zunehmend heisser und wir freuten uns auf ein Bad im kühlen See. Dort trafen wir einmal mehr auf unsere Freunde aus Brasilien, die zusammen mit Pedro und Sarah eingetroffen waren. Wir verabredeten uns für den Abend zum gemeinsamen BBQ auf einem wenige hundert Meter entfernten Picknickplatz, welcher bestens geeignet war für einen gemütlichen Abend. Wir genossen die ausgelassene Stimmung, welche sich fast automatisch einstellte, wenn man mit Latinos zusammen einen Abend verbrachte.
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