2009 Nepal und Tibet

Es war schon immer ein Traum gewesen die Himalaya Region und vor allem Tibet zu besuchen. Auch reizte es mich zunehmend einmal eine Trekking Tour zu machen. Nun, wieso nicht versuchen das alles zu kombinieren. Also durchsuchte ich das Internet und wurde bald einmal fündig. Ein Kombination eines Trekking im Nordwesten Nepals und einer anschliessenden Tour im Geländewagen durch Tibet zurück nach Kathmandu, unterbrochen durch ein 3 Tageswanderung um den legendären Mount Kailash. Diese Tour wird von verschiedenen Anbietern angeboten und nach einigem recherchieren entschied ich mich direkt bei Nepal Trailblazer zu buchen, wie sich herausstellte eine gute Entscheidung.

Es war dann schon vor Reiseantritt klar, dass wir nur eine kleine Gruppe sein würden, vier Personen nämlich, ein Amerikaner, ein Paar welches seit langem in Shanghai lebt, er mit Tessiner Wurzeln und ich selber. Uns auf der ganzen Tour begleiten würden und Bikesh der Guide und Arjun der Koch. Die Trägermannschaft für den ersten Trekk würde erst in Simikot zu uns stossen und für den Teil in Tibet war eine andere Begleitmannschaft arrangiert.

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Kathmandu

Dienstag 15.9.

Mit Thai Airways flog ich von Frankfurt via Bangkok nach Kathmandu. Am Ende der Reise war ich fast 24 h unterwegs gewesen und wie üblich habe ich im Flugzeug mehr nur gedöst wie geschlafen. Die Grenzformalitäten waren schnell erledigt nur auf das Gepäck musste ich eine ganze Weile warten. Ich wurde von Trailblazer, der Agentur bei welcher ich meinen Trip gebucht hatte, abgeholt und ins De l’Anapurna Hotel gefahren. Dort lernte ich auch gleich meinen Zelt- und Zimmernachbar kennen. Nachdem ich mich eingerichtet und geduscht hatte ging ich mit Ross zusammen nach Thamel, dem touristischen Teil der Stadt, welcher nur gerade 10 Minuten zu Fuss vom Hotel entfernt liegt. Vor allem Outdoor-Ausrüstungsläden und Touranbieter reihen sich aneinander. Fast alle Läden verkaufen allerdings nur billige und meist minderwertige Kopien bekannter Marken, scheuen sich dabei aber nicht deren Logos zu verwenden. In einer ruhigen Gartenbar genehmigten wir uns ein nepalesisches Bier. Echt gut und wird in grossen Flaschen verkauft!! Im hinteren Teil einer grossen Buchhandlung nahmen wir in deren Freiluftrestaurant das Nachtessen ein. Für ein paar Franken kann man auch in diesem touristischen Stadtteil gut essen.

Ross kaufte sich erst eine billige Imitation einer North Face Tasche und, schon fast wieder im Hotel zurück, kamen wir an einem „echten“ North Face laden vorbei. Hier kriegt man die echte Ware: 5 x Mal teurer als die Kopien aber immer noch einiges billiger wie in Europa. Ross überzeugte sich von der viel besserer Qualität und Robustheit und kaufte sich doch noch das „Original“.

Da es bei unserer Rückkehr ins Hotel noch nicht allzu spät war genehmigten wir uns noch einen Schlummertrunk an der Poolbar.


Mittwoch 16.9.

Ich hatte herrlich geschlafen, eigentlich kein Wunder nach der langen Anreise. Das Frühstücksbuffet war hervorragend und dort trafen wir auch die beiden anderen Mitreisenden der Tour. Um neun Uhr wurden wir für eine Stadtbesichtigung abgeholt. Tilak, der Geschäftsführer von Nepal Trailblazer, persönlich begrüsste uns und einer seiner Leute würde uns den ganzen Tag als Führer begleiten. Mitten durch den chaotischen Stadtverkehr fuhren wir im Minibus zum Durbar Square. Um den grossen Platz reihen sich unzählige Tempel und Monumente. Er bildet zudem das Zentrum der früheren Regierungen. Eindrückliche und farbenfrohe Gebäude laden zum Besuch ein. Emsiges Treiben, viele Tauben und schlafende Hunde wie auch einige Kühe teilen sich den Platz.

Danach fuhren wir an den westlichen Stadtrand um den „Affentempel“ Swayambhunath zu besichtigen. Auf einem Hügel gelegen hat man eine schöne Aussicht auf das Kathmandu Tal und die Stadt selber. Im Zentrum der Anlage ist eine Stupa, darum herum mehrere Tempel. Auch hier fielen mir die vielen verschlafenen und immer friedlichen Hunde auf. Niemand stört sie und so liegen sie auch mal mitten auf dem Weg. Auch ein paar wildlebende Affen, welche sich auch gerne von den Besuchern füttern lassen, sind zu bewundern.

Nun kämpfte sich unser Chauffeur quer durch die Stadt nach Osten. In Kathmandu gibt es keine Hauptstrassen und so schleicht man unter stetigem Gehupe und Drängeln im Schritttempo durch das Verkehrschaos. Unser nächster Stopp war Pashupatinath. Diese religiöse Stätte liegt am Fluss Bagmati. Hier werden täglich die Verstorbenen kremiert indem man die Leichen auf einem Holzstapel verbrennt. An beiden Ufern befinden sich wichtige Tempelanlagen. Von einer Terrasse am gegenüberliegenden Ufer kann man den Zeremonien aus diskreter Distanz beiwohnen. Für uns Westler ein beklemmendes Gefühl zu zuschauen.

Die Boudha Stupa ist eine der grössten ihrer Art. Eine tibetanische Gemeinschaft betreut die Anlage ringherum angelegte Geschäfte und Restaurants sind meist tibetanisch. In einem der Tempel wurden wir von den Mönchen traditionell gesegnet und bekamen einen Schal umgelegt der uns Glück bringen soll. Wir besichtigten eine Thanka Schule wo Studierende lernen die religiösen Bilder in wochen- ja zum Teil jahrelanger Arbeit zu erschaffen. Die oft riesigen Kunstwerke bestehen aus mikroskopisch kleinen Elementen, welche nur durch meditative Geduld erschafft werden können. Auf einer Dachterrasse genossen wir einmal mehr ein feines Essen bevor wir ins Hotel zurück gebracht wurden.

Nachdem wir uns etwas ausgeruht hatten, trafen wir uns um ins Stadtzentrum zu gehen. Im Pilgrins Book Store kaufte ich noch ein paar Landkarten und anschliessend assen wir zusammen im Kathmandu Guesthouse. Als wir uns gegen neun Uhr auf den Rückweg machten, schlossen die Läden langsam und aus vielen Bars tönte laute Live Musik.

Im Zimmer plauderten wir noch etwas und schliefen dann aber bald tief und fest.


Donnerstag 17.9.

Den heutigen Tag mussten wir noch „rumbringen“, denn der Flug nach Nepalganj, im südlichen Tiefland Nepal’s, startete erst um vier Uhr Nachmittags. So gingen Ross und ich nach dem Frühstück noch einmal in die Stadt. Im Tibet Guest House tranken wir später etwas und assen eine feine Suppe. Gegen zwei Uhr schlenderten wir ins Hotel zurück denn um viertel nach sollten wir abgeholt werden. Tilak brachte uns die Reisepässe mit allen notwendigen Visas und die Bewilligungen. Diese sollten wir dem vorausgereisten Guide mit einem grösseren Barbetrag zusammen übergeben. Am Inlandflugplatz ging alles etwas chaotisch von statten aber schliesslich starteten wir fast pünktlich mit einer 30-plätzigen Propellermaschine. Als wir die Reisehöhe erreicht hatten, sahen wir in der Ferne die 8000er aufragen. Unter uns die bewaldeten Berge, überall riesige Kumuluswolken und die eisriesen in der Distanz: Gewaltig!! Kurz nach sechs Uhr landeten wir im tropischen Nepalganj. Wie abgemacht wurden wir erwartet. Das Gepäck wurde in einen kleinen Bus verladen. Dieser brachte uns in die Stadt. Es herrschte auch hier eine riesige Betriebsamkeit. Kühe und Ziegen wurden elegant umfahren, Rischkas und Fussgänger „weggehupt“ In einem kleinen Hotel mit tropischem Garten bezogen wir die Zimmer. Um mich etwas abzukühlen, es war hier tropisch feucht und weit über dreissig Grad, genoss ich erst mal eine fast kalte Dusche. Um halb acht war das Nachtessen angesagt. Nebst den Hotelgästen war eine grössere Gruppe mit einem prominenten, lokalen Minister anwesend. Es schien dass das Hotel auch bei Einheimischen einen guten Ruf geniesst, das Essen war dann auch wirklich gut und die Nähe zu Indien unverkennbar. Als wir ins Zimmer zurückgingen war es dort trotz Klimaanlage fast 30°C warm. Zusammen mit den laufenden Ventilatoren war es aber durchaus erträglich.


Simikot Trekking

Freitag 18.9.

Um 5 Uhr 30 wurden wir geweckt, 6 Uhr Frühstück und dann gings auch schon zum Flughafen zurück. Die Flüge in die Berge müssen immer am frühen Morgen stattfinden, denn Wolken und Thermik lassen Nachmittagsflüge nicht zu.

Die Stadt war auch zu dieser frühen Stunde bereits voller Leben. Am Flughafen herrschte bei unserer Ankunft dichter Nebel. Unser Guide erwartete uns bereits und nach dem das Gepäck überprüft worden war, ging das grosse Warten einmal mehr los. Kurz nach 8 Uhr startete eine erste Maschine Richtung Simikot, unserem Ziel. Alle Passagiere waren Einheimische auf dem Weg zu einen Festival. Uns wurde gesagt, dass weitere Flüge geplant sind. Als die Maschine nach gut 2 h wieder zurück kam, wurde sie sofort wieder beladen, leider wieder ohne uns. Als dann die Maschine um die Mittagszeit erneut landete, wurden wir informiert, dass weitere Flüge wetterbedingt Heute nicht mehr stattfinden könnten. Das gab natürlich lange Gesichter, nicht nur bei unserer Gruppe. So blieb nichts anderes übrig als ins Hotel zurück zu fahren und auf Morgen zu hoffen. Wie wir erst später erfahren sollten sind wir noch mit einem blauen Auge davon gekommen, denn bis zwei Tage vor unserem Flug waren zwei Wochen gar keine Flüge durchgeführt worden. Daher natürlich auch der „Rückstau“ an Reisenden.

Beim Mittagessen trafen wir auf eine neue Reisegruppe welche auch Morgen nach Simikot fliegen soll. Mit dabei waren zwei Deutsche Frauen welche ich schon in Frankfurt beim Einchecken gesehen hatte und seither immer wieder begegnet war. Bangkok, Kathmandu und nun stellte sich heraus, dass sie dieselbe Tour wie ich geplant hatten, welch ein Zufall. Wir verplemperten den Nachmittag mit dösen, lesen und wuschen erst mal ein paar Wäschestücke, da wir hier genügend Wasser und Zeit dafür hatten. Da es Draussen so richtig feucht und heiss war, verspürten wir Beide wenig Lust in die Stadt zu gehen. Stattdessen ruhten wir uns aus und gingen erst zum Nachtessen ins Restaurant hinunter. Man hatte uns am Mittag schon gefragt, ob wir gerne chinesisch essen möchten. Das war dann auch echt gut und zudem mehr als genug. Nach dem Essen gingen wir bald zu Bett, denn Tagwache war auf 4 Uhr 30 angesagt um sicher zu stellen, dass wir zu den ersten am Flugplatz gehörten.


Samstag 19.9.

Wie abgemacht wurden wir zeitig geweckt und um 5 Uhr waren wir bereits beim Frühstück. Auch wenn auch zu so früher Stunde schon einiges los war in der Stadt, kam unser Taxi gut voran und wir erreichten den Flughafen noch bevor das Zugangstor geöffnet war. Nach ein paar Minuten konnten wir aber weiterfahren und wir waren dann auch die ersten beim Einchecken. Diesmal klappte alles und waren schon um 7 Uhr dreissig in der Luft. Die Twin Otter war bis auf den letzten Platz besetzt und unser Gepäck belegte die ersten beiden Sitzreihen. Da ich direkt dahinter sass, konnte ich den Piloten bei der Arbeit zusehen, denn eine Tür zum Cockpit gab es nicht. Erst flogen wir durch milchigen Nebel über niedere Berge, aber schon nach etwa 30 Minuten kam der Himalaya in Sicht. Die Berge wurden nun höher und das Flugzeug flog zwischen diesen hindurch, nur wenige Hundert Meter über Grund. Der Anflug von Simikot war ziemlich spektakulär, man hatte den Eindruck man lande mitten im Dorf (was schliesslich auch zutraf). Die kurze Lehm Landepiste bedingt, dass der Flieger sofort aufsetzt und so war die Landung etwas ruppig, wenn auch gekonnt. Durchstarten ginge nicht, denn am Ende der Landebahn befindet sich ein Erdwall und dahinter beginnt die Bergflanke anzusteigen.

In einem Guesthouse direkt oberhalb des Flugplatzes wurden wir in einem Zimmer einquartiert um die Vorbereitungen und Formalitäten abzuwarten. Das Humla Gebiet ganz im Nordwesten von Nepal ist ein Sperrgebiet und nur mit spezieller Bewilligung und mit einer Agentur zu besuchen. Man servierte uns Tee und Cookies. Anschliessend ging ich auf Erkundung ins Dorf. Wenn man bedenkt, dass alle Waren mit kleinen Flugzeugen oder 12 Tage Fussmarsch mit Maultieren hergebracht werden muss, war das Angebot beachtlich. Entlang der Hauptstrasse konnte man den Familien bei ihrem Tageswerk zusehen. Da wurde gewaschen, genäht, Kinder gebadet. Alle Bewohner waren freundlich und schenkten einem ein herzliches Lachen. Zurück im Guesthouse wurde ein warmes Mittagessen serviert. Arjun, der Koch, bewies zum ersten Mal was er konnte. Es gab würzigen Blumenkohl, Bratkartoffeln und warme, gefüllte Sandwiches. Anschliessend begann man die eingetroffenen Maultiere mit unserer Ausrüstung und Gepäck zu beladen und bald achten wir uns auf den Weg.

Erst mal galt es 300 Höhenmeter zu überwinden. Immer wieder hatte man eine eindrückliche Aussicht zurück auf Simikot mit der Landepiste mitten drin. Steil und steinig ging’s bergauf. Auf dem Pass steht ein Rasthaus und dann geht richtig steil bergab. Nach einer Stunde war der schwierigste Teil hinter uns und wir kamen an den ersten Häusern vorbei. Immer näher kamen wir dem Fluss Karnali welcher uns in den nächsten Tagen treuer Begleiter sein sollte. Bald folgte der Weg fast eben dem Fluss, etwa 100 Meter oberhalb, talaufwärts. Kurz vor dem Tagesziel holte uns unser Führer Bikesh ein. Bald kamen wir im Camp an. Eine schöne, grasbewachsene Terrasse unterhalb des Weges bietet eine schöne Aussicht über das Tal und zur Siedlung Dharapuri. Kurz nach uns trafen auch die Lasttiere ein und bald standen unsere Zelte. Eine Mutter brachte ihr Kleinkind vorbei, welches an einer bösen Infektion an der Ferse litt. Ross leistete so gut es ging medizinische Hilfe. Bald wurden wir zum Nachtessen gerufen. Einer würzigen Tomatensuppe folgte ein Gemüsecurry mit Linsen und Reis und zum Dessert gab es Schoggicreme mit Kirschen. Lange blieben wir nicht auf war es doch ein langer Tag gewesen.


Sonntag 20.9.

Die Temperatur war nur auf etwa 10°C gefallen, in Anbetracht dass wir uns auf über 2500 m.ü.M. befanden eigentlich mild. Viel geschlafen hatte ich aber nicht, denn wie meist am Anfang von Campingtrips, schlief ich sehr schlecht bis ich mich erst mal wieder daran gewohnt habe. Wir waren alle schon vor 6 Uhr auf den Beinen, denn wir wollten Heute einen Teil des „verlorenen“ Tags aufholen, indem wir noch etwa 2 ½ h über das ursprünglich geplante Etappenziel hinaus gehen wollte. Das hatte dann den zusätzlichen Vorteil, dass wir dadurch immer zwischen den üblichen Etappenorten übernachten würden und dadurch von den andern Gruppen auf der Route kaum etwas zu sehen bekamen. Als ersten wurde und ein Tee und eine Schale mit Warmwasser ans Zelt gebracht, ein übliche Geste der Begleitmannschft die wir aber zu schätzen wussten. Bald schon war auch das Frühstück bereit. Es gab Porrige mit Apfelstücken und Honig, dazu Toast mit Eieromeletts.

Sobald alles gepackt war, brachten die Führer ihre Maultiere ins Camp wo sie fachmännisch beladen wurden. Jeden Morgen war es ein Ritual die Gepäckstücke in der Hand zu wiegen um eine gleichmässige Lastverteilung zu sichern. Wir brachen etwa um 8 Uhr zusammen mit der Küchenmannschaft auf. Nebst dem Koch waren noch zwei Träger dabei welche die schwere Küchenausrüstung und die Lebensmittelvorräte in grossen Tagkörben transportierten. Im nahen Dorf sahen wir die grosse Trekkinggruppe wieder, bei welcher auch die beiden Deutschen Frauen mit dabei waren. Am Weg sammelte ein Dorfbewohner bei den Passanten Geld welches für den Bau einer Schule eingesetzt werden soll. Dann gings dem Tal des Kingali entlang, immer hoch und wieder runter. Mal war der Weg gut zu begehen, dann wieder steil und steinig. Früh morgens war es noch angenehm kühl, aber wie wir in die Sonne kamen wurde es warm. Nach einem schönen Wasserfall war der steile, in den Fels gehauene Weg mit Stufen ausgebaut. Ich staunte einmal mehr wie die Lasttiere die schwierigen Stellen mühelos meisterten.

Schon vor Mittag kamen wir bei einem Teehaus an und selbst unser Führer war erstaunt, dass die Küchencrew schon voll am Kochen war. Er hatte nämlich die Jungs ein gutes Stück weiter geschickt wo wir dann erst die Mittagspause hätten halten sollen. Nun so gab es halt einen frühen Mittagshalt. Im ersten Stock des Gebäudes wurden uns bald feine warme Sandwiches mit Salat serviert. Unsere Lasttiere hielten nur für etwa 10 Minuten damit die Führer schnell etwas essen konnten und dann ging es für sie weiter. Wir blieben etwa 1 ½ h und nahmen dann den verbleibenden Streckenteil unter die Füsse. Ein älterer Herr einer anderen Gruppe war schon jetzt fix und fertig als letzter angekommen und hatte sich eine Stunde ausgeruht. Wir holten ihn aber trotz seines Vorsprungs bald wieder ein. Der wird es sicher noch schwer haben wenn er jetzt, in noch nicht mal 3000 Metern, schon Mühe hatte. Bei Kermi, das wäre eigentlich unser gestriger Etappenhalt gewesen, hatten sich schon einige Gruppen zum Übernachten eingerichtet. Wir gingen nach einer kurzen Pause weiter. Der Weg stieg weiter dem Hang folgend an und wir waren nun mehrere Hundert Meter über dem Fluss. Durch schöne Föhrenwälder, es kam mir zum Teil vor wie im Wallis, stiegen wir an bis wir auf über 3100 m.ü.M. einen kleinen Pass erreichten. Hier lagerte bereits eine Gruppe von Trägern welche Waren aus Tibet auf dieser Route nach Nepal brachten. Wir stiegen nach kurzer Pause noch 250 Höhenmeter ab underreichten kurz vor fünf Uhr unser Camp. Dieses wurde direkt an einem Seitenfluss des Karnali in einem schönen Föhrenwald eingerichtet. Sobald die Zelte standen gingen nacheinander alle an den Fluss und genossen eine schöne, wenn auch eiskalte Körperwäsche. Bald gab es auch schon wieder einen Tee im Messezelt und gegen 7 Uhr wurden wir zum Nachtessen gerufen. Nach einer, wiederum hervorragenden Gemüsesuppe mit frischem Popcorn (?!) gab es feine, gefüllte Teigtaschen mit Kartoffelsalat. Alle waren ziemlich müde und so zogen wir uns bald in die Zelte zurück. Ich schrieb noch mein Tagebuch und schlief dann aber auch bald ein.


Montag 21.9.

Wieder war die Nacht recht mild gewesen und ich hatte zudem gut geschlafen. Als wir aufstanden war auf der Route schon ganz reger Verkehr. Wenn man bedenkt, dass die Lasttiere erst mal zusammengetrieben und dann beladen werden müssen, standen ihre Begleiter weit vor Sonnenaufgang auf. Da wir direkt bei der Hängebrücke über den Fluss campiert hatten, konnte ich beobachten wie Ziegenherden nach und nach über die Brücke getrieben wurden. Jedes der Tiere trug zwei Packsäcke mit je ein paar Kilogramm Himalaya Salz. Während dieses Salz in Europa gerade gross in Mode und entsprechend teuer ist, wird es hier als ganz normales Lebensmittel gehandelt. Nicht alle Ziegen wollten freiwillig über die wacklige Brücke mit ihren Gitterboden, da musste halt auch mal nachgeholfen werden.

Unser Weg führte erst mal schmal um eine Felsnase herum an den Karnali Fluss zurück. Ich hatte den Eindruck im Tessin unterwegs zu sein, nur dass hier nicht Kastanien sondern Föhren vorherrschen. Das übliche auf und ab brachte nach etwa 2 h nach Yalbung. Das wäre der eigentlich der Etappenort der letzten nach gewesen. Wir wanderten aber weiter bis Yangar. Von diesem Dorf folgten wir etwa 100 m über dem Fluss einer Bergflanke entlang. Als der Weg wieder Flussniveau erreichte, erwartete uns in einem schattigen Föhrenwald die Küchencrew mit einem gekochten, dreigängigen Mittagessen. Ich traute meinen Augen nicht als neben Spaghetti mit frischem Gemüse auch noch Pommes Frites mit Thon aufgetischt wurde.

Da wir ja Heute nochmal 1 ½ Tagesetappen auf dem Programm hatten, lagen noch etwa 3 h vor uns. Aus einer dunklen Wolke rieselte es für ein paar Minuten ein Sprühregen auf uns nieder, aber kaum der Rede wert und bald war der Spuk auch schon vorbei. Kurz vor Muchu überquerten wir den Karnali. Noch einmal ging es steil hoch bis zum Dorf. Ein Polizeiposten kontrollierte unser Trekkingpermits und dann war es noch eine halbe Stunde bis ins Camp. Auf einer Terrasse gelegen hatte man eine schöne Aussicht über das breite Tal mit seinem riesigen Flussbett. Bald war alles eingerichtet und Einheimische verkauften uns hier sogar Lhasa Bier und Softdrinks welche in einem Zweitagesmarsch von Tibet her herangeschafft worden war. Vor dem Nachtessen offerierte uns Gian-Carlo Trockenfleisch und Parmesan als Apéro. Heute gab es zum z’Nacht Pasta mit Tomatensauce und Käse, dazu chinesisches Gemüse. Ein zweites Bier hatte ich vorsorglich in den kalten Bach gestellt, so dass Gian-Carlo und ich uns noch eine Flasche kaltes Bier teilen konnten, welch ein Luxus. Mal sehen ob wir Morgen nicht schon ganz früh die Sonne im Camp haben, die Lage war auf jeden Fall günstig.


Dienstag 22.9.

Nun, mit der Sonne war Heute wieder nichts. Es war kein Berg im Weg, sondern der Himmel war leider bedeckt. Aber schon beim Packen taten sich erste blaue Löcher am Himmel auf. Dank der Bewölkung war die Temperatur nur gerade auf 17°C gefallen. Für den ersten grossen Aufstieg waren wir eigentlich über die Wolken ganz froh. Nach überqueren einer von der Helvetas Schweiz gebauten Hängebrücke ging es erst mal fast 2 h steil 500 Höhenmeter zu einem Pass hoch. Ich erreichte die Höhe kurz nach unserer Küchenmannschaft, auf meine Mitreisenden wartete ich dort fast ½ h. Nun, die Pause tat auch mir gut, war ich doch unterdessen auf über 3500 m.ü.M. angekommen. Danach folgte der Weg dem Hang entlang, sicher 400 m über dem Fluss. Allerdings nicht mehr der Karnali, denn dieser machte schon auf der Höhe unseres Übernachtungsplatz nach Norden verabschiedet. Wir werden den Fluss aber an der Grenze nach Tibet wieder antreffen. Schon vor 12 Uhr erreichten wir unseren Lunchplatz. An einem kleinen Bach auf einer Gras bewachsenen Terrasse liessen wir uns einmal mehr verwöhnen.

Immer höher kletterte der Pfad, zum Glück aber stetig, nicht zu steil. Bei Neu Yari erreichten wir 3800 m.ü.M., aber noch dauerte es eine gute Stunde bis zum heutigen Übernachtungsplatz. Langsam ansteigend auf einem breiten weg, hatte man eine gewaltige Aussicht ins tief unten liegende Tal, aber vor allem auch auf schneebedeckte Berggipfel. Wie üblich nahm der Wind nachmittags stetig zu und an exponierten Stellen bekam ich wegen des starken Gegenwinds kaum mehr Atem. Das Camp lag an der Stelle wo der Weg zum Pass hoch so richtig steil wurde. Zusammen mit einem der Maultierführer baute ich schon mal die Zelte auf bevor noch alle angekommen waren. Heute wurde es schnell kühl und so legten sich alle Vier vor dem Nachtessen ins Zelt um etwas zu entspannen. Diesmal gab es eine echte Überraschung denn unsere Mannschaft hatte anlässlich des heute beginnenden Festivals in Yari eine Ziege gekauft, welche uns nun zum Nachtessen serviert wurde. Bikesh informierte uns noch über die Symptome und Gefahren der Höhenkrankheit, denn langsam aber sicher kamen wir in Höhen wo es kritisch werden konnte. Unser Camp war Heute schon deutlich über 4000 m.ü.M. Bald nach dem Essen zogen wir uns in die Zelte zurück.


Mittwoch 23.9.

Da wir Gestern über 1000 m aufgestiegen waren, bestand das Risiko von der Höhenkrankheit befallen zu werden, aber niemand beklagte die typischen Symptome. Ross hatte vorbeugend ein Aspirin eingeworfen. Ich hatte allerdins nur schlecht geschlafen, war immer wieder aufgewacht.

Um sechs Uhr war es noch immer nur 4°C, doch die Sonne zeigte sich immer wieder und wärmte angenehm. Nach dem Packen ging es gleich mal ans Eingemachte. Eine erste Geländestufe von etwa 300 m musste auf dem steilen Pfad überwunden werden. So grad nach dem Aufbruch bringt einem das ganz schön ausser Atem. Bei Sip Sip erreicht man 4350 m.ü.M.. Von hier geht es auf einem steilen, rutschigen und dann auch noch seitlich abfallenden Weg Richtung Pass. Nach etwa 1 ½ h erreichten wir endlich den Pass Nara La (4620 m.ü.M.). So hoch war ich noch nie gewesen und in der Schweiz überragen nur wenig Berggipfel diese Höhe. Ein riesiges Steinmannli mit wehenden Gebetsfahnen markiert den Übergang. Die Aussicht hinüber nach Tibet war schlicht überwältigend. Nun mussten wir fast 1000 m absteigen. Meist folgten wir der neuen Piste welche aber erst teilweise fertiggestellt war. Gewaltige Erosionslandschaften und das tiefe Tal des Karnali beherrschten das Bild. Etwa 1 h vor unserem Etappenziel Hilsa machten wir Mittagsrast. Da es auf der ganzen Westseite des Passes kein Wasser gab, waren wir von der Küche mit einem Lunchpaket versorgt worden. Dann ging es noch einmal zünftig runter, das letzte Stück über einen sehr steilen, steinigen Pfad. In Hilsa gibt es keine vernünftige Campingmöglichkeiten uns so musste Bikesh etwas improvisieren. Am Rande des Dorfes schlugen wir schliesslich unsere Zelte auf, die Küche und der Essraum wurde in einem nahen Haus eingerichtet. Ich ging an den Fluss hinunter und wusch mir erst mal Staub und Schweiss von Körper und Haaren. Bei der Gelegenheit wusch ich auch noch gleich ein paar Kleidungsstücke. Heute hatte ich dann das erste Mal Zeit etwas zu lesen. Zwischendurch machte ich einen Spaziergang durchs Dorf. Es war offensichtlich, dass die Region Humla von hier aus versorgt wird, denn überall sah man Lasttiere die auf das Beladen mit Waren aus dem nahen Tibet warteten. Hilsa selbst ist aber auch ein sehr staubiges und schmutziges Dorf, einfach nur ein Durchgangsort. Das Nachtessen nahem wir in einem der Häuser ein und Gian-Carlo machte den Vorschlag in diesem Raum auch gleich zu übernachten. Kurzum wurde das Gepäck aus den Zelten geholt und im Ess-/Schlafsaal untergebracht. Da uns die Lasttierführer und die beiden Küchenträger hier verlassen würden, besprachen wir mit Bikesh die Trinkgeldsituation. 2000 Pupien sollte jeder der „Horseman“ erhalten, 3000 jeder Träger. Da die Horseman Morgen noch vor Sonnenaufgang aufbrechen wollten, übergaben wir ihnen das Trinkgeld nachdem wir alle gegessen hatten.


Kailah Trekking, Tibet

Donnerstag 24.9.

Ich hatte wieder nicht gut geschlafen, warum auch immer. Das Zimmer war zwar angenehm warm gewesen, aber auch recht staubig, so dass am Morgen alle verstopfte Nasen hatten. Nach dem Morgenessen machten wir uns bereit die Brücke nach Tibet zu überschreiten und auf das Auto umzusteigen. Dieses liess aber auf sich warten. Da aber Gian-Carlo ein chinesisches Handy hatte, rief er beim chinesischen Guide an um herauszufinden was los war. Es stellte sich heraus, dass der Landcruiser und der Truck an einer Militärkontrolle festhingen, da das Militär eine längere Besprechung einberufen hatte und so keine Fahrzeuge abgefertigt wurden.

Unsere Träger wollten sich auch auf den Heimweg machen und so verabschiedeten wir uns von ihnen nicht ohne auch ihnen ihr Trinkgeld überreicht zu haben. Das Trinkgeld entspricht als Faustregel ihrem von der Agentur schon bezahlen Lohn, ca. 6-8 US$/ Tag und Mann. Für uns gut zu verkraften, für sie in Anbetracht eines jährlichen Durchschnittseinkommens in Nepal von etwa 200 US$ ein beachtlicher Lohn (40 US$ für 5 Tage!).

Es war schon fast Mittag als sich der Guide endlich vom anderen Flussufer aus meldete. Wir gingen schon mal rüber, das Gepäck und die Ausrüstung wurde nachgebracht, wieder ein kleines Einkommen für die lokale Bevölkerung. Als ungeschriebenes Gesetzt lassen die Touroperators auf diese Weise auch immer wieder lokale Einwohner am Geschäft mit den Touris partizipieren. Wir wurden von den chinesischen Grenzbehörden durch einen englisch sprechenden Armeeoffizier sehr freundlich begrüsst, es zeigte sich aber schon jetzt, dass die Chinesisch Kenntnisse von Gian-Carlo und Juhoua uns einige Türen öffnen konnten. Erst mal wurde in einem Zelt unsere Körpertemperatur gemessen, eine Massnahme gegen die gerade aktuelle Schweinegrippe. Ross hatte tatsächlich leichte Temperatur, als pragmatische Lösung des Problems musste er die Messung nochmal vornehmen und irgendwie war dann gut. Danach wurde unsere Ausrüstung sehr oberflächlich kontrolliert, das war aber schon eher eine Alibiübung. Als dann alles verladen war, machen wir uns auf den Weg nach Purung, der ersten richtigen Ortschaft auf chinesischer Seite. Ein Polizist/Zollbeamter fuhr im Landcruiser mit zum Immigrationbüro in der Stadt. Die Landschaft war beeindruckend und die schneebedeckten Bergriesen im Hintergrund grandios.

Nun wurde ein Formular ausgefüllt und unser Handgepäck durch eine moderne Röntgenmaschine geschickt und gut wars. Die restliche Ausrüstung mit unserem Hauptgepäck musste schon nicht mal abgeladen werden, es ging eher darum uns durch die moderne, eingesetzte Technik zu beeindrucken.

Danach quartierten wir uns im Peacock Guesthouse ein. Da wir noch kein Mittagessen eingenommen hatten, holten wir das nun nach. Direkt neben der Hoteleinfahrt nahmen wir ein feines Essen ein, wieder Dank der Hilfe unserer chinesisch sprechenden Mitreisenden, denn ausser einer chinesischen Speisekarte und freundlichen Wirten gab es keine Möglichkeit zu erkennen was denn da alles feines, oder halt auch weniger feines, angeboten wurde. Für etwa 10 CHF assen alle vier eine Art Ravioli und eine riesige Schüssel Nudelsuppe mit Rindfleisch. Danach schlenderten wir durch die Stadt. Ich wechselte auf einer Bank noch Geld, gerade noch bevor sie schliessen wollten. Das war eine recht mühsame Prozedur, denn weder wollten sie CHF noch 10 US$ Scheine wechseln. Nicht möglich, war die Erklärung, nicht aber warum…. So wechselte ich halt erst mal 160 US$ in 20ern. Nach ein paar Besorgungen und einem Besuch des Fleisch- und Gemüsemarkts gingen wir ins Hotel zurück. Zum Nachtessen wollte uns unsere Küche versorgen, wir gingen aber in der Stadt essen so dass die Jungs einen freien Abend hatten.

In einem kleinen Séparée eines China Restaurants wurde uns das Essen serviert. Die Portionen waren zwar riesengross, das Essen aber eher mittelmässig.


Freitag 25.9.

Wir hatten es Heute nicht eilig, fuhren wir schliesslich nur 2 h nach Norden. Um 9 Uhr war Frühstück in der verlotterten, riesigen und Heute nicht mehr genutzten Essaal angesagt. Unsere eigene Crew musste das Morgenessen zubereiten, das Hotel bietet diesen Service nicht. Die Dusche hatten wir uns abschminken können, dann am Morgen gab es weder heisses noch kaltes Wasser. Überhaupt ist das Hotel alles andere als empfehlenswert, aber halt die einige Option im Ort). Aber wir alle freuten uns so wie so wieder in die freie Natur ziehen zu können.

Um 10 Uhr fuhren wir los, Richtung Lake Manosarovar. Die Landschaft war durchgehend sehr karg und kaum Anzeichen von Menschen waren zu sehen. Nach passieren eines kleinen Passes erblickten wir den Mount Kailash das erste Mal in der Ferne. Bald darauf kam auch der Lake Rakshastal ins Blickfeld. Dieser ist im Gegensatz zum benachbarten Lake Manosonovar salzhaltig, ein weitgehend unerklärtes Phänomen liegt doch nur ein flacher Hügelzug und kaum ein Kilometer dazwischen. Das tiefe Blau kontrastiert mit kargem Stein und dem schneebedeckten Mount Kailash in der Distanz. Beim Chiu Kloster bauten wir unser Camp direkt am See auf. Mir ging es zu diesem Zeitpunkt nicht sehr gut, denn ich hatte mir eine Magen-/Darmverstimmung aufgelesen, vermutlich das gestrige Nachtessen als Ursache. In dieser Höhe hat man in jeder Beziehung einfach sehr wenig Reserve, die kleinste Unstimmigkeit wirkt sich immer gleich viel extremer aus. So verbrachte ich einen Grossteil des Tages im Zelt und hatte auch kaum Appetit. Die Anderen gingen am Nachmittag ins nahe Dorf wo sie in einer gefassten, warmen Quelle badeten und Wäsche wuschen. Dieser Tag war zwar als Ruhetag und zur weiteren Akklimatisierung eingeplant, und Bikesh wollte mich richtigerweise motivieren mich zu bewegen, ein Spaziergang am See was immer. Das hilft auf jeden Fall die Akklimatisierung weiter zu optimieren. Immerhin lag der See auf 4200 m.ü.M. Auch beim Nachtessen nahm ich einzig etwas Suppe zu mir. Da es bald auch recht kalt wurde, zogen sich nach dem Essen alle ins Zelt zurück.


Samstag 26.9.

Ross hatte schon die ganze Nacht stark gehustet und gegen 5 Uhr bemerkte ich, dass es ihn sehr schlecht ging. Ich holte Bikesh aus den Federn und er meinte dass Ross Wasser in der Lunge hatte, eines der kritischeren Symptome der Höhenkrankheit. Er konnte aber schliesslich doch wieder einschlafen. Ein häufiges Symptom ist auch dass man aufwacht und den Eindruck hat ersticken zu müssen. Ein paar tiefe und bewusste Atemzüge und es ist wieder alles OK. Grund dafür ist, dass der automatisierte Atemrhythmus sich noch nicht auf den verminderten Sauerstoffgehalt der Luft eingestellt hat und es im Schlaf zu einer Unterversorgung kommt. Eigentlich unkritisch denn wenn es knapp wird erwacht man und kann dann auf „manuelle Steuerung“ umstellen, aber halt beklemmend. Ich habe das zum Glück nie erlebt, generell ging mein Körper mit der Höhe recht gut um. Aber die Höhenkrankheit ist ein allgegenwärtiges Thema und auch Bikesh machte immer wieder klar, dass wir aufmerksam sein sollen, sei es durch beobachten des eigenen Körpers, aber noch wichtiger die Beobachtung der Partner, denn viele Anzeichen werden von aussen besser bemerkt, als einer selbst die Situation beurteilen kann. Um 9 Uhr als die Sonne schon warm auf Zelt brannte, standen wir auf. Nach einigen Diskussionen wurde beschlossen, mit Ross nach Darchem ins Spital zu fahren um abzuklären was für ihn am besten ist. Eigentlich müsste er so schnell wie möglich in tiefere Regionen gebracht werden aber der tiefste Punkt im sehr weiten Umkreis war Hilsa, der nepalesische Grenzort, aber der lag gerade mal 400 Höhenmeter tiefer!! r ging es unterdessen wieder ganz gut, zum Glück. Das Problem ist, dass in dieser Höhe die kleinste Schwäche, und wenn es nur eine Magenverstimmung ist, viel grössere Auswirkungen hat. So blieb ich im Camp und genoss das zunehmend warme Wetter. Es war in der Nacht gut unter Null gewesen und im Waschbecken der Küche hatte sich etwa 1 cm dickes Eis gebildet. Aber die Sonne war noch immer recht kräftig und wenn der Wind nur schwach wehte war es angenehm warm, und das in 4500 m.ü.M.!! Als Gian-Carlo schliesslich wieder von seinem Spaziergang zurück kam assen wir ein verspätetes Mittagessen und liessen uns anschliessend ins nahe Kloster Chiu fahren. Dieses ist etwas enttäuschend die Aussicht vom Hügel hingegen umso eindrücklicher. Danach gingen wir alle Drei zur warmen Quelle hinunter und so kam ich auch noch in den Genuss eines heissen Bades. In mit Plastikfolie ausgekleideten, grossen Holzbottichen geniesst man ein Sitzbad und kann sich so gemütlich waschen. Die Wassertemperatur beträgt etwa 40°C und man braucht einen Moment um sich daran zu gewöhnen. Zum Camp zurück gingen wir zu Fussund ich merkte, dass ich schon wieder an Energie gewonnen hatte. Ausser uns ist Heute noch ein weiteres Team am See eingetroffen. Der nunmehr einzige Gast der Gruppe war auch ein Schweizer. Wir hatten ihn und seinen älteren Kumpel schon ein paar Mal begegnet. Der Ältere musste aber schon am Nara La kapitulieren und nach Simikot zurückkehren, da er der Belastung nicht gewachsen war.

Auch Heute wurde es schon um 9 Uhr empfindlich kalt, sa dass man froh war in den warmen Schlafsack kriechen zu können.


Sonntag 27.9.

Heute mussten wir uns wieder nicht beeilen, denn es ging nur in einer guten Stunde Fahrt nach Darchen. Durch karge Landschaft ging es über einen flachen Pass. Danach führte die Teerstrasse über eine Hochebene nach Darchen. Der schmutzige Ort ist voller Abfälle, aber halt auch der Ausgangspunkt für die Kora, so wird die Pilgerroute um den Mount Kailash genannt. Wir besuchten erst mal Ross welcher ja im Guesthouse direkt neben dem Spital einquartiert worden war. Ihm ging es nach wie vor gar nicht gut, er ass kaum und hing seit Gestern permanent an einem Glukosetropf. Auch wir bezogen hier unsere Zimmer. Ich teilte mein Zimmer mit Daniel, dem Schweizer aus Allschwil. Am Nachmittag gingen wir zu Fuss in den Ort zurück um uns die Füsse etwas zu vertreten. Wirklich kein Ort zum bleiben. Überall Abfall, streunende Hunde und staubige, löchrige Strassen. In einem innen doch recht gemütlichen Restaurant tranken wir etwas bevor wir ins Guesthous zurück gingen. Als wir zurück kamen war man dabei, Ross in den Landcruiser zu verladen um in sofort nach Purang hinunter zu bringen. Seine Symptome waren noch einmal stärker geworden, so dass eine Überführung in tiefere Regionen dringenst notwenig geworden war. Danach ging es darum alles notwedige in die Wege zu leiten, denn ein grosses Problem war, dass im Spital Purang niemand englisch sprach. Der Plan war der, dass man Ross so schnell wie möglich mit dem Heli nach Kathmandu ausfliegen wollte. In Tibet gab es keine solche Möglichkeit und so musste der Heli in 6 Flugstunden nach Hilsa an die Grenze fliegen um ihn dort aufzunehmen. Erst musste man aber versuchen in zu stabilisieren, denn Heute konnte der Flug noch nicht stattfinden, zu spät, zu weit.

Wir hatten ein spätes Nachtessen im Esssaal des Guesthauses, versorgt aber durch unsere eigene Küchencrew.

Montag 28.9.

Daniel hatte nicht gut geschlafen und auch ich hatte eine ehrer durchzogene Nacht. Um 8 Uhr brachte uns Bikesh den „Wake-Up Tea“ und um 9 war Morgenessen angesagt. Bis alles auf unserem LKW verladen war und wir starten konnten war es schon gut nach 10 Uhr. Langsam hoppelte der Truck zum Ausgangspunkt unserer Wanderung um den Mount Kailash. Hier erwarteten uns auch die vier Yaks mit ihrem Führer. Sie werden unsere reduzierte Ausrüstung transportieren. Wie schon in Darchen lungerten überall wilde Hunde umher. Viele sind verletzt, verlaust und ungepflegt, aber einzelne sind Prachtstiere. Diese Hunde gelten als problematisch, einerseits als Krankheitsträger, aber es gab auch schon Angriffe auf Menschen zum Teil mit erheblichen Folgen.

Wir marschierten schon mal los, während die Lasttiere beladen wurden. Sie würden uns bald einholen, wenn sie erst mal losgingen. Bikesh kam mit uns und ermahnte uns immer wieder: „Slooowly, slooowly!!“ Aarjun ging zusammen mit dem „Yak-Man“. Ganz sachte steigend folgten wir dem breiten Tal nach Norden. Ab und zu stieg der Weg etwas an, wurde aber nie steil. Immer wieder hatte man eine Aussicht auf die Westflanke des Mount Kailash. Nach gut drei Stunden machten wir bei einem Teehaus, besser –Zelt, Mittagsrast. Zum mitgebrachten Pic-Nic tranken wir Tee. Ein prächtiger Hirtenhund sprang mir ins Auge, ein riesiges und gesundes Tier.

Danach ging es weiter Tal aufwärts. Am gegenüberliegenden Flussufer sahen wir Murmeltiere davon rennen, da sich ein ganzes Rudel Hunde näherte. Bald kam auch das Kloster Dira Phug auf der anderen Talseite in Sicht. Dabei handelt es sich um ein schmuckloses, rotes Gebäude welches aber grosszügig mit farbigen Gebetsfahnen geschmückt war. Direkt gegenüber befindet sich ein Teehaus. Hier hätte eigentlich der Yak-Man auf uns warten sollen, denn ganz in der Nähe sollte das Camp aufgebaut werden. Es war aber weit und breit niemand unseres Teams zu sehen. Bikesh ging weiter um zu schauen wo sie stecken, während wir beim Teehaus warteten. Gian-Carlo machte den Vorschlag, hier anstelle des Zeltes über Nacht ein Zimmer zu nehmen. Die einfachen Mehrbettzimmer kosten etwa 6 CHF pro Bett. Sie bieten zwar nicht den geringsten Luxus, aber man ist geschützt vor Wind und Wetter, in über 5000 m ein grosser Vorteil. Bikesh hatte den Yak-Man weit voraus schliesslich gefunden. Er hatte die Tiere schon entladen und so entschloss er sich mit Arjun die wichtigste Ausrüstung zurück zu holen, da es kaum sinnvoll war die Tiere wieder einzufangen und nochmal zu beladen. Vom Zimmer aus hatte wir übrigens eine schöne Aussicht auf die Nordseite des Mount Kailash. Sechsmal machte Bikesh die Runde bevor alles notwendige Material bei uns zurück war. Eine unglaubliche Leistung, handelt es sich doch immerhin um die Lasten von vier Yaks und für einen Weg hätten wir mindestens 20 Minuten benötigt. Er machte das im Laufschritt mit 30-40 Kilogramm auf dem Buckel.

Das Nachtessen nahmen wir im Zimmer von Gian-Carlo, welches direkt neben dem Küchenraum war, ein. Ich hatte Appetit auf die Suppe, aber das Gemüsecurry war mir zu scharf und auch am Reis knabberte ich nur unlustig. Dann wollte ich eigentlich nur noch in den warmen Schlafsack.


Dienstag 29.9.

Heute hatten wir den 5650 m hohen Dolma La Pass vor uns, die sicher grösste Herausforderung der Tour. Schon vor Sonnenaufgang waren wir auf und machten uns gegen 9 Uhr auf die Socken wir hatten auf über 5000 m geschlafen und nun stieg der Weg stetig an. Schon vor der ersten Steilstufe hatten uns die Yaks eingeholt. An einem Ort mit dem Namen Shiva-tsal haben die Pilger tausende von Kleidungsstücken als Opfergabe hinterlassen. Zum Teil liegen diese einfach so rum oder aber man hatte sie Steinen übergezogen. Noch eine weitere Geländestufe galt es zu überwinden bevor es dann endgültig direkt und steil zum Pass hoch ging. Wie Schnecken bewegten wir uns nun und mussten trotzdem immer wieder kurze Pausen einlegen. Besonders Gian-Carlo hatte Heute Mühe, nicht zuletzt auch weil im das Morgenessen auf dem Magen lag. Bei einem speziellen Stein, dem Sin Testing Rock, musste man versuchen mit dem Finger bei geschlossenen Augen ein kleines Loch zu treffen. Keiner schaffte und so mussten wir akzeptieren das von uns keiner ein wirklich guter Mensch ist. Die Legende sagt nämlich, dass der von Sünden freie Mensch das Loch mit geschlossenen Augen trifft. ;-)

Nach 4 h erreichten wir den Dolma La. Hunderttausende von Gebetsfahnen, meterdick unterdessen, flatterten im Wind. Der Pass gehört zu den bedeutendsten Orte sowohl in der buddhistischen wie auch hinduistischen Religion. Im Namen von unserem kranken Mitreisenden Ross deponierten wir einige Kleinigkeiten, welche eigentlich er für gläubige Freunde hätte anbringen sollen. Nach einer Rast begannen wir den steilen und langen Abstieg ins Tal. Bald kam der See Gauri Kund in Sicht. Der Weg führt aber nicht direkt daran entlang sondern bleibt auf der Höhe. Nach einer kleinen Ebene ging es dann sehr steil und steinig hinunter bis wir nach etwa 1 ½ h auf der Ebene des Talbodens ankamen. Da Gian-Carlo zunehmend langsamer geworden war und immer häufiger auch ausruhen musste, setzten wir die Tour nach nur einer kurzen Pause, es war unterdessen schon nach 16 Uhr, wieder fort. Bikesh schätzte, dass wir mit diesem Tempo erst gegen 20 Uhr an unserem Etappenort eintreffen würden. Da ich mich fit fühlte, machten wir ab, dass ich mit meinem Tempo selbstständig voraus gehen würde.

Der Weg war meist eben und gut zu begehen. Er folgte im Tal dem Fluss entlang talwärts. Erst blieb ich am linken Ufer, wechselte dann aber auf die rechte Seite zurück. Nur einer einer Stelle sah man, nun die Ostflanke, des Mount Kailash, ansonsten blieb er hinter vorgelagerten Bergrücken verborgen. Nach etwa 2 h erreichte ich eine Biegung im Tal. Von da waren es dann noch etwa 30 Minuten bis zum Ziel beim Kloster Zutul-puk wo wir wiederum in einem nahen Teahouse ein Zimmer bezogen. Kurz vor der Ankunft sah ich noch eine ganze Kolonie Murmeltiere, welche hier auf knapp 5000 m überlebten. Als ich um halb Sieben eintraf, waren Arjun und der Yakman auch erst seit 15 Minuten angekommen gewesen. Bald hatte ich einen heissen Kaffee in der Hand und konnte mich vom harten und langen Tag erholen. Ich hatte die Strecke eigentlich gut überstanden, obschon ich nun schon fast 10 h, mit nur kurzen Pausen, unterwegs gewesen war.

Erst gegen Acht, wie von Bikesh vorausgesagt, kamen die Anderen auch an, Gian-Carlo auf einem Yak reitend. Er war so fertig gewesen, dass ihm Bikesh bei einer anderen Wandergruppe ein Reittier besorgen musste um so die letzten paar Kilometer bewältigen zu können. Gian-Carlo wollte dann auch sofort zu Bett um sich aufzuwärmen und sich zu erholen. Für Juha und mich kochte Arjun eine Suppe und Spaghetti welche wir im gut beheizten Teahouse einnahmen. Nach dem Essen plauderte ich noch mit Bikesh und Arjun ging dann aber auch bald mal in die Heia.


Mittwoch 30.9.

Erst als es schon hell war draussen brachte uns Bikesh den Wak-Up Tea ans Bett. Gian-Carlo ging es nach einer erholsamen Nacht wieder sehr gut. Noch bevor die Sonne uns erreichte, waren die Yaks beladen und mit den ersten Sonnenstrahlen nahmen wir die letzten Kilometer der Kora in Angriff. Wir waren im Zimmer gut aufgehoben gewesen, denn draussen war die Temperatur auf etwa -10°C gefallen in der Nacht. Nun aber wurde es schnell angenehm warm und die Wanderung dem Tal entlang war ein Genuss. Ich folgte zusammen mit Arjun unseren Lasttieren. Der „Yakman“ sang immer wieder und mit kräftiger Stimmen tibetanische Lieder und es war spannend die Yaks mal bei der Arbeit zu beobachten. Es sind extrem sensible aber auch sehr eigenwillige Tiere, welche mit viel Sachverstand geführt werden müssen. Aber die Geländegängigkeit der kurzbeinigen Viecher ist schier unglaublich. So laufen sie lieber nebeneinander auf dem zum Teil schmalen Pfad, was mit sich bringt dass alle bis auf ein zwei Tiere über, unter oder neben dem Weg querbeet laufen.

Nach knapp 2 h gelangten wir ans Ende des Tales welches sich nun in die weite Hochebene öffnete. Hier warteten unser Toyota und auch der Truck schon auf uns. Nachdem alle da und die Ausrüstung verladen waren, fuhren wir nochmals nach Darchen hinein um die Spitalrechnung von Ross zu begleichen. Er war übrigens tags zuvor nach Kathmandu geflogen worden und lag nun dort im Spital. Wir assen noch bei einem Chinesen zu Mittag und fuhren dann Richtung Übernachtungsplatz.

Bald wurde die Teerstrasse von einer Piste abgelöst. Diese noch im Bau befindliche Trasse wird bald einmal asphaltiert werden und man rechnet, dass bis etwa 2012 durchgehend bis Lhasa eine Teerstrasse existieren wird. Wundern würde mich das überhaupt nicht, im Gegenteil. Bikesh erzählte uns, dass nur sechs Monate zuvor die ganze Strecke Richtung Lhasa, das sind doch einige Hundert Kilometer, noch „strictly 4x4 only“ war mit tiefen Flussdurchquerungen und anspruchsvollen Pisten. Heute war die 15 m breite Strassenführung schon weitgehend erstellt, es fehlen eigentlich nur noch Kunstbauten und der Teerbelag. Alle paar Dutzend Kilometer kommt man an Baucamps vorbei. Von diesen aus wird jeweils in beide Richtungen in den Sommermonaten mit Hochdruck gearbeitet.

Am Ostufer des Lake Manasarovar richteten wir unser Camp ein. Schön an einem Bach gelegen auf grasigem Grund, genossen wir den Nachmittag bei angenehmer Wärme und auch kaum Wind, sehr aussergewöhnlich wie uns Bikesh erklärte. Wie wir erst später erfahren sollten, fiel nur wenige Tage später auf dem Dolma La Pass über ein halber Meter Schnee und auch die Strassen durchs tibetanische Hochland waren kaum noch passierbar. Das Toilettenzelt wandelte ich kurzfristig in eine Duschkabine um indem ich mit Holzlatten einen Rost baute und dann in der Küche heisses Wasser besorgte. So konnte ich nach den Tagen in den Bergen wieder mal den Staub und Schweiss vom Körper waschen. Ich wusch auch gleich noch etwas Wäsche und kümmerte mich dann um das Tagebuch. Lustig war übrigens ein zahmes Schaf, welches durchs Camp streifte. Es liess sich ohne weiteres streicheln und wenn ihm die streunenden Hunde zu nah kamen, wusste es sich durchaus durchzusetzen. Direkt am Seeufer entdeckte ich bei einem Spaziergang noch eine Kolonie Nagetiere, ähnlich wie Präriehunde, wenn auch nicht so gross

Obschon es recht warm gewesen war, kühlte es schnell ab sobald die Sonne am Horizont verschwand. So gingen wir wie meist schon bald nach dem Essen ins Bett.


Tibet

Donnerstag 1.10.

Es war ja eigentlich voraussehbar gewesen, dass die Hunde ein Konzert geben könnten. Da wir im Zelt schliefen und die Hunde, ein gutes Dutzend, um unsere Zelte herum streunten, bellten sie halt auch direkt hinter der dünnen Stoffwand. Da halfen nicht mal mehr Ohrstöpsel. Nun, einmal mehr war es nicht eine optimale Nachtruhe gewesen, jetz wo ich mich gut an die Höhe angepasst hatte.

Kurz nach 10 Uhr fuhren wir auf der Hauptpiste weiter Richtung Osten. Im Prinzip fährt man permanent in oder neben der Strassenbaustelle. Immer wieder konnte man die neue, breite Trassee nutzen um dann aber bei jeder zukünftigen, noch nicht fertig gestellten Wasserdurchführung wieder umfahren zu müssen. Erstaunlich viele Wildtiere sahen wir von der Strasse aus: Gazellen, Antilopen und Wildesel, aber auch viele Vögel.

Nach dem Salz See Gung Gyu stieg die Strasse an um bei 5200 m.ü.M. den Mayun La zu erreichen. In der Gegend sahen wir auch unzählige Schaf- und Yakherden, tausende von Tieren am weiden. Beim ersten und auch einzigen Teezelt hielten wir Mittagsrast. Eine Ortschaft oder andere menschliche Behausungen hatten wir bis dahin nicht angetroffen. Wir bestellten Instannudeln, viel Auswahl gab es eh nicht. Unser Truck erreichte uns etwa ½ h nach unserer Ankunft. Da wir kurz nach der Weiterfahrt einen Checkpoint erreichten, bleiben die Fahrzeuge nun beisammen. Die Tagesetappe zog sich in die Länge und so erreichten Baryang erst nach 18:30 Uhr. Wir mussten in diesem staubigen Kaff zwangläufig übernachten, da unsere Fahrer wie auch der tibetanische Führer nicht für Camping eingerichtet waren und auch auf keinen Fall dafür zu begeistern gewesen wären. Eine Campingmöglichkeit mit Unterkunftsmöglichkeit für die Chinesen war aber weit und breit nicht aufzufinden. In einem primitiven Hotel kamen wir schliesslich unter. Vier Betten und eine Glühbirne war die einzige Einrichtung. Der Hammer waren aber die Toiletten: In einer offenen Plattform auf dem Dach waren im Boden nebeneinander drei Schlitze im Boden eingelassen über welche man sich niederkauern konnte und sein Geschäft ins Parterre fallen lassen konnte. Dabei konnte man die weite Aussicht über die Stadt bis hin zu den fernen 8000er geniessen oder bei genügend Betrieb auch mit dem Nachbar gleich daneben plaudern. Das Frauen WC war übrigens auf derselben Plattform, aber diskret mit einer gut einen Meter hohen Mauer von der Herrenseite abgetrennt.

Gian-Carlo und ich gingen mal in die Stadt um ein passendes Restaurant fürs Nachtessen zu finden. Viel Auswahl hatte man auch da nicht, aber wir fanden schliesslich etwas ganz ansprechendes. Wir luden Bikesh und Arjun ein, so dass sie unter diesen Umständen die Küche gar nicht erst eröffnen mussten. So richtig wohl war es ihnen nicht dabei von uns eingeladen zu werden, schliesslich war es ihr Job sich um unsere Verpflegung zu sorgen. Wir wurden nicht enttäuscht, das Essen war wirklich super und die Wirtleute wie auch die anderen Gäste waren freundlich und an uns interessiert. Gian-Carlo und Juha waren uns Anderen mit ihren Sprachkenntnissen und ihrem Wissen um die chinesische Küche eine grosse Hilfe.


Freitag 2.10.

Der Tag fing gar nicht gut an. Direkt vor unserem Zimmer liess einer seinen LKW warmlaufen, so dass Qualm und Dieselabgase in unser Zimmer eindrangen. Ich intervenierte freundlich, der Fahrer liess sich aber nicht dazu bringen den Motor abzustellen oder auch nur das Fahrzeug etwas vorzuziehen. Gian-Carlo wurde nun, wie ein typischer Chinese, deutlich und als ich kurzerhand den Zündschlüssel drehte, eskalierte das Ganze zum lauten Streit. Unser tibetanischer Guide war uns in dieser wie auch in allen anderen Situationen keine Hilfe. Im Gegenteil wir ertappten ihn immer wieder dabei wie er uns zu seinem Vorteil bescheissen wollte. Auch dann konnten nur unsere chinesisch sprechenden Mitreisenden helfen, denn auch Bikesh und Arjun sprachen kein Chinesisch. Zum Morgenessen gingen wir ins selbe Restaurant zurück, so dass unsere Jungs auch am Morgen frei hatten. Während die beiden „Chinesen“ ein chinesisches Frühstück mit Suppe und Nudeln bestellten, begnügte ich mich mit einem Eieromelett.

Kurz nach zehn waren wir wieder auf der Piste. Am Anfang hatten wir immer wieder Sanddünen an der Strecke zu sehen. Mit einem See und Schneebergen im Hintergrund, bildeten sie eine eindrückliche Kulisse. Bald schon erklommen wir wieder einen Pass. Bei der einzigen Tankstelle an diesem Tag, eigentlich der ersten seit wir den Lake Manasanovar verlassen haben, füllte unser Fahrer Benzin nach. Von dort hatte man eine Aussicht auf die Nordseite des Daulaghiri. Im weiteren Verlauf folgten wir nun dem Bramaputra Fluss bis sich die Strasse im Anstieg zu einem weiteren Pass wieder davon entfernte. Wir kamen wegen der Strassenbaustelle nur langsam voran, immer wieder mussten wir eine Umfahrung nehmen, welche oft voll mit Bulldust waren. Die Landschaft blieb aber abwechslungsreich. Mal fuhren wir in einem engen Flusstal, dann säumten wieder schön gefärbte Berge die Strecke, oft sah man schneebedeckte Bergspitzen in der Ferne. Auf einem der Pässe begegneten wir Beatrice und Werner auf Mountain Bikes. Das Zweierteam war seit Nepal ziemlich auf derselben Route wie wir unterwegs, dabei war Beatrice die professionelle Führerin, Werner ihr einziger Kunde.

In Saga endlich eingetroffen, stiegen wir im besten Hotel der Stadt ab, dem Saga Hotel. Für etwa 50 CHF pro Person versprach man uns eine warme Dusche und komfortable Zimmer. Es dauerte noch eine geraume Zeit bis unser Truck mit dem Gepäck eintraf. Ich schlenderte durch die lebhafte Stadt, die erste übrigens seit Purang bei der Ankunft in Tibet. Yuha und Gian-Carlo wollten nicht bis 8 Uhr warten (erst ab dann sollte es warmes Wasser geben) und liessen sich beim Coiffeur schon mal die Haare waschen. Unterdessen waren auch Beatrice und Werner eingetroffen, sie fahren aber nur teilweise auf dem Fahrrad und lassen sich zwischendurch immer wieder vom Begleitauto aufnehmen. Wir verabredeten uns zum Nachtessen. Wieder überliessen wir die Wahl von Restaurant und Menü Juha. Sie hatte gar am Nachmittag eine Anzahlung für eine spezielle Hühnersuppe geleistet, eine Spezialität welche man in China nur noch selten bekommt, wie sie uns erklärte. Das war dann auch der erste Gang, hervorragend wie der ganze Rest. Beim Huhne handelte es sich übrigens um ein Geflügel welches eine fast schwarze Haut hat, sieht etwas speziell aus, schmeckt aber sehr gut. Bevor ich zu Bett ging nahm ich noch eine heisse Dusche, ja das Wasser war nun tatsächlich heiss, denn ich wollte nicht dass es, wie in Purang, Morgens dann wieder kalt war.


Samstag 3.10.

Bikesh hatte vorausgesagt, dass es eine lange Fahrt werden würde, deshalb war Frühstück um 8 Uhr, Abfahrt 9 Uhr geplant. Alles klappte eigentlich zeitgemäss trotz der frühen Stunde nur unser lieber chinesischer Führer Pasang war nicht zeitig bereit. So zögerte sich die Abfahrt wegen ihm die Abfahrt bis gegen 10 Uhr hinaus. Ausserhalb der Stadt passierten wir einen Checkpoint und danach führte eine Piste in die Berge. Nachdem wir zwei Pässe überquert hatten, kamen wir zu einem Salzsee welcher bereits teilweise zugefroren war. Die Gegend war kaum besiedelt und nur ganz vereinzelt sah man einige Herde. Alsdann bogen wir von der Hauptpiste nach Osten ab. Hier wurde wieder gebaut, so dass wir nur langsam voran kamen. An einer Stelle, kurz vor dem Pekhu See, wurden wir wieder mal umgeleitet. Unser Fahrer hatte die Anweisungen aber irgendwie falsch verstanden und so fuhren wir auf einer schmalen Piste bis an den See hinunter bis er merkte, dass wir falsch sind. So fuhren wir mit Umwegen, beim „Abkürzen“ querfeldein verfranste es sich erst recht, zur Baustelle zurück und fädelten nun in die richtige Umfahrung ein. Es geht doch nichts über ortkundige Fahrer. Durch unsere Verzögerungen hatte uns unser Truck schon fast wieder eingeholt und als wir noch die Aussicht auf den See genossen, überholte uns das Begleitteam hupend.

Das Wetter brachte Heute generell bedeckten Himmel und die Sonne zeigte sich nur jeweils für ein paar wenige Minuten wenn sich mal wieder ein blaues Loch am Himmel auftat. So sahen wir den Shisha Pangma, dem einzigen vollständig auf chinesischem Territorium liegenden 8000er, leider nicht. Nur einige an seinem Fuss auslaufenden Gletscher liessen seine Position vermuten. Die wurde nun zusehends ruppiger und die Fahrgeschwindigkeit überstieg selten das 50 Km/h Limit und das obschon die Piste breit uns schnurgerade verlief. Nach etwa 4 h Fahrt erreichten wir den geteerten Friendship Highway, die Hauptverbindung von Nepal nach Lhasa. Noch einmal stieg die Strasse auf über 5000 m.ü.M. an bevor sie endgültig und stetig in tiefere Regionen führte. Kurz vor Nyalam warteten wir auf den Truck. Pasang wollte uns weismachen, dass die Strasse weiter unten erst ab 19 Uhr wieder offen sei und wir deshalb in Nylam übernachten und morgens um 6 Uhr weiterfahren sollten. Das machte uns keinen Sinn, kamen uns doch laufend Landcruiser, offensichtlich von Nepal herkommend, entgegen. Wir forderten ihn daher auf, mit uns weiter zu fahren, denn wir vermuteten, dass er wieder mal aus persönlichen Gründen uns eine Räubergeschichte aufgetischt hatte.

Nach Nylam nahm die Vegetation stetig zu. Erst nur Büsche, dann einzelne Bäume uns schon bald war der Bewuchs sehr dicht mit Nadelbäumen, Farnen und Bambus. Das tat unseren Augen gut nach fast zwei Wochen nur Steinen. Entlang einer spektakulären Schlucht führte die Strasse südwärts. Immer wieder liessen wir den Fahrer für Fotostopps anhalten. Dann erreichten wir die besagte Baustelle und wie wir ankamen wurde der talwärts fahrende Verkehr durch gewunken. Auf gut 200 m war im Sommer abgerutscht und man war nun dran den Hang zu stabilisieren und die Strasse wieder in Stand zu stellen. Daher war der Verkehr alternierend geregelt und von einer Vollsperrung war keine Rede.

In Zhangme bezogen wir im Sherpa Hotel unsere Zimmer. Ich hatte dabei das Glück eines mit super Aussicht ins Tal, Richtung Grenze zu Nepal, zugeteilt zu bekommen. Zu fünft gingen wir anschliessend zum Nachtessen. Etwas weiter oben in der Stadt empfahl und Bikesh ein Restaurant welches als Terrasse hoch über der Strasse gelegen war. Da es sich auch hier um ein typisch chinesisches Restaurant handelte, überliessen wir die Auswahl einmal mehr Yuha. Als wir die Portionengrösse auf den Nachbartischen sahen, empfahlen wir ihr einige der bestellten Gänge wieder zu anullieren. Trotzdem schafften wir es nicht, alles aufzuessen.

Zurück im Hotel genossen wir einen Schoggikuchen, welchen Arjun schon Gestern für uns gebacken hatte. Auf dem Gasbrenner bäckt er Kuchen indem er diesen in einem doppelwandigen Alugefäss gegen zu extreme Hitze schützt und so eine gleichmässige Temperatur erreicht.


Nepal

Sonntag 4.10.

Ich hatte wunderbar geschlafen und musste auch nie auf in der Nacht, man merkte, dass wir wieder auf „nur“ 2500 m hoch übernachtet hatten. Über 2500 m hatten wir Gestern in kurzer Zeit an Höhe verloren. Als Frühstück diente uns ein Kaffee und schon bald fuhren wir die verbleibenden paar Kehren zur Friendship Bridge hinunter. Der Zoll öffnete erst um zehn Uhr und wir mussten uns daher noch etwas gedulden. Die ganze Ausrüstung wurde nun entladen. Immer mehr Leute begannen sich vor der Grenzstation zu sammeln und es zeigte sich, dass es sich das frühe Erscheinen gelohnt hatte. Die Abfertigung verlief effizient und diszipliniert und nach nicht mal 20 Minuten waren wir durch. Es wäre zwar auch sehr üblich den chinesischen Begleitern ein grosszügiges Trinkgeld zu überreichen, aber wir waren uns schon im Voraus einig gewesen, dass wir zwar den beiden Fahrern etwas geben würden, der Guide aber leer ausgehen sollte. Ich glaube er hatte unterdessen auch begriffen, dass er sich uns gegenüber inkorrekt verhalten hatte und so schien er nicht überrascht, als er leer ausging. Er verkroch sich dann auch klammheimlich sobald wir den letzen Schalter ohne Probleme hinter uns gebracht hatten.

Unsere ganze Ausrüstung und das Gepäck wurden in der Folge durch eine Gruppe von nepalesischen Trägerinnen auf die andere Seite des Flusses getragen. Auch in Nepal waren die Formalitäten schnell erledigt. Bis der wartende Kleinbus beladen war, tranken wir Gäste noch einen Kaffee im nahen Restaurant. Auf holpriger Strasse ging es dann weiter talwärts. Wasserfälle, kleine Dörfer und immer wieder schöne Ausblicke auf den Fluss machten die Fahrt interessant und abwechslungsreich. Wir kamen zwar langsam voran, das störte aber nicht. Hunderte von LKW’s waren nach wie vor der Strasse entlang geparkt und warteten geduldig darauf, irgendeinmal auch eine Ladung aus China aufnehmen zu können. In einem grösseren Dorf hielten wir an und die ganze Busbesatzung, wir hatten unterdessen noch zusätzliche Einheimische an Bord genommen, ging shoppen. Da die Waren direkt aus China importiert waren, schienen die Preise merklich günstiger zu sein, ein guter Grund Gebrauchsgegenstände hier zu kaufen. Ein weiterer Halt diente der Mittagsrast. Zwar etwas früh nach nepalesischer Zeit, aber gerade richtig für die chinesische Ortszeit, da dort die Uhren 2 ¼ h voraus laufen. Das Essen war gut, die Aussicht von der Terrasse auf den nahen Fluss schön. Wir diskutierten bei dieser Gelegenheit die Leistungen der chinesischen Agenturpartner mit Tilak, dem Chef von Nepal Trailblazer, welcher uns hinter der Grenze schon abgeholt hatte. Wir klärten ihn über die vielen Ungereimtheiten und den lausigen Service auf.

Die Landschaft wurde nun zunehmend tropisch und selbst Bananenstauden sah man nun immer häufiger. In einer weiteren Stadt hielt der Bus erneut und die Jungs versorgten sich mit kleinen, frittierten Fischchen, einer regionalen Spezialität, wie man uns erklärte. Wir verliessen nun das Haupttal und fuhren einem Pass entgegen. Der Verkehr nahm nun auch laufend zu und vor allem Busse sorgten immer wieder für heikle Verkehrssituationen. Die letzten 1 ½ h des Trips benötigten wir schliesslich um von den Vororten Kathmandus bis zu unserem Hotel durchzukommen, das übliche Verkehrschaos halt. Aber auch überzeichnet nach der langen Zeit ohne viel Leute und Verkehr. Im Hotel nahm ich eine Dusche und ging dann nach Thamel hinein um meine verbleibenden Tage zu organisieren. Bei der Borderline Lodge buchte ich wie vorgesehen einen 4 Tage Aufenthalt mit Canyoning- und Raftingtrips von dort aus. Da die Flüsse nach den kürzlichen Regenfällen immer noch viel Wasser führten, konnten aber die Touren nicht alle wie gewünscht durchgeführt werden. So gab es halt ein reduziertes Programm. Ich bezahlte 210 US$ für Vollpension, Transport sowie einen Canyon und zwei Tage Rafting.

Im Hotel zurück traf ich Ross wieder. Er hatte sich recht gut erholt und erzählte mir sein „Abenteuer“. Zum Nachtessen trafen wir uns wieder und beschlossen im einzigen Steakhouse Kathmandu‘s unseren Hunger nach Fleisch zu stillen, denn unterwegs war Fleisch logischerweise nicht oft auf dem Speiseplan gewesen. Im Taxi liessen wir uns hinfahren. Nach einer Vorspeise, ich genoss einen gemischten Salat, wählten wir ein gemeinsames Chateau Briand. Ein Stück Fleisch von gut einem Kilogramm Gewicht schafften wir nicht ganz wegzuputzen. Zum Dessert gab’s Eis und Wiener Apfelstrudel, der Besitzer ist drum ein Österreicher. Mit vollen Bäuchen spazierten wir schliesslich zum Hotel zurück.


Montag 5.10.

Nach dem Frühstück wurden wir für eine Sightseeing-Tour abgeholt. Südlich des Stadtzentrums liegt Patan. Ähnlich wie der Durban Square in Kathmandu bietet Patan eine Gruppierung von Tempeln und Palästen. Wir machten auch einen Spaziergang durch die angrenzenden Gassen wo weitere Tempel und zudem kommunale Wasserfassungen zu besichtigen sind. Diese sind unter dem umliegenden Niveau in grossen mit Stein eingefassten Gruben gelegen. Die Bewohner holen sich dort das Trinkwasser und waschen sich selbst und ihre Wäsche in grossen Bassins.

Danach fuhren wir weiter nach Bhaktapur. Dies ist eine gut erhaltene, alte Stadt welche zum Glück „fast autoverkehrsfrei“ ist. Wir starteten unseren Rundgang am östlichen Stadttor. Überall in der Stadt sind kleine, überdachte Raststätten eingerichtet in welchen sich die älteren Herren zum Plaudern und Kartenspielen treffen. Zwei grössere Plätze mit mehreren Tempeln sind zu besichtigen. Da die Region für Keramikprodukte bekannt ist, gibt es einen Keramikmarkt. Der hatte zurzeit unseres Besuchs Hochbetrieb, da für das anstehende Lichtfestival tausende von kleinen Öllampen hergestellt und vertrieben werden müssen. Wir nutzten die Gelegenheit auch zum Shoppen denn man findet unzählige kleine Souvenirläden mit sehr ansprechenden Handwerkartikeln. Am unteren Ende der Stadt nahm uns der Minibus wieder auf und brachte uns ins Hotel zurück. Für einen etwas späten Lunch gingen wir in den nahen King Burger und stillten unseren Hunger mit einem ordinären Hamburger. Dieser war aber gar nicht so schlecht uns zusammen mit einer Coke und Pommes Frites kostet die Luxusversion gerade mal 4 CHF.

Um halb Sieben wurden wir wieder abgeholt und nach kurzer Fahrt erreichten wir das Restaurant Bhancha Ghar. Dieses Gebäude war ursprünglich die grosszügige Residenz des Premierministers ist nun aber zu eine stilvollen, mehrstöckigen Restaurant umfunktioniert worden. Zusammen mit Bikesh, Arjun und Tilak genossen wir ein typisch Nepalesisches Nachtessen, tranken Australischen Wein dazu und wurden immer wieder von Tanzvorführungen aus verschiedenen Regionen Nepals unterhalten. Zum Abschluss des schönen Abends überreichten wir unseren beiden Tourbegleitern ein hochverdientes Trinkgeld. Nicht zuletzt wegen diesen Beiden war die Tour höchst professionell geführt und ohne Schwierigkeiten ein tolles Erlebnis geworden. Im Hotel zurück gingen wir vier noch an die Poolbar um noch einen Schlummertrunk zu genehmigen und uns auch untereinander zu verabschieden, da ich Morgen sehr früh abreisen werde.


Dienstag 6.10.

Eigentlich hätte ich um 6:30 Uhr abgeholt werden sollen, aber noch bevor der Wecker klingelte, klopfte jemand an die Zimmertür und informierte, dass mein Fahrer unten auf mich warte. Nun, besser zu früh als gar nicht. Innert 15 Minuten war ich startklar und schon bald waren wir unterwegs. Zu dieser frühen Stunde hielt sich der Verkehr noch in Grenzen und so hatten wir die Stadt schon nach etwa einer halben Stunde hinter uns gelassen. Die Fahrt ging auf derselben Strecke zurück auf welcher wir von Tibet hergekommen waren. Ich hatte eigentlich einen vollen 4x4 als Transportmittel erwartet, nun wurde ich als Einzelpassagier von einem Fahrer chauffiert. Unterwegs hielten wir kurz für einen Kaffee an und erreichten die Borderland Lodge kurz nach 9 Uhr. Man servierte mir erst mal ein Frühstück im Freiluftrestaurant wobei ich eine grössere Gruppe Leute bei einem Teambuilding Event zuschauen konnte. Es handelte sich um eine deutsch-holländische Schülergruppe welche für ein nahes Bergdorf Geld für eine Schule gesammelt hatten. Nun waren sie hier um mit den Dorfbewohnern zusammen das Projekt zu besichtigen.

Die einfache Lodge besteht aus einer Anzahl überdachter und festinstallierter Zelte, welche mit Betten ausgestattet sind. Direkt am Fluss Bhote Koshi gelegen ist die Anlage mit subtropischen Pflanzen sehr schön angelegt. Die Gruppe verzog sich bald Richtung Dorf und ich zog mich in mein Zelt zurück. Dort las und schrieb ich bis es Zeit für das Mittagessen wurde. Ich war zum essen der einzige Gast, es sollen angeblich aber noch zwei weitere Personen eintreffen, überlaufen wird die Lodge aber wahrlich nicht. Als ich gegen Abend wieder zurück an die Bar ging trafen tatsächlich noch ein Engländer und eine Kanadierin ein. Aber nach dem Nachtessen an der Bar zog ich mich ins Zelt zurück um noch etwas zu lesen.


Mittwoch 7.10.

Ich hatte gut geschlafen, nicht zuletzt weil ich ob dem donnernden Fluss meine Ohrenstöpsel benutzt hatte. Scheinbar hatte es in der Nacht geregnet denn der Wasserstand des Flusses war markant angestiegen und auch seine Farbe war bräunlich geworden. Nach dem Frühstück reisten die beiden anderen Gäste wieder ab, so dass ich wieder der einzige war.

Nach einem frühen Mittagessen machte ich mich zusammen mit meinen zwei Guides Frem und Gisek zum Canyoning auf. Wir marschierten etwa 20 Minuten die Strasse runter und kraxelten noch einmal so lange einen steilen Pfad hoch zum Ausgangspunkt unserer Tour. Es würde nur ein kleiner Canyon werden, alle anderen waren aber wegen zuviel Wasser unpassierbar zurzeit. Beim Hochsteigen mit nackten Füssen in den Teva’s hatte ich mir ein paar Blutegeln eingefangen, die Jungs erklärten mir, dass dies ein verbreitetes Übel in den warmen Wassern sei. Vor allem Frem erwies sich als ausgesprochen erfahrener Mann und wir kamen gut voran. Ein paar kleine Abseilstellen im angenehm warmen Wasser machten den Anfang. Nur gegen Ende war noch ein 25 m Abseiler drin, welcher zudem einen sehr exponierten Anker aufwies. Aber Frem bereitete die Abseilstelle sehr professionell vor, so dass wir sicher abseilen konnten.

Zurück im Camp nahm ich erst mal eine Dusche, dann trafen wir uns wieder an der Bar wo mir Frem noch einmal ein paar interessante Seilknoten zeigte. Einer davon war speziell interessant für Abseilstellen wo an einem dicken Baum verankert werden muss. Ich hatte mir noch einmal drei Egel eingefangen aber auch beim Duschen nicht bemerkt. Nun machten sie sich in Form blutiger Flecken auf meinen Hosen bemerkbar. Erst Wndpflaster stoppten die Blutung schliesslich, aber die Hosen mussten nun ausgewaschen werden, ich hatte nur das eine paar dabei. Da ich nach wie vor der einzige Gast war, blieb der Abend ziemlich ereignislos. Ein paar Bier und ein wenig plaudern mit dem Personal blieb die einzige Abwechslung.


Donnerstag 8.10.

Nach dem Frühstück sollte ich mich flussabwärts mit den anderen Raftern treffen für unseren gemeinsamen Trip auf dem Bhote Koshi. Noch immer regnete es und als mir erklärt wurde, dass mich einer mit dem Töff hinfahren würde, war ich nicht wirklich begeistert. Lol der Barmann, nahm mich auf seinem kleinen Töffli hinten drauf. Ich hatte die Regenjacke und einfachheitshalber nur Shorts und Sandalen an. Man hatte mir einen Canyoninghelm mitgegeben, viel würde der bei einem Sturz wohl nicht helfen. Bei Nieselregen gings auf der Hauptstrasse talwärts. Im nächsten Ort mussten wir erst mal noch nachtanken, er füllte mal 2 Liter nach, das sollte reichen. Für die Weiterfahrt bot mit Lol an selber zu fahren und so wurde er zu meinem Passagier während ich wieder einmal zum Motorradfahren kam.

Nach etwa 40 Minuten erreichten wir die Stelle wo die Schlauchboote zu Wasser gelassen werden sollten. Die anderen 15 Leute waren aus Kathmandu angereist und 2 der 3 Boote auch schon aufgepumpt. Nach einer halben Stunde war alles bereit und die Mannschaften wurden eingeteilt. Mit mir im Boot war ein spanisches Paar, Noemi und Pepe, Dave, ein Londoner und Edina aus Russland, ein bunt gemischter Haufen also. Nach ein paar Trockenübungen und Instruktionen ging es endlich los. Der Fluss führte nach zwei Tagen Regen ziemlich viel Wasser was die Fahrt noch etwas interessanter machte. Begleitet wurden die drei Rafts von vier Kajaks, welche allfällig über Bord gegangenen zu Hilfe kommen sollten. Die Stromschnellen waren aber meist harmlos und nur einmal gerieten wir etwas in Schräglage. Nach circa 1 ½ h machten wir an einem schönen Strand Mittagsrast. Der Bus war uns der Strasse entlang gefolgt und hatte die ganze Ausrüstung und die Küche bereits entladen. Die Guides bereiteten für uns Salate und Früchte zu. Nach dem Essen ging es noch einmal eine gute Stunde aufs Wasser bevor wir am Ziel ankamen. Der Spott seine Kollegen war im auf jeden Fall sicher. Die Boote und die Kajaks wurden kurzerhand auf das Dach des Busses geschnürt und dann fuhren wir alle zusammen zur Borderland Lodge.

Durch die Gruppe war Heute endlich etwas mehr Betrieb auf dem Gelände. Da ich die Gegebenheiten schon kannte, beeilte ich mich bei der Ankunft eine Dusche zu nehmen, da ich wusste, dass das Warmwasser aus der Solaranlage kam und viel Sonne hatten wir Heute noch nicht gesehen. Für das Nachtessen hatte man ein Minibüffet eingerichtet und schnell waren wir verpflegt, das paddeln hatte Appetit gemacht. Ich plauderte bei einem Bier mit den Guides und Dave, aber bald begann sich die Gesellschaft zu lichten und als ich um 10 Uhr zu Bett ging, waren nur noch ein paar Belgier auf.


Freitag 9.10.

Nachdem das Wetter Gestern schon aufgeklart hatte, blieb es auch in der Nacht trocken und ein meist sonniger Morgen erwartete uns beim Aufstehen. Für mich hiess es Heute packen, denn nach der zweiten Rafting Etappe würde auch ich wieder nach Kathmandu zurück gebracht werden. Ein halbe Stunde Fahrt mit dem Bus brachte uns zum heutigen Startpunkt und kurz vor elf Uhr waren wir bereit zum Einwassern. Auf diesem Flussabschnitt hatte es einige etwas anspruchsvollere Stromschnellen, aber der wirklich anspruchsvolle Teil des Botha Koshi, nämlich direkt von der Borderland Lodge startend, blieb uns des hohem Wasserstands wegen vergönnt. Nur an einer Stelle legten wir am Ufer an, damit sich die Guides die vor uns liegenden Schnellen überprüfen konnten. Wir kamen dann aber ohne Schwierigkeiten durch. Kurz vor dem Ende unseres Trips, es sollte auch gleich unsere Mittagsrast sein, fragte unser Guide ob wir Lust hätten das Boot übungshalber auf den Kopf stellen wollten. Nun, das kippen klappte dann auch gut und die ganze Crew schwamm mit der Strömung neben dem Boot her. Das Manöver war aber etwas spät eingeleitet worden, so dass wir bald am Landungsplatz vorbei trieben. Die Kajaker riefen uns zu ans Ufer zu schwimmen. So blieb der Guide allein beim Boot zurück und trieb etwa 300 m weiter unten schliesslich ans Ufer. Ich war auch etwas spät dran weil ich noch helfen wollte das Boot wieder aufzurichten. Ich war froh, dass mir eines der Kajaks bei den letzten Metern noch half indem ich mich daran festhalten konnte bis ich wieder Boden unter den Füssen hatte. Unser Boot und die beiden Kajaks welche geholfen hatten wurden mit dem Bus wieder abgeholt während wir Mittagsrast hielten. Durch Zufall hatte ich noch im Wasser einen der Schuhe des Guides vorbeitreiben sehen und diesen aufgefischt. Als er zurück kam sah ich erstaunt, dass er den Zweiten noch immer anhatte. So hatte sich meine Aktion also voll gelohnt und auch der Guide war mir dankbar, denn den Schuh hatte er abgeschrieben. Allerdings war er sich dem Spott seiner Kollegen wegen des Missgeschicks gewiss.

Nach dem Essen fuhr die Gruppe zurück nach Kathmandu. Witzig war, dass der Bus nun im selben Dorf hielt wie Tage zuvor als wir aus Tibet zurückkamen. Wieder kauften sich die Nepalis die kleinen, frittierten Fischlein zum Essen, das scheint ja wirklich eine besondere Spezialität zu sein. In einen Dorf kurz vor dem Abstieg nach Kathmandu sah ich tatsächlich für einen kurzen Moment die 8000er des Himalayas durch die Kumuluswolken blitzen. Bei ganz klarer Sicht muss das ein phantastisches Panorama sein. Je näher wir der Stadt kamen, desto chaotischer wurde der Verkehr wieder, zum Teil ging gar nichts mehr. Der Bus hielt ganz in der Nähe von Thamel, in die engen Gassen konnte er nicht reinfahren. Ich verabschiedete mich von den andern und mit Dave verabredete ich mich zum Nachtessen. Wegen meines vielen Gepäcks nahm ich mir ein Taxi. Erst kam es ganz gut voran, aber dann stand der Verkehr in einer der engen Gassen, „rien ne va plus“. Nach einigen Minuten wendete der Fahrer und umfuhr das Hindernis grossräumig. Die 5 Minuten zu Fuss wurden schliesslich eine halbe Stunde im Taxi. Da ich kaum mehr Rupien hatte musste ich erst noch wechseln bevor ich das Taxi bezahlen konnte. Als ich im Kathmandu Guesthouse eintraf, ich wollte dort wie abgemacht zu Ross ins Zimmer einziehen, informierte man mich nach langem suchen, dass er trotz bestätigter Reservation kein Zimmer mehr erhalten hatte und nun im Buddha Hotel untergekommen war. Dieses war nicht weit und deshalb marschierte ich mit meinem Gepäck dorthin. Tatsächlich war er dort eingezogen. In einem kleinen Zimmer auf der Dachterrasse wurden wir einquartiert. Die Armaturen des Bads waren etwas verlottert, aber es war sauber und ruhig, zudem mit schöner Aussicht auf die Stadt. Da es unterdessen schon bald sieben Uhr war gingen wir zusammen zurück zum Kathmandu Guesthouse wo ich mit Dave abgemacht hatte. Er erschien pünktlich und nach einem Bier beschlossen wir, auch gleich dort zu essen. Danach gingen wir in eine nahe Musikbar in welcher Live Musik aus den 70er gespielt wurde. Leider machte die Bar kurz nach unserem Eintreffen Feierabend. So wechselten wir erneut und trafen dort auf einen „Copper“ (Polizist) aus Cabramatta, einem ziemlich üblen Stadtteil Sydney’s. Er rauchte gemütlich seine Wasserpfeife und hatte auch schon einiges intus. Es wurde aber ein lustiger Abend. Um halb zwölf war aber auch hier Ende Feuer und so schlenderten wir halt ins Hotel zurück und gingen zu Bett.


Samstag 10.10.

Nun, Heute galt es von ross Abschied zu nehmen. Denn sein Flug startete kurz nach Mittag. Nachdem er weg war, deponierte ich mein Gepäck im Hotel und ging erst mal frühstücken. Beim Ausgang sah ich in einem Laden einen an einer Nähmaschine arbeiten. Da kam mir die Idee er könnte meinen defekten Reissverschluss am Rucksack flicken. Ich brachte ihm diesen vorbei und man versprach sich gleich darum zu kümmern. In einem gemütlichen Gartenrestaurant genehmigte ich mir ein feines Frühstück und schlenderte dann durch Thamel auf der Suche der letzten Mitbringsel. Gegen 11 Uhr ging ich ins Hotel zurück um mich im schattigen Garten ans Tagebuch zu setzen. Der Rucksack war auch schon geflickt, sie hatten den Reissverschluss nicht mal ersetzen müssen sondern hatten ihn reparieren können.

Bevor ich mich von einem Taxi zum Flughafen fahren liess, ging ich noch ein letztes mal nach Thamel hinein um in der Gartenwirtschaft des Northwest Cafe zu Mittag zu essen. Es dauerte zwar ewig bis ich meine Suppe und das Sandwich endlich serviert wurden, aber ich hatte es ja nicht eilig. Auf dem Rückweg zum Buddha Hotel erstand ich noch die letzten Kleinigkeiten. Der Verkehr hielt sich in Grenzen und so erreichte ich den Flughafen frühzeitig. Das Check-In dauerte zwar, aber trotzdem hatte ich schliesslich noch 2 h zu killen. Viel gibt es im kleinen Airport nicht zu tun aber eins war wieder mal typisch: Hat man den öffentlichen Bereich des Flughafens erst mal verlassen, kostet ein Getränk wie in allen Airport ein Mehrfaches.

Pünktlich gingen wir an Bord des Thai Airline Flugzeugs. Da der Flieger halb leer war, starteten wir gar etwas früher. Da es schon am Eindunkeln war, sah man nicht mehr allzuviel. Speziell war in diesem modernen Flugzeug aber, dass eine Kamera von der Front des Fliegers Bilder auf die Onboard Bildschirme übertrug. So sah ich die Wolkentürme vor uns im letzten Tageslicht tiefrot aufleuchten dann war es dunkel draussen. Der Aufenthalt in Bangkok war gerade lang genug um umzusteigen. Der Weiterflug nach Frankfurt war voll. Ich hatte einen Fensterplatz aber meine Sitznachbarin war die ganze Nacht sehr unruhig und stiess mich immer wieder ungewollt an. Ich schlafe sowieso schlecht auf Flügen, diese Nacht hatte ich aber definitiv gar nicht geschlafen. Den Zug in Frankfurt verpasste ich um Minuten weil mein Gepäck sehr spät erst auftauchte. Noch einmal traf ich Marion und ihre Kollegin, welch ein Zufall. Nach einer Stunde rumhängen ging‘s endlich auf die letzte Etappe und 3 h später stand ich zu Hause unter der Dusche.


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