Auch in diesem Jahr verlängerten wir den Sommer und verschifften anfangs Oktober nach Korsika.
Statistisch betrachtet soll der Herbst 8 Tage Regenwetter mitbringen. Wir hatten zwei nachmittägliche Gewitter und sonst meist sonniges und warmes Wetter. Die Landschaft Korsikas bietet auf kleinem Raum viel Abwechslung, herrliche Küsten, wilde Berge und einige nette Städte.

 

Auf der Insel legten wir etwas über 1200 km zurück, aber dabei kamen über 22'000 Höhenmeter zusammen, es ist halt eine wirklich bergige Insel.

 

Am ende des Beitrags haben wir einige wichtige Informationen zum Bereisen von Korsika zusammengefasst  >LINK

Die Karte kann beliebig gezoomt werden, sodass die Details besser ersichtlich sind.


Durch die Castagniccia in die Berge

Nachdem wir am Hafen von Livorno übernachtet hatten, lief unsere Fähre frühmorgens aus. Nach 4h 30 erreichten wir Bastia. In einem Supermarkt deckten wir uns mit Lebensmitteln ein und füllten unseren Dieseltank.
Bei Folelli bogen wir von der Küstenebene und dem lebhaften Strassenverkehr in die Berge ab und waren im nu quasi alleine unterwegs. Wir folgten dem dicht bewaldeten Tal und hatten eigentlich geplant einen angeblich noch offenen Campingplatz anzufahren und einen frühen Halt einzulegen. Es stellte sich aber heraus, dass dieser doch bereits geschlossen war. Nur ein paar Kilometer weiter fanden wir dann aber ein Buschcamp, schön ruhig an einem Bach gelegen.

Anderntags drangen wir weiter in die Berge vor und machten einen ersten Halt an den Ruinen des Couvent d’Orezza. Davon stehen aber nur noch einige Mauern und einzelne Steinreliefs sind zu sehen. Bis nach Ponte Leccia folgten wir kleinen Bergstrasse, welche auch immer wieder durch Kastanienwälder führen. Die Kastanien waren erst zu einem kleinen Teil reif und es lagen in den höheren Lagen vor allem schlechte Früchte am Boden.

In Ponte Leccia suchten wir erst mal einen Arzt auf denn Ueli hatte sich beim Einsetzten der Ohropax in der lauten Nacht am Hafen ein Ohr verstopft. Offensichtlich war aber eine schnelle Befreiung des Gehörgangs doch nicht so einfach und deshalb verschrieb der Doktor erstmal nur eine Lösung mit welcher die Verstopfung aufgeweicht werden soll. So blieb Ueli für den Moment ziemlich Gehörlos auf der einen Seite…

Bei Calacuccia wollten wir versuchen, von Westen her über Pisten in die Nähe des natürlichen Steinbogens hoch über Corte zu gelangen. Gemäss Topokarten und Satellitenbildern sollte es eigentlich möglich sein bis auf ein paar Hundert Meter heranzukommen. Auf einer steinigen Piste gelangten wir zu einem Pass hoch über dem Stausee von Calacuccia. Wir folgten der recht guten Strasse weiter und gelangten bis zu den Bergeries de Conia. Ab dort zeigte sich der weitere Verlauf der Piste als zu eng, zu steil und zu ausgewaschen auch für unser Auto. Um zu Fuss weiterzugehen war der Tag bereits zu fortgeschritten und so entschieden wir umzudrehen.

Über dem Stausee fanden wir schliesslich in einem netten Campingplatz einen Übernachtungsplatz. Hier waren dann auch einige Kastanien am Boden zu finden. Bevor die Schafe uns diese vor der Nase wegschnappten sammelten wir sie lieber selber ein und rösteten sie in der Bratpanne zum Apéro.

 

Nur ein paar Kilometer weiter wollten wir eine Wanderung zum Lac de Ninu unternehmen. Wir parkten das Auto beim Forsthaus an der Hauptstrasse und schnürten unsere Wanderschuhe. Durch herrlichen Nadelwald folgten wir dem gut markierten Wanderweg bergwärts. Schon bald wurde der Weg aber zunehmend steinig und die Markierungen waren spärlichen. Die Landschaft war herrlich, die Aussichten immer wieder beindruckend. Schliesslich erreichten wir die Baumgrenze und sahen erstmal hoch zum Pass welchen es zu erklimmen galt. Wir machten eine Pause und sahen bei der Gelegenheit, dass der Weg nicht nur sehr steil sondern oft auch etwas ausgesetzt erschien. Das war nicht Myrta’s Gelände und deshalb entscheiden wir uns zur Umkehr.

Porto und Umgebung

Zurück beim Auto fuhren wir durch herrliche weitgehend unberührte Wälder zum Col de Vergio hoch. Immer wieder sahen wir frei lebende Schweine am Strassenrand. Die Tiere leben weitgehend auf sich gestellt in den Wäldern und ernähren sich davon was sie dort finden. Einige haben Ohrmarken, aber die meisten scheinen niemandem zu gehören.

Nachdem wir Évisa passiert hatten, führte die Strasse hoch über der spektakulären Spelunca Schlucht den Abhängen entlang. Immer näher kam die Küste und das blaue Meer war schon aus der Ferne zu sehen. Hinter einer Kurve wurden wir von einer grossen Ziegenherde überrascht, welche gemütlich entlang der Strasse wanderte. In Porto richteten wir uns auf dem Camping Sole e Vista ein. Dieser liegt etwas zurück von der Küste, ist aber schön terrassiert und ruhig gelegen.

Südlich von Porto liegt das Gebiet der Calanques de Piana, einem der landschaftlichen Höhepunkte Korsikas. Die toten Felsformation liegen entlang der Küstenstrasse, welche meist hoch über dem Meer in unzähligen Kurven durch die Gegend führt. Im Gegensatz zum Sommer war der Verkehr nur gering, sodass wir auch immer wieder ungestört zum Fotografieren anhalten konnten.

Unser Ziel an diesem Tag war aber vor allem eine Wanderung zum Torra di Turghju auf der Halbinsel des Capo Rosso gelegen. Vom Parkplatz stiegen wir erst zum tiefsten Punkt des Wanderweges ab, bevor er dann wieder hoch zum alten Genuesenturm hochführt. Zu Beginn ist der Weg gut ausgebaut und einfach zu begehen, der letzte Anstieg aber hatte es wieder in sich. Zum Teil musste man auch gut aufpassen um den kaum sichtbaren Weg in den Felsen nicht zu verlieren. Der Aufstieg lohnte sich aber auf jeden Fall, denn vom Turm geniesst man eine herrliche Aussicht auf die Halbinsel und die wilde Küste auf beiden Seiten.

Auf dem Rückweg zum Camping machten wir einen Zwischenhalt am Hafen von Porto und genossen auf der Terrasse eines der Restaurants ein wohlverdientes Bier. Wir konnten das Kommen und Gehen der Ausflugsboote beobachten, auch wenn nun im Oktober nur noch wenig Betrieb herrschte.

Der Westküste entlang nach Süden

Auf dem Weg nach Ajaccio durchfuhren wir noch einmal die Calanques. Die Küstenstrasse verlief direkt dem Meer entlang hoch über der Küste. Nur wenige kleine Orte säumten den Weg, aber immer wieder kamen wir an eine Bucht hinunter wo sandige Strände auf Feriengäste wartenten. Die Badesaison war aber definitiv vorbei, denn es hatte kaum mehr Leute am Strand obschon sowohl das Wetter wie die Wassertemperaturen weiterhin zum Baden einluden. OK, uns vielleicht nicht, denn für uns muss in der Regel die Luft mindesten 30 °C und das Wasser über 25 °C aufweisen, bis wir uns zu einem Bad im Meer entschliessen…

In Ajaccio herrschte ein ziemliches Verkehrschaos und wir fanden erst nach einigem herumkurven einen Parkplatz. Wir wollten in der umtriebigen Stadt in erster Linie den Markt besuchen, wurden aber schliesslich etwas enttäuscht. Die wenigen Stände boten meist auch noch die selben Produkte an, Hauptsächlich Käse und Wurstwaren von der Insel.

Durch das bergige Hinterland der Küste erreichten wir unser nächstes Ziel, die prähistorische Ausgrabungsstätte Filtosa. Auf einem grossen Gelände besichtigten wir die Überreste der einst wichtigen Kultstätte deren Geschichte 8000 Jahre in die Vergangenheit führt. Die völlig überwucherte Anlage wurde erst 1946 von einem nachbarschaftlichen Bauern entdeckt und anschliessend von Archäologen teilweise freigelegt. Speziell sehenswert sind die Menhire, bis 5 m hohe, einfache Steinfiguren. Aber auch die Natur und die Pflanzenwelt innerhalb der grossen Anlage sind interessant.

Da wir in der Gegend von Sartène keinen Campingplatz fanden, übernachteten wir auf einer wunderschön gelegenen Kiesbank direkt am Fluss Rizzanese, unweit der der Genuesenbrücke Spin'à Cavallu. Die Stadt Sartène durchquerten wir entsprechend bereits früh am Morgen, als noch so ziemlich alles geschlossen und kaum Leute unterwegs waren. Deshalb fiel unser Besuch auch kurz und oberflächlich aus. Die Stadt in den Bergen hat generell dem Aufschwung der Küstenstädte nicht folgen können, ganz einfach weil der Massentourismus meist halt am Stand stattfindet.

 

Kurz nach Mittag trafen wir in Bonifacio, unserem Tagesziel ein. Wir hatten das bewusst so eingerichtet, da wir erwarteten, dass der praktisch gelegene Stadtcamping wohl gut besucht sein würde und wir um den Mittag herum die beste Chance hatten, einen Stellplatz zu ergattern.

Bonifacio

Da unser Campingplatz nur gerade 200 m vom Hafen entfernt lag, konnten wir das Auto stehen lassen und die Stadt zu Fuss entdecken. Vom Hafen stiegen wir erst mal hoch zur Altstadt und folgten der Küste nach Westen, weil sich von dort eine grandiose Aussicht auf die Stadt und die Steilküste bietet. Anschliessend schlenderten wir durch die engen Gassen der Stadt bis hinunter zu den Kanonenstellungen am Ostende der Felsnase, auf welche die Altstadt thront.
Für die geplante Bootsfahrt der Küste entlang wählten wir die letzte Tour, weil das Licht zum Fotografieren am Nachmittag am besten ist. Das Ausflugsboot tuckerte erst nach Westen dem Ufer entlang und man entdeckte so Ausblicke die nur vom Meer her möglich sind. Das gilt ebenso für den Blick auf die Stadt selber. Diverse Höhlen und Bucht wurden angefahren, bevor man an der Stadt vorbei zur Ostseite gelangte. An der Höhle Saint-Antoine, unterhalb der Kanonenstellungen, vorbeikam bald die Treppe des Königs von Aragon in Sicht. Die steile Treppe führt über fast 200 Stufen von der Stadt hinunter ans Meer. Die Geschichte der Treppe ist umstritten. Einerseits wird behauptet, die Treppe sei von Belagerern gebaut worden um die Stadt zu erobern, andererseits gibt es die, vermutlich wahrscheinlichere Version, dass die Stadtbewohner sich einen «Notausgang» erbaut hatten, um die Stadt notfalls verlassen zu können. Mit dem Boot gelangten wir auch ganz nahe an das riesige, fünfmastige Segelschiff heran, welches wir schon von der Stadt her beobachtet hatten.

 

Wir genossene anschliessend einen Apéro in einer Bar und am Abend gingen wir noch einmal zum Hafen zurück, um in einem Restaurant zu Nacht zu essen.

Zurück in die Berge

Ueli’s Ohrenprobleme mussten nun noch endgültig aus dem Weg geschaffte werden. Er hatte, wie vom Arzt verschrieben, die Ohren immer wieder gespült und jetzt sollte sich die Verstopfung lösen lassen. Nach einigem suchen konnten wir schliesslich bei einem Ohrenarzt in Porto Vecchio die Gehörgänge reinigen lassen und endlich funktionierte das Gehör wieder normal, sodass Myrta wieder in normaler Lautstärke mit Ueli kommunizieren konnte. Wir kauften noch Lebensmittel ein und machten uns auf in die Berge.

Schon von der Küste her war zu sehen gewesen, dass sich über den Bergen Wolken türmten, während an der Küste die Sonne schien. Je höher wir kamen umso näher kamen wir auch diesen Wolken. Die wilde Macchia mit ihren typischen Erdbeerbäumen wechselte langsam zum Laubwald auf über 1000 m schliesslich in Nadelwald. Die Landschaft wurde zunehmend interessanter, aber auch die Wolken immer dichter. Als wir an unserem Tagesziel in Zonza ankamen, war der Himmel bedeckt. Aus unserem Spaziergang durch die Kastanienwälder wurde dann auch nichts, denn kaum waren wir im Campingplatz eingerichtet, brach ein heftiges Gewitter mit starkem Regen los. Erst gegen Abend klarte der Himmel wieder auf.

 

Der nächste Tag brachte das sonnige Wetter aber wieder in die Berge zurück. Wir fuhren ein paar Kilometer zum Col de Bavella einer landschaftlich sehr eindrucksvollen Region. Riesige Granitfelsen türmen sich zu hohen Berggipfeln auf eingerahmt von immergrünen Wäldern. Unsere geplante Wanderung entpuppte sich einmal mehr als anspruchsvolle Kletterpartie und als es für Myrta zu haarig wurde, drehten wir wieder um. Aber auch so bekamen wir einen guten Eindruck von der wilden Landschaft und genossen die Aussicht bis hinunter ans mehr.

Auf dem Weg nach Corte

Anstatt den Hauptstrassen zu folgen, wählten wir einmal mehr eine Route auf kleinen Strassen. Erst bei Petreto-Bischisano trafen wir auf eine Hauptachse welcher wir aber nur bis Causo folgten um dann auf noch schmalere Nebenstrassen abzubiegen. Aber schliesslich gab es nur noch die Hauptstrasse um nach Corte zu gelangen.

 

Bevor wir einen nahen Campingplatz aufsuchten. Erkundeten wir die alte Hauptstadt Korsikas zu Fuss. Durch die Altstadt gelangten wir hoch zur Zitadelle, von wo man eine schöne Aussicht auf die Stadt und die Umgebung geniesst. Am Hauptplatz machten wir in einer Bar eine Pause und schauten dem Treiben auf der Strasse zu. Wir kamen ins Gespräch mit drei jungen Tischnachbarn aus Belgien. Wie wir erfuhren, genossen so einen Ruhetag von ihrer anstrengenden Durchquerung der Insel entlang dem GR20. Diese anspruchsvolle Trekkingroute ist sehr populär geworden, ist aber wirklich nur für gute und erfahrene Trekker zu empfehlen. Gerade in der Nebensaison, wenn die Hütten bereits im Winterschlaf sind, muss man für bis zu 9 Tagen Lebensmittel mitschleppen, ganz zu schweigen von der kompletten Campingausrüstung.

Die Nordküste Korsikas

Bevor wir zur Nordküste aufbrachen, machten wir einen Abstecher ins Asco Tal. Vor allem der mittlere Teil ist mit seiner Schlucht ein landschaftlicher Leckerbissen. Immer wieder geniesst man den Blick in die Tiefe und auf den kristallklaren Fluss. Hinter dem Dorf Asco drehten wir um und fuhren über Belgodère ins Hinterland der Balagne. Hoch über der Küste schlängelt sich die Strasse durch die Berge und man kommt immer wieder durch nette, verschlafene Dörfer.

In Calvi angekommen richteten wir uns in einem stadtnahen Campingplatz ein und spazierten anschliessen in die Stadt. Der kleine Ortskern wird von einer mächtigen Zitadelle überragt. Von diesem, dem ältesten Stadtteil, hat man eine gute Aussicht auf den Hafen und die vielen Restaurants entlang der Promenade. Hier war noch erstaunlich viel Betrieb, aber trotzdem hatten einige Geschäfte bereits dicht gemacht. Calvi rühmt sich, dass Christoph Kolumbus ein Sohn der Stadt ist. Tatsächlich wurde er hier geboren, aber da zu dieser Zeit Korsika ein Teil des genuesischen Reichs war, ist eben die Aussage, dass Kolumbus ein Genuese war, auch korrekt.

Auf der Weiterfahrt machten wir einen kurzen Stop in Ile Rousse und machten einen Spaziergang zur namensgebenden «Roten Insel». Der Leuchtturm war wegen Bauarbeiten nicht zugänglich, aber der Blick über den kleinen Hafen in die Stadt blieb uns nicht verwehrt.

Die Wüste von "Agriates"

Nun, als Wüste würde ich diese Halbinsel wirklich nicht bezeichnen. Wie an den meisten Orten Korsikas dominiert auch hier die dicht gewachsene Macchia und bedeckt den grössten Teil der Region. Um zur Nordküste zu gelangen muss man eine 12 km lange, ziemlich ruppige Piste bewältigen. An der Bucht von Saleccia liegt der einzige legale Übernachtungsort für Camper, der Camping U Paradisu. Aufgrund der Zufahrt ist er weitgehend Geländefahrzeugen vorbehalten, aber einige wagen die Anfahrt auch mit einem Kastenwagen. Auch wir benötigten mit dem Landcruiser eine gute halbe Stunde, aber die Strecke stellte natürlich kein Problem für uns dar. Der Camping ist wunderschön angelegt und etwa 500 Meter von einem der schönsten Strände Korsikas entfernt. Jetzt in der Nebensaison waren nur wenige Stellplätze besetzt, sodass wir die Ruhe des Ortes vollumfängliche geniessen konnten.

Eine schöne Rundwanderung führte uns auf einem gute ausgebauten Wanderweg der Küste entlang bis zum Strand von Lotu.  Immer wieder öffnet sich der Blick auf kristallklare, blaue Buchten, schöne Felsformationen und eine üppige Vegetation. Nach einer Pause wanderten wir durch das Landesinnere zurück zu unserem Campingplatz.

 

Am nächsten Tag ging es in westlicher Richtung. Auch dieser Weg ist sehr zu empfehlen und man kann der Küste kilometerweit folgen, so weit die Füsse tragen. Auf dem Sentier du Littoral kann man im Prinzip die ganze Halbinsel zu Fuss umrunden, insgesamt etwa 40 km von St. Florent nach Ogliastro. Da der Camping U Paradisu auch Unterkünfte anbietet, kann man den Weg auf zwei Tage aufteilen.
Wir machten am kleinen und einsamen Strand von Falux Pause und kehrten auf demselben Weg zurück.

Cap Corse

Wir packten nach unserer dritten Nacht gemütlich zusammen und fahren zurück an die Hauptstrasse und weiter bis Saint Florent. Der kleine Ort ist sehr beliebt bei Besuchern und da Wochenende war, hatte es schon am Morgen viele Leute in den Gassen. Von hier aus starten auch viele Boottaxis, die Gäste an die verschiedensten Strände fahren, wo man den Tag am Wasser geniessen kann.

Von St. Florent beginnt die Umrundung des Camp Corse, der etwa 50 km langen, schmalen Halbinsel zum nördlichsten Punkt der Insel. Die Strasse ist zwar gut ausgebaut, aber doch recht kurvenreich. Meist verläuft die Strasse hoch über der Steilküste und erlaubt immer auch wieder schöne Aussichten auf Buchten und kleine Bergdörfer.

Um zum kleinen Hafen von Centuri zu gelangen, muss man von der Hauptroute hinunter an die Küste fahren. Das lohnt sich aber auf jeden Fall, denn der kleine Ort ist ein kleines Juwel. So stellt man sich das klassische kleine Fischerdorf an der Küste vor. Auch wenn heute vor allem der Tourismus die Hauptrolle spielt, eine Fischerflotte ist doch auch noch aktiv. Die vielen Restaurants am Hafen waren gut besucht, im Sommer soll es aber oft zu chaotischen Zuständen kommen, es gibt dann einfach zu wenig Parkmöglichkeiten für die vielen Besucher.

Oberhalb des Col de la Serra hat ein bekannter Hersteller von Aperitifgetränken eine der vielen Windmühlen rekonstruieren lassen. Von dort geniesst man eine herrliche Rundsicht zum nördlichsten Punkt der Insel und der Westküste der Kaphalbinsel nach Süden.

Der kurze Abstecher zum Leuchtturm am Cap Corse ist nicht wirklich lohnenswert, nicht zuletzt, weil die Anlage nicht zugänglich ist. Wir richteten uns auf dem Stellplatz von Tollare für die Nacht ein. Wir waren bereits tief im Schlaf als es um uns herum mehrmals laut knallte. Wie ein Blick aus dem Fenster bestätigte, hatten sich vermutlich einige Jäger einen Spass daraus gemacht, die paar Camper gehörig zu erschrecken. Diese Aktion war zwar harmlos aber nichtsdestotrotz unnötig.

Am anderen Morgen wanderten wir auf dem Sentier des Douanier hinüber nach Barcaccio, dem Nachbardorf an der Küste. Auch dieser Wanderweg ist angenehm zu begehen und führt über eine weite Strecke um das Cap Corse herum. Um längere Abschnitte davon zu wandern, stellt sich das logistische Problem, wie man zum Startpunkt, bzw. vom Ziel wieder zurückkommt. Öffentliche Verkehrsmittel sind dünn gesät, am besten ist es, wenn an sich mit jemandem zusammen tut und ein Fahrzeug am Ziel parkt.

Wir fuhren wieder hoch nach Ersa und weiter nach Macinaggio wo der Startpunkt des Sentier des Douaniers befindet. Wir parkten am Hafen und folgten dem Wanderweg der Küste entlang nach Norden. Nach dem Anstieg zur Halbinsel Coscia ging es bald wieder hinunter zur Bucht von Tamarone. Danach wurde der Weg schmal und wand sich durch die dichte Macchia vorbei an den Inseln Finicchiarola. Wir umrundeten die Halbinsel und es eröffnete sich der Blick auf den Genuesenturm Santa Maria de la Chapelle. Bald darauf erreichten wir die gleichnamige Kapelle mitten in der Macchia. Der Rückweg war dann einige s kürzer, da wir die umrundeten Halbinseln  abschneiden konnten. So erreichten unser Auto nach knapp einer Stunde wieder.

 

Folgt man der Küste südwärts kommt man nur selten an Ortschaften vorbei und wenn, dann sind es kleine verschlafene Orte. Nur wenige Sandstrände laden zum Baden ein, meist ist die Küste steil und felsig. Im Hinterland der Marina Pietracorbara richteten wir uns im gut ausgestatteten und sehr gepflegten Camping La Pietra ein. Da wir noch zwei Tage hatten bis zur Abfahrt unserer gebuchten Fähre, entschlossen wir uns hier noch einen «Ferientag» einzulegen. Das Wetter war gut, wenn auch etwas windig und die Temperaturen nach wie vor angenehm.

Bastia und Umgebung

Am letzten Tag auf der Insel machten wir noch eine kleine Rundfahrt durch die Region Nebbio, welche ihren Namen «Nebel» erlangte, weil eben die Berge über Bastia sehr oft im Nebel verschwinden. Wir hatten aber Glück und die Berge waren bei unserem Besuch weitgehend nebelfrei. Hoch über Bastia fuhren wir zur Passtrasse zum Col de Teghime. Von dieser Route hat man eine gute Aussicht hinunter auf die Hauptstadt Korsikas. Erreicht man schliesslich den Pass selber, kann man bis nach St. Florent sehen. Über Olmeta und entlang der Schlucht von Lancone erreichten wir die Küstenebene. In einem grossen Supermarkt kauften wir noch grosszügig korsische Spezialitäten ein, um diese mit nach Hause zu nehmen.

Danach stellten wir unser Auto am alten Hafen von Bastia ab und erkundigten die Stadt zu Fuss. Das Quartier in der alten Zitadelle wirkt verschlafen und etwas heruntergekommen. Ausser einer Aussicht in die Umgebung und auf die Stadt hinunter, wird nicht viel geboten.
Das Leben der Stadt spielt sich um den alten Hafen und im Zentrum nördlich davon ab. Da unser Schiff um acht Uhr abends fuhr wollten wir noch ein frühes Nachtessen einnehmen, um zeitig verladen zu können. Das stellte sich dann aber als problematisch heraus, da fast alle Restaurants die abendliche Küche erst wieder nach 18 Uhr eröffneten. Schliesslich mussten wir uns mit einer Pizza begnügen.

 

Das Verladen der Fähre begann frühzeitig und die Fähre Richtung Savona startete sogar einige Minuten vor der fahrplanmässigen Abfahrtszeit. Wir bezogen unsere Kabine und genehmigten uns einen Schlummertrunk in der Bar auf dem obersten Deck. 

Ab nach Hause

Wir erreichten Savone pünktlich und wir wurden schon vor sechs Uhr geweckt. Nach dem Ausschiffen suchten wir erst mal eine Bäckerei und machten ausserhalb der Stadt eine Rast um in Ruhe zu frühstücken. Durch die Berge erreichen wir Alba, wo wir geplant hatten den Markt zu besuchen. Dieser stellte sich aber als ziemlich mager heraus und ausser einen guten Angebot an Gemüse und Früchten bot er nicht viel.

Das Wetter war trüb und Hochnebel verschleierte die Sicht vor Turin kauften wir noch einmal Frischwaren und Pasta ein. Uns fiel dabei auf, dass unterdessen auch immer mehr kleinere Städte zu Umweltzonen geworden sind, so auch schon Alba und auch die kleine Stadt Chivasso, wo wir einkauften. Wer da wann wie überhaupt noch Zugang mit einem Fahrzeug hat, wird in ausführlichen Schildern beschrieben. Wie wir als Ausländer damit umgehen sollen, erschliesst sich allerdings daraus nicht…

Da der Tag noch nicht weit fortgeschritten war und die Wetterprognose für den Abend und den Folgetag nicht gerade rosig war, entschlossen wir uns noch am selben Tag durchzufahren. Wir wären eigentlich gerne noch ein paar Tage im Piemont geblieben, aber die Wetterprognose sprach dagegen.

So fuhren wir an Aosta vorbei bis zum Tunnel des Grossen St. Bernhard. Da die Passstrasse bereits geschlossen war mussten wir wohl oder übel  die 46 CHF für die Durchfahrt entrichten und erreichten dafür das Wallis in wenigen Minuten. Auch dort wurden wir von trübem Wetter und einigen Regentropfen begrüsst.

 

Auf der Autobahn erreichten wir unser Heim ohne grössere Staus und Verzögerungen am frühen Abend.


..und was uns sonst noch so aufgefallen ist

Fähren

Um nach Korsika zu gelangen gibt es mehrere Fährrouten. Die kürzeste ist die von Livorno nach Bastia (4h 30). Dafür ist aber die Anreise von Norden einiges länger.

Man kann aber auch von Genua (nur im Sommer) oder Savona (11h) anreisen. Das dauert länger und ist oft auch über Nacht, daher auch etwas teurer, vor allem wenn man eine Kabine bucht.

Weitere Verbindungen gibt es von Toulon, Marseille und Nizza nach Bastia und zum Teil, nach Ajaccio. Die Fahrt dauert dann noch etwas länger und auch die Anfahrt nach Südfrankreich bietet keine Vorteile.

Allen Verbindungen gemein ist, dass die Preise sehr «dynamisch» gestaltet sind. So kann die Passage für das Auto und die Passagiere an einem Tag günstiger sein, aber die Kabine kostet dafür doppelt so viel. Je nach Wochentag und Abfahrtszeit variieren die Preise zum Teil erheblich. In der Hauptsaison kommt dazu, dass die Kapazitäten oft voll ausgeschöpft sind und spontane Buchungen problematisch sein können.

Am besten ist es, wenn man gut und frühzeitig recherchiert und sowohl beim Datum wie bei der Routenwahl flexibel ist.  

Camping

Wildcampen ist auf Korsika grundsätzlich verboten. An wenig frequentierten Orten und in der Nebensaison wird aber wie es aussieht keine «Jagd» auf Wildcamper gemacht. Findet man einen abgelegenen Übernachtungsplatz, wo man schon gar nicht gesehen wird, hat man in der Regel keine Probleme. Allerdings hört man auch immer wieder Geschichten, dass frei stehende Camper belästigt worden sind und auch Reifenstechereien sind offensichtlich vorgekommen. Wir selber haben das erlebt, als wir auf einem offiziellen Stellplatz mitten in der Nacht durch Böller oder Gewehrschüsse geweckt wurden.
Viele Parkplätze, vor allem auch an Stränden, haben eine Höhenbegrenzung, sodass man mit einem Camper nicht parken kann. Auch einige Städte haben zum Teil generelle Parkverbote für Camper, und zwar nicht nur nachts.

Auf der anderen Seite gibt es aber auch viele Campingplätze, aber nur wenige Stellplätze auf der Insel. Die meisten Campingplätze schliessen Ende September, sodass das Angebot danach sehr eingeschränkt verfügbar ist. Im Sommer wiederum findet man in beliebten Plätzen, vor allem an der Küste, ohne Reservation kaum Platz.
Die meisten Campingplätze sind in der Preisklasse 20-25 Euro für 2 Personen und einem kleinen Camper ohne Strom. Die Einrichtungen sind entsprechend eher einfach und oft auch nicht besonders  gepflegt. Internet gib es praktisch nicht und oft kann man nur Bar bezahlen.

Wandern

Korsika hat ein grosses Netz an Wanderwegen. In den Bergen sind die Wege zwar auch gut markiert, aber diese sind in der Regel wenig ausgebaut und man muss häufig mit steinigen Passagen, mitunter gar mit Kletterpartien rechnen. Viele Wege welche wir selber begangen sind, würden in der Schweiz weiss-blau als Alpinwege markiert. Auf jeden Fall sollte man mit kleineren Durchschnittsgeschwindigkeiten rechnen als man zum Beispiel von den Alpen gewohnt ist. Entsprechend empfiehlt sich, zumindest bis man sich selber ein Bild der Situation gemacht hat, nicht allzu lange Wanderungen zu unternehmen.

Restaurants

Uns ist aufgefallen, dass es wohl nirgendwo anders so viele Pizzerien hat  wie auf Korsika. Selbst Restaurants welche mit korsischen Spezialitäten aufwarten, bieten meist auch Pizzen an.
Das Preisniveau ist eher etwas gehoben, selbst in der einfachen Gastronomie.
Das feine und auch sehr verbreitete «Pietra» Bier, welches zum Teil mit Kastanienmehl zubereitet wird, kostet 7 – 9 Euro pro 500ml, also durchaus vergleichbar mit Schweizer Preisen.

Kreditkartenzahlung

In vielen Geschäften und Bars kann man, wenn überhaupt, erst ab 10-15 Euro mit der Karte bezahlen. Auch in den meisten kleineren Campingplätzen wurde die Kreditkarte nicht akzeptiert.
Das ist umso erstaunlicher, wenn man bedenkt, dass Frankreich in Europe zu den Pionieren gehört, wenn es um die flächendeckende Akzeptanz der Karten geht. Aber eben, Korsika ist nicht immer typisch Frankreich.

Strassen

Aufgrund der Topografie wundert es einem nicht, wenn die Strassen oft schmal und kurvenreich sind. Vor allem kleine Nebenstrassen in den Bergen können für Fahrer von grossen Wohnmobilen durchaus eine Herausforderung darstellen. Ein Traum sind sie hingegen für alle ambitionierten Motorradfahrer, nicht zuletzt, weil es zumindest in der Nebensaison überwiegend sehr wenig Verkehr hat.

Lebensmittel

Grosse Supermärkte bieten das für Frankreich übliche Warenangebot zu Preisen, die vergleichbar sind mit dem Festland. Allerdings sind grössere Supermärkte nur in den wenigen grossen Städten anzutreffen. Aber auch auf dem Land wird man ein vernünftiges Lebensmittelangebot finden. Man sollte unbedingt die korsischen Spezialitäten ausprobieren. Das sind wie bereits erwähnt vor allem Käse und Wurstwaren.

 

Wir haben wie immer auf Reisen auch die lokalen Weine probiert. Korsika produziert vor allem Weisse und Rosé Weine, aber auch das Rotweinangebot ist recht vielfältig. Unseren Geschmack trafen vor allem die Rotweine aus der Region Patrimonio, alle anderen fanden wir nicht so gehaltvoll und eher einfach.  


Kommentar schreiben

Kommentare: 0

San Martin de los Andes

Wir verbrachten einige Tage mit unseren Freunden und genossen das Wiedersehen nach fast auf den Tag genau fünf Jahren. Da Edgardo und Chris auch erst von einem Trip zurück gekommen waren, hatten sie nicht allzu viel Zeit sich um uns zu kümmern. Das kam uns aber auch entgegen, denn wir hatten auch einiges zu erledigen und wir waren froh wieder einmal im Komfort eines Hauses leben zu dürfen. Gerade wenn man, wie wir zur Zeit, mit einfachen Mitteln unterwegs ist, lernt man den Luxus eines Hauses mit all seinen Einrichtungen erst wieder richtig schätzen.

Wir unternahmen eine Wanderung direkt vom Haus aus, welche uns zu mehreren Aussichtspunkten hoch über dem Lago Lacar führte. Durch schattigen Wald ging es auf staubigen Pfaden steil hoc. Bei einer kleinen Siedlung mussten wir den Mapuche, den ansässigen Ureinwohnern ein kleines Entgelt für die Nutzung ihres Landes entrichten. Bald erreichten wir den ersten Aussichtspunkt, von wo aus man fast den ganzen See überblicken konnte. Die Wege waren unglaublich staubig, denn es hatte seit langem nicht mehr geregnet. Trotzdem genossen wir es, wieder einmal mehr zu Fuss unterwegs zu sein. Nach dem Abstieg zum See erreichten wir schliesslich den Ort wieder.

An einem Tag hatte Edgardo für Ueli ein E-MTB organisiert und die Beiden machten eine Tour Richtung Chapelco, dem nahen Skigebiet. Begleitet wurden sie von «Kike» welcher das Bike ausgeliehen hatte. Erst stiegen sie auf der Piste etwa 500 Höhenmeter an und bogen dann auf kleine Fahrwege ein. Auch hier war der Staub unglaublich. Bis zehn Zentimeter tief versank man im mehlfeinen Staub, welcher wie Wasser aufspritzte. Man musste gehörig Abstand halten um überhaupt sehen zu können  wo man fuhr. Die rassige Abfahrt erfolgte wieder über eine breite und holprige Piste. Ein Abstecher führte zu einem Aussichtspunkt, von wo aus man das untenliegende Tal überblicken konnte.

An unserem Camper hatte sich schon bei El Bolson ein unerklärlicher Leistungsverlust eingestellt, den wir hier überprüfen liessen. Der Mechaniker fand unter anderem eine leckende Einspritzdüse, was er problemlos reparieren konnte. Der Leistungsverlust schien aber darauf zurückzuführen sein, dass ein Kabel über welches das Überdruckventil am Turbo steuerte, abgefallen war, sodass der Turbo den Druck nicht mehr aufbaute. Reparieren konnte er das Ganze auf die Schnelle nicht, denn Ersatzteil mussten in Buenes Aires bestellt werden und das hätte gedauert. Nun, weitere Schäden waren nicht zu erwarten, deshalb beschlossen wir, so weiterzureisen.

Weiter Nordwärts

Wir verbrachten einige Tage mit unseren Freunden und genossen das Wiedersehen nach fast auf den Tag genau fünf Jahren. Da Edgardo und Chris auch erst von einem Trip zurück gekommen waren, hatten sie nicht allzu viel Zeit sich um uns zu kümmern. Das kam uns aber auch entgegen, denn wir hatten auch einiges zu erledigen und wir waren froh wieder einmal im Komfort eines Hauses leben zu dürfen. Gerade wenn man, wie wir zur Zeit, mit einfachen Mitteln unterwegs ist, lernt man den Luxus eines Hauses mit all seinen Einrichtungen erst wieder richtig schätzen.

Wir unternahmen eine Wanderung direkt vom Haus aus, welche uns zu mehreren Aussichtspunkten hoch über dem Lago Lacar führte. Durch schattigen Wald ging es auf staubigen Pfaden steil hoc. Bei einer kleinen Siedlung mussten wir den Mapuche, den ansässigen Ureinwohnern ein kleines Entgelt für die Nutzung ihres Landes entrichten. Bald erreichten wir den ersten Aussichtspunkt von wo aus man fast den ganzen See überblicken konnte. Die Wege waren unglaublich staubig, denn es hatte seit langem nicht mehr geregnet. Trotzdem genossen wir es, wieder einmal mehr zu Fuss unterwegs zu sein. Nach dem Abstieg zum See erreichten wir schliesslich den Ort wieder.

An einem Tag hatte Edgardo für Ueli ein E-MTB organisiert und die Beiden machten eine Tour Richtung Chapelco, dem nahen Skigebiet. Begleitet wurden sie von «Kike» welcher das Bike ausgeliehen hatte. Erst stiegen sie auf der Piste etwa 500 Höhenmeter an und bogen dann auf kleine Fahrwege ein. Auch hier war der Staub unglaublich. Bis zehn Zentimeter tief versank man im mehlfeinen Staub, welcher wie Wasser aufspritzte. Man musste gehörig Abstand halten um überhaupt sehen zu können  wo man fuhr. Die rassige Abfahrt erfolgte wieder über eine breite und holprige Piste. Ein Abstecher führte zu einem Aussichtspunkt, von wo aus man das untenliegende Tal überblicken konnte.

An unserem Camper hatte sich schon bei El Bolson ein unerklärlicher Leistungsverlust eingestellt, den wir hier überprüfen liessen. Der Mechaniker fand unter anderem eine leckende Einspritzdüse, was er problemlos reparieren konnte. Der Leistungsverlust schien aber darauf zurückzuführen sein, dass ein Kabel über welches das Überdruckventil am Turbo steuerte abgefallen war, sodass der Turbo den Druck nicht mehr aufbaute. Reparieren konnte er das Ganze auf die Schnelle nicht, denn Ersatzteil mussten in Buenes Aires bestellt werden und das hätte gedauert. Nun, weitere Schäden waren nicht zu erwarten, deshalb beschlossen wir, so weiterzureisen.

Eigentlich hatten wir gehofft, dass die Strecke nach Zapala geteert ist. Dem war aber nicht so, der grösste Teil der Strecke ist nach wie vor eine teilweise recht ruppige Piste. Die Landschaft durch die kargen Berge machte aber das Gerüttel durchaus wett. Wir hatten geplant, im National Park Laguna Blanca, 40 km ausserhalb von Zapala zu übernachten. Leider stellte sich heraus, dass aufgrund kürzlich aufgetretener Vogelgrippefällen sowohl der Campingplatz wie auch der Zugang zu See geschlossen worden war um die Verbreitung der grässlichen Seuche einzudämmen. So fuhren wir weiter bis nach Las Lajas um dort zu übernachten.

Die Fahrt ging weiter in eine Gegend die wir auch bereits etwas kannten, nach Copahue. Beim letzten Besuch waren wir nicht hochgefahren zu dem Thermalbad, sondern hatten am Lago Caviahue übernachtet. Nun stellte sich aber heraus, dass wir nichts verpasst hatten. Die Piste hoch auf über 2000 müM ist nicht angenehm, zu fahren und die geothermischen Felder sind so bescheiden, dass es nicht einmal lohnte eine Foto davon zu machen. Gut, wir sind vielleicht etwas verwöhnt nach dem Besuch so vieler anderer, viel eindrücklicheren Orte. Das Thermalbad selber war auch nicht wirklich berauschend, zudem war der Wind unterdessen so heftig, dass es uns nicht reizte ein Bad zu nehmen. Der Ort hat seine besten Zeiten längst hinter sich und es scheint nicht, dass irgendjemand daran etwas ändern wollte. Der herrliche Übernachtungsplatz den wir vor fünf Jahren kennengelernt hatten, war für den Mercedes leider nicht zugänglich und alternative Plätze waren dem heftigen Wind voll ausgesetzt. So entschlossen wir uns weiterzufahren, aber es wurde ein langer Tag. Wir hatten gehofft ein schönes Buschcamp entlang der reizvollen Strecke zu finden, aber der Wind machte uns einen Strich durch die Rechnung. Nur den Abstecher zum Salto Agrio liessen wir uns nicht nehmen. Es ist einer der farbeprächtigsten Wasserfälle, die wir bisher besucht haben. Der blaue Himmel im Kontrast mit den schwarzen Basaltsäulen und der orangefarbenen Flussufern ist sehr eindrücklich.

Die ersten 40 km der Piste waren echt mühsam, sie wurde schliesslich aber gut fahrbar. Ein Wegweiser schickte uns auf eine kleine Piste Richtung Chos Mahal. Es stellte sich heraus, dass man so ein paar Kilometer abschneiden konnte. Da die Route eher sandig als steinig war und zudem wenig Wellblech aufwies eine gute Option für uns. Im Camping Municipal genossen wir den Abend und eine ruhige Nacht.

 

Nun waren wir wieder auf der legendären Ruta 40 unterwegs. Hoch und runterführte die Strecke, meist durch karge Berglandschaften. Und dann war wieder einmal mehr aus mit Teerstrasse. Gut 100 km Rüttelpiste war angesagt. Auf der Strecke entlang dem Rio Grande hatten wir beim letzten Mal einen kapitalen Steinschlag in der Windschutzscheibe kassiert, entsprechend vorsichtig kreuzten wir den wenigen Gegenverkehr. Die letzten 100 km bis Malargüe waren dann wieder gute Teerstrasse. 

Einige Kilometer nördlich von Malargüe bogen wir in das Seitental ab welches zum bekannten Skizentrum von Las Lenas führt. Zum Skigebiet fuhren wir nicht hoch, sondern besuchten erst die Laguna La Nina Encantada, ein herrliches Juwel in der kargen Landschaft. Ein von Grundwasserquellen gespeister See liegt eingebettet in einem Felsenkessel. Fette Forellen schwimmen durch das klare Wasser und auch die nahe Umgebung ist schön grün und reich an Pflanzen. Einige Kilometer weiter talaufwärts trafen wir auf ein geologisches Unikum. In einem senkrecht abfallenden Doppelkrater befinden sich zwei Seen. Kaum Pflanzen säumen den Krater und das ganze erinnert eher an einen tiefen Baggersee als an ein Naturphänomen. 

In der Folge bot die Strecke keine grosse Abwechslung und wir beschlossen bei Mendoza auf eine Alternativroute auszuweichen welche wir auch bereits kannten. Durch ein mächtiges Tal fuhren wir Richtung chilenische Grenze, vorbei am Stausee Potrillos, bei Kitesurfern wohl bekannt. In Uspallata bogen wir schliesslich auf die RN 149 ab welche uns zum National Park Leoncito brachte. Die Strecke führt durch ein breites Hochtal, immer über 2000 müM. Etwa 40 km sind noch ungeteert aber gut zu befahren. Im kleinen aber feinen Campingplatz haben sie seit unserem letzten Besuch extra zwei Stellplätze für Fahrzeugcamper eingerichtet, ansonsten ist er mehrheitlich für Zeltcamper ausgelegt. Da wir die Wanderungen bereits kannten, genossen wir in erster Linie die herrliche Ruhe in diesem abgelegenen Ort auf 2300 müM und die sternenklare Nacht. Übrigens kosten weder Camping noch der National Park selber Eintritt.

Nach einer kurzen Fahrstrecke liegt östlich der Strecke eine wunderschöne Erosionslandschaft. Unweit der Strasse leuchten die Hügel in allen Farben. Eine schmale Piste führt mitten hinein in die Formationen. Gelb, rosarot, braun bis hin zu tiefschwarzen Teilen leuchten die Farben. Früher waren hier noch irgendwelche Mineralien in Miniminen abgebaut worden. Heute sieht man noch einige Ruinen und einen sehr tiefen Vertikalschacht.

Wir blieben auf dieser kaum befahrenen Nebenstrecke. Sie ist angenehm zu befahren und führt durch abwechslungsreiche Landschaft. Bis auf 2700 müM führte einer der Pässe und der Vito kam auf der langen Steigung wieder einmal auf Betriebstemperatur. In einem einfachen Campingplatz in Bella Vista kamen wir unter, auch hier war der erst angepeilte Campingplatz geschlossen gewesen.

Am Dique Cuesta del Viento, Nomen est Omen, kamen wir an einem weiteren Suferhotspot vorbei, allerdings war bei unserm Besuch der Stausee spiegelglatt... In der Gegend mussten kürzlich extreme Regenfälle niedergegangen sein. Jeder kleine Fluss hatte die Strasse mit Geröll und Sand überspült. Die Furten waren zwar bereits wieder freigebaggert worden und die Flüsse ausgetrocknet, aber lange konnte es nicht her sein, denn die Erde war noch immer feucht auf der Strasse.

Und wieder kam es anders als geplant! Aufgrund der guten Bewertungen hatten wir geplant einen frühen Etappenhalt in einem Campingplatz einzulegen. Vor Ort zeigte sich aber leider, dass der Preis in zwei Monaten von 1000 auf 3000 ARS/P gestiegen war, Warmwasser nicht funktioniert und vor allem keinerlei Schatten für das Auto vorhaben war. Dass die Lage dann auch noch direkt an der Hauptstrasse lag, erwog uns weiterzufahren.

 

Aber auch Plan B ging uns nicht auf. Wir fuhren durch den landschaftlich schönen Provinzpark Ischigualasto, aber dort gibt es bedauerlicherweise keine Übernachtungsmöglichkeit. Zudem kann man die Sehenswürdigkeiten, wie auch im benachbarten National Park Talampaya ausschliesslich im Rahmen einer geführten Tour besichtigen. Im Talapaya NP gibt es zwar eine günstige Campingmöglichkeit, aber dafür muss man sowohl für den Anreise- wie den Abreisetag die Eintrittsgebühr entrichten. Der Campingplatz liegt zudem an der prallen Sonne und man muss das Fahrzeug auf dem Parkplatz lassen. Der Eintritt ist wie meistens bei beliebten Nationalparks für Ausländer ein mehrfaches teurer, hier 3500 anstelle von 1000 ARS/P., und um etwas vom Park zu sehen sind nochmals einige Tausend ARS für die Fahrt im 4x4 Bus gefragt. Das war uns dann doch zu teuer, zu kompliziert und wir wollten auch nicht noch den restlichen Nachmittag in der prallen Sonne verbringen. Also fuhren wir noch eine halbe Stunde bis Villa Union. 

Der erste Teil der Tagesetappe, die Strecke durch die Berge von Miranda  war dann ein landschaftliches Highlight. Die roten Felsen und die grünen Täler mit ihren blühenden Säulenkakteen waren vor allem im Morgenlicht sehr eindrücklich. Auch die restliche Tagesstrecke war abwechslungsreich und schön. Nach Chilecito bogen wir einmal mehr von der Ruta 40 auf die wenig befahrene RN 78 ab um durch die Berge nach Fiambala zu gelangen. Am nächsten Morgen erkundeten wir die Umgebung und fuhren erstmal zum Canyon de los Indios um in dieser schönen Schlucht eine kurze Wanderung zu unternehmen. Vor allem die engste Stelle ist eindrücklich und erinnerte uns an die Slotcanyons in Utah.

Der anschliessende Besuch der bekannten  Thermen von Fiambala arteten wieder in einen Flop aus. Zwei Kilometer vor den Thermalanlagen wurden an einer Barriere nach dem Eintrittsticket befragt. Da wir diese nicht vorweisen konnten, wurden wir 15 km zurückgeschickt nach Fiambala um diese dort bei der Touristeninformation zu kaufen. Da angekommen wurde uns mitgeteilt, dass das nächste Zeitfenster von 15 bis 20 h dauert und wir deshalb zwei Stunden hätten warten müssen. In Anbetracht der wenigen Besucher eine momentan sinnlose Sache. Zudem hätten wir auch hier wieder das dreifache bezahlen müssen. Diskussionen wurden mit einem Lächeln quittiert… Da wir in der letzten Nacht einem heftigen Mückenangriff ausgesetzt waren, hatten wir schliesslich keine Lust mehr in Fiambala zu bleiben und zogen weiter.

In diesem spontanen Plan hatte Ueli die Dieselversorgung nicht berücksichtigt. An den ersten zwei Tankmöglichkeiten fuhren wir bedenkenlos vorbei und merkten erst in der Folge, dass die Abstände zwischen Tankstellen wieder einmal recht gross waren. Schliesslich leuchtete die Reserveanzeige schon fast 100 km bis wir im Spargang die nächste Tankstelle erreichten. In Belén sahen wir ein Plakat, welches Grillhähnchen anbot. Wir hatten Lust darauf und kauften kurzentschlossen unser Nachtessen ein. Das sollte sich aber schon in der Nacht rächen! Myrta hatte auf den enthaltenen Salat gänzlich verzichtet und Ueli hatte diesen selber vertilgt. So war es naheliegend, dass das Erbrechen und der Durchfall, welche noch vor Mitternacht einsetzten, einzig diesem zuzuschreiben war. Als aber Myrta am Morgen ebenfalls von Durchfall geplagt wurde, war klar, dass auch mit dem Poulet etwas nicht gestimmt hatte. So wurde die Fahrt nach Cafayate vor allem für Myrta zum Spiessrutenlauf.

 

Wir wollten die gesundheitliche Störung erst mal auskurieren, bevor wir wieder grosse Unternehmungen planten oder weiterzogen. Wir planten deshalb erstmal ein paar Ruhetage ein.