USA Nevada und Utah - Oktober 2016

Die verrückte Stadt Las Vegas

Die Fahrt nach Las Vegas bot wenig landschaftliche Höhepunkte, war aber trotz allem nicht reizlos. In Pahrump, der ersten grösseren Ortschaft in Nevada, stellten wir fest, dass der Diesel markant günstiger war als wir es in Las Vegas zu erwartet hatten. Wir füllten deshalb unsere Tanks wieder einmal komplett, so dass wir für längere Zeit genügend Treibstoff hatten. In Las Vegas quartierten wir uns im Sams Town KOA Campingplatz ein, nicht weil er besonders schön war, sondern wegen seiner günstigen Lage und da er alle Einrichtungen bot, welche wir für einen Servicetag benötigten, wie Waschmaschinen, warme Duschen und ein vernünftiges Internet, um die Website zu bearbeiten. Unser erster Tag in Vegas war ausgefüllt mit allerlei Hausarbeiten, und ausgiebigen Pausen, um das warme Wetter zu geniessen. Am späteren Abend gingen wir ins angrenzende Sams Town Casino, um einen ersten Eindruck dieser nach Glücksspielen verrückten Stadt zu bekommen. Neben hunderten von Spielautomaten hatte das Casino auch Poker, Roulette und alles weitere, was das Spielerherz begehrt, im Angebot. Wir genehmigten uns einen Drink an einer Bar und liessen uns dabei vom Spektakel des Mystery Falls unterhalten, einer Lasershow an einem künstlichen Wasserfall, welcher in einer Ecke des Indoorparks aufgebaut war.

Tags darauf fuhren wir in ein riesiges Outletcenter und ergänzten unsere Garderobe mit einigen sehr günstig erstandenen Freizeitklamotten. Sämtliche gängigen Marken waren mit einem Laden dort vertreten. Im Gegensatz zu anderen Geschäften, zeigte hier die Kasse als erstes den hohen Originalpreis an, bevor die verschiedenen Rabatte abgezogen wurden, so dass der Betrag immer tiefer wurde und zum Schluss den zu bezahlenden Outletpreis anzeigte. Für etwa 100 USD kauften wir so zwei Markenhosen, Funktions-T-Shirts und Socken. Zurück im Camping bereiteten wir uns vor, um uns ins Getümmel der Stadt zu stürzen. Ein Gratis Shuttlebus brachte uns ins Zentrum, von wo alle die bekannten Hotels mit ihren riesigen Casinos zu Fuss erreichbar waren. Die Menschenmassen waren für unser Empfinden unglaublich,  hatten wir uns doch in den Wochen zuvor nur ab und zu zum Einkaufen kurz in einer Stadt aufgehalten. Viele der Casinos hatten eine pompöse und zugegebenermassen imposante Kulisse. Das Innere der Gebäude mit hunderten, ja tausenden von Geldspielautomaten und Glückspielmöglichkeiten, Bars, Restaurants und immer wieder Souvenirshops, sah jedoch immer etwa gleich aus. Nach dem Eindunkeln erstrahlte die Stadt im künstlichen Licht und wirkte grell und noch hektischer. Wir genehmigten uns einen Drink in einer Terrassenbar und genossen es, dem Treiben auf der Strasse zuzusehen. Unglaublich, welches Spektrum an Menschen sich vor unseren Augen bewegte. Schick gekleidete Damen neben ebenso herausgeputzten Herren, daneben bettelnde Obdachlose und dazu all die schrillen und schrägen Typen, die den speziellen Reiz der Stadt ausmachten. Die Suche nach einem Nachtessen wurde für uns zu einem Geduldsspiel. Fastfood war überall problemlos erhältlich, die etwas besseren Restaurants hingegen waren ohne Reservation nur nach längerer Wartezeit zugänglich. Schliesslich liessen wir uns einen Luxushamburger schmecken, zwar immer noch Fastfood, aber immerhin in x Varianten erhältlich und sehr schmackhaft zubereitet.

Nach ein paar Stunden in dieser brodelnden und lebhaften Stadt rauchte unser Kopf und wir waren froh, wieder in unser trautes Heim zurückkehren zu können. Am folgenden Abend brachte uns der Shuttlebus zur Fremont Street, einem der Hauptanziehungspunkt in einer etwas weniger mondänen Gegend. Die überdachte Strasse bot unter der Decke eine unglaubliche Show in Form einer aus Millionen von LED bestehenden und mit Musik untermalten Grafikshow. An einer Zipline schwebten Touristen über unseren Köpfen durch die Lüfte und auf der Strasse boten sich halbnackte Damen und Herren als Fotosujet an. Eine riesige Menschenmenge drängte sich durch die lebhafte Strasse, vor mehreren Bühnen mit Livekonzerten sammelten sich die Besucher und überall versuchten Verkäufer, ihre Ware loszuwerden. Überteuerte Drinks, in Plastikbechern serviert, lockerten die Stimmung zusätzlich auf. Das Ganze war ohne Zweifel ein riesiges Spektakel und es schien uns, dass hier viele der sonst in den USA so typischen Gesetze und Regeln komplett über Bord geworfen wurden. Eine Zeitlang liessen wir uns gerne von der Partylaune mitreissen, aber nach den vielen Tagen und Wochen, die wir in abgelegenen und ruhigen Regionen verbracht hatten, waren wir den Rummel eindeutig nicht gewöhnt und schon bald dröhnte uns der Kopf wieder.


Im Valley of Fire

Nur eine gute Stunde ausserhalb von Las Vegas liegt der Valley of Fire State Park. Unsere erste Etappe nach dem Besuch der wohl verrücktesten Stadt der USA war daher kurz. Mitten in der Halbwüste trafen wir überraschend auf ein Gebiet mit tiefroten Felsformationen. Die roten Sandsteinschichten waren vor über 150 Millionen Jahren an verschiedenen Stellen hochgefaltet und im Laufe der Zeit durch Erosion zur heutigen Landschaft geformt worden. Der wunderschöne Campingplatz war so gestaltet, dass jeder Stellplatz in einer kleinen Nische mitten in dieser faszinierenden Welt der roten Felsen liegt. Auf einer Wanderung durch die Felsformationen im Norden des Parks liessen wir die Ruhe und die herrliche Landschaft auf uns wirken. Auf dem Weg zu einem Aussichtpunkt entdeckte Myrta zwei Desert Bighornsheep, eine in der Wüste lebende Art der Dickhornschafe, welche wir aus kurzer Distanz fotografieren konnten. Nachdem wir die eindrücklichsten Sehenswürdigkeiten des Parks besichtigt hatten, genossen wir das warme Wetter an unserem schönen Übernachtungsplatz. Die bereitgestellte Solardusche hatte sich innert Kürze so stark aufgeheizt, dass wir kaltes Wasser beimischen mussten, da uns bei den herrschenden Temperaturen eher nach einer kühlen Dusche war.


Zion National Park

Nur wenige Fahrstunden nordöstlich lag unser nächstes Ziel, der Zion National Park. Auf dem Weg dorthin wurden wir von einer Highway Patrol gestoppt, was uns ein mulmiges Gefühl bescherte, waren wir uns doch keines Fehlers bewusst. Nach einer üblichen Ausweiskontrolle trat der Mitfahrer des Polizisten an unser Fenster und begrüsste uns lachend auf Schweizerdeutsch. Er lebte in der Gegend und war Mitglied bei der Feuerwehr, wodurch er die Möglichkeit hatte, eine Highway Patrol zu begleiten. Er war natürlich überrascht, ein Auto mit Schweizer Kontrollschildern auf amerikanischer Strasse anzutreffen und bat den Polizisten, uns anzuhalten. Nach dieser Aufklärung legte sich unsere anfängliche Nervosität rasch und nach einer freundlichen Unterhaltung wurden wir von den beiden per Handschlag und mit einem Augenzwinkern verabschiedet.

Im Zion Park angekommen, waren wir erstmal geschockt von der Menge Leute, die wir antrafen. Sämtliche Parkplätze waren besetzt und der Park konnte nur mit dem Gratisshuttlebus besuchet werden. Die Campingplätze waren natürlich ebenfalls alle voll, so dass wir gezwungen waren, wieder zurückzufahren. Nach rund 20 km fanden wir ein ruhiges Buschcamp an einem Bach. Die Region ausserhalb des Nationalparks stand unter der Regie des Bureau of Land Management, deren Regeln den Grundsatz festlegten, dass die Besucher auf diesem Land überall campieren dürfen. Wir nutzten diese Möglichkeit oft und gerne und fanden so immer wieder schöne Plätzchen zum Übernachten.

Am frühen Morgen hofften wir, doch noch im Nationalpark unterzukommen, leider vergebens. Bereits vor neun Uhr waren sämtliche Campingplätze wieder ausgebucht. Wir parkten das Auto deshalb beim Visitor Center und liessen uns vom Bus ans Ende der Strasse fahren und starteten unsere erste kurze Wanderung in den Zion Canyon hinein. Am Ende des Wanderwegs bestand die Möglichkeit, im Bachbett weiter in die Engstelle hineinzugehen, was jedoch bedeutete, dass man nasse Füsse bekam. Da es im schattigen Tal eher kühl  und das Wasser mehr als erfrischend war, überliessen wir diesen Spass anderen und unternahmen einen Spaziergang zum Weeping Rock. Das aus dem Stein austretende Wasser liess einen dichten Pflanzenvorhang spriessen und tropft über die Felswand hinunter. Unterdessen hatte sich der Himmel aufgeklart und als wir auf den Weg zu den Emerald Pools starteten, brannte die Sonne bereits kräftig. Wie an allen anderen Hotspots des Nationalparks waren auch auf dieser kurzen Wanderung sehr viele Leute unterwegs. Die Landschaft war natürlich grandios, aber in Anbetracht des Gedränges konnten wir diese gar nicht richtig geniessen. Wir verliessen das Haupttal des Nationalparks ostwärts und erhaschten auf dem Weg hinaus noch einmal herrliche Ausblicke zurück auf den Canyon. Auch wenn unser Aufenthalt im Zion Nationalpark kürzer ausgefallen war als geplant, war er doch landschaftlich einer der Höhepunkte bisher. Nach dem Durchfahren eines Tunnels erwartete uns eine völlig andere, aber mindestens ebenso spektakuläre Landschaft. Erodierte, farbige Felslandschaften konkurrierten mit dem tiefblauen Himmel und knallgelb und rot gefärbten Laubbäumen. 


Der Nordrand des Grand Canyons

Auf Neben- und Waldstrassen gelangten wir an den Nordrand des Grand Canyons. Auch ausserhalb des Nationalparks, im Kaibab National Forest, war es möglich, bis an den Canyon Rand heranzufahren. Wir übernachteten beim Crazy Jug Aussichtspunkt ganz alleine und nur 20m vom Abgrund entfernt, so dass wir den Canyon quasi vor dem Wohnzimmer hatten. Ueli stand früh auf, um den Sonnenaufgang zu fotografieren. Myrta fühlte sich so nah am Abgrund nicht wirklich wohl und beobachtete die aufgehende Sonne lieber aus sicherer Entfernung. Weiter auf Waldstrassen fuhren wir in den National Park und ergatterten mit viel Glück einen Platz im North Rim Campground. Der schwierig zugängliche Nordrand der Schlucht wurde wesentlich weniger besucht als der einfach zu erreichende Südrand. Wir fuhren zu den verschiedenen Aussichtpunkte und liessen den grandiosen Blick in den riesigen, 1800 m tiefen Canyon auf uns wirken. Am eindrücklichsten war die Aussicht vom Cape Royal aus. Dort gelangte man über eine schmale Felsbrücke zu einer Plattform, welche einen Blick bis hinunter zum Colorado River ermöglichte und ein Panorama von fast 360° bot.


Ein Juwel der Natur, die White Pocket

Über eine anfänglich gute, später jedoch sehr sandige Strecke, gelangten wir zu der White Pocket. Mitten in der Wüste des Vermillion Cliff National Monument lag dieses landschaftliche Juwel versteckt, welches auf einem Gebiet von ungefähr 2 Quadratkilometern übersät war mit unglaublichen Felsskulpturen. Weisse, rote und gelbe Sandsteingebilde in allen erdenklichen Formen ragten aus dem Boden und liessen die Landschaft immer wieder komplett anders aussehen. Diese abgelegene und beeindruckende Gegend bildete zweifellos einen weiteren landschaftlichen Höhepunkt unserer bisherigen Reise. Die Region war touristisch überhaupt (noch) nicht erschlossen und nur mit einem Geländewagen erreichbar. Es gab deshalb praktisch keine Einschränkungen und es war dank der kleinen Anzahl Besucher noch möglich, sich frei zu bewegen und zu campieren. 


Grand Staircase of Escalante National Monument

Nördlich des Vermillion Cliff  erstreckt sich ein weiteres Naturschutzgebiet: Das Grand Staircase of Escalante National Monument. Dieses wird ebenfalls vom Bureau of Land Management verwaltet und ist deshalb bedeutend weniger gut erschlossen und auch mit viel weniger Regeln und Geboten belegt als die Nationalparks. Wir durchfuhren die Region von Süd nach Nord auf der Cottonwood Canyon Road. Schon entlang dieser Piste gab es einige Sehenswürdigkeiten zu bestaunen. Ein geplanter Abstecher zu den sogenannten Wahweap Hoodoos, imposanten Felsnadeln mit einer Steinkappe bedeckt, entpuppte sich allerdings als Sackgasse. Die in unserer Beschreibung erwähnte Zufahrtspiste  war offenbar inzwischen gesperrt worden.

Unseren nächsten Stopp legten wir beim Hackberry Canyon ein. Im oft knöcheltiefen Wasser des Bachbettes watend wanderten wir den Canyon stromaufwärts, ohne dabei auf andere Leute zu stossen. Das Laub der Espen leuchtete goldgelb und bot einen unglaublichen Kontrast zum blauen Himmel und den farbigen Felsen. Nur wenige Kilometer nördlich des Canyons fanden wir ein hübsches Plätzchen zum Übernachten, für einmal auf nur gerade 1400müM, wodurch die Temperatur auch nach dem Eindunkeln angenehm warm blieb. Der fast volle Mond tauchte nach dem Eindunkeln die Felsen über unserem Nachtlager in ein gespenstisches Licht.

Die Weiterfahrt unterbrachen wir nochmals beim Grosvenor Arch, einem riesigen, von der Erosion geformten Sandsteinbogen, der sich hoch über uns vor tiefblauem Himmel von einer Felsstütze zur anderen spannte. Entlang der Skutumpah Road wollten wir unsere ersten Slotcanyons, schmale begehbare Felsspalten, erkunden. Mit Hilfe unseres Reiseführers fanden wir den Eingang zur Bull Valley Gorge ohne Schwierigkeiten. Der schmale Weg führte uns durch die enge Spalte, teils über Stufen kraxelten wir immer weiter in den Canyon hinein, bis wir bei einer Stelle landeten, wo ein Seil zum Abseilen angebracht war. Da wir nicht wussten, welche Schwierigkeiten der weitere Verlauf noch bieten würde, entschlossen wir uns umzukehren, so lange dies noch ohne Probleme möglich war. Dieses Abenteuer war definitiv eine Nummer zu schwierig für den Anfang. Wenige Kilometer weiter nördlich kamen wir an den Willis Creek Canyon. Dieser Slotcanyon war einfacher zu begehen, deshalb aber nicht weniger eindrücklich. Der Weg verlief meist auf feinkiesigem Boden oder im Bach, der jedoch nur wenig Wasser führte. Immer wieder verengte sich die Schlucht zu schmalen Durchgängen und durch das einfallende Sonnenlicht leuchteten die Wände in Gold und Schwarz. Eine herrliche Wanderung, auch wenn diese nicht das ganz grosse Abenteuer bot. Auch im Ostteil des National Monuments warteten weitere Felsspalten darauf, von uns erkundet zu werden.


Bryce Canyon National Park         

Wir hatten im wunderschönen Kodachrome State Park übernachtet und nach einigen Tagen im Busch die warme Dusche sehr geschätzt. In Cannonville planten wir, unsere zur Neige gehenden Vorräte aufstocken, fanden jedoch nicht eine einzige Einkaufsmöglichkeit in diesem Nest. In Tropic gab es wenigstens einen kleinen General Store, welcher aber vor allem bei den frischen Lebensmitteln ein sehr bescheidenes Angebot führte. Wein konnten wir weder hier noch in Bryce Canyon City kaufen. Diese Station entpuppte sich als reine Touristeneinrichtung mit Hotels, Souvenirläden, RV Park und Tankstelle und der winzige Liquorstore hatte nur Flaschenweine anzubieten, was für uns eher unpraktisch war.

Im Bryce Canyon National Park sicherten wir uns als erstes einen Stellplatz im Camping. Danach steuerten wir auf der Parkstrasse die verschiedenen Aussichtspunkte an. Ganz am Ende der Strecke, beim Rainbow Point, begegneten wir den beiden französischen Paaren wieder, die wir bereits in Watson Lake angetroffen hatten. Beide waren wie wir mit einer Azalai Kabine unterwegs, Alain ebenfalls mit einem Landcruiser, während sein Freund einen Iveco als Basisfahrzeug hatte. Nach einer fröhlichen Unterhaltung und dem Austausch der letzten Erlebnisse und Erfahrungen machten wir uns auf den Rückweg. Beim Sunset Point starteten wir zu einer Wanderung hinunter in das Labyrinth der Felsformationen. Die Eindrücke, die sich boten, mitten in diesen hohen Felsen zu wandern, überstiegen die Erfahrung, die wir beim Betrachten aus der Vogelperspektive und der Distanz gemacht hatten, bei weitem. Der Pfad führte in Serpentinen einen engen Couloir hinunter zum Fuss der Erosionslandschaft und schlängelte sich zwischen den Säulen durch das Labyrinth, bis er nach einem steilen Anstieg zurück beim Aussichtspunkt endete.

Schon vor Sonnenuntergang wurde es empfindlich kalt, was nicht weiter verwunderlich war, da der Campingplatz immerhin auf fast 2500müM lag. In der Nacht fiel das Quecksilber unter null Grad, so dass wir am Morgen wieder einmal unsere Heizung anwerfen mussten, um bei angenehmer Temperatur frühstücken zu können.

Bevor wir den Park verliessen, unternahmen wir noch einmal eine ausgedehnte Wanderung durch das Fairyland im Nordosten des Nationalparks. Auch hier war ein schmaler Weg vom Rand aus hinunter zu den herrlichen Erosionslandschaften angelegt. Die immergrünen Nadelbäume, die auf dem Grund wuchsen, die Felsnadeln in allen Farbschattierungen und der knallblaue Himmel ergaben ein herrliches Bild. Dazu trug auch das warme Licht der frühen Morgenstunden bei, welches die sonst schon eindrücklichen Felsen richtiggehend zum Leuchten brachte. Am tiefsten Punkt der Route kamen wir an der Tower Bridge vorbei, einem Doppelturm mit einer Felsbrücke verbunden, die, wie der Name erahnen lässt, an die originale Tower Bridge in London erinnerte. Nach 3h waren wir zurück beim Auto. Beim nahegelegenen Hotel legten wir einen Halt ein, um uns zu stärken und das öffentliche WLAN zu nutzen, die E-Mails zu checken und die Webseite auf den neusten Stand zu bringen. Danach verliessen wir den Nationalpark und fuhren noch einmal zurück zum Grand Staircase of Escalante National Monument.  


Grand Staircase of Escalante National Monument

Östlich von Escalante bogen wir auf die Hole in the Rock Road ab, um weiter in die Gegend vorzudringen, welche eine grosse Anzahl von Slotcanyons bietet. Da der Tag schon etwas fortgeschritten war, richteten wir uns abseits der Piste in einem schönen Buschcamp ein. Wir waren beim Apéro, als ein alter Toyota Hilux angefahren kam und wir überrascht feststellten, dass es sich um Alexandra und Guillaume aus Kanada handelte. Wir hatten die Beiden schon am Salmon Glacier in Alaska und dann wieder in Vancouver auf dem Campingplatz getroffen, waren jedoch bisher nie näher in Kontakt gekommen. Das wollten wir nun nachholen und luden die beiden deshalb nach dem Nachtessen zu uns ein. Während ein paar gemütlicher Stunden wurden Geschichten erzählt und viele Tipps und Erfahrungen ausgetauscht.

Nachdem wir uns von den beiden Kanadiern verabschiedet hatten, fuhren wir nochmals etwa 40 km nach Süden zum Ausgangspunkt der Wanderung zum Peek-a-Boo und dem Spooky Canyon. Wir parkierten das Auto am Ende einer 4x4 Piste und stiegen erst mal in einen sogenannten Wash, ein tiefes Trockenflussbett, ab. Um ins Innere des Peek-a-Boo Canyons zu gelangen, galt es vorerst, etwa 5 m über die Sandsteinfelsen hoch zu klettern. Myrta mit ihren kurzen Beinen musste an diesem Hindernis bereits kapitulieren, so dass Ueli allein in die enge Spalte stieg. Diese war an einigen Stellen so schmal, dass ein Vorwärtskommen nur seitwärts möglich war. In engen Windungen führte der Weg immer tiefer in die Schlucht mit unzähligen Sandsteinbögen und schmalen Durchgängen hinein, was den Peak-a-Boo einzigartig machte.

Zurück an der Sonne, suchten wir wieder gemeinsam den Eingang zum Spooky Canyon, welcher von aussen auf den ersten Blick kaum erkennbar, diesmal ohne grosse Kraxlerei möglich war. Nach nur wenigen Metern wurde der Spalt so eng, dass wir uns auch hier nur noch seitwärts durchzwängen konnten. Schon ein kleiner Bierbauch würde reichen, um stecken zu bleiben. Wir hörten Stimmen und bald kamen uns drei Personen entgegen, die wir an einer etwas breiteren Stelle kreuzten. Im Vorbeigehen bemerkte einer der drei grinsend, dass Dolly Parton wohl keine Chance hätte, hier voran zu kommen. Nach ein paar weiteren Metern galt  es doch noch, ein paar Stufen zu überwinden, welche jedoch kein allzu grosses Hindernis darstellten. An einigen Stellen fiel kaum Licht ein, an anderen hingegen trafen Sonnenstrahlen bis auf den Grund des Canyons, was zu ständig wechselnden Farben, von braun und violett bis zu warmen Ockertönen, führte.

Auf dem Rückweg zur Hauptstrasse besuchten wir den Devils Garden, ein kleines, aber feines Gebiet mit Sandstein Skulpturen. Mit etwas Phantasie konnten wir Zwerge, Eidechsen und viele weiter Figuren erkennen und waren einmal mehr überrascht, in welcher Farbenpracht und Formenvielfalt die Steine in Utah in Erscheinung traten.


Capitol Reef National Park

Nachdem wir im wunderschönen Calf Creek State Park übernachtet hatten, fuhren wir dem Highway 12 entlang weiter nach Norden und gelangten dabei durch ständig wechselnde Landschaften bis auf fast 3000 m hoch. Die eindrückliche und einmalige Umgebung, die wir durchfuhren, hätte ohne weiteres das Potential für einige weitere Nationalparks.

Im Visitor Center angekommen, erfuhren wir, dass trotz der frühen Stunde der Campingplatz bereits ausgebucht war. Grund dafür war ein langes Wochenende in Utah, was dazu führte, dass viele Einheimische einen Ausflug in die Nationalparks unternahmen. Für uns bedeutete das, dass wir uns mit einem Tagesbesuch begnügen mussten. Wir fuhren bis ans Ende der Aussichtsstrasse in die Capitol Gorge hinein und legten danach im Canyon weitere 2 km zu Fuss zurück. Die Schlucht wurde immer enger und bald erreichte die Sonne trotz Mittagszeit den Talboden nicht mehr. Als sich der Canyon wieder etwas ausweitete, konnten wir seitlich zu Wasserlöchern hochklettern, welche auch nach längerer Trockenzeit noch mit Wasser gefüllt waren. Auf dem Rückweg kamen wir an mehreren Stellen vorbei, wo indianische Petroglyphen (Felszeichnungen) die Felswände zierten. Kurz nach Verlassen des Parks fanden wir einen schönen Übernachtungsplatz auf BLM Land direkt am Fremont River. Land im Besitz des Staates wird oft entweder vom National Forest Service oder aber vom Bureau of Land Management (BLM) verwaltet. Beide Administrationen erlauben es, auf diesem Land frei und ohne grosse Einschränkungen zu campieren. Im Westen der USA ist über die Hälfte der Landfläche im Besitz der öffentlichen Hand, so dass es unzählige Möglichkeit gibt, in einem der einfach eingerichteten, aber meist schön gelegenen Campingplätzen oder aber abseits, wo immer man Lust hat, zu übernachten.


Moab und Canyonlands National Park

Wie bereits erwähnt, waren an diesem langen Wochenende mehr Leute unterwegs als üblich. So war es auch in Moab schwierig, einen Campingplatz in Reichweite des Ortes zu ergattern. Zum Glück hatten wir wenige Tage zuvor einen Tipp für eine Campingmöglichkeit erhalten und dank diesem kamen wir im privat geführten Kane Springs Campground unter, kein Traumplatz, aber in praktischer Distanz zu Moab.

Von dort starteten wir einen Tagesausflug zum Island in the Sky, einem Teil des Canyonlands National Park. Als Zufahrt wählten wir den spektakulären Shafer Trail, eine 4x4 Strecke, welche auf den letzten Kilometern in einer steilen Felswand angelegt ist. Myrta wurde es nicht nur einmal etwas mulmig, denn am Pistenrand fiel die Wand teils  fast senkrecht in die Tiefe. Wir hatten geplant, eine Bewilligung für den White Rim Trail zu besorgen. Aufgrund des in Moab stattfindenden Jeep Jamboree und der generell herrschenden Hochsaison waren die limitierten Bewilligungen jedoch auf mindestens eine Woche hinaus vergeben.

Dazu kam, dass sich Ueli beim Dieselvorrat verschätzt hatte. Der Treibstoff wurde so knapp, dass wir einige Sehenswürdigkeiten im National Park auslassen mussten, um nicht unterwegs liegen zu bleiben.


Arches National Park

Der letzte Nationalpark in Utah sollte noch einmal ein Höhepunkt werden. Wir starteten früh morgens und fuhren direkt zum Ausgangspunkt der Wanderung durch den Devils Garden.  Ein breiter Pfad führte uns  zum Landscape Arch, einem delikaten und sehr langen Steinbogen.  Danach wurde der Wanderweg schmal und oft waren kleinere Kletterpartien notwendig, um voran zu kommen. Auf mehreren Abstechern von der Hauptroute gelangten wir zu weiteren eindrücklichen Steinbögen. Der  am weitesten entfernte Double-O-Arch erhielt seinen Namen von zwei grossen, übereinanderliegenden Löchern im Fels. Der Rückweg führte uns durch ein Gewirr von Sandsteinrippen und schmalen Passagen.

Zurück beim Auto fuhren wir zur Wolfe Ranch, dem Startpunkt zum Wanderweg Richtung Delicate Arch. Gut 200 Höhenmeter waren zu überwinden, bevor wir den eindrücklichsten aller Bögen im Park erblickten. Zum Abschluss des Tages im Arches National Park machten wir einen letzten Abstecher zu den Windows. Eine kurzer Wanderung führte uns vom Parkplatz aus zu den zwei Steinbögen, welche sich eher als grosse Löcher oder eben Fenster im Fels erwiesen.

Die einzelnen Wanderungen zusammengerechnet ergaben an diesem ausgefüllten Tag über 20 km und 600 Höhenmeter. Da hier der Campingplatz auf Monate hinaus ausgebucht war, mussten wir wohl oder übel den Park zum Übernachten verlassen. Am Colorado River fanden wir ohne Probleme einen einfachen, aber wunderschönen BLM Campingplatz. Wir lernten dort ein interessantes Paar aus New York kennen. Die Beiden waren in ihrer fahrbaren Kaffeerösterei unterwegs, einem rustikal aufgebauten Anhänger, einem Blockhaus nicht unähnlich. Vor dem Start zu diesem Trip hatte Marc kurzerhand ein Bett eingebaut. Ihre Reise führte sie in 6 Wochen von New York nach Kalifornien und wieder zurück. Den Kaffee röstete er in einem modifizierten Gasgrill, in welchen er anstelle des Drehspiesses einen Metallzylinder aus Lochblech eingebaut hatte. Zum Abschied schenkten sie uns eine Kostprobe ihres feinen, frisch gerösteten Kaffees.



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San Martin de los Andes

Wir verbrachten einige Tage mit unseren Freunden und genossen das Wiedersehen nach fast auf den Tag genau fünf Jahren. Da Edgardo und Chris auch erst von einem Trip zurück gekommen waren, hatten sie nicht allzu viel Zeit sich um uns zu kümmern. Das kam uns aber auch entgegen, denn wir hatten auch einiges zu erledigen und wir waren froh wieder einmal im Komfort eines Hauses leben zu dürfen. Gerade wenn man, wie wir zur Zeit, mit einfachen Mitteln unterwegs ist, lernt man den Luxus eines Hauses mit all seinen Einrichtungen erst wieder richtig schätzen.

Wir unternahmen eine Wanderung direkt vom Haus aus, welche uns zu mehreren Aussichtspunkten hoch über dem Lago Lacar führte. Durch schattigen Wald ging es auf staubigen Pfaden steil hoc. Bei einer kleinen Siedlung mussten wir den Mapuche, den ansässigen Ureinwohnern ein kleines Entgelt für die Nutzung ihres Landes entrichten. Bald erreichten wir den ersten Aussichtspunkt, von wo aus man fast den ganzen See überblicken konnte. Die Wege waren unglaublich staubig, denn es hatte seit langem nicht mehr geregnet. Trotzdem genossen wir es, wieder einmal mehr zu Fuss unterwegs zu sein. Nach dem Abstieg zum See erreichten wir schliesslich den Ort wieder.

An einem Tag hatte Edgardo für Ueli ein E-MTB organisiert und die Beiden machten eine Tour Richtung Chapelco, dem nahen Skigebiet. Begleitet wurden sie von «Kike» welcher das Bike ausgeliehen hatte. Erst stiegen sie auf der Piste etwa 500 Höhenmeter an und bogen dann auf kleine Fahrwege ein. Auch hier war der Staub unglaublich. Bis zehn Zentimeter tief versank man im mehlfeinen Staub, welcher wie Wasser aufspritzte. Man musste gehörig Abstand halten um überhaupt sehen zu können  wo man fuhr. Die rassige Abfahrt erfolgte wieder über eine breite und holprige Piste. Ein Abstecher führte zu einem Aussichtspunkt, von wo aus man das untenliegende Tal überblicken konnte.

An unserem Camper hatte sich schon bei El Bolson ein unerklärlicher Leistungsverlust eingestellt, den wir hier überprüfen liessen. Der Mechaniker fand unter anderem eine leckende Einspritzdüse, was er problemlos reparieren konnte. Der Leistungsverlust schien aber darauf zurückzuführen sein, dass ein Kabel über welches das Überdruckventil am Turbo steuerte, abgefallen war, sodass der Turbo den Druck nicht mehr aufbaute. Reparieren konnte er das Ganze auf die Schnelle nicht, denn Ersatzteil mussten in Buenes Aires bestellt werden und das hätte gedauert. Nun, weitere Schäden waren nicht zu erwarten, deshalb beschlossen wir, so weiterzureisen.

Weiter Nordwärts

Wir verbrachten einige Tage mit unseren Freunden und genossen das Wiedersehen nach fast auf den Tag genau fünf Jahren. Da Edgardo und Chris auch erst von einem Trip zurück gekommen waren, hatten sie nicht allzu viel Zeit sich um uns zu kümmern. Das kam uns aber auch entgegen, denn wir hatten auch einiges zu erledigen und wir waren froh wieder einmal im Komfort eines Hauses leben zu dürfen. Gerade wenn man, wie wir zur Zeit, mit einfachen Mitteln unterwegs ist, lernt man den Luxus eines Hauses mit all seinen Einrichtungen erst wieder richtig schätzen.

Wir unternahmen eine Wanderung direkt vom Haus aus, welche uns zu mehreren Aussichtspunkten hoch über dem Lago Lacar führte. Durch schattigen Wald ging es auf staubigen Pfaden steil hoc. Bei einer kleinen Siedlung mussten wir den Mapuche, den ansässigen Ureinwohnern ein kleines Entgelt für die Nutzung ihres Landes entrichten. Bald erreichten wir den ersten Aussichtspunkt von wo aus man fast den ganzen See überblicken konnte. Die Wege waren unglaublich staubig, denn es hatte seit langem nicht mehr geregnet. Trotzdem genossen wir es, wieder einmal mehr zu Fuss unterwegs zu sein. Nach dem Abstieg zum See erreichten wir schliesslich den Ort wieder.

An einem Tag hatte Edgardo für Ueli ein E-MTB organisiert und die Beiden machten eine Tour Richtung Chapelco, dem nahen Skigebiet. Begleitet wurden sie von «Kike» welcher das Bike ausgeliehen hatte. Erst stiegen sie auf der Piste etwa 500 Höhenmeter an und bogen dann auf kleine Fahrwege ein. Auch hier war der Staub unglaublich. Bis zehn Zentimeter tief versank man im mehlfeinen Staub, welcher wie Wasser aufspritzte. Man musste gehörig Abstand halten um überhaupt sehen zu können  wo man fuhr. Die rassige Abfahrt erfolgte wieder über eine breite und holprige Piste. Ein Abstecher führte zu einem Aussichtspunkt, von wo aus man das untenliegende Tal überblicken konnte.

An unserem Camper hatte sich schon bei El Bolson ein unerklärlicher Leistungsverlust eingestellt, den wir hier überprüfen liessen. Der Mechaniker fand unter anderem eine leckende Einspritzdüse, was er problemlos reparieren konnte. Der Leistungsverlust schien aber darauf zurückzuführen sein, dass ein Kabel über welches das Überdruckventil am Turbo steuerte abgefallen war, sodass der Turbo den Druck nicht mehr aufbaute. Reparieren konnte er das Ganze auf die Schnelle nicht, denn Ersatzteil mussten in Buenes Aires bestellt werden und das hätte gedauert. Nun, weitere Schäden waren nicht zu erwarten, deshalb beschlossen wir, so weiterzureisen.

Eigentlich hatten wir gehofft, dass die Strecke nach Zapala geteert ist. Dem war aber nicht so, der grösste Teil der Strecke ist nach wie vor eine teilweise recht ruppige Piste. Die Landschaft durch die kargen Berge machte aber das Gerüttel durchaus wett. Wir hatten geplant, im National Park Laguna Blanca, 40 km ausserhalb von Zapala zu übernachten. Leider stellte sich heraus, dass aufgrund kürzlich aufgetretener Vogelgrippefällen sowohl der Campingplatz wie auch der Zugang zu See geschlossen worden war um die Verbreitung der grässlichen Seuche einzudämmen. So fuhren wir weiter bis nach Las Lajas um dort zu übernachten.

Die Fahrt ging weiter in eine Gegend die wir auch bereits etwas kannten, nach Copahue. Beim letzten Besuch waren wir nicht hochgefahren zu dem Thermalbad, sondern hatten am Lago Caviahue übernachtet. Nun stellte sich aber heraus, dass wir nichts verpasst hatten. Die Piste hoch auf über 2000 müM ist nicht angenehm, zu fahren und die geothermischen Felder sind so bescheiden, dass es nicht einmal lohnte eine Foto davon zu machen. Gut, wir sind vielleicht etwas verwöhnt nach dem Besuch so vieler anderer, viel eindrücklicheren Orte. Das Thermalbad selber war auch nicht wirklich berauschend, zudem war der Wind unterdessen so heftig, dass es uns nicht reizte ein Bad zu nehmen. Der Ort hat seine besten Zeiten längst hinter sich und es scheint nicht, dass irgendjemand daran etwas ändern wollte. Der herrliche Übernachtungsplatz den wir vor fünf Jahren kennengelernt hatten, war für den Mercedes leider nicht zugänglich und alternative Plätze waren dem heftigen Wind voll ausgesetzt. So entschlossen wir uns weiterzufahren, aber es wurde ein langer Tag. Wir hatten gehofft ein schönes Buschcamp entlang der reizvollen Strecke zu finden, aber der Wind machte uns einen Strich durch die Rechnung. Nur den Abstecher zum Salto Agrio liessen wir uns nicht nehmen. Es ist einer der farbeprächtigsten Wasserfälle, die wir bisher besucht haben. Der blaue Himmel im Kontrast mit den schwarzen Basaltsäulen und der orangefarbenen Flussufern ist sehr eindrücklich.

Die ersten 40 km der Piste waren echt mühsam, sie wurde schliesslich aber gut fahrbar. Ein Wegweiser schickte uns auf eine kleine Piste Richtung Chos Mahal. Es stellte sich heraus, dass man so ein paar Kilometer abschneiden konnte. Da die Route eher sandig als steinig war und zudem wenig Wellblech aufwies eine gute Option für uns. Im Camping Municipal genossen wir den Abend und eine ruhige Nacht.

 

Nun waren wir wieder auf der legendären Ruta 40 unterwegs. Hoch und runterführte die Strecke, meist durch karge Berglandschaften. Und dann war wieder einmal mehr aus mit Teerstrasse. Gut 100 km Rüttelpiste war angesagt. Auf der Strecke entlang dem Rio Grande hatten wir beim letzten Mal einen kapitalen Steinschlag in der Windschutzscheibe kassiert, entsprechend vorsichtig kreuzten wir den wenigen Gegenverkehr. Die letzten 100 km bis Malargüe waren dann wieder gute Teerstrasse. 

Einige Kilometer nördlich von Malargüe bogen wir in das Seitental ab welches zum bekannten Skizentrum von Las Lenas führt. Zum Skigebiet fuhren wir nicht hoch, sondern besuchten erst die Laguna La Nina Encantada, ein herrliches Juwel in der kargen Landschaft. Ein von Grundwasserquellen gespeister See liegt eingebettet in einem Felsenkessel. Fette Forellen schwimmen durch das klare Wasser und auch die nahe Umgebung ist schön grün und reich an Pflanzen. Einige Kilometer weiter talaufwärts trafen wir auf ein geologisches Unikum. In einem senkrecht abfallenden Doppelkrater befinden sich zwei Seen. Kaum Pflanzen säumen den Krater und das ganze erinnert eher an einen tiefen Baggersee als an ein Naturphänomen. 

In der Folge bot die Strecke keine grosse Abwechslung und wir beschlossen bei Mendoza auf eine Alternativroute auszuweichen welche wir auch bereits kannten. Durch ein mächtiges Tal fuhren wir Richtung chilenische Grenze, vorbei am Stausee Potrillos, bei Kitesurfern wohl bekannt. In Uspallata bogen wir schliesslich auf die RN 149 ab welche uns zum National Park Leoncito brachte. Die Strecke führt durch ein breites Hochtal, immer über 2000 müM. Etwa 40 km sind noch ungeteert aber gut zu befahren. Im kleinen aber feinen Campingplatz haben sie seit unserem letzten Besuch extra zwei Stellplätze für Fahrzeugcamper eingerichtet, ansonsten ist er mehrheitlich für Zeltcamper ausgelegt. Da wir die Wanderungen bereits kannten, genossen wir in erster Linie die herrliche Ruhe in diesem abgelegenen Ort auf 2300 müM und die sternenklare Nacht. Übrigens kosten weder Camping noch der National Park selber Eintritt.

Nach einer kurzen Fahrstrecke liegt östlich der Strecke eine wunderschöne Erosionslandschaft. Unweit der Strasse leuchten die Hügel in allen Farben. Eine schmale Piste führt mitten hinein in die Formationen. Gelb, rosarot, braun bis hin zu tiefschwarzen Teilen leuchten die Farben. Früher waren hier noch irgendwelche Mineralien in Miniminen abgebaut worden. Heute sieht man noch einige Ruinen und einen sehr tiefen Vertikalschacht.

Wir blieben auf dieser kaum befahrenen Nebenstrecke. Sie ist angenehm zu befahren und führt durch abwechslungsreiche Landschaft. Bis auf 2700 müM führte einer der Pässe und der Vito kam auf der langen Steigung wieder einmal auf Betriebstemperatur. In einem einfachen Campingplatz in Bella Vista kamen wir unter, auch hier war der erst angepeilte Campingplatz geschlossen gewesen.

Am Dique Cuesta del Viento, Nomen est Omen, kamen wir an einem weiteren Suferhotspot vorbei, allerdings war bei unserm Besuch der Stausee spiegelglatt... In der Gegend mussten kürzlich extreme Regenfälle niedergegangen sein. Jeder kleine Fluss hatte die Strasse mit Geröll und Sand überspült. Die Furten waren zwar bereits wieder freigebaggert worden und die Flüsse ausgetrocknet, aber lange konnte es nicht her sein, denn die Erde war noch immer feucht auf der Strasse.

Und wieder kam es anders als geplant! Aufgrund der guten Bewertungen hatten wir geplant einen frühen Etappenhalt in einem Campingplatz einzulegen. Vor Ort zeigte sich aber leider, dass der Preis in zwei Monaten von 1000 auf 3000 ARS/P gestiegen war, Warmwasser nicht funktioniert und vor allem keinerlei Schatten für das Auto vorhaben war. Dass die Lage dann auch noch direkt an der Hauptstrasse lag, erwog uns weiterzufahren.

 

Aber auch Plan B ging uns nicht auf. Wir fuhren durch den landschaftlich schönen Provinzpark Ischigualasto, aber dort gibt es bedauerlicherweise keine Übernachtungsmöglichkeit. Zudem kann man die Sehenswürdigkeiten, wie auch im benachbarten National Park Talampaya ausschliesslich im Rahmen einer geführten Tour besichtigen. Im Talapaya NP gibt es zwar eine günstige Campingmöglichkeit, aber dafür muss man sowohl für den Anreise- wie den Abreisetag die Eintrittsgebühr entrichten. Der Campingplatz liegt zudem an der prallen Sonne und man muss das Fahrzeug auf dem Parkplatz lassen. Der Eintritt ist wie meistens bei beliebten Nationalparks für Ausländer ein mehrfaches teurer, hier 3500 anstelle von 1000 ARS/P., und um etwas vom Park zu sehen sind nochmals einige Tausend ARS für die Fahrt im 4x4 Bus gefragt. Das war uns dann doch zu teuer, zu kompliziert und wir wollten auch nicht noch den restlichen Nachmittag in der prallen Sonne verbringen. Also fuhren wir noch eine halbe Stunde bis Villa Union. 

Der erste Teil der Tagesetappe, die Strecke durch die Berge von Miranda  war dann ein landschaftliches Highlight. Die roten Felsen und die grünen Täler mit ihren blühenden Säulenkakteen waren vor allem im Morgenlicht sehr eindrücklich. Auch die restliche Tagesstrecke war abwechslungsreich und schön. Nach Chilecito bogen wir einmal mehr von der Ruta 40 auf die wenig befahrene RN 78 ab um durch die Berge nach Fiambala zu gelangen. Am nächsten Morgen erkundeten wir die Umgebung und fuhren erstmal zum Canyon de los Indios um in dieser schönen Schlucht eine kurze Wanderung zu unternehmen. Vor allem die engste Stelle ist eindrücklich und erinnerte uns an die Slotcanyons in Utah.

Der anschliessende Besuch der bekannten  Thermen von Fiambala arteten wieder in einen Flop aus. Zwei Kilometer vor den Thermalanlagen wurden an einer Barriere nach dem Eintrittsticket befragt. Da wir diese nicht vorweisen konnten, wurden wir 15 km zurückgeschickt nach Fiambala um diese dort bei der Touristeninformation zu kaufen. Da angekommen wurde uns mitgeteilt, dass das nächste Zeitfenster von 15 bis 20 h dauert und wir deshalb zwei Stunden hätten warten müssen. In Anbetracht der wenigen Besucher eine momentan sinnlose Sache. Zudem hätten wir auch hier wieder das dreifache bezahlen müssen. Diskussionen wurden mit einem Lächeln quittiert… Da wir in der letzten Nacht einem heftigen Mückenangriff ausgesetzt waren, hatten wir schliesslich keine Lust mehr in Fiambala zu bleiben und zogen weiter.

In diesem spontanen Plan hatte Ueli die Dieselversorgung nicht berücksichtigt. An den ersten zwei Tankmöglichkeiten fuhren wir bedenkenlos vorbei und merkten erst in der Folge, dass die Abstände zwischen Tankstellen wieder einmal recht gross waren. Schliesslich leuchtete die Reserveanzeige schon fast 100 km bis wir im Spargang die nächste Tankstelle erreichten. In Belén sahen wir ein Plakat, welches Grillhähnchen anbot. Wir hatten Lust darauf und kauften kurzentschlossen unser Nachtessen ein. Das sollte sich aber schon in der Nacht rächen! Myrta hatte auf den enthaltenen Salat gänzlich verzichtet und Ueli hatte diesen selber vertilgt. So war es naheliegend, dass das Erbrechen und der Durchfall, welche noch vor Mitternacht einsetzten, einzig diesem zuzuschreiben war. Als aber Myrta am Morgen ebenfalls von Durchfall geplagt wurde, war klar, dass auch mit dem Poulet etwas nicht gestimmt hatte. So wurde die Fahrt nach Cafayate vor allem für Myrta zum Spiessrutenlauf.

 

Wir wollten die gesundheitliche Störung erst mal auskurieren, bevor wir wieder grosse Unternehmungen planten oder weiterzogen. Wir planten deshalb erstmal ein paar Ruhetage ein.