Die Karte kann beliebig gezoomt werden, so dass die Details besser ersichtlich sind.
Dass wir nicht wirklich Ferien vor uns hatten, war uns bewusst. Wir wollten während der kurzen Zeit in der Heimat einiges erledigen und unzählige Dinge einkaufen, die unterwegs nicht oder nur schwer zu beschaffen waren.
Vor allem aber wollten wir Zeit mit Familie und Freunden verbringen. Unsere Agenda war voll mit Einladungen, alle wollten sehen und hören, wie es uns geht. Die Tage und Abende waren ausgefüllt und wir genossen es, überall willkommen zu sein und von unseren Erlebnissen berichten zu können. Jedenfalls waren die drei Wochen im Nu vergangen und es galt schon bald wieder, Abschied zu nehmen.
Nach unseren drei Wochen in der Schweiz flogen wir von Zürich via Frankfurt und Bogota nach Cartagena, wo wir unser Auto wieder in Empfang nehmen wollten. Die ohnehin schon lange Reise wurde am Ende noch etwas verlängert, da unser Flug von Bogota nach Cartagena um 1 ½ h verspätet war. Schliesslich erreichten wir unser gebuchtes Hotel aber doch noch vor Mitternacht.
Da wir am Freitagabend angekommen waren, konnten wir am Samstag nur ein paar Formalitäten am Hafen erledigen. Bei der Sociedad Portuaria, dem administrativen Zentrum der vier Häfen in Cartagena, mussten die verschiedensten Gebühren einbezahlt werden, bevor die gebuchte Zollkontrolle im Hafen durchgeführt werden konnte. Danach fuhr uns Sonja, die Frau des Agenturchefs, zu einem Versicherungsvertreter, wo wir die obligatorische Haftpflichtversicherung für drei Monate abschliessen konnten (ca. 90 USD). Die Auslösung des Fahrzeuges verzögerte sich jedoch unerwartet. Wir wurden nämlich informiert, dass am Montag ein Feiertag war, und die Zollämter geschlossen blieben.
Am Dienstagnachmittag war dann endlich der Termin mit den Zollbehörden im Hafen vereinbart. Die notwendige Zutrittsbewilligung war beantragt worden und so konnte sich Ueli ohne Probleme zusammen mit der zuständigen Zöllnerin zu unserem Auto begeben. Die eigentliche Kontrolle bestand lediglich darin, das Autokennzeichen und die Chassis Nummer mit den Zahlen auf den Papieren zu vergleichen. Ein Schweizer, welcher sein BMW Motorrad nach Cartagena verschifft hatte, konnte mangels Zutrittsbewilligung nicht persönlich bei seiner Zollkontrolle dabei sein. Ueli konnte ihm jedoch behilflich sein und in seinem Namen die Papiere unterzeichnen.
Nochmals zurück bei der Hafenadministration mussten weitere Gebühren beglichen werden, um darauf die Abholgenehmigung zu erhalten. In der Zwischenzeit war jedoch Feierabend und wir verbrachten eine weitere Nacht im Hotel. Schliesslich wurde Ueli am Mittwochmorgen vom Sohn des Agenturchefs abgeholt, nachdem dieser das Dokument besorgt hatte. Gemeinsam fuhren sie erneut zum Hafen und endlich konnte Ueli mit Auto aus dem Gelände herausfahren.
ENLACE CARIBE, die Zollagentur in Cartagena, hatte die ganzen entstandenen Kosten in unserem Namen vorausbezahlt und uns am Ende eine Gesamtrechnung präsentiert. Es fielen insgesamt etwa 300 USD an Hafen- und anderen Gebühren an und der Zollagent verlangte für seine Aufwendungen noch einmal so viel. Dieser Preis war für uns absolut gerechtfertigt, denn um die Abfertigung selber durchzuführen, müsste im Vorfeld einiges recherchiert und erledigt werden. Zudem müssten die ganzen Kosten für Taxifahrten zu den verschiedenen Stellen gerechnet werden und die Begleitung durch orts- und sachkundige Leute kann im Falle von auftretenden Problemen sehr hilfreich sein.
Die untenstehenden Webseiten enthalten viele nützliche Hinweise und ausführliche Infos für Leute, die die Administration in Cartagena trotzdem selber ausführen möchten (STAND JULI 2017):
http://www.slow-motions.de/verschiffung-panama-kolumbien/
https://panamericanainfo.com/verschiffung-nordamerika-suedamerika/
Zwischen den einzelnen Terminen für die Autoabholung und an den „freien Tagen“ nutzten wir die Zeit für Besichtigungen in der Altstadt. Tagsüber war es zwar immer sehr heiss, weshalb wir die Besuche meist erst gegen Abend starteten. Die heissen Stunden verbrachten wir gerne im klimatisierten Zimmer oder im kühlen Pool des Hotels.
Die quirlige und lebhafte Stadt Cartagena ist eine der Hauptdestinationen für Besucher in Kolumbien. Viele Restaurants und Bars buhlten um die Gunst der Touristen. Vor allem am Wochenende war viel Betrieb in der Stadt, während es am Montag trotz Feiertag erstaunlicherweise eher ruhig war. Die Altstadt mit seiner mächtigen, umlaufenden Stadtmauer und dem sehr schön erhaltenen historischen Zentrum war bequem zu Fuss erkundbar. Südöstlich des Centro de Convenciones kehrten wir im Restaurant Casa de Socorros zweimal zum Nachtessen ein. Wir genossen an diesem sehr empfehlenswerten Ort das gute Essen in einer netten Umgebung und den ausgezeichneten Service und das zu einem fairen Preis. Restaurants im Zentrum verlangten oft zu viel für das, was man schliesslich geboten bekam.
Nordöstlich von Cartagena an der Küstenstrasse liegt dieser spezielle, bei Einheimischen und Touristen beliebte Ort. Als wir ankamen, war der Andrang zum Glück nicht riesig, also beschlossen wir, zu bleiben und das Bad im Schlamm zu wagen. Der etwa 2000 Jahre alte „Vulkan“, eigentlich ein im Laufe der Zeit entstandener Lehmkegel, hatte an seiner Spitze einen kleinen Pool, welcher mit dickflüssigem Schlamm gefüllt war. Die Dichte des Schlamms war so hoch, dass wir vertikal darinstehen konnten, ohne unterzugehen. Die Tatsache, dass das Loch ca. 400m tief sein soll, verursachte uns aber doch ein etwas mulmiges Gefühl. Wir blieben einige Minuten in der warmen, dickflüssigen Brühe, ehe wir den Pool über die glitschigen Leitern wieder verliessen. Nach dem Bad gingen wir hinunter an die Lagune und liessen uns von einer der wartenden Frauen für ein Trinkgeld den Schlamm abwaschen. Als weiteren Service boten ein paar junge Burschen an, während dem Bad auf Kleider und Schuhe aufzupassen und mit unserer Kamera Bilder vom Besuch zu machen, was äusserst hilfreich war, denn war man mal mit Schlamm bedeckt, empfahl es sich nicht, etwas anzufassen.
Über Facebook hatten wir einige Zeit im Voraus Kontakte geknüpft mit Toyota Besitzern in Kolumbien. So kamen wir unter anderem mit einem Herrn in Verbindung, der uns anbot, ein paar Tage in seiner Ferienwohnung in Rodadero zu verbringen. Die Stadt Rodadero liegt südlich des bekannteren Ferienortes Santa Marta und besteht in erster Linie aus touristischen Einrichtungen wie Hotels und Ferienwohnungen. Als wir bei der offerierten Wohnung eintrafen, stellten wir fest, dass der Besitzer in Bogota wohnte und gar nicht persönlich anwesend sein konnte. Sein Hausmeister war jedoch über unser Kommen informiert und hiess uns herzlich willkommen. Zu unserer Freude war das Schlafzimmer sogar mit einer Klimaanlage ausgestattet, denn die Temperaturen und die Luftfeuchtigkeit an der Karibikküste waren nach wie vor unangenehm hoch. Die Wohnung bot uns so eine bequeme Basis für Ausflüge in die Umgebung.
Im Reiseführer erfuhren wir, dass Minca ein hübsches Bergdorf sein müsste, welches man unbedingt besuchen sollte. Also fuhren wir auf der schmalen Bergstrasse durch tropischen Urwald auf etwa 600müM hoch. Die Temperaturen waren zwar angenehmer als unten im Tal, lagen aber immer noch bei gut 30°C. Das Dorf selber mit seinen einfachen Hotels und Gästehäusern sowie ein paar netten Restaurants beeindruckte uns nicht sonderlich. Die Gegend um Minca ist vor allem beliebt bei Wanderern. Bei der herrschenden Hitze und Feuchtigkeit hatten wir jedoch keine Lust, uns mehr als nötig zu bewegen.
Um vom berühmten Tayrona Nationalpark einen Eindruck zu gewinnen, fuhren wir zum vielfach empfohlenen Strand an der Bahia Concha. Viele Kolumbianer liessen sich von der Rumpelpiste zum Strand genau so wenig abschrecken wie wir und da zudem Wochenende war, herrschte reger Betrieb. Wir suchten uns ein schattiges Plätzchen und genossen die Abkühlung im Meer. Wir hatten jedoch den Eindruck, dass das Wasser hier etwas weniger warm war als wir es von der Yucatan Halbinsel in Mexico noch in Erinnerung hatten, was bei den hohen Temperaturen kein Nachteil war.
Nach ein paar tropisch heissen Tagen an der Küste zog es uns definitiv Richtung Berge.
Auf dem Weg nach San Gil kamen wir am Chicamocha Nationalpark vorbei. Der mächtige Canyon inmitten einer trockenen Gebirgslandschaft bot einen starken Kontrast zur grünen und dichten Vegetation davor und danach. Das Zentrum des eigentlichen Nationalparks erinnerte uns eher an einen Vergnügungspark mit Seilbahn und Wasserpark und vielen weiteren Abenteuermöglichkeiten als an ein Schutzgebiet. San Gil selber lag auf über 1000müM, was sich mit einem bedeutend angenehmeren Klima bemerkbar machte. Das Wetter war allerdings nicht sehr stabil und bot meist nur vormittags Sonne, während gegen Abend oft zum Teil kräftige Gewitter niedergingen. Der Ort San Gil bot nicht wirklich viel Sehenswertes. Wir nutzten aber die Gelegenheit, unserem Toyota wieder einmal einen Ölwechsel verpassen zu lassen. Da unser Modell in Kolumbien recht verbreitet ist, war bei der Garage sogar ein passender Ölfilter am Lager. Wir richteten uns für die nächsten Tage in einem schön gelegenen Camping ausserhalb der Stadt ein, um die Gegend um San Gil zu erkunden.
Ein Ausflug galt dem Bergdorf Barichara. Im gut erhaltenen, ruhigen Kolonialstädtchen spazierten wir durch die steilen Gassen bis zur Capilla de Santa Barbara, hoch über dem Städtchen. Eine herrliche Aussicht über die Häuser und die bergige Umgebung entschädigte uns für den anstrengenden Aufstieg. Sämtliche Dächer waren mit roten Ziegeln gedeckt und die Fassaden zierten hölzerne Balkone mit gedrechselten Geländern. Zurück beim Auto fanden wir eine Nachricht von Elvira und Ruedi, welche uns wissen liessen, dass sie sich ebenfalls im Ort aufhielten. Kaum hatten wir ihnen eine SMS geschickt, trat Elvira aus einem der Restaurants, um uns abzuholen. Wir tauschten wie immer, wenn wir andere Reisende trafen, Erlebnisse und Infos aus, und beim Vergleich unserer weiteren Pläne wurde klar, dass wir uns schon bald wieder treffen würden.
Nach dem Besuch von Barichara fuhren wir nach Guane, ein verschlafenes Dorf, wo die Menschen noch recht ursprünglich leben. Im Zentrum, rund um die Plaza Central gab es einige schön erhaltene, alte Häuser, die Kirche und einen Uhrenturm zu besichtigen. Dass die Gegend bekannt ist für Versteinerungen war überall ersichtlich. In den wenigen Läden des Ortes wurden Fossilien verkauft, zudem verzierten viele davon die Mauern und Gehwege des Ortes. Da wir nicht gerne denselben Weg zweimal fahren, hatten wir beschlossen, einen kleinen Umweg für die Rückfahrt in Kauf zu nehmen. Allerdings war aus den Karten nicht ersichtlich, dass die Strassen bessere Karrenwege waren und die Strecke entsprechend viel Zeit in Anspruch nahm. Die Landschaft hinunter und anschliessend dem Fluss entlang war jedoch grandios. Als weitere Erschwernis wurden wir unterwegs vom nachmittäglichen Gewitter überrascht. Im strömenden Regen und bei schlechter Sicht kämpften wir uns bis zur Hauptstrasse durch und waren schliesslich froh, wieder festeren Boden unter den Rädern zu haben.
Zurück im Camping lernten wir Caro und Martin, ein junges Paar aus der Ostschweiz kennen www.gufligers.ch. Mit ihnen verbrachten wir den regnerischen Abend gemütlich und mit angeregten Gesprächen in unserem kleinen Heim.
Die Fahrt nach Villa de Leyva war kurzweilig und führte erneut durch schöne Gebirgslandschaften. Die Gegend war geprägt von Landwirtschaft, einerseits als Weideland, andererseits wurde vor allem Zuckerrohr angebaut. Daneben sahen wir viele Obstplantagen, wo meist Bananen und andere tropische Früchte wuchsen. Der letzte Abschnitt der Strecke entpuppte sich einmal mehr als Rumpelpiste. Anhand der Signatur auf den Karten war die Qualität der Strassen selten klar ersichtlich, weshalb uns das GPS oft auch über kleine Pisten führte. Wir waren jedenfalls immer wieder froh, in einem robusten Geländewagen unterwegs zu sein. Im Camping in Villa de Leyva trafen wir, nicht ganz unerwartet, Elvira und Ruedi wieder an und nicht lange nach uns trafen auch Caro und Martin ein.
Wir genossen die Tage in Leyva im Camping mit hervorragender Infrastruktur und in guter Gesellschaft. In der Stadt wurde wieder einmal ein christlicher Feiertag begangen, der diesmal der Verehrung der Virgen Carmen galt. Das bedeutete vor allem auch ein langes Wochenende für die Einheimischen und damit Zeit für ein entsprechendes Fest in der Stadt. Alkohol, vor allem Bier, floss in Strömen, was nicht unüblich war, wenn die Latinos feierten.
Bei der Erkundung der näheren Umgebung beeindruckte uns am meisten das Casa Terracotta. Dieses futuristische und auch etwas mystische Gebäude war über einen Zeitraum von 15 Jahren erbaut worden. Das Haus bestand, wie der Name sagt, aus Terracotta. Für den Bau der Mauern wurde der Ton Schicht um Schicht mit Kohle umschüttet und so gebrannt. Auch die Inneneinrichtung des Hauses, wie Bad, Schlafzimmer, Küche etc. bestanden aus Terracotta, wodurch alles runde und weiche Linien aufwies. Das liebevoll, mit vielen skurrilen schmiedeeisernen Fabelwesen und Figuren aus Ton geschmückte Haus wurde nie ganzzeitlich bewohnt und dient heute ausschliesslich als touristische Attraktion.
Ebenfalls in der Nähe von Villa de Leyva lag ein wichtiges historisches Zeugnis der Muisca Kultur, den Ureinwohnern dieser Region. Dabei handelte es sich um eine einfache astronomische Einrichtung, welche es den Leuten ermöglichte, bestimmte Himmelskonstellationen zu berechnen. Sie bestand aus Reihen von Steinsäulen und wies grosse Ähnlichkeit mit Stonehenge in England auf. Auf demselben Gelände waren ausserdem verschiedene Fruchtbarkeitssymbole in Form von riesigen, aufgerichteten, phallusförmigen Steinen zu bestaunen.
Über Tunja führte uns ein Abstecher in die Umgebung der Laguna de Tota. Bevor wir jedoch zum Stausee fuhren, wollten wir hoch in den Berge dem Dörfchen Mogui einen Besuch abstatten. Nebst dem intakten, historischen Dorfzentrum ist der Ort berühmt für die Produktion von Fussbällen. Im Jahr 1934 war ein Soldat während seines Dienstes an der Grenze zu Peru und Brasilien mit Firmen in Kontakt gekommen, welche Bälle herstellten. Wieder zu Hause, sah er darin eine Chance, sich mit diesem Handwerk eine neue Existenz zu schaffen. Das tat er so erfolgreich, dass unterdessen etwa 350 Personen in diesem Geschäft tätig sind. Bis in die 1990er Jahre war diese kleine Firma sogar Lieferant der Bälle für alle grossen FIFA Turniere. In einem kleinen Museum wurde uns die traditionelle Herstellung der Lederfussbälle nähergebracht. In einer Ausstellung sahen wir anhand von Bildern und Beispielen die Entwicklung der Herstelltechnik und der verwendeten Materialien sowie einige der Bälle aus vergangenen Turnieren. Selbst von der WM 1954 in der Schweiz war ein Lederball ausgestellt.
Da das Wetter nicht wirklich optimal war, fiel unser Besuch am Stausee recht kurz aus. Trotz des regnerischen Wetters entschlossen wir uns, wieder einmal eine „Abkürzung“ durch die Berge zu nehmen. Wir benötigten dann fast drei Stunden für die 60 km lange, schmale Piste, welche bis auf 3500m hoch führte. Belohnt wurden wir mit einer herrlichen Aussicht und einer einmaligen Flora.
Bevor wir einen Ausflug in die Hauptstadt machten, besuchten wir die Salzminen von Nemocon. Diese werden heute nicht mehr kommerziell genutzt, sondern dienen als Attraktion für interessierte Besucher. Nebst der Geschichte des Salzabbaus in dieser Gegend wurden uns im Rahmen einer Führung auch gezielt erstellte Sehenswürdigkeiten, unter anderem eine in die Salzwände gegrabene Kapelle, gezeigt. Speziell war vor allem die Kulisse, welche für die Dreharbeiten zum Spielfilm «The 33» über ein Grubenunglück in Chile gebaut worden war. Dieses Ereignis, bei welchem 33 Arbeiter verschüttet worden waren, machte vor Jahren weltweit Schlagzeilen, vor allem die wochenlangen Rettungsaktionen. Dank dem Bau einer speziellen Rettungskapsel, die hier als Nachbau zu sehen war, konnten damals alle Verschütteten geborgen werden.
Wir hatten beschlossen, nicht mit dem Auto nach Bogota hineinzufahren. Wie in allen südamerikanischen Grossstädten soll der Verkehr hektisch und Parkmöglichkeiten schwer zu finden sein. Wir hatten das Glück, mit Karl-Heinz aus Lörrach, den wir am Lago Atitlan in Guatemala kennengelernt hatten, in die Stadt fahren zu können. Er musste mit seinem Hund einen Veterinär in Bogota aufsuchen und bot uns an mitzufahren.
Die letzte Strecke bis zum historischen Zentrum legten wir mit dem Bus zurück. Dabei wurden wir einmal mehr von der Hilfsbereitschaft der Kolumbianer überrascht. Da wir die notwendige Prepaidkarte für den Bus nicht hatten, liess uns der Chauffeur gratis mitfahren und informierte uns zudem, als wir bei der passenden Haltestelle angekommen waren. Eine junge Frau, die im Bus mitbekommen hatte, dass wir zum Goldmuseum wollten, nahm sich sogar die Zeit, uns bis vors Tor zu begleiten.
Der Besuch im Museo de Oro war wirklich sehr lohnenswert. In einer ersten Abteilung wurde erklärt, wie das Gold in der vorkolumbianischen Zeit gewonnen und verarbeitet worden war. Danach war jeder Region Kolumbiens ein Raum gewidmet, wo wir hunderte, ja tausende wundervoller Objekte in den Vitrinen bestaunen konnten. Wenn man bedenkt, dass die Spanier seinerzeit abertausende solcher herrlichen Stücke gestohlen und eingeschmolzen hatten, ist es kaum vorstellbar, wie viele dieser Kostbarkeiten insgesamt existiert haben müssen. Die im Museum ausgestellten Objekte allein müssen aus hunderten Kilo Gold bestehen.
Nach einem interessanten Spaziergang durch die Altstadt, vorbei am Plaza Bolivar und hinein in die steilen Gassen der Quartiere waren wir doch froh, diese eindrückliche, aber überaus hektische Stadt wieder verlassen zu können. Die Busfahrt zurück zu unserem Übernachtungsplatz war eigentlich nur knapp 60 km lang, durch die vielen Strassenbaustellen dauerte die Fahrt jedoch schliesslich 2 ½ h. Der Chauffeur nutzte zwar alle seine Tricks, indem er an den Rotlichtern bei den Baustellen nur so lange wartete, bis kein Gegenverkehr mehr kam, dann die Kolonne auf der linken Spur überholte und sich vorne in den wieder fliessenden Verkehr zurückdrängte.
Auf dem Weg nach Medellin wollten wir die Salzkathedrale in Zipaquira besuchen. Als wir dort ankamen, mussten wir jedoch feststellen, dass wegen des erneuten langen Wochenendes, diesmal feierte Kolumbien seinen Nationalfeiertag, massenhaft Menschen anstanden. Auch hier war der Besuch nur mit einer geführten Tour möglich und wir hatten keine Lust, den ganzen Scharen hinterher zu laufen.
Wir setzten unseren Weg also fort und gelangten quer durch die Hügellandschaft auf die Hauptstrasse nach Westen. Auf der Fahrt über einen weiteren hohen Pass genossen wir kurz die angenehm kühle Temperatur, bevor wir wieder in der Hitze landeten. Nach einer abwechslungsreichen Halbtagesfahrt gelangten wir schliesslich in das Naturreservat des Rio Claro. Dem Fluss entlang wanderten wir in den Canyon hinein und gönnten uns ein Bad im kühlen, klaren Wasser. Ein paar Kilometer weiter stromabwärts fanden wir unseren Übernachtungsplatz. Hier trafen wir zu unserer grossen Freude wieder einmal auf bekannte Gesichter. Caro und Martin hatten sich für dasselbe Camp entschieden. Wir beschlossen, das lange Wochenende hier zu verbringen, um den vielen Leuten und dem damit verbundenen grossen Verkehr auf den Strassen auszuweichen. Der Camping an diesem herrlichen Fluss gelegen war zudem der perfekte Ort für einen Ruhetag.
Zusammen mit Caro und Martin machten wir uns danach auf den Weg zum El Peñol. Wir wählten den direktesten Weg, welcher uns auf schmalen Pisten durch abgelegene Bergregionen führte. Zeit haben wir dadurch zwar keine gewonnen, dafür erhielten wir einmal mehr einen Eindruck vom einfachen Leben der Leute auf dem Land.
Wir gelangten so direkt zur Rückseite des eindrücklichen Felsens. Der 200m hohe Monolith stand einsam in der Landschaft und überragte den Stausee von Peñol. Eine kühn gebaute Treppe führte mit 750 Stufen hoch auf den Felsen. Myrta wollte angesichts des ausgesetzten Aufgangs auf das Besteigen verzichten, Caro, Martin und Ueli wagten sich jedoch an den Aufstieg. Vorbei an vielen keuchenden Kolumbianern erreichten sie das „Dach“ des Felsens und wurden mit einer fantastischen Aussicht auf die Bergwelt und das Labyrinth des weit verzweigten Sees belohnt.
Da wir in der Umgebung des Peñol keine gescheite Übernachtungsmöglichkeit fanden, fuhren wir weiter bis kurz vor Medellin. Und wie so oft, wenn man sowieso schon spät dran ist, kommt noch etwas dazwischen. Bei uns war es erst der starke Rückreiseverkehr, der uns bremste und keine 3km vor dem angesteuerten Campingplatz gerieten unsere beiden Autos in eine umfassende Dokumentenkontrolle der Polizei. So erreichten wir diesmal unser Ziel erst bei Sonnenuntergang.
Medellin verdankt seinen schlechten Ruf vor allem dem berühmten Drogenboss Pablo Escobar, der hier in der Nähe sein Imperium aufgezogen und die ganze Region terrorisiert hatte. Heute ist die Stadt, wie die meisten Regionen Kolumbiens, befriedet und auch die Guerillaorganisation FARC hat nach einem Friedensabkommen seine Tätigkeiten weitgehend eingestellt. Für uns Reisende ein Segen, denn Kolumbien und vor allem seine Einwohner, sind definitiv eine Reise wert.
Unser Camp lag gut tausend Meter hoch über Medellin. Mit einem Bus und danach mit einer kilometerlangen Gondelbahn fuhren wir hinunter in die Stadt. Die Seilbahn schwebte hoch über den Dächern talwärts und gewährte einen guten Überblick über die Ausdehnung der 3.7 Millionen Einwohner zählenden Stadt. Unzählige Quartiere, meist aus roten Backsteinen gebaut, überzogen die Berghänge. Mit der modernen Metro gelangten wir bis auf ein paar Schritte an die Plaza Botero. Hier wurden vom berühmtesten Künstler Medellins, Fernando Botero, einige seiner typischen Bronzefiguren aufgestellt. Üppige Tier- und Menschenskulpturen oder Fabelwesen schmückten diesen Park mitten im Zentrum der Stadt. Durch eine umtriebige und belebte Fussgängerzone spazierten wir zum historischen Kern von Medellin. Neben gepflegten Häusern aus der Kolonialzeit und Regierungspalästen bot die Stadt vor allem viele Museen. Wir begnügten uns mit dem Rundgang und gelangten schliesslich über den Fluss zu einer Schweizer Bäckerei, wo wir gutes Brot kauften und eine feine Patisserie im kleinen Kaffee genossen. Zurück im Stadtzentrum suchten wir die Haltestelle, von wo uns ein Bus die sehr steile und kurvige Strecke wieder hoch nach Santa Elena brachte.
Ein Kolumbianer hatte uns den Tipp gegeben, einen Umweg über Jardin zu machen. Also fuhren wir von unserem Camping in den Bergen hinunter nach Medellin und mitten durch den Stadtverkehr Richtung Süden. Anfangs, immer noch im Bereich der Millionenstadt, war der Verkehr dicht und hektisch. Einmal von der Hauptroute abgebogen, beruhigte sich das Ganze etwas und wir konnten die Landschaft geniessen. Schon bald sahen wir die ersten Kaffeeplantagen, auch wenn diese Gegend noch nicht zur bekannten Kaffeeregion Kolumbiens gehörte. Lange einem Fluss folgend stieg die Strasse schliesslich an. In Jardin angekommen, richteten wir uns erst mal bei einer Forellenzucht zum Übernachten ein. Danach spazierten wir ins Stadtzentrum und tranken in einer coolen Bar direkt am Hauptplatz ein Bier. Der Ortskern bestand aus gut erhaltenen, in leuchtenden Farben bemalten Häusern. Die Kirche, in dunklem Stein erbaut, war ziemlich speziell und wirkte ohne Sonne düster. Der Ort ist ein beliebtes Ausflugsziel und so herrschte erstaunlich viel Betrieb rund um die Plaza Central.
Im Camp zurück genossen wir eine frische Forelle zum Nachtessen. Bei der Zubereitung waren die Gräten des Fisches entfernt und die beiden Seiten aufgeklappt worden. Obwohl die Forelle so am Stück frittiert wurde, war sie überhaupt nicht fettig und schmeckte hervorragend.
Morgens vor der Weiterfahrt kauften wir uns frische Forellen zum Mitnehmen und machten uns dann auf den Weg Richtung Kaffeeanbauzone. Auf einer Piste überquerten wir die Berge nach Riosucio. Die Strasse wand sich stetig in die Höhe und gab immer wieder den Blick zurück nach Jardin frei. Der Westabhang der Berge war bis weit hinauf mit tropischem Dschungel bewachsen. Kaum hatten wir aber die Passhöhe hinter uns, dominierten Föhrenwälder und offenes Weideland das Landschaftsbild. Auch auf dieser Seite genossen wir immer wieder herrliche Weitblicke ins Tal hinunter. Mit der Teerstrasse, die wir schliesslich erreichten, bewegten wir uns zum ersten Mal auf unserer Reise tatsächlich auf der legendären Panamericana, und es ging flott voran. Sie führte durch ein breites Tal mit fruchtbarem Land. Alles war wunderbar grün und nach Erreichen der idealen Höhe für Kaffeeanbau, mehrten sich die Plantagen entlang der Strecke zusehends..
Filandia, ein kleines Städtchen mitten in der Kaffeezone hatten wir als Basis zum Erkunden der Region gewählt, weil dort mit der Steel Horse Finca ein komfortabler Aufenthaltsort zur Verfügung stand. Ein Englisches Paar, das selber lange mit Motorrädern durch Südamerika gereist war, hatte die Finca Ende 2016 gekauft und sie waren nun dabei, diese zu einem Overlander Treffpunkt auszubauen. Noch gab es unheimlich viel zu tun, bis dieses Ziel erreicht sein wird, aber der Ort war auch so schon gemütlich und angenehm.
Auf Empfehlung von Yvette, der Besitzerin von Steel Horse, besuchten wir die Kaffeefinca von Doña Nelly, nur wenige Kilometer entfernt. Es gab zwar dutzende von Alternativen, um einen Einblick in den Kaffeeanbau zu gewinnen, aber wir zogen es vor, diese kleine, familiär geführte Plantage zu besichtigen. Doña Nelly führte uns durch ihre Anlage und erklärte den ganzen Prozess von A bis Z. Bei unserem Besuch waren die Kaffeekirschen noch grün, die Erntezeit begann erst im Oktober. So konnten wir die Einrichtungen für die Verarbeitung zwar besichtigen, diese aber nicht im Betrieb sehen. Um die Qualität und den Geschmack des hier produzierten Kaffees testen zu können, kauften wir ein Paket für unseren Vorrat.
Eine kleine Wanderung führte uns anschliessend hinunter an die Twinfalls, ein kleiner Doppelwasserfall in einem steilen Tal. Tropischer, dichter Urwald liess den Ort beinahe düster erscheinen. Zu unserer Freude und Überraschung konnten wir am Ufer des kleinen Pools eine Wasserschildkröte beobachten. Daneben bevölkerten viele Vögel und Schmetterlinge die wunderbare Umgebung.
Am nächsten Tag trafen Martin und Caro ein und wir verbrachten ein geselliges Wochenende zusammen auf der Steel Horse Finca.
Unsere beiden Freunde hatten das berühmte Valle Cocora, welches bekannt ist für die Quindio Wachspalmen, bereits besucht, hatten jedoch mehr davon erwartet. Darauf angesprochen, hatte uns Yvette von der Finca den Tipp gegeben, die Piste von Salento nach Toche zu fahren, wo viel mehr dieser Palmen wachsen sollen und wo zudem nicht mit vielen Leuten zu rechnen sei. Wir verzichteten also auf den Besuch des bekannten Tals und fuhren zusammen nach Salento und von dort hoch in die Berge. Die schmale Piste wand sich auf fast 3500m hoch. Dabei kamen wir den Wolken immer näher und fuhren schliesslich durch dichten Nebel. Kaum waren wir wieder unterhalb der Wolkendecke, zeigten sich die ersten Palmen. Diese bis zu 60m hohen, grazilen Bäume wachsen in Kolumbien auf einer Höhe zwischen 2500 und 3000müM. Der Stamm dieser höchsten Palmenart der Welt ist mit einer dicken Wachsschicht überzogen, die im 19. Jahrhundert für die Herstellung von Wachskerzen genutzt wurde. Obschon der Bestand der Palmen durch die Ausbreitung der Landwirtschaft stark gefährdet ist, fuhren wir in der Folge durch eine faszinierende Landschaft, wo sich noch dichte Palmenwälder mit offenem Weideland und einzeln stehenden Plamen abwechselten. Steil ging es danach hinunter in das kleine Bergdorf Toche. Nach nochmals 15km steiniger Rumpelpiste landeten wir bei Cajamarca auf der Hauptstrasse mit ihren vielen, qualmenden und langsamen LKW. Was für die einen einfach ein lästiges Hindernis war, kam dem anderen gerade gelegen, denn wir sahen einen jungen Velofahrer, welcher sich im dichten Verkehr an einen Truck anhängte und sich mitziehen liess. Wir wollten uns nicht vorstellen, was passiert wäre, wenn es ihn hingeschmissen hätte, er wäre unvermeidlich vom nachfolgenden Verkehr überfahren worden. In Kolumbien sind die Menschen Fatalisten, da können solche Dinge einfach nicht passieren….
In der Nähe der Stadt Ibague fanden wir einen sehr schönen Campingplatz. Eigentlich war der Camping Tacuara nur an Wochenenden geöffnet, aber nachdem ein Parkplatzwächter auf unsere Bitte hin dort angerufen hatte, kam der Besitzer zum Eingangstor und liess uns ins Areal fahren. Wir genossen einen sehr ruhigen Abend nur wenige Kilometer ausserhalb der hektischen Stadt.
Eine Tagesetappe weiter südlich lag die kleine, aber feine Wüste von Tatacoa. Wir fuhren diese direkt über eine schmale Piste von Norden her an, so dass wir uns den Umweg über Neiva sparen konnten. Nach der Ausfahrt aus einem Tunnel überquerten wir den hier schon mächtigen Rio Magdalena und unmittelbar nach der Brücke verschwand die Strasse im nächsten Tunnel. Durch trockene, aber Dank Bewässerung aus dem nahen Fluss doch fruchtbare Gegenden erreichten wir die Wüste. Anstatt direkt Richtung Hauptzugang zu fahren, bogen wir ein paar Kilometer vorher nach Osten ab und hielten auf der kleinen Piste direkt auf das Valle de la Constitucion zu. Immer wieder unterbrachen wir die Fahrt und bewunderten die interessante Umgebung und die abwechslungsreiche Flora. Es wuchsen überraschend viele Büsche und Bäume und sogar Gras in der kargen, trockenen Landschaft. Wir bekamen aber auch viele Kakteenarten, seien es die kleinen Kugelkakteen oder die mächtigen Säulenkakteen, zu sehen. Mitten in dieser Wüste fanden wir einen einfachen Campingplatz und Saul, der Besitzer, hatte es sich nicht nehmen lassen, sogar einen grosszügigen Swimming Pool mit wider Erwarten recht kühlem Wasser zu bauen. Die Temperaturen waren wieder auf gut 35°C angestiegen, was bei der geringen Luftfeuchtigkeit jedoch gut zu ertragen war. Trotzdem genossen wir die Abkühlung im Pool sehr.
Wie bereits im Jahr zuvor feierten wir den 1. August zusammen mit Reisenden aus der Schweiz. Beim letzten Mal hatten wir zusammen Celine und Dani bei kühlen Temperaturen ein Fondue genossen. Diesmal stiessen wir in der Einsamkeit der Wüste mit Caro und Martin auf den Nationalfeiertag an.
Am Morgen fuhren wir weiter südwärts und trafen auf die Hauptpiste. Entlang dieser Strecke machten wir immer wieder Halt bei schönen Aussichtspunkten. Der wohl eindrücklichste lag direkt unterhalb des astronomischen Observatoriums. Eine faszinierende, aus roten Felsformationen bestehende Erosionslandschaft mit tiefen Gräben und eigentümlichen Gesteinsformen breitete sich vor uns aus. Eigentlich wäre die Idee gewesen, hier den Sternenhimmel durchs Teleskop des Observatoriums zu betrachtet, aber bereits die Nacht zuvor war der Himmel fast durchgehend bedeckt gewesen. Auch heute liessen die immer grösser werdenden Kumuluswolken die Aussichten schwinden, dass die folgende Nacht eine freie Sicht auf den Sternenhimmel erlauben würde.
Wir beschlossen also, auf den Besuch des Observatoriums zu verzichten und nachdem wir die Aussicht auf die Erosionslandschaft genossen hatten, verabschiedeten wir uns von unseren Freunden. Im Gegensatz zu uns, wollten sie von hier aus ziemlich direkt Richtung Ecuador aufbrechen. Wir waren ziemlich sicher, dass es ein Abschied auf Zeit war und wir uns irgendwann irgendwo wieder treffen würden.
Während unserer gemeinsamen Zeit mit den Gufligers haben wir ein Video mit Martins Drohne gemacht. Merci an Hifi für
die Kameraführung der Drohne!
Unten das Resultat
Wir quartierten uns im Garten des einfachen Guesthouse Lucerna ein. Auf Nachfrage wurde uns vom Inhaber bestätigt, dass viele Jahre zuvor tatsächlich ein Schweizer der Besitzer des Anwesens gewesen sei, dass heute aber nur noch der Name daran erinnerte.
Tierradentro ist bekannt für seine antiken Grabanlagen. Gleich am Morgen machten wir uns auf, einen Teil der umliegenden Grabstätten zu besuchen. Auf einem gut ausgeschilderten Wanderweg stiegen wir steil bergan, um zu den bekanntesten und auch schönsten Fundstellen bei Alto Segovia zu gelangen. Etwa ein Dutzend der bis 9m tiefen Gräber waren ausgehoben und freigelegt worden. Die kostbarsten Fundstücke waren leider meist von Grabräubern entfernt und unwiederbringlich verscherbelt worden. Einige der Gruften waren mit farbigen, geometrischen Mustern dekoriert, nur in einer davon waren jedoch die Originalurnen noch zu sehen. Eine weitere Gruppe Gräber befand sich eine Viertelstunde entfernt, hoch über dem Tal. Überall standen hilfsbereite und kompetente Parkwächter zu Verfügung, die viel über die Hintergründe und die Geschichte dieser Anlagen zu erzählen wussten, wobei über die ursprüngliche Kultur generell nur sehr wenig bekannt ist. Man weiss, dass sie etwa vor 2000 Jahren ihre Blütezeit hatte und es sich bei den Gräbern wohl um Grabstätten für ganze Sippen handelte. Selbst diese Informationen sind jedoch nicht gefestigt, da keine weiteren Spuren dieser Kultur existieren. Nachdem wir über das kleine Dorf San Andres wieder am Ausgangspunkt angekommen waren, besuchten wir zum Abschluss die beiden Museen im Ort. Wiederum genossen wir eine private Führung durch einen sehr engagierten Mitarbeiter, der selber ein Abkömmling der ursprünglichen Bewohner war. Das eine Museum zeigte Details zum heutigen Leben der indigenen Bevölkerung auf, welche ihre überlieferte Kultur nach wie vor hochhält und pflegt. Die zweite Ausstellung bestand aus einer Sammlung von Fundgegenständen aus den umliegenden Gräbern und lieferte einige Hintergrundinformationen dazu.
Nach diesem Besuch fuhren wir noch ein Stück Richtung Popayan, um den Pistenteil dieser Strecke schon mal hinter uns zu bringen. Bei fast 3500müM erreichte die Strasse ihren höchsten Punkt. Wiederum genossen wir bei zwar stark bewölktem Himmel die einzigartige Flora in dieser Klimazone. Laut Informationstafeln sollten in dieser Gegend Brillenbären leben. Wir bekamen selber zwar keinen zu Gesicht, der Besitzer des Restaurants, bei dem wir übernachteten, bestätigte uns jedoch, dass tatsächlich regelmässig die seltenen Bären hier auftauchten. In der Höhe von über 3000müM mussten wir uns auf eine kalte Nacht einstellen. Umso erfreuter waren wir, dass wir trotz des nasskalten Wetters einen spektakulären Sonnenuntergang zu sehen bekamen.
Nachdem wir anderntags im viel tiefer gelegenen Popayan ankamen, wurde es schnell wieder warm, jedoch nur für kurze Dauer, denn um nach San Agustin zu gelangen, mussten wir einmal mehr die Kordilleren überwinden. So verwunderte es nicht, dass wir an diesem einen Tag auf einer Strecke von nur gerade 200km mehr als 3500 Höhenmeter gestiegen und über 5000m hinuntergefahren waren. 40km davon führten durch den Nationalpark Purace, ein grosses Schutzgebiet für die heimische Flora und Fauna, und über Naturstrassen. Die Piste durchquerte den weitgehend unberührten Nebelwald, und wie in dieser Klimazone zu erwarten, waren wir meist im Nebel und bei Nieselregen unterwegs.
San Agustin war eine weitere der selten gewordenen Stätten, wo heute noch Spuren vergangener Kulturen zu bestaunen waren. Wir marschierten stundenlang durch das weitläufige Gelände, vorbei an 2000 bis 3000 Jahre alten Grabstätten mit wunderschönen Steinskulpturen. Das erste Wegstück führte uns durch den Urwald, wo in regelmässigen Abständen eine Vielzahl der gefundenen Steinstatuen aufgestellt war. Auch die entdeckten Gräber auf dem Gelände waren mit weiteren, eindrücklichen Skulpturen geschmückt. Nebst den Gräbern gab es sogenannte Fuente de Lavapatos zu bestaunen. In diesen, teils von Menschenhand geschaffenen, teils natürlichen Wasserkanälen wurden dazumal rituelle Waschungen durchgeführt. Die dazu genutzten, gut erhaltenen Kanäle und die darin enthaltenen Steinmetzarbeiten waren prächtige Zeugen der Handwerkskunst der vergangenen Kulturen.
Um von der eindrücklichen Umgebung mehr zu sehen, wollten wir mit dem Auto eine Rundfahrt durch die Gegend machen. Dieser Plan endete aber schliesslich in einer Sackgasse, denn die Piste wurde immer schmaler und irgendwann gab es keine Autospuren mehr. Wir mussten schliesslich erkennen, dass es auf der gewählten Strecke keine befahrbare Brücke über den Rio Magdalena gab und waren deshalb gezwungen, umzudrehen. Schliesslich erreichten wir aber doch die angesteuerten Stromschnellen des Flusses. Der bis hier gute 50m breite Fluss zwängte sich an der schmalsten Stelle auf nur gerade 2.2 m brodelnd und schäumend durch die Felsen. Den Nachmittag verbrachten wir im sehr angenehmen, mitten in einem tropischen Garten liegenden Camp beim Hostal Casa Nelly. Wir waren zwar die einzigen Camper, kamen jedoch bald in Kontakt mit den vielen Backpackern aus aller Welt, die hier logierten.
Hier noch ein Video von einem Tausendfüssler auf der Flucht ;-)
Auf Empfehlung des Besitzers von Casa Nelly machten wir in Mocoa einen Übernachtungsstopp, um zum Fin del Mundo, zum Ende der Welt, zu wandern. Er hatte uns gesagt, dass wir etwa 45 bis 60 Minuten pro Weg einplanen sollten, wir erreichten das Ziel schliesslich nach 1 ½ h. Die Strecke war zwar nur ca. 4 km lang, aber die 450 Höhenmeter auf den rutschigen Treppen und lehmigen Wegen machten uns ganz schön zu schaffen, nicht zuletzt auch weil wir wieder in subtropischem, also feuchtheissem Klima unterwegs waren. Belohnt wurden wir am Ende jedoch mit wunderschönen, klaren Wasserfällen. Am Ausgang des kleinen Tales stürzte der Bach aus einem Pool 70 m in die Tiefe, so dass es den Eindruck erweckte, als würde er am Ende der Welt über den Horizont verschwinden. Auf dem Rückweg kam uns eine Gruppe Feuerwehrleute entgegen, welche den Auftrag hatte, einen Mann mit gebrochenem Fuss herunterzuholen, in diesem Gelände sicher eine Riesenherausforderung.
Am Abend entdeckte Myrta unseren bisher wohl skurrilsten Campingnachbarn, einen Käfer namens Cucujo, wie unsere Recherchen ergaben. Dieses 2-4 cm grosse, braune Insekt hatte auf dem Kopf zwei grünlich leuchtende Punkte, die an zwei LED erinnerten. Im Dunkeln sah er erst aus wie zwei normale Glühwürmchen, da aber die Leuchtpunkte immer genau gleich weit auseinander lagen, holten wir die Lampen um das „Ding“ genauer anzuschauen. Wir staunten nicht schlecht, als wir diesen sonderbaren und aussergewöhnlichen Käfer durchs Gras krabbeln sahen.
Wir hatten schon von verschiedenen Reisenden und auch von Einheimischen vom sogenannten Trampolin del Muerte gehört. Dabei handelt es sich um eine Piste, welche von Mocoa nach San Francisco führt, eine teils schmale und steile 60km lange Route durch die Berge. Die Strasse wand sich bis auf über 3000m hoch und war an einigen Stellen direkt aus dem Felsen herausgeschlagen worden. In den tieferen Lagen fuhren wir an rauschenden Bächen vorbei, durch dichten Urwald. Mit zunehmender Höhe und vor allem auf der Westseite der Strecke veränderte sich die Vegetation laufend. Trotz des nicht gerade idealen Wetters war die Fahrt eindrücklich, aber nie wirklich beängstigend, wie der Name andeuten könnte.
Unten der Link auf ein Video welches die gut zweistündige Fahrt durch die Berge auf 4 Minuten zusammenschrumpft
Die Fahrt durch die Berge endete an einem grossen See, der Laguna de la Cocha. Dieser lag auf 2800m und die Witterung war hier meist entsprechend kühl, oder wie bei unserer Ankunft sogar kalt. Die Gegend ist ein beliebtes Ausflugsziel und da wir es wieder einmal geschafft hatten, an einem Wochenende an einem dieser Publikumsmagnete einzutreffen, waren tausende von Besuchern unterwegs. Wir drehten deshalb schnell wieder um und nahmen uns vor, am nächsten Tag nochmals vorbei zu kommen, da wir ohnehin in der Gegend übernachten wollten. Wie wir zurecht vermutet hatten, waren die Strassen und die vielen Restaurants im Ort El Puerto tags darauf verlassen und fast leer und wir konnten uns in Ruhe umsehen.
Kurz vor der Grenze nach Ecuador besuchten wir die in eine enge Schlucht eingebaute Kirche Las Lajas. Mit der Gondelbahn schwebten wir im Schneckentempo ins Tal hinunter und konnten so den bekannten Wallfahrtsort ohne Anstrengung erreichen. Einzigartig war vor allem die Konstruktion, stand das Hauptgebäude doch hoch über dem tosenden Fluss auf einem gemauerten Fundament. Der Ort hat sowohl für die Gläubigen aus Kolumbien als auch aus Ecuador eine grosse Bedeutung. Hunderte von Tafeln und Inschriften waren an den Felswänden angebracht worden, um für Hilfe oder Heilung zu danken.
Kommentar schreiben
Steven McRoomli (Samstag, 05 August 2017 14:24)
Hallo Ueli & Myrta
Eure Reiseberichte sind sehr informativ und bestens bebildert! Schade dass ich nicht dabei sein kann...meine letzte Reise führte nur von Lissabon nach Albufeira.
Ich wünsche Euch weiterhin gute Gesundheit, viel Glück & gute Fahrt!
Herzliche Grüsse aus der Region "Flowtec".