USA Hawaii - November/Dezember 2016

Oahu

Der Flug mit Hawaiian Airlines von Los Angeles nach Honolulu verlief reibungslos. Ausser einem Mittagessen war aber im Ticketpreis gar nichts inbegriffen, weder Kopfhörer noch Onboard Unterhaltung oder Drinks wurden angeboten. Zudem wurden für das eingecheckte Gepäck pro Flugsegment 25 $, bzw. 15 $ für Vielflieger, belastet.

Die Wege am Flughafen von Honolulu waren im Vergleich zum Los Angeles Airport erstaunlich lang, was dazu führte, dass wir gleichzeitig mit unserem Gepäck die Ausgabe erreichten. Nach längerer Wartezeit brachte uns der Shuttlebus zur Autovermietung. Dort angekommen, wurde uns erst ein Fahrzeug übergeben, welches bereits nach wenigen Kilometern starke Vibrationen in der Lenkung aufwies. Zurück beim Vermieter wurde dieses anstandslos gegen ein anderes Auto ausgetauscht. Mit Hilfe des eigenen GPS gelangten wir in kurzer Zeit zu unserer Unterkunft, ganz in der Nähe der China Town gelegen. Das über AirBnB reservierte Zimmer war OK, wenn auch etwas viele Familienmitglieder die gemeinsamen Räumlichkeiten benutzten, so dass es im Bad und am Esstisch zu Engpässen kam.

Anderntags starteten wir zu einer Rundtour an die Nordküste. Diese ist im Winter berühmt für ihre riesigen Wellen. Nicht umsonst findet Anfang Dezember hier einer der weltweit grössten Surfwettbewerbe statt. Einige der Profis konnten wir beim Trainieren beobachten, was uns ziemlich beeindruckte! Ganz Oahu ist recht touristisch und für viele Hawaii Reisend die einzige Insel, die sie besuchen. Auf Oahu leben zudem mit Abstand die meisten einheimischen Leute. Es war deshalb nicht verwunderlich, dass der Verkehr, vor allem rund um Honolulu, sehr dicht war und dass Staus an der Tagesordnung waren.

Auf allen Inseln Hawaiis ist der Zugang zu den Stränden öffentlich. Sogar in Gegenden mit trendigen und luxuriösen Hotels muss der Strand auch für Nicht Hotelgäste zugänglich sein. An dieser Regelung könnte sich manches Land ein Beispiel nehmen, so auch die Schweiz mit dem Zugang zu Seen.

Am zweiten Tag auf Oahu fuhren wir als erstes in den Süden, um in der Hanauma Bay zu schnorcheln. Die Anzahl Besucher wird dort auf Grund des Grossandrangs zum Glück beschränkt. Vor dem Betreten des Strandes, mussten sich alle Gäste ein Instruktionsvideo anschauen, in welchem das Naturreservat vorgestellt und die Verhaltensregeln erklärt wurden. Leider war der Seegang bei unserem Besuch recht hoch, so dass das Wasser etwas aufgewühlt und die Sicht dadurch leicht getrübt war. Auch die Strömungen waren stärker als bei ruhigem Wasser. Trotzdem konnten wir bereits im hüfttiefen Wasser unzählige farbige Rifffische aus nächster Nähe beobachten. Auch einfach am Strand liegen wurde nicht langweilig. Flinke und neugierige Mungos, wie viele andere Tiere von frühen Besuchern nach Hawaii gebracht, näherten sich uns, zudem liessen sich viele Vögel beobachten.

Eine Wanderung hoch zum Diamond Head verschaffte uns eine herrliche Aussicht auf den tief unter uns liegenden Waikiki Beach. Am Kraterrand des erloschenen Vulkans befand sich eine ganze Reihe Bunker aus der Zeit des 2. Weltkriegs. Trotz dieser massiven Abwehranlage war es der amerikanischen Armee nicht gelungen, den Angriff der Japaner auf Pearl Harbour abzuwehren.

Ein Spaziergang am berühmten Waikiki Beach machte uns deutlich, dass diese Gegend nach wie vor das Zentrum des Tourismus ist. Souvenirläden und Restaurants, sowie jede Art von Unterhaltung wurden den Besuchermassen hier angeboten. Ein Abstecher führte uns in die im Hinterland liegenden Berge, welche mit herrlichen Regenwäldern bedeckt sind.

Da an diesem Tag Thanksgiving gefeiert wurde, waren viele Restaurants und Geschäfte geschlossen, was für die USA eher ungewöhnlich ist, sind doch Feiertage normalerweise sehr gute Umsatzträger. Für uns bedeutete dies, dass wir einige Zeit durch die Strassen der Stadt schlendern mussten, bis wir schliesslich ein feines Dim Sum Restaurant fanden. Die Chinesen liessen sich offensichtlich das Geschäft nicht entgehen.

Auch an unserem letzten Tag auf Oahu war das Wetter wieder ziemlich unbeständig. Die Nordwestecke der Insel, welche heute unser Ziel war, entpuppte sich in dieser Hinsicht jedoch als gute Wahl.  Die Gegend liegt auf der windabgewandten Seite und der Regen bleibt an den hohen Bergen hängen. Daraus resultiert meist sonniges Wetter und beinahe wüstenartige Vegetation. Ausser schöner Landschaft gab es in dieser Gegend nicht allzu viel zu sehen und zum Baden oder Schnorcheln war die Brandung auch hier zu stark und daher für uns zu gefährlich. Vor unserem Weiterflug nach Hawaii Island besuchten wir das Bishop Museum. In diesen altehrwürdigen Gebäuden erfuhren wir sehr viel über die Kultur der Polynesier und über die Geschichte von Hawaii. Die Ausstellung war allerdings ziemlich überladen und kam, verglichen mit modern ausgestatteten Museen, etwas altbacken daher. Trotz allem gewannen wir einen guten Überblick über die Besiedlung des Pazifikraums und insbesondere von Hawaii.


Hawaii, The Big Island

Bei unserer Ankunft schüttete es wie aus Kübeln und die Fahrt zur nahen Unterkunft war wegen der schlechten Sicht im Dunkeln ziemlich stressig. Dank GPS fanden wir das Haus dennoch ohne Probleme. Wie sich herausstellte, hatten wir diesmal mit der Unterkunft eine sehr gute Wahl getroffen. Die jungen Gastgeber waren sehr offen und kommunikativ, so dass sich schnell eine gute Stimmung einstellte. Nachdem wir uns eingerichtet hatten, fuhren wir zurück nach Hilo und folgten der Empfehlung, im Restaurant Pineapples zu Nacht zu essen.

Am ersten Tag nach unserer Ankunft blieben wir in der Nähe Hilos und erkundeten den Ostzipfel der Insel. Ein erster Besuch galt dem Lava Tree State Monument. Auf dem Gelände fanden wir eine ganze Reihe von Baumresten vor, welche bei einem Vulkanausbruch von flüssiger Lava verbrannt worden waren. Nachdem die Masse abgeflossen war, blieben hohle, mit ausgehärteter Lava überzogene und bis zu mehreren Meter hohe Baumstümpfe zurück. Der rundherum wachsende tropische Regenwald beeindruckte uns einmal mehr. Pflanzen, welche wir Zuhause für teures Geld in Töpfen kaufen, wuchsen hier um ein Vielfaches grösser in den Himmel. Unter anderem entdeckten wir Philodendron mit riesigen Blättern, welche an den mächtigen Bäumen hochkletterten.

Der Küste entlang fuhren wir hinunter nach Kaimu. Die kleine Siedlung wurde durch einen Lavafluss im Jahr 1983 bedeckt und dadurch zerstört. Heute beherbergte das etwas abseits des alten Ortes neu aufgebaute Dorf eine ziemlich schrille Hippiekommune. Es war eindrücklich, die pechschwarze Masse zu sehen, welche sich vom Kraterrand des Vulkans bis ins Meer vorwärtsbewegt und alles im Wegstehende unter sich begraben hatte. In der Ferne waren riesige Dampfwolken zu sehen, verursacht durch einen aktuellen Lavafluss, welcher ebenfalls bis an die Küste floss. Um diesen aus der Nähe zu sehen, wanderten wir anderentags von der Nationalparkseite aus 8km der Küste entlang. Während oben am Kilauea Krater das Wetter neblig war und Nieselregen die Landschaft verbarg, war es unten an der Küste ziemlich sonnig und auch bedeutend wärmer. Der kräftige Wind wühlte die See mächtig auf und verschaffte uns etwas Abkühlung. Schliesslich durchquerten wir ein frisches Lava Feld, wo die Luft an einigen Stellen immer noch vor Hitze flimmerte. Ein deutlicher Hinweis, dass sich die flüssige Lava nur wenige Meter unter unseren Füssen vorwärts bewegte. Aus Sicherheitsgründen war es nicht erlaubt, näher als ein paar hundert Meter an die Stelle heran zu gehen, wo die Lava ins Wasser floss. Aber auch aus sicherer Distanz war es eindrücklich zu beobachten, wie  es immer wieder zu gewaltigen Dampfexplosionen kam und wie die Lava das Meerwasser richtiggehend zum Kochen brachte.

Auf der Fahrt um die Südspitze der Insel durchquerten wir noch einmal den Nationalpark. Das Wetter hatte sich gebessert und erlaubte uns einen Blick auf den Ausbruch im Kilauea Krater. Die Lava spritzte hier dünnflüssig in die Höhe, was auch aus rund zwei Kilometern Entfernung deutlich erkennbar war. Eine kurze Wanderung führte uns durch einen Lavatunnel. Auch dieser war entstanden, nachdem die Lava an der Oberfläche abgekühlt, im Inneren jedoch noch flüssig war. Fand der Fluss eine Möglichkeit abzufliessen, hinterliess er einen Tunnel. Das erschlossene Teilstück dieser Höhle mass etwa 3 Meter im Durchmesser und hatte eine Länge von ein paar hundert Metern.

Ein weiterer Höhepunkt unserer Inselrundfahrt war der Black Sand Beach. Wie der Name sagt, bestand dieser Strand aus pechschwarzem, glänzendem Lava Sand. Die Lavafelsen wurden von der Brandung zu feinem Sand zerrieben und schliesslich am Ufer deponiert. Hier hatten wir das Glück, einige grüne Meeresschildkröten zu sehen. Die Tiere legten sich gerne an diesem Strand in die Sonne, um auszuruhen und liessen sich dabei von den neugierigen Menschen nicht stören.

Bevor wir den südlichsten Punkt auf Hawaii und damit auch der ganzen USA erreichten, genossen wir feine Patisserie aus der ebenfalls südlichsten Bäckerei der USA. Die Südspitze der Insel wies eine ganz eigene, sehr trockene Landschaft auf. Der stetige Wind und die fehlenden Regenfälle trockneten die Gegend aus, so dass sie an eine Wüste erinnerte. Unterhalb der Klippen konnten wir ein paar Fischer beobachten, die in der tosenden See auf reichen Fang hofften. Ganz ungefährlich erschien uns das nicht, denn der Wind bläst hier oft mit Orkanstärke.

Wir quartierten uns wieder in einem AirBnB ein, stellten aber bald fest, dass diese Unterkunft und die Gastgeberin nicht unseren Erwartungen entsprachen. Zu unserem Nachteil war das Haus zudem so abgelegen, dass im Umkreis von 30km weder Restaurants noch Einkaufsmöglichkeiten zu finden waren. Die uns zur Verfügung gestellte Küche entpuppte sich ausserdem als schmuddelige Abstellkammer. Dies zeigte uns, dass nicht alles was schön beschrieben wird, auch schön ist und dass es wichtig ist, beim Recherchieren die Lage des Objektes genau zu beurteilt.

Wir besuchten in der Nähe von Captain Cook, der Ort wurde nach dem berühmten Seefahrer benannt, die kleine Painted Church. Die einfach dekorierte Kirche überraschte uns vor allem mit einer Wandbildszene, welche der Sicht von der Axenstrasse am Vierwaldstättersee in Richtung Flüelen sehr ähnlich war. Ob diese Aussicht tatsächlich Modell für das Wandbild war, konnten wir allerdings nicht in Erfahrung bringen. An der Küste besichtigten wir einen heiligen Ort der Hawaiianischen Urbevölkerung. Dieser steht heute unter dem Schutz des Nationalparkservices. Es wird berichtet, dass in der Vergangenheit jeder Straftäter auf Begnadigung hoffen durfte, wenn er es schaffte, die Tempel hinter der massiven Lavasteinmauer zu erreichen. Die Leute deuteten dies als Wink der Götter und verschonten die Verfolgten. Unmittelbar neben dieser Anlage lag ein kleiner Strand mit Korallenriff. Nur wenige Meter vom Ufer entfernt liessen sich beim Schnorcheln eine Vielzahl farbiger Fische beobachten, die die Menschen ohne Scheu bis auf Armeslänge an sich herankommen liessen. Eine der Arten, die häufig zu sehen war, war der Staatsfisch von Hawaii mit dem schwierigen Namen Humuhumunukunukuapuaa. Wir verbrachten einige Stunden schnorchelnd in dieser Bucht mit glasklarem und wunderbar ruhigem Wasser.

Der Küste entlang fuhren wir weiter bis Kailua-Kona, neben Hilo der einzige grössere Ort auf Hawaii und das Zentrum des Tourismus auf dieser Insel. Die Westseite der Insel war wesentlich sonniger und trockener und wies einige sehr schöne Strände auf, was sie zur beliebtesten Gegend für Badeferien machte. Das brachte es natürlich mit sich, dass das Angebot auf diese Kunden abgestimmt war und vor allem Souvenirläden, Restaurants und Einrichtungen für alle Arten von Abenteuern ihre Dienste anboten.

Da wir uns in der gewählten Unterkunft überhaupt nicht wohl fühlten, beschlossen wir, einen Tag vorzeitig nach Hilo zurückzufahren. Zum Glück konnten wir nochmals bei Jake und Andrea unterkommen. Auf der Fahrt zurück nach Hilo war das Wetter bis nach Kona noch trocken und warm. Als wir jedoch in die Berge bei Waimea hochfuhren, stellte sich uns eine schwarze Wolkenwand entgegen und es schüttete bis kurz vor unserem Ziel.

Wir richteten uns wieder im Haus von Jake und Andrea ein, merkten aber bald, dass im ganzen Gebäude kein Strom vorhanden war. Es stellte sich heraus, dass die Vormieterin ihr Konto bei der Elektrizitätsgesellschaft geschlossen hatte, ohne dass Jake genügend Zeit blieb, den Neuanschluss zu melden. Wir verbrachten daher einen netten Abend zusammen bei Kerzenlicht. Damit wir trotzdem etwas kochen konnten, fuhr Jake in die Stadt und kaufte einen Campinggaskocher. Wir luden die beiden zu einem Fischcurry ein, so dass sie trotz Stress und Ärger wenigstens ein feines Nachtessen geniessen konnten.

Am Morgen war der Himmel verhangen und es regnete den ganzen Vormittag heftig. Wir konnten uns beim Nachbarn ins ungesicherte WiFi einloggen und im Internet surfen bis die Batterien der Tablets leer waren. Wir warteten bis die beiden Gastgeber, die wir wirklich ins Herz geschlossen hatten, von der Uni zurückkamen, so dass wir uns vor der Weiterfahrt bei ihnen bedanken und uns verabschieden konnten. Auf dem Weg zum Flughafen blieb uns Zeit, in der Stadt das Discovery Center zu besichtigen. Es handelte sich dabei um ein attraktives Museum, in welchem ausführliche und interessante Informationen über das Meer rund um die Hawaiianischen Inseln und den Archipel nordwestlich davon vermittelt wurden.

Bei nach wie vor starker Bewölkung, aber immerhin ohne Regen, brachte uns das Flugzeug weiter auf die Insel Maui. Über dem Vulkan Mauna Kea konnten wir aus dem Fenster den glühend roten Himmel des Sonnenuntergangs beobachten, bevor es Nacht wurde.

Video  - Lavafluss ins Meer


Maui

Unser erster Ausflug galt dem westlichen Teil der Insel. Im Zentrum der grossen, zerklüfteten Halbinsel lag der rund 1800m hohe Puu Kuki. Die Strasse rund um die Insel führte direkt dem Meer entlang. Von einem Aussichtspunkt aus konnten wir in der Ferne Buckelwale beobachten, welche im Winter vom kalten Alaska hierherkommen, um zu kalben. Lahaina, eine Touristenhochburg an der sonnigen und trockenen Westküste, war unser nächstes Ziel. Auch hier dominierten im alten Zentrum die typischen Läden für die vielen Besucher. Grosse Teile der Küste waren von Hotels besetzt, die jedoch auch hier den Zugang zu den Stränden für die Öffentlichkeit ermöglichen mussten. Die Nordspritze der Insel wies eine Steilküste aus schwarzen Lavafelsen auf. Eine kurze Wanderung führte uns zu einem Blowhole, wo die hohen Wellen das Wasser in riesigen Fontänen und unter lautem Fauchen durch ein Loch in den Felsen nach oben pressten, und damit den Zuschauern ein riesiges Spektakel boten. Die Strasse wurde nun zunehmend schmaler und war oft nur noch einspurig, was dank dem geringen Verkehrsaufkommen jedoch kein grosses Problem darstellte.

Um den Ostteil der Insel zu erkunden, benötigten wir einen ganzen Tag. Zwar war die gesamte Strecke nur etwa 180km lang, die Strasse bis nach Hana war jedoch so schmal und kurvenreich, dass wir allein für diese 80km etwa 3h benötigten. Dazu kam, dass die Landschaft immer wieder zu Abstechern und Stopps verleitete. Die Nordostseite der Insel erhält die meisten Niederschläge, so dass die Vegetation entsprechend üppig war. Die Wege waren dadurch aber oft schlammig und rutschig, so dass bereits eine kurze Wanderung in den Teva Sandalen dazu führte, dass wir am Ende Schuhe und Füsse abspülen mussten, um nicht das ganze Auto schmutzig zu machen. Die Strasse nach Hana führte durch einen Teil des Haleakala National Parks. Auf kurzen Wanderungen liessen sich hier sowohl die schwarze Lavalandschaft an der Küste als auch das tief eingeschnittene Tal mit seinen Wasserfällen erkunden.

Danach wurde die Strasse vorübergehend noch rumpliger und blieb sehr schmal. Die Küstenlandschaft zeigte sich weiterhin spektakulär und tropisch, bis sie im Regenschatten des Haleakala Vulkans immer trockener wurde und in magere Weiden überging. Hier wurde auch die Strasse wieder besser und zweispurig, so dass wir zügig zurück in die Zivilisation gelangten.

Ein Höhepunkt unseres Maui Aufenthalts war mit Sicherheit der Besuch des Haleakala Vulkans. Von Meereshöhe aus fuhren wir hoch bis zum Gipfel des Berges auf über 3000m.  Oben angekommen, bot sich uns dank den guten Wetterbedingungen eine 360° Rundumsicht. Die sensationelle Lage machte sich auch eine hier angesiedelte astronomische Beobachtungsstation mit mehreren Teleskopen zu Nutzen. Die Dimensionen, die vielfältige Landschaft und die Flora des mächtigen Vulkans erschlossen sich erst richtig beim Abstieg in den Krater selbst. Die Vulkane auf Maui waren seit über 200 Jahren nicht mehr aktiv, so dass ein Betreten des Kraters als absolut sicher gilt. Der Weg führte uns über 900m hinunter in einen riesigen Kessel, vorbei an mehreren Minivulkankratern. Zum Teil wanderten wir durch Aschefelder, dann wieder durch zerklüftete Lavagebiete. Wir waren erstaunt über die Vielzahl an Pflanzen, welche sich in dieser unwirtlichen Umgebung angesiedelt hatten. Das verbreitete und in dieser Gegend endemisch wachsende Silversword (Silberschwert) verdankt seinen Namen hunderten von säbelartigen Blättern, die in der Sonne silbern glänzen. Den grössten Teil der Wanderung konnten wir bei leichter Bewölkung mit immer wieder eindringenden, dramatisch wirkenden Nebelschwaden geniessen. Das Nordende des Kraterrandes war im Laufe der Zeit weg erodiert worden, so dass an dieser Stelle tief liegende Wolken eindringen können. Dadurch fällt in dieser Region mehr Regen und die Vegetation ist üppiger als im Zentrum des Kraters. Diese Voraussetzungen schienen auch der Nene, einer hier endemisch lebenden Gans, zu behagen, von denen wir mehrere Paare beobachten konnten. Als wir den steilen Anstieg zurück zum Kraterrand unter die Füsse nahmen, begann es aus dem immer dichter werdenden Nebel zu nieseln und kurz vor Ende schüttete es richtiggehend. Nach fast 20 km und 5 ½ h Marsch erreichten wir die Strasse. Um nicht noch länger dem Regen ausgesetzt zu sein, machten wir Autostopp. Zum Glück liess uns bald ein netter Autofahrer mitreisen und  setzte uns wenig später bei unserem Mietwagen ab.

Wir spürten die anstrengende Wanderung ganz schön in den Knochen und Muskeln und gönnten uns daher etwas Erholung am Ulea Beach an der sonnigen Südküste. Nick, unser Gastgeber, hatte uns den Tipp zu diesem Ausflug gegeben. Wir parkten unser Auto bei einem der Luxushotels und fanden eine schöne, schattige Ecke am Rande der Bucht, die wir ganz für uns allein hatten. Wir genossen den herrlichen Strand und das Schnorcheln im glasklaren Wasser. Wenige Meter vom Ufer entfernt konnten wir entlang einer Felsklippe wunderbare Korallen und vielfarbige Fische in grosser Zahl bestaunen.

Für den Abend hatte uns Nick, eingeladen, an der Sunsetcruise auf der Alii Nui teilzunehmen. Er war Kapitän auf diesem wunderschönen Katamaran und hatte ein paar freie Plätze zu vergeben. Normalerweise kostete der Luxustrip 140 USD pro Person, inklusive erstklassigem Abendbuffet und Betreuung durch eine professionelle Crew. Unsere Kosten beschränkten sich auf ein grosszügiges Trinkgeld für die Mannschaft. Da kaum Wind herrschte, konnten wir leider nicht wie geplant, unter Segeln in den Sonnuntergang fahren. Wir genossen natürlich trotzdem die schöne Stimmung, die feinen Drinks und das gute Essen an Bord. Nachdem wir in  der Ferne ein paar Buckelwale sichteten, senkte der Skipper ein Hydrophon ins Wasser, so dass wir über Lautsprecher sogar die Gesänge der mächtigen Tiere hören konnten. Nach gut zwei vergnüglichen und erholsamen Stunden waren wir zurück im Hafen.

Schon war es wieder Zeit, die Insel zu wechseln, was uns bei regnerischem Wetter nicht allzu schwer fiel. Auf dem Weg zum Flughafen brachten wir die beiden kleinen Pakete mit Geschenken für die Grosskinder von Myrta zur Post. Obwohl wir nur Kleinigkeiten verschickten, mussten wir die ganzen Zollformulare ausfüllen, was einige Zeit in Anspruch nahm. Ziemlich knapp erreichten wir den Flughafen, wo wir zu allem Übel wegen der Baustellen noch einmal eine Ehrenrunde drehen mussten, bevor wir den Wagen abgeben und  mit dem Shuttlebus zum Terminal fahren konnten. Einchecken und Sicherheitskontrolle verliefen aber reibungslos, so dass wir doch rechtzeitig zum Gate kamen. Die Aussicht auf dem kurzen Flug war dank dem schlechten Wetter gleich Null. 


Kauai

Wir erreichten unsere AirBnB Unterkunft gegen 14 Uhr. Obwohl wir früher als vereinbart eintrafen, war das Zimmer bereits geräumt und Brian, der Besitzer sah kein Problem darin uns vorzeitig einzuchecken. Die Betten mussten wir allerdings selber beziehen, dafür war die Unterkunft verhältnismässig günstig. Nachdem wir die Küche inspiziert und für gut befunden hatten, fuhren wir zurück ins nahe Kapaa, um Lebensmittel einzukaufen. Wie überall auf Hawaii waren diese, verglichen mit den Preisen auf dem Festland, auch in den bekannten Supermarktketten markant teurer.

Kapaa lag an der Ostküste von Kauai, ungefähr in der Mitte, und war daher ein guter Ausgangspunkt, um die Insel zu erkunden. Ein erster Ausflug führte uns an die Nordküste. Wir fuhren bis zum Nordende der Strasse, denn im Gegensatz zu Hawaii und Maui kann Kauai auf der Strasse nicht komplett umrundet werden. Am Kee Beach begann der Wanderweg der Na Pali Küste entlang. Dieser Abschnitt der Insel gilt als der landschaftlich spektakulärste. Da es aber in den vorangegangenen Tagen zum Teil kräftig geregnet hatte, war der Weg schlammig und rutschig, was uns im steilen Gelände zu heikel erschien. Wir unternahmen deshalb einen Spaziergang dem Strand entlang und entdeckten eine Mönchsrobbe (Monk Seal) im Sand. Das Tier hatte sich zum Ausruhen an Land begeben und lag dort derart ruhig, dass wir erst glaubten, es wäre tot, sie liess sich aber einfach von den Strandbesuchern absolut nicht stören. Mönchsrobben sind mit ca. 1200 Exemplaren weltweit die seltenste Art dieser Tiergattung. Von den 1200 leben im Bereich der Hawaiianischen Hauptinseln nur gerade etwa 100 Tiere, die übrigen halten sich auf vorgelagerten Felsinseln auf. Wir hatten demnach riesiges Glück, eine dieser Robben überhaupt zu Gesicht zu bekommen.

Im Vergleich zu den anderen Inseln ist Kauai nur wenig besiedelt und auch die Anzahl der Ferienanlagen hält sich (noch) in Grenzen. Die überall gut zugänglichen Strände waren beinahe  menschenleer. Die Brandung und die starken Strömungen erschienen uns aber trotz Lifeguards zu riskant zum Schwimmen. Die Landschaft war durch die üppige Vegetation sehr grün, ein Grund weshalb die Insel auch Garden Island genannt wird. Unter anderem waren Taro Felder recht verbreitet. Dieses stärkehaltige Wurzelgemüse wurde von den Polynesiern auf die Inseln gebracht und bildete lange die Nahrungsgrundlage im ganzen Pazifikraum. Ein Abstecher führte uns zum Lilaue Leuchtturm. Dieser stand auf einem windumtosten Felsvorsprung in einem Wildreservat. Auf dem Rückweg zur Hauptstrasse stärkten wir uns bei einem der vielen Food Trucks, die auf Hawaii sehr beliebt und verbreitet sind. Das Essen dieser Anbieter ist meist gut und relativ günstig und sowohl Qualität als auch Auswahl oft besser als in üblichen Fastfood Restaurants.

Anderntags erkundeten wir die Umgebung von Kapaa. Auf kleinen Strassen fuhren wir durchs Hinterland der Stadt. Vorbei am Opeakaa Wasserfall gelangten wir von dort zurück auf die Hauptstrasse, wo sich der Wailua River ins Meer ergoss. Auf dem Fluss waren Kanurennen im Gang, die wir uns aus der Nähe ansehen wollten. Jeweils sechs Ruderer sassen in den mit einem Ausleger ausgestatteten Kanus. Die Strecke führte über mehrere Kilometer, auf denen sich bald die stärksten Mannschaften absetzten und ein spannendes Kopf an Kopf Rennen lieferten. Mit lauten Rufen und grossem Applaus wurden die Teams von den zahlreichen Zuschauern angefeuert.

Lihue ist das kommerzielle Zentrum und die grösste Stadt der Insel, bietet jedoch dem Besucher nicht allzu viel Sehenswertes. Nördlich davon fuhren wir zum Hanamaulu Beach hinunter, wo wir vom Ufer aus Männer beim Fischen mit Netzen beobachten konnten. Auch ein Seevogel versuchte vom Fischreichtum zu profitieren und tauchte unermüdlich aus grosser Höhe ins Wasser, scheinbar ohne grossen Erfolg oder aber mit einem Riesenhunger, denn er kam immer wieder zurück und versuchte es erneut. Am Lydgate Beach wurde mit einem Damm aus Lavafelsen ein natürlicher, grosser Pool abgetrennt. Dies ermöglicht es, auch bei hohem Seegang gefahrlos zu schwimmen und zu schnorcheln. Wir waren einmal mehr erstaunt über die Vielzahl und den Artenreichtum der hier lebenden Fische.

Die gute Wetterprognose für den folgenden Tag bewog uns, den Waimea Canyon zu besuchen. Diese gewaltige Schlucht erstreckte sich von den Bergen, die hier immerhin eine Höhe von 1500m erreichten, bis hinunter an die Südküste. Steil wand sich die Strasse hoch und am Ende standen wir auf über 1000m, hoch über der Na Pali Küste. Der hier oben herrschende Nebel hob sich immer wieder und erlaubte kurze Blicke auf die grandiose Landschaft. Bis wir einen nächsten Aussichtspunkt anfuhren, hatte das Wetter aufgeklart und gab die Sicht frei auf den Waimea Canyon. Kein Wunder wird diese mächtige Schlucht als Grand Canyon des Pazifiks bezeichnet. Tief unten verlief der Fluss, welcher von einem hohen Wasserfall gespeist wurde, durch einen üppig bewachsenen Talboden. Die im Gegensatz dazu spärlich bewachsenen Flanken der Schlucht bildeten mit der roten Erde einen starken, farblichen Kontrast. Einige wilde Ziegen, Nachfahren der Tiere, welche von den ersten westlichen Entdeckern ausgesetzt worden waren, kletterten geschickt über die steilen Hänge.

An der Südküste besuchten wir das Spouting Horn, wieder eine der Stellen, wo die heftige Brandung kraftvoll durchschiesst und das Wasser mit einem Fauchen in die Höhe spritzt. Aufgrund des eher geringen Wellenganges an diesem Tag war das Spektakel jedoch nicht sehr eindrücklich. Am Abend gönnten wir uns ein hervorragendes Nachtessen in Sams Ocean View Restaurant und genossen vorab auf der Terrasse mit Blick aufs Meer einen feinen Cocktail.

Auf dem letzten Campingplatz, bevor wir nach Los Angeles gefahren waren, hatten wir Eric kennengelernt. Als er erfuhr, dass wir nach Kauai reisen würden, hatte er für uns einen Besuch auf einer exklusiven Kaffeeplantage organisiert. Diese lag nur wenige Kilometer von unserer Unterkunft entfernt. Les, der Besitzer der Anlage, war für zwei Monate auf das Festland gereist, deshalb kümmerte sich sein Manager, Tai, um uns. Der Betrieb hatte zwei primäre Standbeine, einerseits eine kleine Kaffeeplantage mit biologischem Anbau und andererseits mehrere, in der Umgebung verteilte Tabakfelder. Der eigene Kaffee wurde durch die kleinen Mengen und die aufwändige Handarbeit zu einem Luxusprodukt und kostete pro Pfund stolze 40 USD, fand jedoch bei exklusiven Restaurants und betuchten Kunden seinen Absatz. Neben dem selbst angebauten wurde aber vor allem auch Kaffee vom Big Island und aus dem Ausland zugekauft und im Betrieb geröstet. Tai war dabei, Kaffee für mehrere Aufträge zu rösten und schickte uns deshalb allein auf einen Rundgang durch die Plantage. Der betriebseigne Tabak wird nach der Ernte nach Nicaragua verschifft, wo er zu exklusiven Zigarren verarbeitet wird, da es auf Hawaii an qualifiziertem Personal mangelt, um die gewünschte Qualität zu erreichen.

Den Nachmittag verbrachten wir wieder am Strand, bevor wir zum Apéro zurück ins Zimmer kamen und auf der Terrasse ein kühles, hawaiianisches Bier, genossen. Entgegen der Aussage im alten Schunkellied es gibt kein Bier auf Hawaii werden auf den Inseln sogar hervorragende Biere gebraut. Als Einstimmung auf unser nächstes Reiseland besuchten wir für das Nachtessen ein mexikanisches Restaurant, einen Familienbetrieb, wo uns authentische, mexikanische Spezialitäten serviert wurden. Die Bedienung freute sich über unsere Versuche,  die Bestellungen in Spanisch aufzugeben. Jedenfalls bekamen wir was wir wollten, was wir als gutes Omen für die Weiterreise nach Mexiko nahmen.

An unserem letzten Tag auf Hawaii hiess es früh aufstehen, denn unser Flug nach Honolulu startete bereits um 06.20 Uhr. Nach nur einer halben Stunde Flugzeit hatten wir den Zwischenstopp erreicht und eine Stunde später ging es weiter nach Los Angeles, wo wir unseren Camper unbeschadet wieder in Empfang nehmen konnten. Bevor wir die Gegend um Los Angeles verliessen, wollten wir Debbie und Steve besuchen, die wir im Joshua Tree Nationalpark kennengelernt und die uns eingeladen hatten. Vom Hotel aus, wo das Auto während unserer Abwesenheit geparkt war, erreichten wir ihr Haus trotz Rushhour in weniger als einer Stunde. Wir durften ein feines Nachtessen und die nette Gesellschaft unserer Gastgeber geniessen und konnten Reiseerfahrungen austauschen.



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San Martin de los Andes

Wir verbrachten einige Tage mit unseren Freunden und genossen das Wiedersehen nach fast auf den Tag genau fünf Jahren. Da Edgardo und Chris auch erst von einem Trip zurück gekommen waren, hatten sie nicht allzu viel Zeit sich um uns zu kümmern. Das kam uns aber auch entgegen, denn wir hatten auch einiges zu erledigen und wir waren froh wieder einmal im Komfort eines Hauses leben zu dürfen. Gerade wenn man, wie wir zur Zeit, mit einfachen Mitteln unterwegs ist, lernt man den Luxus eines Hauses mit all seinen Einrichtungen erst wieder richtig schätzen.

Wir unternahmen eine Wanderung direkt vom Haus aus, welche uns zu mehreren Aussichtspunkten hoch über dem Lago Lacar führte. Durch schattigen Wald ging es auf staubigen Pfaden steil hoc. Bei einer kleinen Siedlung mussten wir den Mapuche, den ansässigen Ureinwohnern ein kleines Entgelt für die Nutzung ihres Landes entrichten. Bald erreichten wir den ersten Aussichtspunkt, von wo aus man fast den ganzen See überblicken konnte. Die Wege waren unglaublich staubig, denn es hatte seit langem nicht mehr geregnet. Trotzdem genossen wir es, wieder einmal mehr zu Fuss unterwegs zu sein. Nach dem Abstieg zum See erreichten wir schliesslich den Ort wieder.

An einem Tag hatte Edgardo für Ueli ein E-MTB organisiert und die Beiden machten eine Tour Richtung Chapelco, dem nahen Skigebiet. Begleitet wurden sie von «Kike» welcher das Bike ausgeliehen hatte. Erst stiegen sie auf der Piste etwa 500 Höhenmeter an und bogen dann auf kleine Fahrwege ein. Auch hier war der Staub unglaublich. Bis zehn Zentimeter tief versank man im mehlfeinen Staub, welcher wie Wasser aufspritzte. Man musste gehörig Abstand halten um überhaupt sehen zu können  wo man fuhr. Die rassige Abfahrt erfolgte wieder über eine breite und holprige Piste. Ein Abstecher führte zu einem Aussichtspunkt, von wo aus man das untenliegende Tal überblicken konnte.

An unserem Camper hatte sich schon bei El Bolson ein unerklärlicher Leistungsverlust eingestellt, den wir hier überprüfen liessen. Der Mechaniker fand unter anderem eine leckende Einspritzdüse, was er problemlos reparieren konnte. Der Leistungsverlust schien aber darauf zurückzuführen sein, dass ein Kabel über welches das Überdruckventil am Turbo steuerte, abgefallen war, sodass der Turbo den Druck nicht mehr aufbaute. Reparieren konnte er das Ganze auf die Schnelle nicht, denn Ersatzteil mussten in Buenes Aires bestellt werden und das hätte gedauert. Nun, weitere Schäden waren nicht zu erwarten, deshalb beschlossen wir, so weiterzureisen.

Weiter Nordwärts

Wir verbrachten einige Tage mit unseren Freunden und genossen das Wiedersehen nach fast auf den Tag genau fünf Jahren. Da Edgardo und Chris auch erst von einem Trip zurück gekommen waren, hatten sie nicht allzu viel Zeit sich um uns zu kümmern. Das kam uns aber auch entgegen, denn wir hatten auch einiges zu erledigen und wir waren froh wieder einmal im Komfort eines Hauses leben zu dürfen. Gerade wenn man, wie wir zur Zeit, mit einfachen Mitteln unterwegs ist, lernt man den Luxus eines Hauses mit all seinen Einrichtungen erst wieder richtig schätzen.

Wir unternahmen eine Wanderung direkt vom Haus aus, welche uns zu mehreren Aussichtspunkten hoch über dem Lago Lacar führte. Durch schattigen Wald ging es auf staubigen Pfaden steil hoc. Bei einer kleinen Siedlung mussten wir den Mapuche, den ansässigen Ureinwohnern ein kleines Entgelt für die Nutzung ihres Landes entrichten. Bald erreichten wir den ersten Aussichtspunkt von wo aus man fast den ganzen See überblicken konnte. Die Wege waren unglaublich staubig, denn es hatte seit langem nicht mehr geregnet. Trotzdem genossen wir es, wieder einmal mehr zu Fuss unterwegs zu sein. Nach dem Abstieg zum See erreichten wir schliesslich den Ort wieder.

An einem Tag hatte Edgardo für Ueli ein E-MTB organisiert und die Beiden machten eine Tour Richtung Chapelco, dem nahen Skigebiet. Begleitet wurden sie von «Kike» welcher das Bike ausgeliehen hatte. Erst stiegen sie auf der Piste etwa 500 Höhenmeter an und bogen dann auf kleine Fahrwege ein. Auch hier war der Staub unglaublich. Bis zehn Zentimeter tief versank man im mehlfeinen Staub, welcher wie Wasser aufspritzte. Man musste gehörig Abstand halten um überhaupt sehen zu können  wo man fuhr. Die rassige Abfahrt erfolgte wieder über eine breite und holprige Piste. Ein Abstecher führte zu einem Aussichtspunkt, von wo aus man das untenliegende Tal überblicken konnte.

An unserem Camper hatte sich schon bei El Bolson ein unerklärlicher Leistungsverlust eingestellt, den wir hier überprüfen liessen. Der Mechaniker fand unter anderem eine leckende Einspritzdüse, was er problemlos reparieren konnte. Der Leistungsverlust schien aber darauf zurückzuführen sein, dass ein Kabel über welches das Überdruckventil am Turbo steuerte abgefallen war, sodass der Turbo den Druck nicht mehr aufbaute. Reparieren konnte er das Ganze auf die Schnelle nicht, denn Ersatzteil mussten in Buenes Aires bestellt werden und das hätte gedauert. Nun, weitere Schäden waren nicht zu erwarten, deshalb beschlossen wir, so weiterzureisen.

Eigentlich hatten wir gehofft, dass die Strecke nach Zapala geteert ist. Dem war aber nicht so, der grösste Teil der Strecke ist nach wie vor eine teilweise recht ruppige Piste. Die Landschaft durch die kargen Berge machte aber das Gerüttel durchaus wett. Wir hatten geplant, im National Park Laguna Blanca, 40 km ausserhalb von Zapala zu übernachten. Leider stellte sich heraus, dass aufgrund kürzlich aufgetretener Vogelgrippefällen sowohl der Campingplatz wie auch der Zugang zu See geschlossen worden war um die Verbreitung der grässlichen Seuche einzudämmen. So fuhren wir weiter bis nach Las Lajas um dort zu übernachten.

Die Fahrt ging weiter in eine Gegend die wir auch bereits etwas kannten, nach Copahue. Beim letzten Besuch waren wir nicht hochgefahren zu dem Thermalbad, sondern hatten am Lago Caviahue übernachtet. Nun stellte sich aber heraus, dass wir nichts verpasst hatten. Die Piste hoch auf über 2000 müM ist nicht angenehm, zu fahren und die geothermischen Felder sind so bescheiden, dass es nicht einmal lohnte eine Foto davon zu machen. Gut, wir sind vielleicht etwas verwöhnt nach dem Besuch so vieler anderer, viel eindrücklicheren Orte. Das Thermalbad selber war auch nicht wirklich berauschend, zudem war der Wind unterdessen so heftig, dass es uns nicht reizte ein Bad zu nehmen. Der Ort hat seine besten Zeiten längst hinter sich und es scheint nicht, dass irgendjemand daran etwas ändern wollte. Der herrliche Übernachtungsplatz den wir vor fünf Jahren kennengelernt hatten, war für den Mercedes leider nicht zugänglich und alternative Plätze waren dem heftigen Wind voll ausgesetzt. So entschlossen wir uns weiterzufahren, aber es wurde ein langer Tag. Wir hatten gehofft ein schönes Buschcamp entlang der reizvollen Strecke zu finden, aber der Wind machte uns einen Strich durch die Rechnung. Nur den Abstecher zum Salto Agrio liessen wir uns nicht nehmen. Es ist einer der farbeprächtigsten Wasserfälle, die wir bisher besucht haben. Der blaue Himmel im Kontrast mit den schwarzen Basaltsäulen und der orangefarbenen Flussufern ist sehr eindrücklich.

Die ersten 40 km der Piste waren echt mühsam, sie wurde schliesslich aber gut fahrbar. Ein Wegweiser schickte uns auf eine kleine Piste Richtung Chos Mahal. Es stellte sich heraus, dass man so ein paar Kilometer abschneiden konnte. Da die Route eher sandig als steinig war und zudem wenig Wellblech aufwies eine gute Option für uns. Im Camping Municipal genossen wir den Abend und eine ruhige Nacht.

 

Nun waren wir wieder auf der legendären Ruta 40 unterwegs. Hoch und runterführte die Strecke, meist durch karge Berglandschaften. Und dann war wieder einmal mehr aus mit Teerstrasse. Gut 100 km Rüttelpiste war angesagt. Auf der Strecke entlang dem Rio Grande hatten wir beim letzten Mal einen kapitalen Steinschlag in der Windschutzscheibe kassiert, entsprechend vorsichtig kreuzten wir den wenigen Gegenverkehr. Die letzten 100 km bis Malargüe waren dann wieder gute Teerstrasse. 

Einige Kilometer nördlich von Malargüe bogen wir in das Seitental ab welches zum bekannten Skizentrum von Las Lenas führt. Zum Skigebiet fuhren wir nicht hoch, sondern besuchten erst die Laguna La Nina Encantada, ein herrliches Juwel in der kargen Landschaft. Ein von Grundwasserquellen gespeister See liegt eingebettet in einem Felsenkessel. Fette Forellen schwimmen durch das klare Wasser und auch die nahe Umgebung ist schön grün und reich an Pflanzen. Einige Kilometer weiter talaufwärts trafen wir auf ein geologisches Unikum. In einem senkrecht abfallenden Doppelkrater befinden sich zwei Seen. Kaum Pflanzen säumen den Krater und das ganze erinnert eher an einen tiefen Baggersee als an ein Naturphänomen. 

In der Folge bot die Strecke keine grosse Abwechslung und wir beschlossen bei Mendoza auf eine Alternativroute auszuweichen welche wir auch bereits kannten. Durch ein mächtiges Tal fuhren wir Richtung chilenische Grenze, vorbei am Stausee Potrillos, bei Kitesurfern wohl bekannt. In Uspallata bogen wir schliesslich auf die RN 149 ab welche uns zum National Park Leoncito brachte. Die Strecke führt durch ein breites Hochtal, immer über 2000 müM. Etwa 40 km sind noch ungeteert aber gut zu befahren. Im kleinen aber feinen Campingplatz haben sie seit unserem letzten Besuch extra zwei Stellplätze für Fahrzeugcamper eingerichtet, ansonsten ist er mehrheitlich für Zeltcamper ausgelegt. Da wir die Wanderungen bereits kannten, genossen wir in erster Linie die herrliche Ruhe in diesem abgelegenen Ort auf 2300 müM und die sternenklare Nacht. Übrigens kosten weder Camping noch der National Park selber Eintritt.

Nach einer kurzen Fahrstrecke liegt östlich der Strecke eine wunderschöne Erosionslandschaft. Unweit der Strasse leuchten die Hügel in allen Farben. Eine schmale Piste führt mitten hinein in die Formationen. Gelb, rosarot, braun bis hin zu tiefschwarzen Teilen leuchten die Farben. Früher waren hier noch irgendwelche Mineralien in Miniminen abgebaut worden. Heute sieht man noch einige Ruinen und einen sehr tiefen Vertikalschacht.

Wir blieben auf dieser kaum befahrenen Nebenstrecke. Sie ist angenehm zu befahren und führt durch abwechslungsreiche Landschaft. Bis auf 2700 müM führte einer der Pässe und der Vito kam auf der langen Steigung wieder einmal auf Betriebstemperatur. In einem einfachen Campingplatz in Bella Vista kamen wir unter, auch hier war der erst angepeilte Campingplatz geschlossen gewesen.

Am Dique Cuesta del Viento, Nomen est Omen, kamen wir an einem weiteren Suferhotspot vorbei, allerdings war bei unserm Besuch der Stausee spiegelglatt... In der Gegend mussten kürzlich extreme Regenfälle niedergegangen sein. Jeder kleine Fluss hatte die Strasse mit Geröll und Sand überspült. Die Furten waren zwar bereits wieder freigebaggert worden und die Flüsse ausgetrocknet, aber lange konnte es nicht her sein, denn die Erde war noch immer feucht auf der Strasse.

Und wieder kam es anders als geplant! Aufgrund der guten Bewertungen hatten wir geplant einen frühen Etappenhalt in einem Campingplatz einzulegen. Vor Ort zeigte sich aber leider, dass der Preis in zwei Monaten von 1000 auf 3000 ARS/P gestiegen war, Warmwasser nicht funktioniert und vor allem keinerlei Schatten für das Auto vorhaben war. Dass die Lage dann auch noch direkt an der Hauptstrasse lag, erwog uns weiterzufahren.

 

Aber auch Plan B ging uns nicht auf. Wir fuhren durch den landschaftlich schönen Provinzpark Ischigualasto, aber dort gibt es bedauerlicherweise keine Übernachtungsmöglichkeit. Zudem kann man die Sehenswürdigkeiten, wie auch im benachbarten National Park Talampaya ausschliesslich im Rahmen einer geführten Tour besichtigen. Im Talapaya NP gibt es zwar eine günstige Campingmöglichkeit, aber dafür muss man sowohl für den Anreise- wie den Abreisetag die Eintrittsgebühr entrichten. Der Campingplatz liegt zudem an der prallen Sonne und man muss das Fahrzeug auf dem Parkplatz lassen. Der Eintritt ist wie meistens bei beliebten Nationalparks für Ausländer ein mehrfaches teurer, hier 3500 anstelle von 1000 ARS/P., und um etwas vom Park zu sehen sind nochmals einige Tausend ARS für die Fahrt im 4x4 Bus gefragt. Das war uns dann doch zu teuer, zu kompliziert und wir wollten auch nicht noch den restlichen Nachmittag in der prallen Sonne verbringen. Also fuhren wir noch eine halbe Stunde bis Villa Union. 

Der erste Teil der Tagesetappe, die Strecke durch die Berge von Miranda  war dann ein landschaftliches Highlight. Die roten Felsen und die grünen Täler mit ihren blühenden Säulenkakteen waren vor allem im Morgenlicht sehr eindrücklich. Auch die restliche Tagesstrecke war abwechslungsreich und schön. Nach Chilecito bogen wir einmal mehr von der Ruta 40 auf die wenig befahrene RN 78 ab um durch die Berge nach Fiambala zu gelangen. Am nächsten Morgen erkundeten wir die Umgebung und fuhren erstmal zum Canyon de los Indios um in dieser schönen Schlucht eine kurze Wanderung zu unternehmen. Vor allem die engste Stelle ist eindrücklich und erinnerte uns an die Slotcanyons in Utah.

Der anschliessende Besuch der bekannten  Thermen von Fiambala arteten wieder in einen Flop aus. Zwei Kilometer vor den Thermalanlagen wurden an einer Barriere nach dem Eintrittsticket befragt. Da wir diese nicht vorweisen konnten, wurden wir 15 km zurückgeschickt nach Fiambala um diese dort bei der Touristeninformation zu kaufen. Da angekommen wurde uns mitgeteilt, dass das nächste Zeitfenster von 15 bis 20 h dauert und wir deshalb zwei Stunden hätten warten müssen. In Anbetracht der wenigen Besucher eine momentan sinnlose Sache. Zudem hätten wir auch hier wieder das dreifache bezahlen müssen. Diskussionen wurden mit einem Lächeln quittiert… Da wir in der letzten Nacht einem heftigen Mückenangriff ausgesetzt waren, hatten wir schliesslich keine Lust mehr in Fiambala zu bleiben und zogen weiter.

In diesem spontanen Plan hatte Ueli die Dieselversorgung nicht berücksichtigt. An den ersten zwei Tankmöglichkeiten fuhren wir bedenkenlos vorbei und merkten erst in der Folge, dass die Abstände zwischen Tankstellen wieder einmal recht gross waren. Schliesslich leuchtete die Reserveanzeige schon fast 100 km bis wir im Spargang die nächste Tankstelle erreichten. In Belén sahen wir ein Plakat, welches Grillhähnchen anbot. Wir hatten Lust darauf und kauften kurzentschlossen unser Nachtessen ein. Das sollte sich aber schon in der Nacht rächen! Myrta hatte auf den enthaltenen Salat gänzlich verzichtet und Ueli hatte diesen selber vertilgt. So war es naheliegend, dass das Erbrechen und der Durchfall, welche noch vor Mitternacht einsetzten, einzig diesem zuzuschreiben war. Als aber Myrta am Morgen ebenfalls von Durchfall geplagt wurde, war klar, dass auch mit dem Poulet etwas nicht gestimmt hatte. So wurde die Fahrt nach Cafayate vor allem für Myrta zum Spiessrutenlauf.

 

Wir wollten die gesundheitliche Störung erst mal auskurieren, bevor wir wieder grosse Unternehmungen planten oder weiterzogen. Wir planten deshalb erstmal ein paar Ruhetage ein.