Belgien und Frankreich

Calais

Aufgrund der Zeitverschiebung erreichten wir Calais am frühen Abend. Nachdem wir uns im Stadtcamping eingerichtet und das Nachtessen eingenommen hatten, spazierten wir in die Altstadt, die wir nach etwa 20 Gehminuten erreichten. Das zwischen zwei Kanälen liegende Zentrum zeigte sich als belebte und freundliche Gegend, die sich für einen gemütlichen Drink am beliebten Place d’Armes anbot. Der 39 m hohe Tour de Guet überragt den Platz seit dem 13. Jahrhundert. Dieser war als Teil einer Befestigungsanlage errichtet worden und beherbergte einen Taubenschlag, welcher in der Vergangenheit quasi das Telegrafenbüro darstellte. Direkt davor steht eine Bronzestatue von Charles De Gaulle und dessen Frau, die daran erinnert, dass der ehemalige französische Präsident aus Calais stammte.

Ein Abstecher nach Belgien

Wir hatten beschlossen, einen Abstecher nach Belgien zu machen, um die schöne Stadt Brügge zu besuchen. Da die Landschaft der Region nicht sehr abwechslungsreich ist, fuhren wir auf Schnellstrassen und Autobahnen bis nach der Grenze. Ueli hatte irgendwann in Google Maps die Ortschaft Oostduinkerke markiert, konnte sich jedoch an den Grund dafür nicht mehr erinnern. Wir fuhren aus Neugier hin und fanden eine Kleinstadt, die aber auf den ersten Blick nicht erkennen liess was speziell sehenswert daran wäre. Nächstes mal gehört demnach eine entsprechende Notiz zum Eintrag, aus welcher ersichtlich ist, was es zu sehen gibt. Immerhin entdeckten wir auf unserem Spaziergang einen übergrossen Reiter, komplett aus echten Pflanzen errichtet, der uns sehr beeindruckte. Auch das Rathaus mit dem reichen Blumenschmuck bot ein lohnenswertes Fotomotiv.

Dass Brügge hingegen eine wirklich sehenswerte Stadt ist, war uns von vornherein klar. Ein deutlicher Hinweis dafür waren schon die vielen Besucher aus ganz Europa, die wir hier antrafen, viele davon waren mit organisierten Reisegruppen unterwegs.

Unser Rundgang führte uns zum Grote Markt, wo tatsächlich ein ansprechender Markt stattfand, der auch gut besucht war. Rund um den Marktplatz reihen sich einige eindrückliche, historische Gebäude. Nur wenige Schritte davon entfernt öffnet sich der Platz De Burg, gesäumt vom Stadhus Brugge und dem prunkvollen Gerichtsgebäude. Bald darauf trafen wir auf den Dijver Kanal, auf welchem vor allem gut gefüllte Ausflugsboote unterwegs waren. Der ganze Altstadtkern, welcher seit 2000 als UNESCO Weltkulturerbe gilt, ist absolut sehenswert. Wir genossen unsere ausgiebige Tour durch die Strassen und die lebendige Atmosphäre dieses mittelalterlichen Juwels. 

 

Meist auf Landstrassen setzten wir unseren Kurs Richtung Schweiz fort. Direkt an der Grenze, bereits wieder in Frankreich, fanden wir einen netten Übernachtungsplatz an einem Weiher und genossen das warme Wetter. Nachdem die zahlreichen Fischer ihren Heimweg angetreten hatten, konnten wir den Platz voll und ganz für uns beanspruchen.

Die letzten Etappen

Während der Nacht hatte das Wetter, wie vorausgesagt, umgeschlagen. Ein trüber, regnerischer Tag mit Temperaturen um die 13 °C erwartete uns. Es blieb also nicht viel mehr zu tun, als Kilometer hinter uns zu bringen. Trotzdem blieben wir auf den mautfreien Landstrassen, die oft sehr gut ausgebaut sind und die Ortschaften umfahren. Wir erreichten St. Quentin kurz nach dem Mittag, um zu erfahren, dass das angesteuerte Museum „Village des Métiers d'Antan & Musée Motobécane“ erst um 14 Uhr die Türen wieder öffnet. Wir vertrieben uns die Zeit bis dahin mit Lesen auf dem Parkplatz. Das Warten sollte sich aber lohnen. In einer alten Fabrikhalle werden auf mehreren tausend Quadratmetern die unterschiedlichsten Handwerke, Läden und andere Objekte so ausgestellt, wie sie zwischen 1860 und 1960 in Frankreich üblich waren. Die Szenen sind stilvoll und mit witzig eingebundenen Figuren in Originalkleidern dargestellt. Dem Museum angeschlossen ist eine Ausstellung über die  Fahrrad- und Motorradmarke Motobécane. In der Schweiz waren allenfalls die aus dieser Fabrik stammenden Mopeds bekannt, allen voran die Vélosolex. Für Ueli sehr überraschend war ein ausgestelltes Rallyemotorrad, welches die Abidjan-Nizza Rallye mitgefahren war. In diesem Rennen war der spätere Gründer der Rallye Paris-Dakar, Thierry Sabine, beinahe ums Leben gekommen, was ihn jedoch nicht davon abhielt, seine Abenteuer mit einer eigenen Veranstaltung weiter zu führen.

Wieder einmal kamen wir auf einem sehr hübschen Bauernhofcamping unter, der abseits der Hauptstrasse eine ruhige Nacht garantierte.

Ueli hatte bereits am Vorabend ein Kratzen im Hals und leichte Kopfschmerzen verspürt, so dass er wenn möglich am selben Tag zu Hause ankommen wollte. Das Wetter hatte sich bereits wieder beruhigt und die Sonne schien immer wieder durch die leichte Bewölkung. Wohl nicht zuletzt durch diese Tatsache wurde uns bewusst, dass der Vortag tatsächlich der einzige komplette Regentag auf der ganzen Reise gewesen war. Dies zudem nicht im für Regen bekannten Grossbritannien, sondern im sonnigeren Frankreich.

Einen kurzen Zwischenhalt legten wir in Reims ein, dem Zentrum der Champagner-Produktion. Wo die ganzen Trauben für das Getränk angebaut werden, konnten wir allerdings nicht erkennen, denn wir sahen entlang der Route, die quer durch die Champagne führte, vor allem Land- und Viehwirtschaftsflächen.
Reims ist eine Stadt, welcher man einerseits den Reichtum der Vergangenheit ansieht, die jedoch andererseits, abseits des schmucken Zentrums, oft etwas heruntergekommen wirkt. Die mächtige Kathedrale Notre Dame de Reims, eine der bedeutendsten gotischen Kirchen Frankreichs, bietet neben weiteren mittelalterlichen Gotteshäusern und Palästen aber doch ein sehr beeindruckendes Stadtbild.  

 

In Nancy stoppten wir nochmals zum  Einkaufen und Tanken, danach fuhren wir den Rest der Strecke durch. Wir erreichten unser Heim schliesslich noch vor 18 Uhr, nachdem wir am Rheinfelder Autobahnzoll tatsächlich noch in einem Stau gelandet waren… 



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