England und Wales

Von Newhaven nach Stonehenge

Am nächsten Morgen fuhren wir zurück zum Hafen und checkten ein. Auf die Minute pünktlich lief die Fähre um elf Uhr aus und bot uns einen letzten Blick auf die Stadt mit seinem Strand und dem dominanten Schloss.

Die vier Stunden Überfahrt verliefen sehr ruhig und recht kurzweilig. Schon bald gingen wir in Newhaven von Bord und brachten die Passkontrolle hinter uns. Weitere Zollformalitäten fanden gar nicht erst statt.

Ab jetzt galt es, sich beim Fahren noch mehr zu konzentrieren, denn nun herrschte Linksverkehr. Obwohl unser Land Cruiser rechts gelenkt ist, was in England definitiv ein Vorteil ist, war es doch gewöhnungsbedürftig auf „der falschen Seite“ zu fahren.

Unser erster Halt galt dem „Long Man“ von Wilmington, eine etwa 500 Jahre alte Zeichnung an einem Abhang. Der ungefähr siebzig Meter hohe Mann wurde mit weissen Kalksteinen ausgelegt und ist am besten aus der Distanz zu sehen. Die genaue Bedeutung der Figur und deren Funktion in der Vergangenheit konnte nicht genau geklärt werden.

Den nächsten Stopp legten wir im kleinen Ort Alfriston ein. Das 800 Seelen Dorf könnte nicht typischer englisch sein. Der intakte Ortskern verfügt über mehrere guterhaltene Häuser aus dem 13. Jh., unter anderem mehrere Pubs. Das Georges Inn wurde nachweislich bereits 1397 als Pub lizensiert, Grund genug im gemütlichen Garten ein erstes Bier in England zu geniessen.

Anderntags fuhren wir etwas weiter ostwärts, um an der Küste den berühmten Beachy Head zu besichtigen. Die schneeweissen Klippen sind mit 162 m Meter die höchsten Kreidefelsen Englands. Der Blick auf das weite blaue Meer und den im Wasser stehenden rotweissen Leuchtturm von Beachy Head ist phänomenal.

Einige Kilometer weiter westlich lohnt sich ein nächster Halt beim Birling Gap. Dort ist die Steilküste nur wenige Meter hoch, sodass man einen guten Zugang zum Strand hat. Hier bieten sich stundenlange Wanderungen in beide Richtungen der Küste entlang an. Der Ausblick auf die Seven Sisters, eine Reihe von schneeweissen Kreidefelsen, ist vom Strand aus am eindrücklichsten zu geniessen.

In Brighton legten wir nur einen kurzen Stopp ein, um über den über berühmten, 500 m langen Pier zu spazieren. Noch war nicht viel los,  der Betrieb scheint erst nachmittags richtig in Fahrt zu kommen. An einem Sommerwochenende im Sommer muss an diesem mit allerhand Attraktionen aufwartenden Pier allerdings die Hölle los sein.

Der Verkehr entlang der Küste erschien uns ungewöhnlich stark. Viele Kreisel und Ampeln machten das Vorwärtskommen etwas mühsam. Wesentlich flotter ging es voran, wenn die Strasse ab und zu vierspurig verlief, obwohl Autobahnfahren ja generell wenig Spass macht.

Chichester wird als schöne Stadt angepriesen und das wollten wir selber beurteilen können. Ein Spaziergang durch die kleine Altstadt bestätigte die Ansage. Vor allem die Kathedrale, deren erste Bauarbeiten im Jahr 1076 begannen, beeindruckte uns. Mehrere Strassenzüge warteten zudem mit schönen, alten Gebäuden auf. Zu unserer grossen Freude fanden wir in einer Bäckerei ausserdem ein herrliches Sauerteigbrot und etwas Süsses zum gleich essen.

Die Stadt Portsmouth machte uns einen gehörigen Strich durch die Rechnung. Wir hatten geplant, den alten Hafen mit seinen historischen Kriegs- und Segelschiffen zu besuchen, aber eingangs der Stadt standen wir überraschend vor einem Schild, welches eine Viertelmeile voraus eine Umweltzone ankündigte. Diese darf nur befahren werden, wenn man im Vorfeld online eine „Ablassgebühr“ entrichtet hat, was offenbar konsequent mit Verkehrskameras überprüft wird. Wir drehten daher bei der nächsten Gelegenheit um und hofften, dass wir nicht noch eine Busse aufgebrummt bekamen, da wir sicher 200 m in die Zone eingefahren waren, bevor wir wenden konnten. Warum die Luft besser werden soll, weil man eine Gebühr entrichtet, ist nicht wirklich nachvollziehbar. Vielleicht wird das Geld ja am anderen Ende der Welt für das Aufforsten von Wäldern eingesetzt, wer weiss… 

Stonehenge

Da wieder einmal ein Wochenende bevorstand, entschlossen wir uns spontan, direkt bis Stonehenge durch zu fahren, um einem allfälligen Weekendrummel zu entgehen. Am späten Als wir im Laufe des Nachmittags dort eintrafen, waren wirklich nicht mehr allzu viele Besucher anzutreffen. Wir konnten hier zum ersten Mal von unserer Mitgliedschaft bei „English Heritage“ profitieren und uns den saftigen Eintrittspreis von fast 30 CHF pro Person sparen. Die Jahresgebühr erlaubt es, sämtliche Einrichtungen, die von "English Heritage" betreut werden, kostenlos zu besichtigen.   

Mit dem Shuttlebus liessen wir uns zu den ca. 2,5 km entfernten Steinkreisen chauffieren. Seit einigen Jahren ist das Betreten des Monumentes nicht mehr erlaubt. Dies ist einerseits schade, hat aber den Vorteil, dass nicht auf jedem geknipsten Bild eine Schar fremder  Leute zu sehen sind. Wir konnten also in Ruhe den vor über 4000 Jahre errichteten, eindrücklichen Steinkreis von allen Seiten bestaunen.         

Zurück im Visitor Center besuchten wir die sehr aufschlussreiche und informative Ausstellung und das nachgebaute steinzeitliche Dorf. Besonders eindrücklich ist der Nachbau einer Transporteinrichtung wie man sie mutmasslich beim Bau von Stonehenge benutzte, um die teils über 30 Tonnen schweren Felskolosse vom fast 200 km entfernten Steinbruch heranzuschaffen.

 

Nachdem wir für das Wochenende eingekauft hatten, fuhren wir in das Herz des „New Forest“ hinein und fanden in einem schönen Campingplatz eine Übernachtungsmöglichkeit. 

New Forest Nationalpark

Das herrliche Wetter lud zum Wandern ein. Wir beschlossen, direkt vom Campingplatz aus zu einer Rundwanderung aufzubrechen.
Kurz nach dem Start gelangten wir an den kleinen Fluss Fletchers Water. Auf einem schmalen Pfad ging es danach durch einen herrlichen Mischwald, dominiert von zum Teil uralten Eichen. Die Blue Bells deckten den Waldboden stellenweise so dicht ab, dass er in herrlichem Blau leuchtete. Nach etwa einer Stunde erreichten wir den Ort Lyndhurst. Dort mussten wir eine Weile der Hauptstrasse entlang gehen, bevor der Wanderweg wieder in den Wald eintauchte. Der Pfad führte kreuz und quer durch den Forst und liess uns immer wieder auf andere Wanderern oder Biker treffen. Auf einem kaum erkennbaren Weg zielten wir schliesslich in Richtung der Hauptstrasse, welche wir wieder queren mussten. Hier war der Wald licht und oft von grasigen Flächen unterbrochen. Wir waren deshalb nicht erstaunt, hier einige der wilden Ponys beim Grasen anzutreffen. Diese Tiere leben in freier Wildbahn und bewegen sich ungehindert im ganzen New Forest. Nebst den Ponys kann man auch wilde Schafe, Esel und sogar Schweine im Nationalpark antreffen. Nach dem Queren der Strasse marschierten wir durch das luxuriöse Anwesen des New Park Hotel. Auf den umliegenden Wiesen grasten dort, wie übrigens auch im und um den Campingplatz, dutzende von Hirschen. Mehrere Arten dieser majestätischen Tiere bilden grosse Herden und verlassen den Wald oft, um das saftige Gras der grossen Wiesen zu geniessen.

Auf nach Cornwall

Mitten durch den New Forest fuhren wir Richtung Küste und folgten dieser im Hinterland auf gut ausgebauten Strassen.  

Um die Lulworth Cove zu besuchen, mussten wir von der Hauptstrasse auf kleine, schmale Landstrassen wechseln. Die ringförmige Bucht, mit einem nur schmalen Ausgang zum Meer hin, zieht vor allem am Wochenende viele Besucher an. Als wir den Strand erreichten, wurde uns klar, warum das so ist, auch wir waren von der herrlichen Küstenlandschaft begeistert. Uns war jedoch ziemlich klar, dass wir hier, trotz Karibikfeeling, auch im Hochsommer nicht schwimmen würden, denn das Wasser des Atlantiks bleibt einfach zu kalt. Die Briten hingegen genossen bereits jetzt, an diesem warmen Frühlingstag, ein Bad und den Strand in dieser einmaligen Bucht.

In Weymouth, einem weiteren Badeort an der Jurassic Coast mit einem malerischen alten Hafen, legten wir einen kurzen Fotohalt ein.  Ausserhalb von Exmouth wollten wir das Haus „A La Ronde“ besichtigen, mussten jedoch feststellen, dass dieses bereits geschlossen war. Immerhin konnten wir das ungewöhnliche, im Jahr 1796 für zwei Schwestern erbaute Gebäude und die schöne Parkanlage von aussen besichtigen.

Der Nachmittag war bereits fortgeschritten und wir mussten einen Übernachtungsplatz suchen. Etwas ausserhalb des Dartmoor Nationalparks bot sich die Gelegenheit, bei einem Pub auf der Wiese, direkt an einem Fluss, zu bleiben. Wir verlegten kurzerhand unseren Apero auf die Terrasse des Pubs, liessen uns ein  kühles Bier bringen und unterhielten uns blendend mit den einheimischen Gästen. In diese Gegend verschlägt es nur sehr selten Touristen und schon gar keine keine Ausländer.

Nach einer sehr ruhigen Nacht fuhren wir in den Nordteil des Dartmoor Nationalparks, wo wir eine Wanderung unternehmen wollten.   

 

 

Wanderung bei der Fingle Bridge

Bei der Fingle Bridge, einer steinernen Bogenbrücke aus dem 17. Jh., startet eine abwechslungsreiche Rundwanderung. Zunächst stieg der Weg auf dem Hunters Path steil hoch auf ein Plateau. Oben angekommen, geniesst man eine schöne Aussicht hinunter in das Tal des Flusses Teign und auf das Hochmoor in der Ferne. Bald erreichten wir Drogo Castle, das letzte Landschloss, welches in England gebaut wurde. Der Bau wurde 1910 vom Teebaron Julius Drewe in Auftrag gegeben. Noch heute bewohnt die Besitzerfamilie einen Teil des Schlosses, obschon dieses mittlerweile unter der Verwaltung des National Trust steht. Dieser übernimmt die Unterhaltskosten, welche durch Eintritte und Mitgliederbeiträge finanziert werden. Die zugänglichen Räumlichkeiten wirken, anders als bei mittelalterlichen Schlössern, relativ modern. Unter anderem sind eine Telefonzentrale und weitere neuzeitlichere Einrichtungen zu bestaunen. In der Umgebung des Schlosses ist ein wunderschöner Garten angelegt, welcher im Frühling vor allem durch die in allen Farben blühenden Azaleen begeistert. Tief unten am Fluss wurde schon 1926 ein Kraftwerk errichtet, welches auch heute noch die Stromversorgung von Drogo Castle gewährleistet. Die Wanderung führte in der Folge hinunter zum Fluss und folgte diesem zurück zur Fingle Bridge, wo wir unser Auto geparkt hatten.

Ans Ende der Welt

Die Route führte nun mitten durch das Hochmoor, im Herzen des Dartmoor Nationalparks. Immer wieder sahen wir Ponys und Schafe in der kargen, nur mit Büschen bedeckten Landschaft grasen.

Kurz vor Plymouth trafen wir wieder auf die Hauptstrasse Richtung Land's End, dem westlichsten Zipfel Englands. Bei Marazion übernachteten wir und profitieren am folgenden Morgen davon, bereits zu den ersten Besuchern des St. Michael's Mount zu gehören. Wie schon in Frankreich am Mont St. Michel, sollen dieselben Mönche hier auf einer ähnlich gelegenen Insel im Mittelalter ein Kloster gegründet haben.

Da um diese Jahreszeit noch wenig Betrieb herrschte, konnten wir problemlos am Vorabend die Tickets kaufen. Bei Ebbe ist die Insel über einen Damm erreichbar, wir mussten, da Flut war, mit dem Boot hinausfahren. Als erstes besuchten wir den wunderbar angelegten subtropischen Garten des Anwesens. Vor allem Sukkulenten wachsen in allen Farben und Grössen. Auch die Besichtigung der Gebäude aus verschiedenen Epochen war interessant. Die Kirche hier ist bedeutend bescheidener als die in der Normandie, aber trotz der schlichten Erscheinung sehr eindrücklich. Teile des zur Anlage gehörenden Schlosses werden heute noch von Mitgliedern der ehemaligen Besitzerfamilie bewohnt. Zurück im Camping checkten wir aus und fuhren weiter westwärts.

Porthcurno ist ein kleines, an und für sich unbedeutendes Dorf an der Südwestküste, lockt jedoch mit seiner wunderschönen Bucht mit herrlichem Sandstrand viele Leute an. Entstanden ist die Siedlung Ende 19. Jh., als zu Zeiten des Telegrafen die ersten Seekabel ab diesem Ort verlegt wurden. Bereits 1870 startete hier auch das Kabel nach Indien, welches um die Südspitze Afrikas herum in die ferne Kolonie führte. und zwischen den zwei Weltkriegen gingen nicht weniger als 14 Überseekabel von Porthcurno weg.

Das ganz in der Nähe gelegene Minack Theatre, ist ein spektakulär an einem Abhang aus dem Fels geschlagenes Freilichttheater, welches für kleine Zuschauergruppen exklusive Theatervorstellungen anbietet. Da man für den Besuch, wie an vielen anderen Orten auch, Tickets schon im Voraus online hätte kaufen müssen, blieb uns nur ein Blick aus der Ferne.

Wanderung bei Land's End

Wir erreichten schliesslich Land's End, den westlichsten Punkt Englands. Wir quartierten uns im Land's End Camping ein und starteten zu einer schönen Rundwanderung. Diese führte uns vom Camping hinunter an die Sennen Cove, eine vor allem bei Surfern beliebte Bucht. Von dort folgten wir dem Coast Trail bis Land's End, wo sich die Touristen auch jetzt schon in grosser Zahl tummelten. In einem der vielen Restaurants liessen wir uns eine Cornish Pasty schmecken. Die mit Fleisch und Gemüse gefüllte Pastete reichte für uns beide bestens. Frisch gestärkt folgten wir der Küste weiter bis Nanjizal Beach, wo wir uns ins Landesinnere wandten und mitten durch die Felder zum Campingplatz zurück gelangten.

Der Norden von Cornwall

In der Nacht kam Regen und heftiger Wind auf und am Morgen erwartete uns ein trüber, nasser Tag. Nach einigen Kilometern Fahrt Richtung Norden machten wir einen Abstecher zu den Überresten der Levant Mines. Cornwall war im frühen 19. Jh. der weltweit führende Abbauort für Kupfer und später für Zinn. In der ganzen Region finden sich daher noch heute zahlreiche Ruinen aus dieser Zeit. Angesichts des garstigen Wetters begnügten wir uns damit, die Gebäude aus dem geschützten Auto zu besichtigen.

Wir fuhren im strömenden Regen zügig nordwärts. Gegen Mittag wurden die Niederschläge, wie prognostiziert, weniger und kurz bevor wir das Tagesziel an der Küste erreichten, riss die Bewölkung auf und wir konnten schon bald wieder Sonne und blauen Himmel geniessen. Einzig der Wind und die kühlen Temperaturen erinnerten uns daran, dass wir an der englischen Küste waren.

In Watermouth angekommen, wählten wir den Watermouth Valley Camping. Sobald wir uns eingerichtet hatten, unternahmen wir einen Spaziergang zum Hafen und zum nahen Schloss.

Abends hatte Myrta zum zweiten Mal seit wir von zu Hause gestartet waren, Chinesisch-Unterricht. Die Lektion über Zoom funktionierte, mit einigen Unterbrechungen, sogar über das Handynetz.

Wir folgten der Nordseite der riesigen Halbinsel, welche den südwestlichen Zipfel Englands bildet. Das Küstenstädtchen Lynton liegt hoch über dem Strand und ist durch eine Standseilbahn, die Linmouth Cliff Railway, mit dem unten liegenden Schwesterort Lynmouth verbunden. Beide Orte besitzen einen weitgehend intakten Ortskern mit den typischen schwarz weissen Riegelbauten. Bei der Weiterfahrt hatten wir einen Moment nicht aufgepasst und waren einfach blind dem GPS gefolgt, welches uns, anstatt auf der Küstenstrassen zu bleiben, weit ins Landesinnere schickte. Wir hatten ja Zeit, also war das keine Katastrophe, im Gegenteil, da die Strecke weniger kurvenreich war, kamen wir sogar schneller vorwärts. Zudem gewannen wir einen Eindruck der Landschaft, welche wie so oft meist landwirtschaftlich genutzt wird.

Wir unterbrachen die Fahrt in Dunster, kurz bevor wir wieder auf die Küstenroute trafen. Der Ort gilt als eines der grössten und besterhaltenen mittelalterlichen Dörfer Englands mit einer über 1000-jährigen Geschichte. Speziell sehenswert ist die kleine Markthalle, welche mitten in der Durchgangsstrasse steht. Hoch über der Ortschaft thront das eindrückliche Dunster Castle, dessen Ursprung ins 11. Jh. zurückreicht. 

Bath

Ein nächstes Zwischenziel war Bath. Schon einige Kilometer vor dem Zentrum wurde man darauf hingewiesen, dass eine „Clean Air Zone“ vor uns lag. Diesmal hatten wir genügend Zeit und Optionen, um ausserhalb der Stadt einen Parkplatz zu suchen und von dort mit dem Bus ins Zentrum zu fahren.

Bath ist eine alte Bäderstadt, die schon zur Römerzeit bekannt war. An der Stelle der ehemaligen römischen Badeanlagen steht heute ein Museum mit Artefakten aus jener Zeit. Das Zentrum besticht mit grosszügigen Strassen und einer gut besuchten Fussgängerzone. Die Fassaden der reichen Bürgerhäuser sind meist aus hellen Natursteinen erstellt, was der Stadt einen modernen und sehr freundlichen Anstrich verpasst. Am Fluss Avon liegt ein herrlicher grüner Park und die 1774 fertiggestellte Pulteney Bridge, eine mehrstöckige Steinbrücke, welche die beiden Ufer verbindet.

Süd Wales

Da es in der Gegend nur wenige Übernachtungsoptionen gab, wollten wir gleich bis nach Wales weiterfahren. Beim Umfahren von Bristol wurde der Verkehr recht hektisch. Einer der Gründe dafür war, dass die vielen Mamis, die ihre Kinder von der Schule abholten, mit ihren Autos rund um die Schulhäuser herum die Strassen so zugeparkt hatten, dass der Verkehr nur noch einspurig zirkulieren konnte. Das führte dann zwangsläufig in mehreren Ortschaften zu Staus. Schliesslich schafften wir es aber doch über die mächtige Brücke, welche den Meeresarm bei Bristol überwindet, aus der Stadt herauszukommen. Wir hatten eigentlich geplant, wieder bei einem ruhig gelegenen Pub zu übernachten, mussten jedoch feststellen, dass dieser geschlossen war, ebenso ein zweiter Pub, den wir anfuhren. So landeten wir schliesslich auf einem etwas abgelegenen, aber sehr schönen Campingplatz. Unterdessen war es recht spät geworden und das Wetter zeigte sich eher ungemütlich, also beschlossen wir, für das Nachtessen zu einem nahegelegenen Pup zu spazieren. Da der Campingbesitzer zur gleichen Zeit wegfuhr, bot er uns an, uns mitzunehmen und beim Restaurant abzusetzen. Wir wählten beide die klassischen „Fish and Chips“ und wurden nicht enttäuscht. Der halbstündige Fussmarsch zurück zum Camping half uns dann, die Kalorien zu verbrennen.

Rhondda Heritage Park

Im Rhondda Heritage Park erhalten die Besucher einen Einblick in die Geschichte des Kohlenbergbaus. Kohle hatte die Region oder jedenfalls die Besitzer der Minen reich gemacht. Immerhin hatten während der Zeit von 1840 bis in die 1920er Jahre, als der Kohleabbau auf seinem Höhepunkt war, hunderte Arbeiter ein gesichertes Einkommen. Wie hart jedoch die Arbeitsbedingungen für die Minenarbeiter waren, zeigen die Geschichten und Bilder im Museum eindrücklich. Als um 1980 die letzte Kohlengrube ihre Tore für immer schloss, ging es mit der wirtschaftlich bereits angeschlagenen Region Südwales vollends bergab. Die Gegend hat sich bis heute  nicht wieder vollständig erholt.

Brecon Beacons Nationalpark

Durch den Brecon Beacons Nationalpark führte unsere Route weiter nordwärts. Im Zentrum des Parks legten wir einen Zwischenhalt ein und schnürten die Wanderschuhe. Die Gegend  ist bekannt für ihre schönen Wasserfälle, welche durch eine ausgeschilderte  Rundwanderung erschlossen sind. Schon kurz nach dem steilen Abstieg vom Hochplateau trafen wir auf die erste, über mehrere Stufen fallende Kaskade. Der Wanderweg verlief so, dass er hinter einem der Sturzbäche durchführte, ohne dass man beim Begehen nass wurde. Der umgebende Wald war, wie schon oft in Grossbritannien, sehr naturbelassen. So ist die Artenvielfalt von Bäumen, Pflanzen und vor allem auch Vögeln erstaunlich gross. 

Powis Castle

Wir haben für diese Reise sowohl bei „National Trust“ wie auch bei „English Heritage“ eine Jahresmitgliedschaft erstanden. Diese beiden Organisationen betreiben hunderte von historischen Stätten und Natur-Sehenswürdigkeiten, welche wir als Mitglieder kostenlos besuchen konnten. Angesichts der oft recht happigen Eintrittspreise lohnt sich diese Investition bald einmal. Zu den hohen Preisen kommen oft  noch Kosten von 2 bis 6 £ für den Parkplatz, welche man als Mitglied ebenfalls einsparen kann.

Beim Schloss Powis konnten wir einmal mehr davon profitieren und den ausgedehnten Besuch der wundervoll ausgestatteten Räumlichkeiten geniessen. Die Geschichte von Powis Castle reicht bis ins 13. Jahrhundert zurück, der Bau wurde jedoch im Laufe der Zeit mehrmals verändert. Das Schloss wurde bereits um 1200 gebaut und immer wieder aus und umgebaut. Die prächtige Gartenanlage gilt als einer der wenigen echten Barockgärten Englands. Speziell beeindruckt waren wir, neben der Blumenpracht, von den teils jahrhundertealten Eiben, welche zu wolkenartigen Gebilden zurecht geschnitten waren. 

 

Llangollen und Umgebung

Bei der Anfahrt nach Llangollen gerieten wir in einen zeitraubenden Stau. Aufgrund einer Baustelle und recht hohem Verkehrsaufkommen, brauchten wir für die letzten zwei Kilometer bis ins Zentrum beinahe eine Stunde. Dafür hatten wir bei der Parkplatzsuche Glück und konnten ganz in der Nähe der alten Brücke über den Fluss Dee anhalten. Der hübsche Touristenort lockte auch an diesem Tag hunderte Menschen an. Einige von ihnen bestiegen den abfahrbereiten historischen Dampfzug der Llangollen Railway, andere schlenderten durch die Strassen und genossen das sonnige Wetter. Unweit vom Ortszentrum liegen weitere, sehenswerte Einrichtungen:

Pontcysyllte Aquädukt

Dabei handelt es sich um eine 305m lange und 35m hohe sog. Trogbrücke, welche als Abzweigung zum Shropshire Union Canal das Tal des Dee überquert. In den typischen Narrowboats, schmalen, dem Kanal angepassten Booten, kann dank dieser Einrichtung das Tal ohne Hindernis überwunden werden. Wir spazierten dem Kanal entlang bis zur Brücke und bewunderten unterwegs die teils sehr schön restaurierten Narrowboats. 

Chirk Castle

Ganz in der Nähe besuchten wir zu guter Letzt das Schloss Chirk, eine prächtige mittelalterliche Festung.  Das Schloss thront auf einem Hügel in einer riesigen Parkanlage. Einige der Innenräume sind prachtvoll und authentisch ausgestattet und vermitteln einen Eindruck davon, wie die Herrschaften, welche vom 16. bis ins 19. Jahrhundert Besitzer der Anlage waren, hier gelebt haben, .

Bei Freunden eingeladen

Nun hatten wir für diesen Tag genug von Kultur und Architektur und machten uns auf den Weg nach Warrington, einer Kleinstadt Nähe Manchester. Wir hatten eine Einladung von  Phil, einem ehemaligen Arbeitskollegen von Ueli. Laut Ueli's Kontaktdaten fanden wir das Haus problemlos, nur hatte offenbar inzwischen der Besitzer gewechselt. Ein fetter BMW auf dem Vorplatz liess Ueli stutzig werden, der passte überhaupt nicht zu seinem Freund. Ein kurzer Anruf schaffte Klarheit: Phil war vor einiger Zeit nur wenige Kilometer weiter in ein anderes Haus gezogen, ohne dass wir es mitbekommen hatten. 

Das Wiedersehen mit Joan und Phil, nachdem wir uns doch einige Jahre nicht gesehen hatten, war herzlich und wir genossen die Gesellschaft der beiden. Um uns ihre nähere Umgebung zu zeigen, machten wir uns zu eine kleinen Wanderung auf. Die ausgedehnte Runde durch die Nachbarschaft führte uns durch Wälder und entlang des nahen Kanals. Zum Nachtessen verwöhnten die beiden uns mit einer feinen Lachspastete und einer guten Flasche Wein. Erst spät gingen wir schliesslich schlafen und das in einem eigenen Zimmer mit einem überbreiten Bett.

Phil's Tochter war am Sonntag bei einem Halbmarathon in Chester am Start. Zusammen mit unseren Freunden fuhren wir deshalb in die Stadt, um Kate beim Zieleinlauf anzufeuern. Bis es soweit war, blieb uns genügend Zeit, um einen ersten Eindruck der guterhaltenen, malerischen Altstadt von Chester zu gewinnen. Nach etwa einer halben Stunde lief Kate im Ziel ein. Wir begrüssten und beglückwünschten sie zu ihrer Leistung, und waren erstaunt, welch frischen Eindruck sie nach den Strapazen hinterliess. Nachdem sie sich mit ihrem Mann zum Duschen und Umziehen zurückgezogen hatte, besuchten wir die eindrückliche Kathedrale aus dem 15. Jahrhundert. Wir betraten die Kirche gerade als der Gottesdienst sich seinem Ende näherte und gelangten daher noch in den Genuss der Schlussmusik aus der mächtigen Orgel. Im angeschlossenen Kaffee genehmigten wir uns eine Erfrischung. Da zu den Scones Kaffee nicht stilecht ist, bestellten wir Tee. Danach umrundeten wir die Altstadt auf der durchgängig erhaltenen Stadtmauer. Von dort oben genossen wir nicht nur die Aussicht in die Umgebung und die Altstadt, sondern erhaschten auch immer wieder Blicke in die Gärten und Hinterhöfe der Liegenschaften innerhalb der Mauer.

Da Ueli’s Geburtstag auf diesen Sonntag fiel, lud er unsere Gastgeber, sowie Rick und Carol, Freunde von Phil, die aber auch Ueli bekannt sind, zu einem Nachtessen in einem indischen Restaurant ein. Im relativ lauten Umfeld - am Nachbartisch war eine grössere Gruppe beim Essen - war es für uns echt schwierig, Ricks ausgeprägten, lokalen Dialekt zu verstehen. Wir gewöhnten uns aber nach und nach an seine Aussprache und konnten uns schlussendlich ganz gut verständigen.

Da Phil und Joan am Montag für einige Tage selber verreisen wollten, verabschiedeten wir uns am nächsten Morgen  und zogen weiter.  Wir werden später, wenn wir aus Irland zurückkommen, hoffentlich noch etwas mehr Zeit mit ihnen verbringen können.

Lake District

Nachdem es am Sonntag in Chester schön und warm gewesen war, hatte das Wetter über Nacht wieder einmal umgeschlagen. Es regnete immer wieder und die Wolken hingen tief über dem Land. Wir fuhren deshalb auf der Autobahn nordwärts in den Lake District. Am Coniston Water, einem der vielen Seen, richteten wir uns in einem schön gelegenen Campingplatz ein und erfreuten uns an einigen Sonnenstrahlen. Ein Spaziergang zum Seeufer eröffnete den Blick über das von Hügeln umrundete Gewässer. Ein altes Dampfschiff tuckerte an uns vorbei und hinterliess eine lange Dampffahne. Auch hier sahen wir wieder ein paar unerschrockene Engländer, die sich ein Bad im kühlen See nicht nehmen liessen.

Am nächsten Morgen war das Wetter zwar nicht perfekt, aber immerhin regnete es nicht mehr und die Sonne liess sich immer wieder blicken. Auf einer schmalen und vor allen sehr steilen Strasse fuhren wir über den Wrynose und den Hardknott Pass nach Boot. Bei bis zu 30 % Steigung musste unsere Cruiser für einmal hart arbeiten, die steilsten Abschnitte liessen sich nur im ersten Gang bewältigen.

Wanderung von Boot aus

Wir parkten in Boot und machten uns zu Fuss auf den Weg zum Eel Tarn, einem kleinen Bergsee, umrundet von kahlen Bergen. Wir folgten dem Talgrund und stiegen stetig auf, bis wir oberhalb des Sees Ausblick Richtung Scafell Pike hatten. Dieser ist mit fast 1000 m einer der höchsten Gipfel Englands, aber leider hingen die Wolken zu tief, um die Spitze sehen zu können. Auf dem Rückweg über die Bergrücken kamen wir an drei Steinkreisen vorbei, welche, wie auch Stonehenge, etwa 3000 Jahre alt sein sollen. Zurück in Boot führte der Wanderweg an einer alten Mühle vorbei und über eine noch ältere Steinbrücke zu unserem Auto zurück.

Auf dem Weg nach Schottland

Nach knapp 2 km erreichten wir den Bahnhof von Dalegarth, wo die Miniaturdampfbahn vom am Meer liegenden Ravenglass kommend ihre Endstation hat. Da gerade ein Zug für die Rückreise startklar gemacht wurde, konnten wir die Eisenbahn aus nächster Nähe begutachten. An die nur gut einen Meter hohe Dampflock waren mehrere Waggons angekoppelt, inklusive eines luxuriösen Wagens mit Tischen, in welchem ein älteres Paar ein Pick-Nic mit Champagner und regionalen Spezialitäten serviert bekam.

Wir fuhren ebenfalls Richtung Meer nach Ravenglass. Der kleine Küstenort, dessen Geschichte bis in die Römerzeit zurück reicht, war schnell besichtigt und wir setzten die Fahrt fort zum Wastwater Lake, dem tiefsten See Englands, wunderschön im Tal Wasdale gelegen. Dort wo die Strasse endet, steht seit über 200 Jahren das altehrwürdige Wasdale Inn. Vom dortigen Parkplatz aus starten mehrere Wanderwege zum Scafell Pike, dem mit 978m höchsten Berg Englands.

Zurück auf der Hauptstrasse umfuhren wir den Lake District auf der Nordseite und schauten uns gegen Abend nach einem Übernachtungsplatz um. Wir mussten noch ein ganzes Stück fahren, bis wir einmal mehr auf einer Farm einen für uns passenden Campingplatz fanden. Bald nach Ankunft verschlechterte sich das Wetter und es regnete immer wieder, begleitet von kräftigem Wind, welcher sich auch in der Nacht nie ganz legte.

Anderntags war es nicht mehr weit bis nach Carlisle, der letzten englischen Stadt vor der Schottischen Grenze. Da das Schloss, welches uns in erster Linie interessierte, erst um zehn Uhr öffnete, hatten wir Zeit für einen Spaziergang durch die Altstadt. Diese ist nicht riesig und beeindruckt vor allem mit der über 900 jährigen Kathedrale. Im Inneren des Gotteshauses stach vor allem das grosse, farbige Chorfenster aus dem Jahr 1350 ins Auge. Ebenso beachtenswert war die Orgel, ausgestattet mit einer Reihe riesiger Basspfeifen, wie wir sie noch nie gesehen hatten. Da der Organist während unserem Besuch am Üben war, kamen wir in den Genuss eines kleinen Konzertes. Das Spektrum der Töne und das Volumen des Instrumentes waren so gewaltig, dass wir uns hinsetzen und eine Weile zuhören mussten.

Inzwischen war es Zeit für den Besuch des Schlosses. In Carlisle Castle war bis vor nicht allzu langer Zeit eine Militärgarnison untergebracht. Deshalb waren die wenigen Ausstellungen meist einem militärischen Thema gewidmet. Viele der Räume standen jedoch leer und wirkten deshalb mit ihren kahlen, meterdicken Steinmauern eher abweisend und ungemütlich.

Ein nächster Halt galt der Klosteranlage von Lanercost. Während von der ehemaligen Priorei nur noch Ruinen zu sehen sind, ist die Kirche relativ komplett erhalten geblieben. Anhand der Mauerreste kann man sich die Grösse der einstigen Anlage auch heute noch gut vorstellen. Ebenfalls im Englisch-Schottischen Grenzgebiet verläuft der Hadrian‘s Wall. Diese römische Befestigungsmauer zieht sich auf auf einer Länge von ca. 117 km quer durch die britische Insel. Der Wall wurde zwischen 122 und 128 n.Chr. auf Anordnung des Kaisers Hadrian errichtet, um einerseits die Barbaren im Norden zurückzuhalten, andererseits, um den Handels- und Personenverkehr zu kontrollieren und Zölle einzutreiben. Die mächtige, bis 4,5m hohe Steinmauer war unterbrochen von über 300 Wachtürmen und 16 Truppenkastellen, welche ständig besetzt waren. Viele Teile des imposanten Bauwerks sind heute noch in der Landschaft sichtbar und die Fundamente einiger Forts wurden ausgegraben und zugänglich gemacht. Dem ganzen Verlauf des Hadrian’s Walls entlang folgt eine touristische Route sowie ein Wanderweg.

Wir waren mit unseren Freunden Mathias und Hanni in Kontakt getreten, da wir wussten, dass auch sie zur selben Zeit in Grossbritannien und Irland unterwegs waren. Wie sich herausstellte, befanden sie sich nur eine halbe Stunde von uns entfernt, sodass wir beschlossen, auf demselben Campingplatz übernachteten wie sie. Wir verbrachten einen gemütlichen Abend zusammen und vereinbarten, uns am nächsten Tag in Edinburgh wieder zu treffen.

Wie immer am Mittwoch wollte Myrta nach dem Nachtessen die Schulbank drücken. Natürlich fand der Unterricht online, also in unserem kleinen Haus statt und es war einmal mehr eindrücklich zu erleben, wie man heute mithilfe moderner Kommunikation überall auf der Welt am Sprachunterricht teilnehmen kann.



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San Martin de los Andes

Wir verbrachten einige Tage mit unseren Freunden und genossen das Wiedersehen nach fast auf den Tag genau fünf Jahren. Da Edgardo und Chris auch erst von einem Trip zurück gekommen waren, hatten sie nicht allzu viel Zeit sich um uns zu kümmern. Das kam uns aber auch entgegen, denn wir hatten auch einiges zu erledigen und wir waren froh wieder einmal im Komfort eines Hauses leben zu dürfen. Gerade wenn man, wie wir zur Zeit, mit einfachen Mitteln unterwegs ist, lernt man den Luxus eines Hauses mit all seinen Einrichtungen erst wieder richtig schätzen.

Wir unternahmen eine Wanderung direkt vom Haus aus, welche uns zu mehreren Aussichtspunkten hoch über dem Lago Lacar führte. Durch schattigen Wald ging es auf staubigen Pfaden steil hoc. Bei einer kleinen Siedlung mussten wir den Mapuche, den ansässigen Ureinwohnern ein kleines Entgelt für die Nutzung ihres Landes entrichten. Bald erreichten wir den ersten Aussichtspunkt, von wo aus man fast den ganzen See überblicken konnte. Die Wege waren unglaublich staubig, denn es hatte seit langem nicht mehr geregnet. Trotzdem genossen wir es, wieder einmal mehr zu Fuss unterwegs zu sein. Nach dem Abstieg zum See erreichten wir schliesslich den Ort wieder.

An einem Tag hatte Edgardo für Ueli ein E-MTB organisiert und die Beiden machten eine Tour Richtung Chapelco, dem nahen Skigebiet. Begleitet wurden sie von «Kike» welcher das Bike ausgeliehen hatte. Erst stiegen sie auf der Piste etwa 500 Höhenmeter an und bogen dann auf kleine Fahrwege ein. Auch hier war der Staub unglaublich. Bis zehn Zentimeter tief versank man im mehlfeinen Staub, welcher wie Wasser aufspritzte. Man musste gehörig Abstand halten um überhaupt sehen zu können  wo man fuhr. Die rassige Abfahrt erfolgte wieder über eine breite und holprige Piste. Ein Abstecher führte zu einem Aussichtspunkt, von wo aus man das untenliegende Tal überblicken konnte.

An unserem Camper hatte sich schon bei El Bolson ein unerklärlicher Leistungsverlust eingestellt, den wir hier überprüfen liessen. Der Mechaniker fand unter anderem eine leckende Einspritzdüse, was er problemlos reparieren konnte. Der Leistungsverlust schien aber darauf zurückzuführen sein, dass ein Kabel über welches das Überdruckventil am Turbo steuerte, abgefallen war, sodass der Turbo den Druck nicht mehr aufbaute. Reparieren konnte er das Ganze auf die Schnelle nicht, denn Ersatzteil mussten in Buenes Aires bestellt werden und das hätte gedauert. Nun, weitere Schäden waren nicht zu erwarten, deshalb beschlossen wir, so weiterzureisen.

Weiter Nordwärts

Wir verbrachten einige Tage mit unseren Freunden und genossen das Wiedersehen nach fast auf den Tag genau fünf Jahren. Da Edgardo und Chris auch erst von einem Trip zurück gekommen waren, hatten sie nicht allzu viel Zeit sich um uns zu kümmern. Das kam uns aber auch entgegen, denn wir hatten auch einiges zu erledigen und wir waren froh wieder einmal im Komfort eines Hauses leben zu dürfen. Gerade wenn man, wie wir zur Zeit, mit einfachen Mitteln unterwegs ist, lernt man den Luxus eines Hauses mit all seinen Einrichtungen erst wieder richtig schätzen.

Wir unternahmen eine Wanderung direkt vom Haus aus, welche uns zu mehreren Aussichtspunkten hoch über dem Lago Lacar führte. Durch schattigen Wald ging es auf staubigen Pfaden steil hoc. Bei einer kleinen Siedlung mussten wir den Mapuche, den ansässigen Ureinwohnern ein kleines Entgelt für die Nutzung ihres Landes entrichten. Bald erreichten wir den ersten Aussichtspunkt von wo aus man fast den ganzen See überblicken konnte. Die Wege waren unglaublich staubig, denn es hatte seit langem nicht mehr geregnet. Trotzdem genossen wir es, wieder einmal mehr zu Fuss unterwegs zu sein. Nach dem Abstieg zum See erreichten wir schliesslich den Ort wieder.

An einem Tag hatte Edgardo für Ueli ein E-MTB organisiert und die Beiden machten eine Tour Richtung Chapelco, dem nahen Skigebiet. Begleitet wurden sie von «Kike» welcher das Bike ausgeliehen hatte. Erst stiegen sie auf der Piste etwa 500 Höhenmeter an und bogen dann auf kleine Fahrwege ein. Auch hier war der Staub unglaublich. Bis zehn Zentimeter tief versank man im mehlfeinen Staub, welcher wie Wasser aufspritzte. Man musste gehörig Abstand halten um überhaupt sehen zu können  wo man fuhr. Die rassige Abfahrt erfolgte wieder über eine breite und holprige Piste. Ein Abstecher führte zu einem Aussichtspunkt, von wo aus man das untenliegende Tal überblicken konnte.

An unserem Camper hatte sich schon bei El Bolson ein unerklärlicher Leistungsverlust eingestellt, den wir hier überprüfen liessen. Der Mechaniker fand unter anderem eine leckende Einspritzdüse, was er problemlos reparieren konnte. Der Leistungsverlust schien aber darauf zurückzuführen sein, dass ein Kabel über welches das Überdruckventil am Turbo steuerte abgefallen war, sodass der Turbo den Druck nicht mehr aufbaute. Reparieren konnte er das Ganze auf die Schnelle nicht, denn Ersatzteil mussten in Buenes Aires bestellt werden und das hätte gedauert. Nun, weitere Schäden waren nicht zu erwarten, deshalb beschlossen wir, so weiterzureisen.

Eigentlich hatten wir gehofft, dass die Strecke nach Zapala geteert ist. Dem war aber nicht so, der grösste Teil der Strecke ist nach wie vor eine teilweise recht ruppige Piste. Die Landschaft durch die kargen Berge machte aber das Gerüttel durchaus wett. Wir hatten geplant, im National Park Laguna Blanca, 40 km ausserhalb von Zapala zu übernachten. Leider stellte sich heraus, dass aufgrund kürzlich aufgetretener Vogelgrippefällen sowohl der Campingplatz wie auch der Zugang zu See geschlossen worden war um die Verbreitung der grässlichen Seuche einzudämmen. So fuhren wir weiter bis nach Las Lajas um dort zu übernachten.

Die Fahrt ging weiter in eine Gegend die wir auch bereits etwas kannten, nach Copahue. Beim letzten Besuch waren wir nicht hochgefahren zu dem Thermalbad, sondern hatten am Lago Caviahue übernachtet. Nun stellte sich aber heraus, dass wir nichts verpasst hatten. Die Piste hoch auf über 2000 müM ist nicht angenehm, zu fahren und die geothermischen Felder sind so bescheiden, dass es nicht einmal lohnte eine Foto davon zu machen. Gut, wir sind vielleicht etwas verwöhnt nach dem Besuch so vieler anderer, viel eindrücklicheren Orte. Das Thermalbad selber war auch nicht wirklich berauschend, zudem war der Wind unterdessen so heftig, dass es uns nicht reizte ein Bad zu nehmen. Der Ort hat seine besten Zeiten längst hinter sich und es scheint nicht, dass irgendjemand daran etwas ändern wollte. Der herrliche Übernachtungsplatz den wir vor fünf Jahren kennengelernt hatten, war für den Mercedes leider nicht zugänglich und alternative Plätze waren dem heftigen Wind voll ausgesetzt. So entschlossen wir uns weiterzufahren, aber es wurde ein langer Tag. Wir hatten gehofft ein schönes Buschcamp entlang der reizvollen Strecke zu finden, aber der Wind machte uns einen Strich durch die Rechnung. Nur den Abstecher zum Salto Agrio liessen wir uns nicht nehmen. Es ist einer der farbeprächtigsten Wasserfälle, die wir bisher besucht haben. Der blaue Himmel im Kontrast mit den schwarzen Basaltsäulen und der orangefarbenen Flussufern ist sehr eindrücklich.

Die ersten 40 km der Piste waren echt mühsam, sie wurde schliesslich aber gut fahrbar. Ein Wegweiser schickte uns auf eine kleine Piste Richtung Chos Mahal. Es stellte sich heraus, dass man so ein paar Kilometer abschneiden konnte. Da die Route eher sandig als steinig war und zudem wenig Wellblech aufwies eine gute Option für uns. Im Camping Municipal genossen wir den Abend und eine ruhige Nacht.

 

Nun waren wir wieder auf der legendären Ruta 40 unterwegs. Hoch und runterführte die Strecke, meist durch karge Berglandschaften. Und dann war wieder einmal mehr aus mit Teerstrasse. Gut 100 km Rüttelpiste war angesagt. Auf der Strecke entlang dem Rio Grande hatten wir beim letzten Mal einen kapitalen Steinschlag in der Windschutzscheibe kassiert, entsprechend vorsichtig kreuzten wir den wenigen Gegenverkehr. Die letzten 100 km bis Malargüe waren dann wieder gute Teerstrasse. 

Einige Kilometer nördlich von Malargüe bogen wir in das Seitental ab welches zum bekannten Skizentrum von Las Lenas führt. Zum Skigebiet fuhren wir nicht hoch, sondern besuchten erst die Laguna La Nina Encantada, ein herrliches Juwel in der kargen Landschaft. Ein von Grundwasserquellen gespeister See liegt eingebettet in einem Felsenkessel. Fette Forellen schwimmen durch das klare Wasser und auch die nahe Umgebung ist schön grün und reich an Pflanzen. Einige Kilometer weiter talaufwärts trafen wir auf ein geologisches Unikum. In einem senkrecht abfallenden Doppelkrater befinden sich zwei Seen. Kaum Pflanzen säumen den Krater und das ganze erinnert eher an einen tiefen Baggersee als an ein Naturphänomen. 

In der Folge bot die Strecke keine grosse Abwechslung und wir beschlossen bei Mendoza auf eine Alternativroute auszuweichen welche wir auch bereits kannten. Durch ein mächtiges Tal fuhren wir Richtung chilenische Grenze, vorbei am Stausee Potrillos, bei Kitesurfern wohl bekannt. In Uspallata bogen wir schliesslich auf die RN 149 ab welche uns zum National Park Leoncito brachte. Die Strecke führt durch ein breites Hochtal, immer über 2000 müM. Etwa 40 km sind noch ungeteert aber gut zu befahren. Im kleinen aber feinen Campingplatz haben sie seit unserem letzten Besuch extra zwei Stellplätze für Fahrzeugcamper eingerichtet, ansonsten ist er mehrheitlich für Zeltcamper ausgelegt. Da wir die Wanderungen bereits kannten, genossen wir in erster Linie die herrliche Ruhe in diesem abgelegenen Ort auf 2300 müM und die sternenklare Nacht. Übrigens kosten weder Camping noch der National Park selber Eintritt.

Nach einer kurzen Fahrstrecke liegt östlich der Strecke eine wunderschöne Erosionslandschaft. Unweit der Strasse leuchten die Hügel in allen Farben. Eine schmale Piste führt mitten hinein in die Formationen. Gelb, rosarot, braun bis hin zu tiefschwarzen Teilen leuchten die Farben. Früher waren hier noch irgendwelche Mineralien in Miniminen abgebaut worden. Heute sieht man noch einige Ruinen und einen sehr tiefen Vertikalschacht.

Wir blieben auf dieser kaum befahrenen Nebenstrecke. Sie ist angenehm zu befahren und führt durch abwechslungsreiche Landschaft. Bis auf 2700 müM führte einer der Pässe und der Vito kam auf der langen Steigung wieder einmal auf Betriebstemperatur. In einem einfachen Campingplatz in Bella Vista kamen wir unter, auch hier war der erst angepeilte Campingplatz geschlossen gewesen.

Am Dique Cuesta del Viento, Nomen est Omen, kamen wir an einem weiteren Suferhotspot vorbei, allerdings war bei unserm Besuch der Stausee spiegelglatt... In der Gegend mussten kürzlich extreme Regenfälle niedergegangen sein. Jeder kleine Fluss hatte die Strasse mit Geröll und Sand überspült. Die Furten waren zwar bereits wieder freigebaggert worden und die Flüsse ausgetrocknet, aber lange konnte es nicht her sein, denn die Erde war noch immer feucht auf der Strasse.

Und wieder kam es anders als geplant! Aufgrund der guten Bewertungen hatten wir geplant einen frühen Etappenhalt in einem Campingplatz einzulegen. Vor Ort zeigte sich aber leider, dass der Preis in zwei Monaten von 1000 auf 3000 ARS/P gestiegen war, Warmwasser nicht funktioniert und vor allem keinerlei Schatten für das Auto vorhaben war. Dass die Lage dann auch noch direkt an der Hauptstrasse lag, erwog uns weiterzufahren.

 

Aber auch Plan B ging uns nicht auf. Wir fuhren durch den landschaftlich schönen Provinzpark Ischigualasto, aber dort gibt es bedauerlicherweise keine Übernachtungsmöglichkeit. Zudem kann man die Sehenswürdigkeiten, wie auch im benachbarten National Park Talampaya ausschliesslich im Rahmen einer geführten Tour besichtigen. Im Talapaya NP gibt es zwar eine günstige Campingmöglichkeit, aber dafür muss man sowohl für den Anreise- wie den Abreisetag die Eintrittsgebühr entrichten. Der Campingplatz liegt zudem an der prallen Sonne und man muss das Fahrzeug auf dem Parkplatz lassen. Der Eintritt ist wie meistens bei beliebten Nationalparks für Ausländer ein mehrfaches teurer, hier 3500 anstelle von 1000 ARS/P., und um etwas vom Park zu sehen sind nochmals einige Tausend ARS für die Fahrt im 4x4 Bus gefragt. Das war uns dann doch zu teuer, zu kompliziert und wir wollten auch nicht noch den restlichen Nachmittag in der prallen Sonne verbringen. Also fuhren wir noch eine halbe Stunde bis Villa Union. 

Der erste Teil der Tagesetappe, die Strecke durch die Berge von Miranda  war dann ein landschaftliches Highlight. Die roten Felsen und die grünen Täler mit ihren blühenden Säulenkakteen waren vor allem im Morgenlicht sehr eindrücklich. Auch die restliche Tagesstrecke war abwechslungsreich und schön. Nach Chilecito bogen wir einmal mehr von der Ruta 40 auf die wenig befahrene RN 78 ab um durch die Berge nach Fiambala zu gelangen. Am nächsten Morgen erkundeten wir die Umgebung und fuhren erstmal zum Canyon de los Indios um in dieser schönen Schlucht eine kurze Wanderung zu unternehmen. Vor allem die engste Stelle ist eindrücklich und erinnerte uns an die Slotcanyons in Utah.

Der anschliessende Besuch der bekannten  Thermen von Fiambala arteten wieder in einen Flop aus. Zwei Kilometer vor den Thermalanlagen wurden an einer Barriere nach dem Eintrittsticket befragt. Da wir diese nicht vorweisen konnten, wurden wir 15 km zurückgeschickt nach Fiambala um diese dort bei der Touristeninformation zu kaufen. Da angekommen wurde uns mitgeteilt, dass das nächste Zeitfenster von 15 bis 20 h dauert und wir deshalb zwei Stunden hätten warten müssen. In Anbetracht der wenigen Besucher eine momentan sinnlose Sache. Zudem hätten wir auch hier wieder das dreifache bezahlen müssen. Diskussionen wurden mit einem Lächeln quittiert… Da wir in der letzten Nacht einem heftigen Mückenangriff ausgesetzt waren, hatten wir schliesslich keine Lust mehr in Fiambala zu bleiben und zogen weiter.

In diesem spontanen Plan hatte Ueli die Dieselversorgung nicht berücksichtigt. An den ersten zwei Tankmöglichkeiten fuhren wir bedenkenlos vorbei und merkten erst in der Folge, dass die Abstände zwischen Tankstellen wieder einmal recht gross waren. Schliesslich leuchtete die Reserveanzeige schon fast 100 km bis wir im Spargang die nächste Tankstelle erreichten. In Belén sahen wir ein Plakat, welches Grillhähnchen anbot. Wir hatten Lust darauf und kauften kurzentschlossen unser Nachtessen ein. Das sollte sich aber schon in der Nacht rächen! Myrta hatte auf den enthaltenen Salat gänzlich verzichtet und Ueli hatte diesen selber vertilgt. So war es naheliegend, dass das Erbrechen und der Durchfall, welche noch vor Mitternacht einsetzten, einzig diesem zuzuschreiben war. Als aber Myrta am Morgen ebenfalls von Durchfall geplagt wurde, war klar, dass auch mit dem Poulet etwas nicht gestimmt hatte. So wurde die Fahrt nach Cafayate vor allem für Myrta zum Spiessrutenlauf.

 

Wir wollten die gesundheitliche Störung erst mal auskurieren, bevor wir wieder grosse Unternehmungen planten oder weiterzogen. Wir planten deshalb erstmal ein paar Ruhetage ein.