Das Buschtaxi in verschieden Lebensabschnitten

2003 kaufte Ueli das Geländeauto, welches 4 Jahre einer australischen Telekomfirma als Servicefahrzeug gedient hatte. Er baute erst mal nur eine Gepäckschublade und eine Kühlbox ein. Damit unternahm er kleine Weekendtrips in der Umgebung von Sydney.

Als klar wurde, dass vor seiner Rückkehr in die Schweiz sich die Gelegenheit ergab, noch eine ausgedehnte Tour durch Australien zu unternehmen, wurde das Fahrzeug Fernreise tauglich ausgebaut. Nebst einer funktionellen Innenausstattung investierte er in ein robusteres Fahrwerk, bequeme Recarositze, einen 180 l Zusatzdieseltank, einen Unterflur Wassertank und einen robusten Dachträger mit einer grossen Alubox.
Nach dieser Reise durch den australischen Outback wurde das Fahrzeug in die Schweiz verschifft und dort einige Jahre in dieser Form für Trips in Europa und Afrika genutzt.


Umbau zum Offroad Camper

Nach unseren nasskalten Erfahrungen auf der Skandinavien Reise 2013 dachten wir immer öfter darüber nach, wie wir unseren Landcruiser „schlechtwettertauglicher“ machen könnten. Ohne Stelldach, ohne Isolation, ohne Standheizung und mit Fenstern, die nicht mückensicher waren und bei Regenwetter nicht offenbleiben konnten, war der Camper in seiner Form schlecht geeignet, um bei unfreundlichem Wetter drin zu leben. Innen fehlten zudem Sitzgelegenheiten und Küche.

Nachdem der Entscheid etwas ändern zu wollen, machten wir uns Gedanken, was die für uns beste Lösung wäre. Den Landcruiser verkaufen und etwas Neues, Passenderes kaufen? Den Toyota wie er war verbessern? Schliesslich besuchten wir die Caravan Messe in Bern, nur um herauszufinden, dass ein Fahrzeug wie wir es uns vorstellten, nicht so einfach zu finden war. Es sollte konsequent für zwei Personen ausgestattet sein. Das Fahrzeug sollte genügend Raum und Komfort bieten, aber trotzdem kompakt und geländetauglich sein. Zudem sollte es über viel Stauraum und eine grosse Autonomie bezüglich Treibstoff, Wasser und Strom verfügen.

Am Ende gab es für uns nur eine Möglichkeit, alle diese Anforderungen  mit möglichste wenig Kompromissen zu erfüllen: Das bestehende Fahrzeug sollte die Basis bilden und eine Azalai Kabine aufgesetzt bekommen. Der Kontakt zu Pascal Pfister von Azalai Schweiz wurde noch auf der Messe in Bern geknüpft und langsam zeichnete sich ein Zeitplan für den aufwändigen Umbau ab. Nach einer Wartefrist bis zum Beginn der Arbeiten dauerte es nochmals gute vier Monate bis sich der Camper wieder in unseren Händen befand. 

Erst wurde der Landcruiser komplett ausgeräumt und bis aufs nackte Blech herunter demontiert.

Nachdem kleinere Rostschäden beseitigt, die Karosserie hinter dem Fahrerhaus abgeschnitten und die verbleibenden Karossierieteile neu lackiert worden war, konnte der Neuaufbau gestartet werden. Am Chassis waren nur kleine kosmetische Arbeiten notwendig, die Substanz war insgesamt in hervorragendem Zustand.

Die Arbeiten wurden mit viel Fachwissen und Engagement bei der Carosserie Moesch in Zuzgen durchgeführt

Pascal von Azalai Schweiz machte sich nun an der Arbeit. In einem ersten Schritt wurden die Möbel und die Inneneinrichtung in die Kabine eingebaut. Danach wurde die Kabine mit dem Landcruiser "verheiratet". 


Langsam aber sicher ging der Umbau in den Endspurt. Die Kabine war angepasst und definitiv verbunden. Das Dach war montiert und der Innenausbau weitgehend fertig. Nun waren noch die Feinarbeiten zu erledigen und danach konnte das Fahrzeug zur technischen Abnahme bei der Motorfahrzeugkontrolle angemeldet werden.


Geschafft!! Nach Monaten des Bauens und Wartens durften wir das Fahrzeug in Empfang nehmen. Nun wurden noch Details ergänzet und angepasst und zuletzt noch die Ausrüstung optimiert.


Die erste Nacht im Camper

Nach der Übergabe fuhren wir nach Hause und rüsteten das Auto für eine erste Nacht mit Bettzeug und Lebensmitteln aus. Danach suchten wir in der Umgebung einen ruhigen Platz zum Übernachten (in der dicht besiedelten Schweiz mit all den vielen Fahrverboten gar nicht so einfach)


Der Kühlschrank hat den Schampus kalt gehalten und die Standheizung hat uns trotz Minustemperaturen nicht frieren lassen.


Einweihungsparty

Für den 28. März 2015 hatten wir unsere Freunde, Bekannten und Verwandten zu einer kleinen Einweihungsparty geladen. Dani von der Carosserie Moesch hatte uns grosszügig seine Werkstatt zu Verfügung gestellt.

Über 50 Gäste durften wir im Laufe des Nachmittags begrüssen. Da wurde gefachsimpelt, gestaunt und gelacht. Die Leute aus den verschiedensten Gruppierungen fanden sich zusammen und freuten sich mit uns über den gelungenen Abschluss des Projekts Off-Road Camper.

Speziell gefreut hat uns auch, dass sowohl der beteiligte Automaler wie auch Hans-Jörg welcher den Land Cruiser fachgerecht auseinandergenommen und auch wieder fachgerecht zusammengebaut hatte, vorbeischauten. Aber auch die Chefs des Reber Metallbau AG, sie haben den Bullbar MFK tauglich gemacht, aber auch andere kleinere und grössere Metallarbeiten beim Ausbau beigetragen, stiessen mit uns auf gutes Gelingen an.

Allen welche uns beim Umbau unterstützt haben, an dieser Stelle noch einmal ein herzliches Dankeschön.



Designstudie

Anlässlich der Einweihungsparty haben wir von unseren Freunden und Bekannten bereits Ideen zur Gestaltung des Campers und für einen Namen gesammelt. Den Namen "La Turtuga" hatten wir immer schon im Sinn, aber dazu müsste man noch ein passendes Design finden. Der Name soll einen Bezug zum Fahrzeug haben: Langsam reisen wie eben eine Schildkröte, die Schutzfunktion des Campers wie der Panzer der Schildkröte und nicht zuletzt die Agilität der Wasserschildkröte in ihrem Element, genau wieder Landcruiser im Gelände.

Ein Zebradesign stand mal zur Wahl, aber das sieht man doch häufiger und passt natürlich nicht zum Namen. Eine Art Tarndesign, wäre zwar funktionell praktisch aber zu militärisch und nicht in jedem Land unkritisch.

Dann hatte Myrta eine zündende Idee: Die Verwendung von Tatoosymbolen wie man sie im Südpazifik findet. Nach etwas rumsuchen und einfärben sind wir auf etwas passendes gestossen. Am Modell sieht es schon mal nicht schlecht aus finden wir

So jetzt mussten wir nur noch einen geeigneten Lieferanten für die Aufkleber finden um die Idee praktisch umzusetzen. 

 

Ach ja, das Modell stammt vom unterdessen wohl sehr bekannten und erfolgreichen marokkanischen Modellbauer in Zagora. Der baut auf Bestellung innert 1-2 Tagen jegliches Modell aus Palmenholz und Abfällen.


Der finale Look

Mitte März ging unser Auto zum Autobeschrifter wo es den neuem Look verpasst bekam.

Das neue Design ist geboren! Nach langem diskutieren, planen, skizzieren und wieder verwerfen wurden unsere Ideen schliesslich umgesetzt. Hier das Resultat:



Fazit nach mehr als zwei Jahren Dauergebrauch

September 2018 - Nachdem wir über zwei Jahre mit unserer "Tortuga" unterwegs waren, 100'000 km zurückgelegt, über 750 Nächte darin geschlafen und alle Klimazonen bereist haben, ist es Zeit für einen Rückblick.

 

Service und Reparatur des Landcruisers

Unser Modell HZJ75 ist in ganz Nordamerika nicht auf den Strassen anzutreffen und auch in Südamerika ist es nur in wenigen Ländern vertreten. Insbesondere die Dieselversion der 70er Serie ist sehr selten importiert worden.

 

Was bedeutet das nun für einen Reisenden?
Nun, in erster Linie, dass Ersatzteile nur beschränkt zu bekommen sind und auch die Toyota Garagen das Modell nicht kennen und deshalb in der Regel auch nicht daran arbeiten wollen.

 

Die guten Nachrichten sind jedoch, dass die Serviceteile, also die Filter, Bremsbeläge, Einspritzdüsen und vieles mehr von anderen, stärker verbreiteten Toyota Modellen verwendet werden können. Sollte aber ein modellspezifisches Ersatzteil benötigt werden, muss dieses u.U. importiert werden und das ist eine eigene Geschichte. Es ist aber auf jeden Fall empfehlenswert ein oder zwei Sätze dieser Verschleissteile an Bord zu haben, aber diese nach Verbrauch bei nächster Gelegenheit wieder zu beschaffen. Die meisten Rollen/Kugellager findet man im Industriebedarf. 

WICHTIG: In Lateinamerika arbeitet man selten mit Teilenummern und Computerersatzteillisten. Auch werden zumeist OEM Teile und nicht die Original Toyota Teile verkauft. Deshalb ist es immer am Besten ein Muster des benötigten Teils zum Ersatzteilhändler mitzunehmen. Einfache mechanische Teile können bei Bedarf für wenig Geld hergestellt oder repariert werden.

Auf der ganzen Reise hat uns der Landcruiser nie im Stich gelassen. Ausser einigen Kleinigkeiten an "nicht vitalen" Komponenten hatten wir nur ein nennenswertes technisches Problem: Eines der äusseren Radlager hat sich nach über 300'000 Km in kurzer Zeit total aufgelöst. Es gelang uns aber trotzdem noch über hundert Kilometer in die nächste Stadt zu "hoppeln". Dort wurde das Problem innert  drei Stunden gelöst, denn Radlager waren an Bord vorhanden gewesen, eines der wenigen Ersatzteile welche wir dabei hatten.


Die Azalai Kabine

Vorneweg: Die Robustheit und Qualität der Azalai Kabine ist unglaublich! Was wir auch loben können, ist das verbaute Fanello Bett und die Recaro Sitze. Man muss bedenken, dass man auf einer solchen Reise sehr viel Zeit im Auto verbringt, sei es beim Fahren oder Schlafen. Daher lohnt es sich auf jeden Fall bei Bett und Sitz nur das Beste zu wählen, der Rücken wird es danken.

Die Funktionalität und die Raumeinteilung sind aus unserer Sicht optimal. Keine komplizierte Hightech Lösungen, sondern alles so einfach wie nötig. Wir haben viele um einiges grössere Camper gesehen, welche bedeutend weniger Nutzraum und Raumgefühl bieten als unser kleines Haus. Auch die Eberspächer Heizung hat uns dank Höhenkit auch auf über 4000 müM nie im Stich gelassen.

 

Wir haben nur gerade in zwei Nächten mit geschlossenem Dach geschlafen, auf der Lagunenroute (Bolivien) wo die Temperatur auf etwa -10 °C gefallen ist. Auch die mitgelieferten Isomatten für das Aufstelldach haben wir ganz selten benutzt. Generell lässt es sich auch bei Minustemperaturen gut schlafen, denn im Gegensatz zu den meisten anderen Modellen mit Aufstelldach schläft man nicht im kälteren Dachraum, sondern unten, wo die Wände nicht so kalt werden. Wir schlafen mit einem 4-Saison Daunendüvet, welches sich bestens bewährt hat.  Damit lässt sich das Bettzeug ideal auf die jeweiligen Umgebungsbedingungen anpassen und es braucht in Vakuumsäcken bei Nichtverwendung wenig Stauraum. 

 

Im heissen, tropischen Klima zahlt es sich aus, dass die Kabine grosszügige Lüftungsmöglichkeiten bietet. Generell ist es aber trotzdem wichtig, dass auch Kästen und weniger gut belüftete Ecken in den Tropen regelmässig überprüft und gelüftet werden, ansonsten droht Schimmel. Wir haben auch die Matratze bei sonnigem und windigem Wetter immer mal wieder ausgebaut und gut ausgelüftet.

 

Ein kleines Problem bietet der Mückenschutz bei offener Hecktüre. Der Grund ist, dass die abgeschrägte Rückwand es schwierig macht, einen einfachen Mückenvorhang zu montieren. Wir haben deshalb ein Moskitonetz zum Einkletten gebastelt, aber eine gescheite Lösung ist das leider nicht. So muss man halt schauen, dass vor dem zu Bett gehen die Kabine "mückenfrei" ist. Bewährt hat sich der wasserverdünnbare Mückenspray MükoRex, welches wir im Tropeninstitut Basel beschafft hatten. Man kauft kleine Flaschen mit Konzentrat, das spart Platz, und verdünnt dieses mit Wasser, um mit einer Sprayflasche angewendet zu werden. Das Mittel ist geruchlos und gut verträglich für Menschen. Damit haben wir in von Mücken geplagten Gebieten jeweils den Vorhang und die mit Teppich verkleideten Wände eingesprüht. Die Wirkung hält sich dann mehrere Wochen. ACHTUNG: Das Mittel ist nicht geeignet um auf die Haut appliziert zu werden, sondern nur auf Textilien, auch Kleidern, einsetzbar! 

 

Ausser ein paar losen Schrauben beim Hebemechanismus des Betts hatten wir keine Reparaturen oder Ausfälle. Die Hecktüre hat anfangs bei extrem starken Regenfällen etwas geleckt. Nachdem wir mit einer zusätzlichen Weichgummidichtung und einer Dichtlippe zwischen den beiden Türhälften nachgebessert hatten, war das Problem nachhaltig erledigt.

 

Die Stromversorgung

Die 90 Ah AGM Camper Batterie hatte sich schon nach etwa drei Jahren verabschiedet. Die Billige in den USA gekaufte hielt noch weniger lang durch und wurde durch eine 55 Ah OPTIMA Batterie ersetzt. Deren Kapazität ist für die Tropen eindeutig zu knapp. Auch die Starterbatterie ist frühzeitig ausgestiegen und musste unterwegs zwei Mal ersetzt. werden. Unserer Meinung nach könnte das Problem auf folgende Faktoren zurückzuführen sein:
1.

Durch die etwas knappe Kapazität der Camper Batterie wird diese jeden Tag einem (Teil)Entladezyklus ausgesetzt. Die Bleibatterien verlieren nachweislich nach einigen Hundert Zyklen ihre Kapazität und im Dauergebrauch ist die Lebenserwartung halt schnell mal erreicht.

2.

Werden zwei Batterien von Lichtmaschine und Solarpanel ohne weitere Steuerung gemeinsam geladen, wird die Vollladung nie erreicht. Auch das schlägt sich auch wieder in der Lebenserwartung nieder. Ein Ladebooster mit individuellen Kennlinien und Ausgängen kann das verbessern. Je nach Solarregler ist auch die Ladespannung nicht genügend hoch (bei unserem ursprünglichen z.B. max. 13.7 V) und daher ist eine 100% Ladung nicht erreichbar.
Ist man regelmässig über längere Zeit an Landstrom (230 V) angeschlossen und hat ein gutes Ladegerät im Einsatz, kann man diese Effekte minimieren.

 

Neu mit Li Batterie unterwegs

Seit dem Winter 2019 sind wir mit einer Lithiumbatterie von Super B unterwegs. Diese hat zwar auch nur 90 Ah Kapazität, die kann aber im Gegensatz zu einer Bleibatterie quasi komplett genutzt werden. Wir haben uns für das 90 Ah Modell entschieden, da dieses von den Abmessungen her gleich ist wie eine entsprechende Bleibatterie. Das heisst, sollte sie Super B irgendwann aussteigen wo wir keinen Ersatz bekommen können, ist es uns ohne grossen Aufwand möglich wieder eine Bleibatterie einzubauen.

Aus Temperatur Gründen ist die Batterie nun im Kabinen Innern untergebracht. Lithium Batterien dieser Bauart kann man bei Temperaturen unter -10°C nur noch mit ganz kleinen Strömen laden, etwas das man berücksichtigen muss, wenn man Wintercamping plant. Das integrierte Batteriemanagementsystem regelt das aber automatisch, sodass keine Schäden zu befürchten sind.

 

Die Erfahrungen von zusammengerechnet über 6 Monaten reisen zeigen indessen ganz klar, dass wir jetzt mehr als genug Batteriekapazität dabeihaben. Wir haben noch nie Landstrom angeschlossen und auch schon mehrere Tage gestanden, trotzdem ist die Kapazität noch nie unter 70% gefallen. Dies auch im späten Herbst, als die kürzeren Tage und der tiefe Sonnenstand eine komplette Ladung kaum mehr ermöglichte.
Über die Super B App konnte man auch gut beobachten, dass im Motorbetrieb Ladeströme von bis 50 A zur Batterie gelangen, sodass diese innerhalb einer halben Stunde Fahrt meist schon wieder fast voll ist. Auch wenn eine komplette Ladung immer eine lange LAdezeit verlangt, sind die schnell erreichten 80-90% mehr als genug um auch längere Standzeiten zu überbrücken.

Den Solarregler mussten wir ersetzen da der bestehende keine Li Batterie Ladekennlinie unterstützte. Der Victron MPPT  75/10 löst nicht nur dieses Problem, sondern bietet systembedingt eine spürbar effizientere Ladung.

Wenn nun diese Batterie solange wie versprochen durchhält, hat sich der Wechsel auch noch finanziell gelohnt, auch wenn der Umstieg nicht günstig ist.

 

Die Starterbatterie können wir im Notfall immer noch mittels IBS Batteriemanagmentsystem temporär mit der Camper Batterie verbinden und so den Anlasser des Motors auch bei defekter Starterbatterie betätigen. Auch die Lithiumbatterie kann die benötigten Ströme liefern.

 

Fazit

Wir sind überzeugt, dass die Kombination älteres Landcruiser Modell und Azalai Kabine für uns der beste Kompromiss bezüglich Komfort, Mobilität und Autonomie bietet. Auch die kompakten Aussenabmessungen sind ein ganz entscheidender Vorteil, sei es in engen Dörfern, auf schmalen Pisten oder beim Verschiffen im Container. Abgesehen vom Gewicht ist auch die Off-Road Tauglichkeit verglichen mit einem "normalen" Landcruiser kaum eingeschränkt.

Es ist auch gut zu überlegen, wie komplex man gerade die Elektrik-, Wasser- und Heizeinrichtungen des Campers gestalten will. Geht etwas kaputt, wird es in vielen Ländern schwierig kompetente Fachleute und entsprechende Ersatzteile zu finden.

 

Die Thematik "Reisefahrzeug" beleuchten wir im Detail im Overlander Handbuch

 


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Hier findest Du einige Gedanken und Fakten zur Auswahl. >LINK<


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San Martin de los Andes

Wir verbrachten einige Tage mit unseren Freunden und genossen das Wiedersehen nach fast auf den Tag genau fünf Jahren. Da Edgardo und Chris auch erst von einem Trip zurück gekommen waren, hatten sie nicht allzu viel Zeit sich um uns zu kümmern. Das kam uns aber auch entgegen, denn wir hatten auch einiges zu erledigen und wir waren froh wieder einmal im Komfort eines Hauses leben zu dürfen. Gerade wenn man, wie wir zur Zeit, mit einfachen Mitteln unterwegs ist, lernt man den Luxus eines Hauses mit all seinen Einrichtungen erst wieder richtig schätzen.

Wir unternahmen eine Wanderung direkt vom Haus aus, welche uns zu mehreren Aussichtspunkten hoch über dem Lago Lacar führte. Durch schattigen Wald ging es auf staubigen Pfaden steil hoc. Bei einer kleinen Siedlung mussten wir den Mapuche, den ansässigen Ureinwohnern ein kleines Entgelt für die Nutzung ihres Landes entrichten. Bald erreichten wir den ersten Aussichtspunkt, von wo aus man fast den ganzen See überblicken konnte. Die Wege waren unglaublich staubig, denn es hatte seit langem nicht mehr geregnet. Trotzdem genossen wir es, wieder einmal mehr zu Fuss unterwegs zu sein. Nach dem Abstieg zum See erreichten wir schliesslich den Ort wieder.

An einem Tag hatte Edgardo für Ueli ein E-MTB organisiert und die Beiden machten eine Tour Richtung Chapelco, dem nahen Skigebiet. Begleitet wurden sie von «Kike» welcher das Bike ausgeliehen hatte. Erst stiegen sie auf der Piste etwa 500 Höhenmeter an und bogen dann auf kleine Fahrwege ein. Auch hier war der Staub unglaublich. Bis zehn Zentimeter tief versank man im mehlfeinen Staub, welcher wie Wasser aufspritzte. Man musste gehörig Abstand halten um überhaupt sehen zu können  wo man fuhr. Die rassige Abfahrt erfolgte wieder über eine breite und holprige Piste. Ein Abstecher führte zu einem Aussichtspunkt, von wo aus man das untenliegende Tal überblicken konnte.

An unserem Camper hatte sich schon bei El Bolson ein unerklärlicher Leistungsverlust eingestellt, den wir hier überprüfen liessen. Der Mechaniker fand unter anderem eine leckende Einspritzdüse, was er problemlos reparieren konnte. Der Leistungsverlust schien aber darauf zurückzuführen sein, dass ein Kabel über welches das Überdruckventil am Turbo steuerte, abgefallen war, sodass der Turbo den Druck nicht mehr aufbaute. Reparieren konnte er das Ganze auf die Schnelle nicht, denn Ersatzteil mussten in Buenes Aires bestellt werden und das hätte gedauert. Nun, weitere Schäden waren nicht zu erwarten, deshalb beschlossen wir, so weiterzureisen.

Weiter Nordwärts

Wir verbrachten einige Tage mit unseren Freunden und genossen das Wiedersehen nach fast auf den Tag genau fünf Jahren. Da Edgardo und Chris auch erst von einem Trip zurück gekommen waren, hatten sie nicht allzu viel Zeit sich um uns zu kümmern. Das kam uns aber auch entgegen, denn wir hatten auch einiges zu erledigen und wir waren froh wieder einmal im Komfort eines Hauses leben zu dürfen. Gerade wenn man, wie wir zur Zeit, mit einfachen Mitteln unterwegs ist, lernt man den Luxus eines Hauses mit all seinen Einrichtungen erst wieder richtig schätzen.

Wir unternahmen eine Wanderung direkt vom Haus aus, welche uns zu mehreren Aussichtspunkten hoch über dem Lago Lacar führte. Durch schattigen Wald ging es auf staubigen Pfaden steil hoc. Bei einer kleinen Siedlung mussten wir den Mapuche, den ansässigen Ureinwohnern ein kleines Entgelt für die Nutzung ihres Landes entrichten. Bald erreichten wir den ersten Aussichtspunkt von wo aus man fast den ganzen See überblicken konnte. Die Wege waren unglaublich staubig, denn es hatte seit langem nicht mehr geregnet. Trotzdem genossen wir es, wieder einmal mehr zu Fuss unterwegs zu sein. Nach dem Abstieg zum See erreichten wir schliesslich den Ort wieder.

An einem Tag hatte Edgardo für Ueli ein E-MTB organisiert und die Beiden machten eine Tour Richtung Chapelco, dem nahen Skigebiet. Begleitet wurden sie von «Kike» welcher das Bike ausgeliehen hatte. Erst stiegen sie auf der Piste etwa 500 Höhenmeter an und bogen dann auf kleine Fahrwege ein. Auch hier war der Staub unglaublich. Bis zehn Zentimeter tief versank man im mehlfeinen Staub, welcher wie Wasser aufspritzte. Man musste gehörig Abstand halten um überhaupt sehen zu können  wo man fuhr. Die rassige Abfahrt erfolgte wieder über eine breite und holprige Piste. Ein Abstecher führte zu einem Aussichtspunkt, von wo aus man das untenliegende Tal überblicken konnte.

An unserem Camper hatte sich schon bei El Bolson ein unerklärlicher Leistungsverlust eingestellt, den wir hier überprüfen liessen. Der Mechaniker fand unter anderem eine leckende Einspritzdüse, was er problemlos reparieren konnte. Der Leistungsverlust schien aber darauf zurückzuführen sein, dass ein Kabel über welches das Überdruckventil am Turbo steuerte abgefallen war, sodass der Turbo den Druck nicht mehr aufbaute. Reparieren konnte er das Ganze auf die Schnelle nicht, denn Ersatzteil mussten in Buenes Aires bestellt werden und das hätte gedauert. Nun, weitere Schäden waren nicht zu erwarten, deshalb beschlossen wir, so weiterzureisen.

Eigentlich hatten wir gehofft, dass die Strecke nach Zapala geteert ist. Dem war aber nicht so, der grösste Teil der Strecke ist nach wie vor eine teilweise recht ruppige Piste. Die Landschaft durch die kargen Berge machte aber das Gerüttel durchaus wett. Wir hatten geplant, im National Park Laguna Blanca, 40 km ausserhalb von Zapala zu übernachten. Leider stellte sich heraus, dass aufgrund kürzlich aufgetretener Vogelgrippefällen sowohl der Campingplatz wie auch der Zugang zu See geschlossen worden war um die Verbreitung der grässlichen Seuche einzudämmen. So fuhren wir weiter bis nach Las Lajas um dort zu übernachten.

Die Fahrt ging weiter in eine Gegend die wir auch bereits etwas kannten, nach Copahue. Beim letzten Besuch waren wir nicht hochgefahren zu dem Thermalbad, sondern hatten am Lago Caviahue übernachtet. Nun stellte sich aber heraus, dass wir nichts verpasst hatten. Die Piste hoch auf über 2000 müM ist nicht angenehm, zu fahren und die geothermischen Felder sind so bescheiden, dass es nicht einmal lohnte eine Foto davon zu machen. Gut, wir sind vielleicht etwas verwöhnt nach dem Besuch so vieler anderer, viel eindrücklicheren Orte. Das Thermalbad selber war auch nicht wirklich berauschend, zudem war der Wind unterdessen so heftig, dass es uns nicht reizte ein Bad zu nehmen. Der Ort hat seine besten Zeiten längst hinter sich und es scheint nicht, dass irgendjemand daran etwas ändern wollte. Der herrliche Übernachtungsplatz den wir vor fünf Jahren kennengelernt hatten, war für den Mercedes leider nicht zugänglich und alternative Plätze waren dem heftigen Wind voll ausgesetzt. So entschlossen wir uns weiterzufahren, aber es wurde ein langer Tag. Wir hatten gehofft ein schönes Buschcamp entlang der reizvollen Strecke zu finden, aber der Wind machte uns einen Strich durch die Rechnung. Nur den Abstecher zum Salto Agrio liessen wir uns nicht nehmen. Es ist einer der farbeprächtigsten Wasserfälle, die wir bisher besucht haben. Der blaue Himmel im Kontrast mit den schwarzen Basaltsäulen und der orangefarbenen Flussufern ist sehr eindrücklich.

Die ersten 40 km der Piste waren echt mühsam, sie wurde schliesslich aber gut fahrbar. Ein Wegweiser schickte uns auf eine kleine Piste Richtung Chos Mahal. Es stellte sich heraus, dass man so ein paar Kilometer abschneiden konnte. Da die Route eher sandig als steinig war und zudem wenig Wellblech aufwies eine gute Option für uns. Im Camping Municipal genossen wir den Abend und eine ruhige Nacht.

 

Nun waren wir wieder auf der legendären Ruta 40 unterwegs. Hoch und runterführte die Strecke, meist durch karge Berglandschaften. Und dann war wieder einmal mehr aus mit Teerstrasse. Gut 100 km Rüttelpiste war angesagt. Auf der Strecke entlang dem Rio Grande hatten wir beim letzten Mal einen kapitalen Steinschlag in der Windschutzscheibe kassiert, entsprechend vorsichtig kreuzten wir den wenigen Gegenverkehr. Die letzten 100 km bis Malargüe waren dann wieder gute Teerstrasse. 

Einige Kilometer nördlich von Malargüe bogen wir in das Seitental ab welches zum bekannten Skizentrum von Las Lenas führt. Zum Skigebiet fuhren wir nicht hoch, sondern besuchten erst die Laguna La Nina Encantada, ein herrliches Juwel in der kargen Landschaft. Ein von Grundwasserquellen gespeister See liegt eingebettet in einem Felsenkessel. Fette Forellen schwimmen durch das klare Wasser und auch die nahe Umgebung ist schön grün und reich an Pflanzen. Einige Kilometer weiter talaufwärts trafen wir auf ein geologisches Unikum. In einem senkrecht abfallenden Doppelkrater befinden sich zwei Seen. Kaum Pflanzen säumen den Krater und das ganze erinnert eher an einen tiefen Baggersee als an ein Naturphänomen. 

In der Folge bot die Strecke keine grosse Abwechslung und wir beschlossen bei Mendoza auf eine Alternativroute auszuweichen welche wir auch bereits kannten. Durch ein mächtiges Tal fuhren wir Richtung chilenische Grenze, vorbei am Stausee Potrillos, bei Kitesurfern wohl bekannt. In Uspallata bogen wir schliesslich auf die RN 149 ab welche uns zum National Park Leoncito brachte. Die Strecke führt durch ein breites Hochtal, immer über 2000 müM. Etwa 40 km sind noch ungeteert aber gut zu befahren. Im kleinen aber feinen Campingplatz haben sie seit unserem letzten Besuch extra zwei Stellplätze für Fahrzeugcamper eingerichtet, ansonsten ist er mehrheitlich für Zeltcamper ausgelegt. Da wir die Wanderungen bereits kannten, genossen wir in erster Linie die herrliche Ruhe in diesem abgelegenen Ort auf 2300 müM und die sternenklare Nacht. Übrigens kosten weder Camping noch der National Park selber Eintritt.

Nach einer kurzen Fahrstrecke liegt östlich der Strecke eine wunderschöne Erosionslandschaft. Unweit der Strasse leuchten die Hügel in allen Farben. Eine schmale Piste führt mitten hinein in die Formationen. Gelb, rosarot, braun bis hin zu tiefschwarzen Teilen leuchten die Farben. Früher waren hier noch irgendwelche Mineralien in Miniminen abgebaut worden. Heute sieht man noch einige Ruinen und einen sehr tiefen Vertikalschacht.

Wir blieben auf dieser kaum befahrenen Nebenstrecke. Sie ist angenehm zu befahren und führt durch abwechslungsreiche Landschaft. Bis auf 2700 müM führte einer der Pässe und der Vito kam auf der langen Steigung wieder einmal auf Betriebstemperatur. In einem einfachen Campingplatz in Bella Vista kamen wir unter, auch hier war der erst angepeilte Campingplatz geschlossen gewesen.

Am Dique Cuesta del Viento, Nomen est Omen, kamen wir an einem weiteren Suferhotspot vorbei, allerdings war bei unserm Besuch der Stausee spiegelglatt... In der Gegend mussten kürzlich extreme Regenfälle niedergegangen sein. Jeder kleine Fluss hatte die Strasse mit Geröll und Sand überspült. Die Furten waren zwar bereits wieder freigebaggert worden und die Flüsse ausgetrocknet, aber lange konnte es nicht her sein, denn die Erde war noch immer feucht auf der Strasse.

Und wieder kam es anders als geplant! Aufgrund der guten Bewertungen hatten wir geplant einen frühen Etappenhalt in einem Campingplatz einzulegen. Vor Ort zeigte sich aber leider, dass der Preis in zwei Monaten von 1000 auf 3000 ARS/P gestiegen war, Warmwasser nicht funktioniert und vor allem keinerlei Schatten für das Auto vorhaben war. Dass die Lage dann auch noch direkt an der Hauptstrasse lag, erwog uns weiterzufahren.

 

Aber auch Plan B ging uns nicht auf. Wir fuhren durch den landschaftlich schönen Provinzpark Ischigualasto, aber dort gibt es bedauerlicherweise keine Übernachtungsmöglichkeit. Zudem kann man die Sehenswürdigkeiten, wie auch im benachbarten National Park Talampaya ausschliesslich im Rahmen einer geführten Tour besichtigen. Im Talapaya NP gibt es zwar eine günstige Campingmöglichkeit, aber dafür muss man sowohl für den Anreise- wie den Abreisetag die Eintrittsgebühr entrichten. Der Campingplatz liegt zudem an der prallen Sonne und man muss das Fahrzeug auf dem Parkplatz lassen. Der Eintritt ist wie meistens bei beliebten Nationalparks für Ausländer ein mehrfaches teurer, hier 3500 anstelle von 1000 ARS/P., und um etwas vom Park zu sehen sind nochmals einige Tausend ARS für die Fahrt im 4x4 Bus gefragt. Das war uns dann doch zu teuer, zu kompliziert und wir wollten auch nicht noch den restlichen Nachmittag in der prallen Sonne verbringen. Also fuhren wir noch eine halbe Stunde bis Villa Union. 

Der erste Teil der Tagesetappe, die Strecke durch die Berge von Miranda  war dann ein landschaftliches Highlight. Die roten Felsen und die grünen Täler mit ihren blühenden Säulenkakteen waren vor allem im Morgenlicht sehr eindrücklich. Auch die restliche Tagesstrecke war abwechslungsreich und schön. Nach Chilecito bogen wir einmal mehr von der Ruta 40 auf die wenig befahrene RN 78 ab um durch die Berge nach Fiambala zu gelangen. Am nächsten Morgen erkundeten wir die Umgebung und fuhren erstmal zum Canyon de los Indios um in dieser schönen Schlucht eine kurze Wanderung zu unternehmen. Vor allem die engste Stelle ist eindrücklich und erinnerte uns an die Slotcanyons in Utah.

Der anschliessende Besuch der bekannten  Thermen von Fiambala arteten wieder in einen Flop aus. Zwei Kilometer vor den Thermalanlagen wurden an einer Barriere nach dem Eintrittsticket befragt. Da wir diese nicht vorweisen konnten, wurden wir 15 km zurückgeschickt nach Fiambala um diese dort bei der Touristeninformation zu kaufen. Da angekommen wurde uns mitgeteilt, dass das nächste Zeitfenster von 15 bis 20 h dauert und wir deshalb zwei Stunden hätten warten müssen. In Anbetracht der wenigen Besucher eine momentan sinnlose Sache. Zudem hätten wir auch hier wieder das dreifache bezahlen müssen. Diskussionen wurden mit einem Lächeln quittiert… Da wir in der letzten Nacht einem heftigen Mückenangriff ausgesetzt waren, hatten wir schliesslich keine Lust mehr in Fiambala zu bleiben und zogen weiter.

In diesem spontanen Plan hatte Ueli die Dieselversorgung nicht berücksichtigt. An den ersten zwei Tankmöglichkeiten fuhren wir bedenkenlos vorbei und merkten erst in der Folge, dass die Abstände zwischen Tankstellen wieder einmal recht gross waren. Schliesslich leuchtete die Reserveanzeige schon fast 100 km bis wir im Spargang die nächste Tankstelle erreichten. In Belén sahen wir ein Plakat, welches Grillhähnchen anbot. Wir hatten Lust darauf und kauften kurzentschlossen unser Nachtessen ein. Das sollte sich aber schon in der Nacht rächen! Myrta hatte auf den enthaltenen Salat gänzlich verzichtet und Ueli hatte diesen selber vertilgt. So war es naheliegend, dass das Erbrechen und der Durchfall, welche noch vor Mitternacht einsetzten, einzig diesem zuzuschreiben war. Als aber Myrta am Morgen ebenfalls von Durchfall geplagt wurde, war klar, dass auch mit dem Poulet etwas nicht gestimmt hatte. So wurde die Fahrt nach Cafayate vor allem für Myrta zum Spiessrutenlauf.

 

Wir wollten die gesundheitliche Störung erst mal auskurieren, bevor wir wieder grosse Unternehmungen planten oder weiterzogen. Wir planten deshalb erstmal ein paar Ruhetage ein.