Irland

Pünktlich um 18 Uhr erreichte die Fähre unseren Zielhafen Larne. Wir hatten einen Stellplatz einige Kilometer nördlich gewählt, um die Nacht dort zu verbringen. Obwohl sich einige andere Camper bereits eingerichtet hatten, blieb noch genügend Platz für uns. Während wir beim Kochen waren, zog „Mütze on Tour“ an uns vorbei. Wir hatten den Mann und sein Gefährt eine gute Stunde zuvor bei der Anfahrt überholt und uns gewundert, wer das sein könnte. Im Gespräch stellte sich heraus, dass er mit seinem Hund und dem Anhänger in ganz Europa zu Fuss unterwegs ist. Er freute sich, wieder einmal Deutsch sprechen zu können, zog jedoch nach kurzer Unterhaltung weiter, denn er hatte eine Einladung zum Übernachten im nächsten Dorf.

Wir streiften nach dem Nachtessen durch das verschlafene Dorf Glenarm. Viel war nicht los auf den Strassen, als wir aber den Pub betraten, wussten wir, wo die ganzen Leute zu finden waren. Mit unserem Nachbarn an der Bar führten wir eine anregende Unterhaltung, an der sich sowohl der Besitzer als auch die Barfrau rege beteiligten. An den irischen Dialekt mussten wir uns allerdings erst gewöhnen.

The Giant's Causeway

Unser Ziel am folgenden Tag war der Giant‘s Causeway, am nördlichsten Punkt der irischen Küste gelegen. Dieser "Damm des Riesen" entstand durch das gleichmässige Abkühlen eines mächtigen Lavastroms und besteht aus etwa 40‘000 hexagonale Basaltsäulen. Je nach Erosionszustand erscheinen diese wie Orgelpfeifen aufragend oder aber wie ein gefliester Bodenbelag. Wie zu vielem in Irland gibt es auch zu diesem eindrücklichen Naturphänomen eine passende Legende. Diese besagt, dass der irische Riese Fionn McCumhaill von seinem schottischen Widersacher zum Kampf herausgefordert wurde. Um zu seinem Kontrahenten zu gelangen und die Herausforderung anzunehmen, riss er riesige Felsblöcke aus der Küste und baute damit den „Causeway“.

Wir waren recht früh vor Ort, so dass erst wenige andere Besucher anwesend waren. Wir verzichteten auf den angebotenen Shuttlebus und gingen wir zu Fuss zur etwa einen Kilometer vom Besucherzentrum entfernt gelegenen Küste. Erstaunlicherweise ist es erlaubt, sich frei in und auf den eindrücklichen Säulen zu bewegen. So findet man immer wieder neue Perspektiven und erhält einen guten Einblick in die spektakulären Formationen. Die höchsten Lavasäulen ragen bis zum etwa 100 Meter hohen Kliff empor. Für den Rückweg wählten wir den Pfad über diese Klippe und bekamen noch einmal einen imposanten Überblick von oben.

Bushmills und die älteste Whiskey Destillerie

In Bushmills machten wir einen Zwischenhalt, um die älteste und erste offizielle Whiskey-Destillerie Irlands zu besichtigen. Bis zur nächsten geführten Tour blieb uns eine gute Stunde, um durch den hübschen Ort Bushmills zu schlendern und zum Mittagessen eine Portion Fish and Chips zu geniessen.

Die Führung war recht unterhaltsam und aufschlussreich. Die Dame konnte nicht oft genug betonen, dass nicht etwa die Schotten den Whiskey erfunden haben, sondern die Iren. Die Unterschiede beim Brennen liegen vor allem darin, dass  in Irland, im Gegensatz zu Schottland, dreimal destilliert wird. Dies soll das Destillat feiner machen. Zudem wird das Malz nicht geräuchert, sodass der oft typische Torf- oder eben Rauchgeschmack des schottischen Whiskeys grundsätzlich fehlt. Im Anschluss an die Führung, hatten wir Gelegenheit, im gemütlichen Restaurant eines der vielen Destillate zu degustieren und uns von deren Qualität zu überzeugen.

Derry

Auf dem Weg nach Derry passierte uns ein Missgeschick. Beim Einfahren in einen Kreisel, stoppte eine Minifahrerin vor uns überraschend noch einmal, Ueli bemerkte dies nach einem Kontrollblick zu spät und das Malheur war passiert. Das Fahrzeug vor uns erwischte ein paar Beulen am Heck, während die massive Stossstange am Land Cruiser ohne Schaden davon kam. Die junge Dame im Mini war ziemlich verdattert, obschon ja nichts Ernsthaftes passiert war. Wir versuchten, sie ein wenig zu beruhigen und, nachdem wir unsere Personalien hinterlassen hatten, konnten beide Parteien weiterfahren.

Wir parkten das Auto ausserhalb des Zentrums und machten einen Spaziergang durch die Altstadt von Londonderry oder kurz Derry genannt. Die in der Vergangenheit immer wieder durch Konflikte zwischen Protestanten und Katholiken in die Schlagzeilen geratene Stadt bietet neben der bekannten Mauer, welche die beiden Parteien voneinander trennte, einige sehenswerte historische Gebäude und Strassenzüge.

In der Umgebung fanden wir auf die Schnelle keinen für uns passenden Übernachtungsplatz, also fuhren wir noch etwa eine halbe Stunde weiter Richtung Süden. An einem kleinen See ein fanden wir unser Plätzchen und richteten uns ein. Kaum installiert, stellte sich ein anderer Camper direkt vor unsere Aussicht. Erst waren wir etwas sauer, gab es doch genügend Alternativen in der Nähe. Der Fahrer stellte aber klar, dass er nur kurz mit einem Freund und seinem Sohn hier fischen wollte und dann wieder wegfahren würde. Wir kamen mit den dreien ins Gespräch und merkten einmal mehr, dass die Iren gesellige und kommunikative Leute sind. Zum Schluss schenkten sie uns den einzigen Fisch, den sie gefangen hatten, eine stattliche Braunforelle. Noch waren am und auf dem See einige Besucher wie Fischer, Spaziergänger und Jetskifahrer unterwegs, aber diese verschwanden nach und nach, sodass wir unsere Ruhe hatten.

Donegal

Über Nacht hatte das schöne Wetter umgeschlagen. Der Himmel war mehrheitlich bedeckt und es war trüb. Zum Glück regnete es nicht auch noch. Die Fahrt zur Küste von Donegal war daher nicht sonderlich eindrücklich. Auch die Strecke entlang der Küste, die an und für sich landschaftlich sehr schön ist, kam nicht so richtig zur Geltung. Beim hübschen Küstenort Bundoran bogen wir ins Landesinnere ab und übernachteten am Lough Melvin an einem etwas windgeschützten Ort. Unser einziger Nachbar dort war ein Wohnmobil mit Zürcher Nummernschild!

Entlang der irischen Westküste

Wir folgten der Westküste, wobei wir immer wieder lohnenswerte Abstecher auf eine der vielen Halbinseln machten. Nach einem Zwischenhalt im malerischen Galway, einer umtriebigen kleinen Stadt mit vielen traditionellen Pubs, fuhren wir weiter bis Doolin, einem kleinen Fischerort am Atlantik. Der Wind hatte an Stärke zugelegt und wir waren froh, dass wir im Campingplatz dicht an einer hohen Hecke etwas Schutz fanden. Am Abend besuchten wir in den Pub im Dorf, in der Hoffnung, in den Genuss von irischer live Musik zu kommen. Daraus wurde zwar nichts, aber wie immer in Pubs, erlebten wir einen unterhaltsamen Abend.

Das Wetter war am folgenden Tag markant besser, obwohl es recht kalt war und der Wind noch einmal einen Zacken zugelegt hatte. Wir genossen die Weiterfahrt an der Küste, auch wenn wir bei jedem Fotohalt aufpassen mussten, dass uns der Wind nicht die Türe aus der Hand riss. Die Benützung der Fähre über die lange Bucht des Shannon verkürzte unsere Fahrt markant. Bei Tralee starteten wir zu einem weiteren Abstecher auf eine der Halbinseln. Über einen steilen und schmalen Pass, wo unmittelbar vor der letzten Steigung eine maximal zulässige Breite von 1.8m signalisiert war, gelangten wir nach Dingle. Bei einem Spaziergang durch den malerischen Ortskern konnten wir uns die Füsse wieder einmal vertreten. Ein Freund hatte uns den Typ gegeben, am Inch Beach zu übernachten. Der Wind blies aber dermassen stark, dass selbst das Fotografieren zum Abenteuer wurde. Wir suchten uns deshalb ein im Wald gut windgeschütztes Buschcamp.

The Ring of Kerry

Wir hatten vom „Ring of Kerry“ gehört, dass es sich um eine der landschaftlich schönsten Strecken in Irland handeln soll. Die Route führt einmal mehr um eine Halbinsel herum. Am Ende fanden wir, dass vor allem die Strecke durch den Killarnay National Park sehr schön war, die Küstenstrasse selber war nicht anders als schon weiter nördlich. Aber die Passstrasse durch den Nationalpark war wirklich schön und auch das Gebiet am Muckross Lake hat uns gut gefallen. Dichte Wälder und einige Wasserfälle und dazu die Ausblicke auf die Seen und in die Berge sind generell sehr eindrücklich.

Cork

Dann hatten wir für den Moment genug Landschaft gesehen und machten uns auf nach Cork. Mangels eines Campingplatzes in Stadtnähe parkten wir auf dem Parkplatz der Kathedrale mitten in der Stadt. Wir machten von dort aus eine Stadtbesichtigung. Der attraktivste Teil der Altstadt liegt um die Oliver Plunkett Street. Dort und in den anschliessenden Gassen findet man die meisten Pubs, Bars und Restaurants. Neben dem English Market, einer schönen, alten Markthalle, kann man vor allem einige Museen und historische Gebäude besichtigen. Das liessen wir aber bleiben und stärkten uns nach dem Spaziergang in einem Pub und später assen wir im Restaurant Raven zu Nacht.

Auf nach Dublin

Auf dem Weg nach Dublin machten wir hinter Waterford einen Abstecher zur Ruine der Dunbrody Abbey. Diese ist wie viele andere weitgehend zerfallen, aber doch sehr fotogen und einen Besuch wert. Eigentlich wären wir gerne noch in den „Irish National Heritage Park“ gegangen. Das Freiluftmuseum gibt einem einen Eindruck darüber, wie man früher in Irland gelebt hat. Wir kamen an einem Wochenende vorbei und alle Parkplätze waren hoffnungslos überfüllt und auf dem Gelände tummelten sich hunderte von Besuchern. Wie schon öfters zeigte sich, Wochenenden sind für Individualreisende meist nicht vorteilhaft.

Wir hatten vorgehabt, im Wicklow Mountains National Park zu übernachten und allenfalls noch eine Wanderung zu machen. Wie sich aber herausstellte, waren die Campingoptionen sehr eingeschränkt und die angefahrenen Buschcamps waren alle entweder nicht mehr zugänglich oder zu nah an der Strasse für unseren Geschmack. So beschränkte sich der Besuch der landschaftlich eindrücklichen Region auf die Fahrt mitten durch. Die unerwartet lange Tagesetappe endete schliesslich in einem Campingplatz südlich von Dublin. Wir hatten aber keine Lust noch mit dem Bus in die Stadt zu fahren und liessen den Abend ruhig angehen.

 

Dublin

Um am Morgen in die Stadt hineinzufahren bedurfte einiges an Geduld, nicht zuletzt, weil das Navi uns auf einer „speziellen“ Route hin führte. Ueli hatte vergessen das Gerät umzustellen und so wurden wir auf kürzestem aber halt bei weiten nicht schnellsten Weg ins Zentrum gelotst. Wir parkten in der Nähe von Temple Bar und spazierten durch das Quartier. Allerdings ist der Morgen definitiv nicht die beste Zeit um Dublin zu besuchen, denn auch hier sind die Hauptattraktionen die vielen Bars und Pubs in welchen natürlich vor allem am Abend Betrieb herrscht. Nun, wir sind beide sowieso nicht die Stadtmenschen, deshalb waren wir nicht allzu enttäuscht.

Am Nachmittag fuhren wir zum Fährhafen hinaus, um die Fähre nach Holyhead zu nehmen. Wie schon die Fähre von Schottland nach Nordirland, war auch diese 2h Route übermässig teuer verglichen mit allen anderen Fähren, die wir schon genutzt hatten. Dafür kamen wir in den Genuss im Dutyfree Shop einigermassen günstig Alkohol kaufen zu können.

 

Überrascht hat uns dann aber schon, dass wir beim Entladen weder Pass- noch Fahrzeugkontrolle über uns ergehen lassen mussten. Wir konnten einfach so, wie auch die LKWs, zum Hafen hinausfahren. 



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San Martin de los Andes

Wir verbrachten einige Tage mit unseren Freunden und genossen das Wiedersehen nach fast auf den Tag genau fünf Jahren. Da Edgardo und Chris auch erst von einem Trip zurück gekommen waren, hatten sie nicht allzu viel Zeit sich um uns zu kümmern. Das kam uns aber auch entgegen, denn wir hatten auch einiges zu erledigen und wir waren froh wieder einmal im Komfort eines Hauses leben zu dürfen. Gerade wenn man, wie wir zur Zeit, mit einfachen Mitteln unterwegs ist, lernt man den Luxus eines Hauses mit all seinen Einrichtungen erst wieder richtig schätzen.

Wir unternahmen eine Wanderung direkt vom Haus aus, welche uns zu mehreren Aussichtspunkten hoch über dem Lago Lacar führte. Durch schattigen Wald ging es auf staubigen Pfaden steil hoc. Bei einer kleinen Siedlung mussten wir den Mapuche, den ansässigen Ureinwohnern ein kleines Entgelt für die Nutzung ihres Landes entrichten. Bald erreichten wir den ersten Aussichtspunkt, von wo aus man fast den ganzen See überblicken konnte. Die Wege waren unglaublich staubig, denn es hatte seit langem nicht mehr geregnet. Trotzdem genossen wir es, wieder einmal mehr zu Fuss unterwegs zu sein. Nach dem Abstieg zum See erreichten wir schliesslich den Ort wieder.

An einem Tag hatte Edgardo für Ueli ein E-MTB organisiert und die Beiden machten eine Tour Richtung Chapelco, dem nahen Skigebiet. Begleitet wurden sie von «Kike» welcher das Bike ausgeliehen hatte. Erst stiegen sie auf der Piste etwa 500 Höhenmeter an und bogen dann auf kleine Fahrwege ein. Auch hier war der Staub unglaublich. Bis zehn Zentimeter tief versank man im mehlfeinen Staub, welcher wie Wasser aufspritzte. Man musste gehörig Abstand halten um überhaupt sehen zu können  wo man fuhr. Die rassige Abfahrt erfolgte wieder über eine breite und holprige Piste. Ein Abstecher führte zu einem Aussichtspunkt, von wo aus man das untenliegende Tal überblicken konnte.

An unserem Camper hatte sich schon bei El Bolson ein unerklärlicher Leistungsverlust eingestellt, den wir hier überprüfen liessen. Der Mechaniker fand unter anderem eine leckende Einspritzdüse, was er problemlos reparieren konnte. Der Leistungsverlust schien aber darauf zurückzuführen sein, dass ein Kabel über welches das Überdruckventil am Turbo steuerte, abgefallen war, sodass der Turbo den Druck nicht mehr aufbaute. Reparieren konnte er das Ganze auf die Schnelle nicht, denn Ersatzteil mussten in Buenes Aires bestellt werden und das hätte gedauert. Nun, weitere Schäden waren nicht zu erwarten, deshalb beschlossen wir, so weiterzureisen.

Weiter Nordwärts

Wir verbrachten einige Tage mit unseren Freunden und genossen das Wiedersehen nach fast auf den Tag genau fünf Jahren. Da Edgardo und Chris auch erst von einem Trip zurück gekommen waren, hatten sie nicht allzu viel Zeit sich um uns zu kümmern. Das kam uns aber auch entgegen, denn wir hatten auch einiges zu erledigen und wir waren froh wieder einmal im Komfort eines Hauses leben zu dürfen. Gerade wenn man, wie wir zur Zeit, mit einfachen Mitteln unterwegs ist, lernt man den Luxus eines Hauses mit all seinen Einrichtungen erst wieder richtig schätzen.

Wir unternahmen eine Wanderung direkt vom Haus aus, welche uns zu mehreren Aussichtspunkten hoch über dem Lago Lacar führte. Durch schattigen Wald ging es auf staubigen Pfaden steil hoc. Bei einer kleinen Siedlung mussten wir den Mapuche, den ansässigen Ureinwohnern ein kleines Entgelt für die Nutzung ihres Landes entrichten. Bald erreichten wir den ersten Aussichtspunkt von wo aus man fast den ganzen See überblicken konnte. Die Wege waren unglaublich staubig, denn es hatte seit langem nicht mehr geregnet. Trotzdem genossen wir es, wieder einmal mehr zu Fuss unterwegs zu sein. Nach dem Abstieg zum See erreichten wir schliesslich den Ort wieder.

An einem Tag hatte Edgardo für Ueli ein E-MTB organisiert und die Beiden machten eine Tour Richtung Chapelco, dem nahen Skigebiet. Begleitet wurden sie von «Kike» welcher das Bike ausgeliehen hatte. Erst stiegen sie auf der Piste etwa 500 Höhenmeter an und bogen dann auf kleine Fahrwege ein. Auch hier war der Staub unglaublich. Bis zehn Zentimeter tief versank man im mehlfeinen Staub, welcher wie Wasser aufspritzte. Man musste gehörig Abstand halten um überhaupt sehen zu können  wo man fuhr. Die rassige Abfahrt erfolgte wieder über eine breite und holprige Piste. Ein Abstecher führte zu einem Aussichtspunkt, von wo aus man das untenliegende Tal überblicken konnte.

An unserem Camper hatte sich schon bei El Bolson ein unerklärlicher Leistungsverlust eingestellt, den wir hier überprüfen liessen. Der Mechaniker fand unter anderem eine leckende Einspritzdüse, was er problemlos reparieren konnte. Der Leistungsverlust schien aber darauf zurückzuführen sein, dass ein Kabel über welches das Überdruckventil am Turbo steuerte abgefallen war, sodass der Turbo den Druck nicht mehr aufbaute. Reparieren konnte er das Ganze auf die Schnelle nicht, denn Ersatzteil mussten in Buenes Aires bestellt werden und das hätte gedauert. Nun, weitere Schäden waren nicht zu erwarten, deshalb beschlossen wir, so weiterzureisen.

Eigentlich hatten wir gehofft, dass die Strecke nach Zapala geteert ist. Dem war aber nicht so, der grösste Teil der Strecke ist nach wie vor eine teilweise recht ruppige Piste. Die Landschaft durch die kargen Berge machte aber das Gerüttel durchaus wett. Wir hatten geplant, im National Park Laguna Blanca, 40 km ausserhalb von Zapala zu übernachten. Leider stellte sich heraus, dass aufgrund kürzlich aufgetretener Vogelgrippefällen sowohl der Campingplatz wie auch der Zugang zu See geschlossen worden war um die Verbreitung der grässlichen Seuche einzudämmen. So fuhren wir weiter bis nach Las Lajas um dort zu übernachten.

Die Fahrt ging weiter in eine Gegend die wir auch bereits etwas kannten, nach Copahue. Beim letzten Besuch waren wir nicht hochgefahren zu dem Thermalbad, sondern hatten am Lago Caviahue übernachtet. Nun stellte sich aber heraus, dass wir nichts verpasst hatten. Die Piste hoch auf über 2000 müM ist nicht angenehm, zu fahren und die geothermischen Felder sind so bescheiden, dass es nicht einmal lohnte eine Foto davon zu machen. Gut, wir sind vielleicht etwas verwöhnt nach dem Besuch so vieler anderer, viel eindrücklicheren Orte. Das Thermalbad selber war auch nicht wirklich berauschend, zudem war der Wind unterdessen so heftig, dass es uns nicht reizte ein Bad zu nehmen. Der Ort hat seine besten Zeiten längst hinter sich und es scheint nicht, dass irgendjemand daran etwas ändern wollte. Der herrliche Übernachtungsplatz den wir vor fünf Jahren kennengelernt hatten, war für den Mercedes leider nicht zugänglich und alternative Plätze waren dem heftigen Wind voll ausgesetzt. So entschlossen wir uns weiterzufahren, aber es wurde ein langer Tag. Wir hatten gehofft ein schönes Buschcamp entlang der reizvollen Strecke zu finden, aber der Wind machte uns einen Strich durch die Rechnung. Nur den Abstecher zum Salto Agrio liessen wir uns nicht nehmen. Es ist einer der farbeprächtigsten Wasserfälle, die wir bisher besucht haben. Der blaue Himmel im Kontrast mit den schwarzen Basaltsäulen und der orangefarbenen Flussufern ist sehr eindrücklich.

Die ersten 40 km der Piste waren echt mühsam, sie wurde schliesslich aber gut fahrbar. Ein Wegweiser schickte uns auf eine kleine Piste Richtung Chos Mahal. Es stellte sich heraus, dass man so ein paar Kilometer abschneiden konnte. Da die Route eher sandig als steinig war und zudem wenig Wellblech aufwies eine gute Option für uns. Im Camping Municipal genossen wir den Abend und eine ruhige Nacht.

 

Nun waren wir wieder auf der legendären Ruta 40 unterwegs. Hoch und runterführte die Strecke, meist durch karge Berglandschaften. Und dann war wieder einmal mehr aus mit Teerstrasse. Gut 100 km Rüttelpiste war angesagt. Auf der Strecke entlang dem Rio Grande hatten wir beim letzten Mal einen kapitalen Steinschlag in der Windschutzscheibe kassiert, entsprechend vorsichtig kreuzten wir den wenigen Gegenverkehr. Die letzten 100 km bis Malargüe waren dann wieder gute Teerstrasse. 

Einige Kilometer nördlich von Malargüe bogen wir in das Seitental ab welches zum bekannten Skizentrum von Las Lenas führt. Zum Skigebiet fuhren wir nicht hoch, sondern besuchten erst die Laguna La Nina Encantada, ein herrliches Juwel in der kargen Landschaft. Ein von Grundwasserquellen gespeister See liegt eingebettet in einem Felsenkessel. Fette Forellen schwimmen durch das klare Wasser und auch die nahe Umgebung ist schön grün und reich an Pflanzen. Einige Kilometer weiter talaufwärts trafen wir auf ein geologisches Unikum. In einem senkrecht abfallenden Doppelkrater befinden sich zwei Seen. Kaum Pflanzen säumen den Krater und das ganze erinnert eher an einen tiefen Baggersee als an ein Naturphänomen. 

In der Folge bot die Strecke keine grosse Abwechslung und wir beschlossen bei Mendoza auf eine Alternativroute auszuweichen welche wir auch bereits kannten. Durch ein mächtiges Tal fuhren wir Richtung chilenische Grenze, vorbei am Stausee Potrillos, bei Kitesurfern wohl bekannt. In Uspallata bogen wir schliesslich auf die RN 149 ab welche uns zum National Park Leoncito brachte. Die Strecke führt durch ein breites Hochtal, immer über 2000 müM. Etwa 40 km sind noch ungeteert aber gut zu befahren. Im kleinen aber feinen Campingplatz haben sie seit unserem letzten Besuch extra zwei Stellplätze für Fahrzeugcamper eingerichtet, ansonsten ist er mehrheitlich für Zeltcamper ausgelegt. Da wir die Wanderungen bereits kannten, genossen wir in erster Linie die herrliche Ruhe in diesem abgelegenen Ort auf 2300 müM und die sternenklare Nacht. Übrigens kosten weder Camping noch der National Park selber Eintritt.

Nach einer kurzen Fahrstrecke liegt östlich der Strecke eine wunderschöne Erosionslandschaft. Unweit der Strasse leuchten die Hügel in allen Farben. Eine schmale Piste führt mitten hinein in die Formationen. Gelb, rosarot, braun bis hin zu tiefschwarzen Teilen leuchten die Farben. Früher waren hier noch irgendwelche Mineralien in Miniminen abgebaut worden. Heute sieht man noch einige Ruinen und einen sehr tiefen Vertikalschacht.

Wir blieben auf dieser kaum befahrenen Nebenstrecke. Sie ist angenehm zu befahren und führt durch abwechslungsreiche Landschaft. Bis auf 2700 müM führte einer der Pässe und der Vito kam auf der langen Steigung wieder einmal auf Betriebstemperatur. In einem einfachen Campingplatz in Bella Vista kamen wir unter, auch hier war der erst angepeilte Campingplatz geschlossen gewesen.

Am Dique Cuesta del Viento, Nomen est Omen, kamen wir an einem weiteren Suferhotspot vorbei, allerdings war bei unserm Besuch der Stausee spiegelglatt... In der Gegend mussten kürzlich extreme Regenfälle niedergegangen sein. Jeder kleine Fluss hatte die Strasse mit Geröll und Sand überspült. Die Furten waren zwar bereits wieder freigebaggert worden und die Flüsse ausgetrocknet, aber lange konnte es nicht her sein, denn die Erde war noch immer feucht auf der Strasse.

Und wieder kam es anders als geplant! Aufgrund der guten Bewertungen hatten wir geplant einen frühen Etappenhalt in einem Campingplatz einzulegen. Vor Ort zeigte sich aber leider, dass der Preis in zwei Monaten von 1000 auf 3000 ARS/P gestiegen war, Warmwasser nicht funktioniert und vor allem keinerlei Schatten für das Auto vorhaben war. Dass die Lage dann auch noch direkt an der Hauptstrasse lag, erwog uns weiterzufahren.

 

Aber auch Plan B ging uns nicht auf. Wir fuhren durch den landschaftlich schönen Provinzpark Ischigualasto, aber dort gibt es bedauerlicherweise keine Übernachtungsmöglichkeit. Zudem kann man die Sehenswürdigkeiten, wie auch im benachbarten National Park Talampaya ausschliesslich im Rahmen einer geführten Tour besichtigen. Im Talapaya NP gibt es zwar eine günstige Campingmöglichkeit, aber dafür muss man sowohl für den Anreise- wie den Abreisetag die Eintrittsgebühr entrichten. Der Campingplatz liegt zudem an der prallen Sonne und man muss das Fahrzeug auf dem Parkplatz lassen. Der Eintritt ist wie meistens bei beliebten Nationalparks für Ausländer ein mehrfaches teurer, hier 3500 anstelle von 1000 ARS/P., und um etwas vom Park zu sehen sind nochmals einige Tausend ARS für die Fahrt im 4x4 Bus gefragt. Das war uns dann doch zu teuer, zu kompliziert und wir wollten auch nicht noch den restlichen Nachmittag in der prallen Sonne verbringen. Also fuhren wir noch eine halbe Stunde bis Villa Union. 

Der erste Teil der Tagesetappe, die Strecke durch die Berge von Miranda  war dann ein landschaftliches Highlight. Die roten Felsen und die grünen Täler mit ihren blühenden Säulenkakteen waren vor allem im Morgenlicht sehr eindrücklich. Auch die restliche Tagesstrecke war abwechslungsreich und schön. Nach Chilecito bogen wir einmal mehr von der Ruta 40 auf die wenig befahrene RN 78 ab um durch die Berge nach Fiambala zu gelangen. Am nächsten Morgen erkundeten wir die Umgebung und fuhren erstmal zum Canyon de los Indios um in dieser schönen Schlucht eine kurze Wanderung zu unternehmen. Vor allem die engste Stelle ist eindrücklich und erinnerte uns an die Slotcanyons in Utah.

Der anschliessende Besuch der bekannten  Thermen von Fiambala arteten wieder in einen Flop aus. Zwei Kilometer vor den Thermalanlagen wurden an einer Barriere nach dem Eintrittsticket befragt. Da wir diese nicht vorweisen konnten, wurden wir 15 km zurückgeschickt nach Fiambala um diese dort bei der Touristeninformation zu kaufen. Da angekommen wurde uns mitgeteilt, dass das nächste Zeitfenster von 15 bis 20 h dauert und wir deshalb zwei Stunden hätten warten müssen. In Anbetracht der wenigen Besucher eine momentan sinnlose Sache. Zudem hätten wir auch hier wieder das dreifache bezahlen müssen. Diskussionen wurden mit einem Lächeln quittiert… Da wir in der letzten Nacht einem heftigen Mückenangriff ausgesetzt waren, hatten wir schliesslich keine Lust mehr in Fiambala zu bleiben und zogen weiter.

In diesem spontanen Plan hatte Ueli die Dieselversorgung nicht berücksichtigt. An den ersten zwei Tankmöglichkeiten fuhren wir bedenkenlos vorbei und merkten erst in der Folge, dass die Abstände zwischen Tankstellen wieder einmal recht gross waren. Schliesslich leuchtete die Reserveanzeige schon fast 100 km bis wir im Spargang die nächste Tankstelle erreichten. In Belén sahen wir ein Plakat, welches Grillhähnchen anbot. Wir hatten Lust darauf und kauften kurzentschlossen unser Nachtessen ein. Das sollte sich aber schon in der Nacht rächen! Myrta hatte auf den enthaltenen Salat gänzlich verzichtet und Ueli hatte diesen selber vertilgt. So war es naheliegend, dass das Erbrechen und der Durchfall, welche noch vor Mitternacht einsetzten, einzig diesem zuzuschreiben war. Als aber Myrta am Morgen ebenfalls von Durchfall geplagt wurde, war klar, dass auch mit dem Poulet etwas nicht gestimmt hatte. So wurde die Fahrt nach Cafayate vor allem für Myrta zum Spiessrutenlauf.

 

Wir wollten die gesundheitliche Störung erst mal auskurieren, bevor wir wieder grosse Unternehmungen planten oder weiterzogen. Wir planten deshalb erstmal ein paar Ruhetage ein.