Chiapas - Mai 2017

Chiapas ist der mexikanische Staat, welcher im Süden den grössten Teil der Grenze zu Guatemala bildet. In den tiefen, heissen Lagen beherrschte tropischer Dschungel die Landschaft. Tief darin versteckt fanden sich Spuren der Maya Kultur und kleine Kommunen, wo die Nachkommen der Maya zum Teil noch heute weitgehend isoliert leben. Einige der antiken Städte wurden bereits erforscht und freigelegt, während viele weitere Ruinen unter der üppigen Vegetation auf ihre Wiederentdeckung warten. Gegen Westen hin stieg das Gelände bis auf über 2500müM an. Föhrenwälder und Nebelwald dominierten dort das Bild. Kristallklare Flüsse, gespeist von den Regenfällen in den Bergen, bildeten willkommene Oasen zum Abkühlen. Entlang der guatemaltekischen Grenze verlief eine Strasse, welche an einigen bedeutenden Maya Ruinen, vielen Wasserfällen und Flüssen vorbeiführte. Dieses Gebiet wurde erst vor etwa 30 Jahren verkehrstechnisch erschlossen. Zuvor waren nur ein paar Dschungelpfade zur Verbindung der kleinen Dörfer vorhanden. Entlang der heutigen Strasse lagen wenige kleine Ortschaften ohne grosse Infrastruktur, weshalb es angebracht war, sich vor der Fahrt mit genügend Treibstoff und Lebensmitteln zu versorgen.  

Die Maya Ruinen von Palenque

Wir verbrachten einen ruhigen Sonntag im schönen Maya Bell Campingplatz, denn wir wussten, dass sonntags alle Ruinen viel mehr Besucher aufwiesen, da für die Mexikaner an diesem Tag der Eintritt gratis war. Der Ruhetag tat uns gut, denn noch immer war es sehr warm und feucht und der schöne Pool lud zum Abkühlen ein. Im schattigen Dschungel konnten wir viele Vögel beobachten und sogar einige Brüllaffen bekamen wir zu Gesicht. In der Nacht krochen und flogen unzählige Leuchtkäfer durch die Dunkelheit, was wir in der Schweiz nur noch ganz selten zu sehen bekommen.

Am nächsten Morgen waren wir früh bei den Ruinen. Noch auf dem Parkplatz lernten wir Myriam und Abraham aus Liestal kennen. Auch sie waren mit einem Landcruiser Richtung Südamerika unterwegs. Da die beiden die Strecke, welche wir für die kommenden Tage geplant hatten, gerade gefahren waren, konnten sie uns einige interessante Tipps dazu geben.

Die Ruinen lagen inmitten von Urwald, lediglich um die Gebäude und Pyramiden herum war der Wald gerodet worden. Von verschiedenen Aussichtspunkten aus bekamen wir einen eindrücklichen Ausblick auf die Anlage. Einmal mehr gab es wunderschöne, fein gearbeitete Reliefs zu bestaunen. Zudem war es hier sogar möglich, einen Teil der Pyramiden zu betreten und die Innenräume zu besichtigen. Auch der Dschungel, in welchem die Anlage gebaut war, bot mit mächtigen Bäumen, bewachsen von hunderten von Bromelien und Orchideen und einer Vielzahl blühender Büsche eine wahre Augenweide.

Wie bei vielen anderen Mayastätten in Mexico war auch die Geschichte von Palenque von kurzer Dauer. Erste Erwähnungen wurden auf das Jahr 500 datiert, bereits 300 Jahre später war die Kultur aber offenbar im Untergang begriffen. Während dieser kurzen Zeitspanne entwickelte sich allerdings eine sehr starke Gesellschaft, welche die Umgebung weitgehend beherrschte. Gleichzeitig mit dem allgemeinen Niedergang der Maya Kultur verschwand auch Palenque von der Bildfläche, wobei auch hier weder Erklärungen noch Dokumente zu diesen Ereignissen existieren.


Mit dem Boot zu den Ruinen von Yaxchilan

Die Strasse führte nun mehrheitlich durch landwirtschaftlich erschlossenes Gebiet, in welchem vor allem Rinderzucht betrieben wurde. Die Transportfahrzeuge, welche die Tiere zum Markt brachten, stellten denn auch einen guten Teil des spärlichen Verkehrs dar. In einer der kleinen Lacandonen Siedlungen verbrachten wir eine Nacht. Die Lacandonen oder wie sie sich selbst bezeichnen «wahren oder echten Menschen» sind Abkömmlinge der Maya und leben im östlichen Chiapas noch heute weitgehend nach ihren Traditionen und ihrer Religion. Eine der ansässigen Familie bot mitten in ihrem kleinen Dorf  die Möglichkeit, in Hütten oder im Camping zu übernachten. Auf die Frage, wie viele Einwohner das Dorf zähle antwortete der Besitzer der Anlage, dass es ca. 150 seien und wenn man Frauen und Kinder mitrechnet, etwa 400. Im Gespräch mit dem Mann erhielten wir einen kleinen Einblick in das Leben dieser Ureinwohner, welche erst vor wenigen Jahrzehnten mit der westlichen Zivilisation in Berührung gekommen waren.

Am nächsten Morgen wollten wir eigentlich die in der Nähe gelegenen Ruinen von Bonampak besuchen. Diese stehen unter der Verwaltung der Indios und für die letzten 10 km bis zur Anlage war man gezwungen, einen Shuttle Service zu benutzen. Für diese kurze Strecke hin und zurück verlangten sie 100 M$/Person. Dafür legte man in Mexico üblicherweise gut und gerne 200km im modernen Bus zurück. Nachdem wir bereits eine dubiose Gebühr bezahlt hatten, um nur ins Dorf zum Übernachten fahren zu dürfen und für die Ruinen selbst auch nochmals ein Eintritt erhoben wurde, hatten wir genug von der Abzockerei und verzichteten auf den Besuch. Es ist einerseits verständlich, dass die Urbevölkerung, denen dieses Gebiet gehörte, heute mit Ihren Einrichtungen Geld verdienen wollen, teilweise grenzten die Kosten jedoch an Wucher.

Stattdessen fuhren wir direkt nach Frontera Corozal. Von dort aus ging es per Boot eine halbe Stunde flussabwärts, um zu den Ruinen von Yaxchilan zu gelangen. Während der kurzweiligen Fahrt konnten wir mehrmals Krokodile beim Sonnenbaden beobachten. Auch diese Mayastätten lagen mitten im Urwald und der Rundgang war entsprechend schweisstreibend. Wir bekamen sehr schöne Stelen, mit Gravuren verzierte Steinsäulen, und weitere Skulpturen zu sehen. Diese waren hier noch vor Ort zu bewundern, da es zu aufwändig gewesen wäre, sie wie viele der Kostbarkeiten aus anderen Ruinen, ins Museum in Mexico Stadt zu transportieren. Generell gab es in Yaxchilan sehr viele feine Steingravuren zu bestaunen, wie wir erfuhren, eine Besonderheit in dieser Region. Auch die Lage der Ruinen direkt am Fluss war sehr eindrücklich und speziell schön. Während der Hauptsaison sollen bis zu 1200 Leute pro Tag gezählt werden, bei unserem Besuch waren vielleicht 50 Personen dort, was uns erlaubte, alles in Ruhe und ohne Hektik anzusehen.


Las Guacamayas

Einer der Tipps, die wir von Myriam und Abraham erhalten hatten, führte uns zu diesem Ort.  Wie sie uns empfohlen hatten, buchten wir einen Bootsausflug in den Montes Azules Nationalpark. Dieser war weitgehend unzugänglich und eine der wenigen Möglichkeiten, wenigstens einen winzigen Teil des Parks zu sehen, war eine Bootstour. Zusammen mit einem mexikanischen Besucherpaar fuhren wir frühmorgens den Rio Lacantun hinunter und bogen dann auf einen kleinen Nebenfluss ein. Bereits auf den ersten Kilometern hatten wir Gelegenheit Vögel, Affen und Krokodile zu sehen. Die abenteuerliche Fahrt auf dem Fluss führte tiefer und tiefer in den unberührten Urwald hinein. Immer wieder zeigte uns der Bootsführer Tiere, die wir selbst nie entdeckt hätten, und dies obschon die vielen Hindernisse und Untiefen im Wasser seine volle Aufmerksamkeit erforderten. Plötzlich fuhren wir auf einen etwa einen Meter hohen Wasserfall zu. Dort ging die Fahrt jedoch nicht wie wir dachten, bereits zu Ende, im Gegenteil, der Bootsführer schoss mit viel Schwung durch den schmalen Ablauf hoch und überwand die Stufe. Höhepunkt der Tour war für uns die Sichtung von Tapiren. Gleich drei der mächtigen Tiere bekamen wir entlang des Flusses oder im Wasser schwimmend zu sehen. Wir hatten zwar nicht wie zuvor Myriam und Abraham das Glück, einen Jaguar beobachten zu können, aber auch Tapire bekommt man nicht alle Tage zu Gesicht.

Unten ein kurzes Video welches einen Eindruck vermittelt wie schwierig es für den Bootsführer war uns trotz des tiefen Wasserstands und der vielen Hindernisse tief in den Nationalpark "Montes Azules" zu fahren:


Bei den Cascadas del Paraiso Escondido

Wir hatten beschlossen, nicht im beliebten Las Nubes unterzukommen, sondern wählten einen weniger bekannten Übernachtungsplatz im kleinen Dorf Loma Bonita am Rio Lacantun. Der Campingplatz lag im Schatten grosser Bäume direkt am Fluss. Wir genossen einen Ruhetag in der Hängematte liegend und lesend, dazwischen kühlten wir uns gerne immer wieder im kühlen, klaren Bach ab. Das türkisfarbene Wasser und der feine Sandstrand bildeten einen schönen Kontrast zum grünen Dschungel am Ufer. Ein Wanderweg führte hoch über den Fluss, von wo aus wir einen herrlichen Blick auf die vielen Becken und Wasserfälle des Rio Lacantun geniessen konnten. Der Aufstieg war bei der heissfeuchten Luft allerdings eine schweisstreibende Angelegenheit, obwohl nur etwa 1.5 km und vielleicht 150 Höhenmeter zu bewältigen waren. In den Büschen rund um unser Camp raschelte es immer wieder. Unzählige Echsen, einige weit über einen Meter lang, waren unsere scheuen Nachbarn. Wir beobachteten die unterschiedlichsten Arten von braunen über knallgrüne, gestreifte und gepunktete und in allen Grössen. Auch unzählige Vögel zwitscherten über uns in den Bäumen.   


Lagos de Montebello Nationalpark

Wir hatten am Lago Tziscao übernachtet. Nach den vielen Wochen mit heissen Tagen und Nächten war es sehr erholsam, wieder einmal bei angenehmen Temperaturen zu schlafen. Wir merkten allerdings, dass wir uns offenbar schon ziemlich an die Hitze gewöhnt hatten, denn als am Nachmittag bei 24°C ein frischer Wind aufkam, zogen wir bald schon einen Pullover an.

Von unserem Übernachtungsplatz waren es nur wenige Kilometer zum Lagos Montebello Nationalpark. Dieser lag auf etwa 1500müM und umfasste eine Vielzahl von Seen, eingebettet in den Urwald des bergigen Umlands. Wir besuchten als erstes den Lago Pojoj. Der tiefblaue See, umgeben von einem Kranz von Bergen, hatte in der Mitte eine kleine Insel, welche mit Balsaholzflössen erreicht werden konnte.

Ganz in der Nähe des Parkplatzes startete eine der wenigen Wanderungen im Nationalpark, der Sendero el Perol. Der Weg führte etwa 3 km durch den Urwald zu einem Aussichtpunkt hoch über dem Lago Cinoc, einem weiteren der vielen Seen. Die Temperaturen waren ideal zum Wandern, zudem lag praktisch der ganze Weg im kühlen, schattigen Wald. Wir drehten beim Aussichtspunkt wieder um, um zu unserem Auto zurück zu kehren. Die Wanderung könnte jedoch bis zum Seeufer hinunter fortgesetzt werden. Dort bestand die Möglichkeit, mit einem Balsaholzfloss über den See zu gelangen und anschliessend per Taxi zum Ausgangspunkt zurück zu kehren.

Wir führten unsere Rundfahrt fort und kamen über schmale Pisten durch einige einfache und kleine Mayadörfer, wo die Menschen noch heute sehr bescheiden und abgeschieden leben. Die Strecke führte zudem an einigen weiteren Seen vorbei, welche ganz unterschiedliche Farben aufwiesen, von trübem Grün bis hin zu kristallklarem Blau.


El Chiflon

Nach knapp zwei Stunden Fahrt erreichten wir El Chiflon. Da dieser Ort auf nur knapp 600müM lag, war die Temperatur wieder bis auf 35°Cgestiegen. Trotzdem wanderten wir dem türkisblauen Fluss entlang bergwärts und kamen dabei immer wieder an herrlichen Badeseen und Wasserfällen vorbei. Wir verzichteten jedoch darauf, bis ganz nach oben zu laufen, denn der obere Teil des Weges lag in der prallen Sonne. Wir begnügten uns damit, bis zum Fuss des höchsten und eindrücklichsten der Wasserfälle zu gehen. Auf dem Rückweg genossen wir die verdiente Abkühlung im erstaunlich kühlen Wasser des Flusses. Eigentlich hatten wir geplant, hier zu übernachten, aber als wir erfuhren, dass wir mit dem Fahrzeug auf dem Parkplatz stehen sollten der wunderschöne Campingplatz war nur für Zelte eingerichtet beschlossen wir, ins zwei Stunden entfernte und in kühlerer Höhe gelegene San Cristobal de las Casas zu fahren.

Auf der Weiterfahrt, bei Las Roses erwischte uns der Ausläufer eines Gewitters. Einige Kilometer wurden wir von Blitz und Donner und vor allem auch starken Schauern begleitet. Die Temperatur sank innert Minuten von 35 auf 21 °C. In den langgezogenen Ortschaften an der Strecke kamen wir nur mühsam vorwärts. Einerseits war viel Verkehr auf den Strassen und andererseits bremsten uns vor allem wieder unzählige Topes. Schliesslich erreichten wir unser Ziel trotz allem noch vor Sonnenuntergang. 


San Cristobal de las Casas und Umgebung

Nach der langen Zeit im zunehmend heissfeuchten Tiefland waren wir froh, wieder einmal ein paar Tage bei angenehmen Temperaturen zu verbringen. Da wir beim ersten Besuch der Stadt bewusst einige Sehenswürdigkeiten ausgelassen hatten, nahmen wir uns nun die Zeit, dies nachzuholen. Ausserdem wollten wir in der Stadt selber einigen Besorgungen machen und vor allem den lokalen Markt besuchen. Dass nun langsam aber sicher die Regenzeit einsetzte, zeigte sich daran, dass es am Nachmittag jeweils zunehmend gewitterhaft wurde und wir von Wolkenbrüchen nicht verschont blieben. Die Kopfsteinpflasterstrassen des Stadtzentrums verwandelten sich dann innert Minuten in reissende Bäche, kanalisiert durch die hohen Bordsteinränder.

Vom Ausflug in die zwei bekanntesten Indiodörfer, Chamula und Zinacantan, hatten wir uns aufgrund der Ausführungen in den Reiseführern etwas mehr versprochen. Zwar sahen wir einige in traditionelle Trachten gekleidete Indigene, aber im Gegensatz zu Guatemala hatten wir den Eindruck, dass hier viele Traditionen vor allem für die Touristen aufrechterhalten wurden. Ganz speziell und eindrücklich war jedoch sicher die Kathedrale in Chamula. Sie wies Elemente sowohl der christlichen als auch der ursprünglichen indigenen Religion auf. Unzählige Heiligenstatuen schmückten den Raum, welcher von tausenden Kerzen beleuchtet war. Der Boden war über und über mit Föhrennadeln bedeckt, die einen wunderbaren Duft verströmten. Aus Rücksicht auf die Gläubigen war das Fotografieren in der Kirche verboten. 


Cima de las Cotorras

Nach den erfrischenden Tagen auf über 2000müM tauchten wir wieder ab in die heisseren Gegenden des Südens. Wir legten einen Zwischenhalt bei der Cima de las Cotorras ein. Dabei handelt es sich um einen riesigen Krater oder korrekt bezeichnet um ein Senkloch mit 150m Durchmesser und 80m Tiefe. An den senkrechten Wänden bestand die Möglichkeit, sich auf den mit dichtem Grün bewachsenen Grund abseilen zu lassen. Das spezielle an diesem Ort waren jedoch die riesigen Scharen grüner Papageien, welche den Krater bewohnten und die sich im Morgengrauen kreischend in die Höhe schraubten, um in der Umgebung nach Nahrung zu suchen. Wir standen bei Sonnenaufgang auf und begaben uns zum Rand des Loches. Jetzt im Sommer war die Betriebsamkeit nicht allzu gross. Zwar flogen die Vögel den ganzen Tag ein und aus, die grossen Schwärme wie sie im Frühling zu sehen sind, blieben jedoch aus. Für uns hatte sich der Abstecher aber trotzdem gelohnt, denn auch landschaftlich war die Gegend sehr reizvoll und der Campingplatz direkt am Krater war sehr schön und angenehm.



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San Martin de los Andes

Wir verbrachten einige Tage mit unseren Freunden und genossen das Wiedersehen nach fast auf den Tag genau fünf Jahren. Da Edgardo und Chris auch erst von einem Trip zurück gekommen waren, hatten sie nicht allzu viel Zeit sich um uns zu kümmern. Das kam uns aber auch entgegen, denn wir hatten auch einiges zu erledigen und wir waren froh wieder einmal im Komfort eines Hauses leben zu dürfen. Gerade wenn man, wie wir zur Zeit, mit einfachen Mitteln unterwegs ist, lernt man den Luxus eines Hauses mit all seinen Einrichtungen erst wieder richtig schätzen.

Wir unternahmen eine Wanderung direkt vom Haus aus, welche uns zu mehreren Aussichtspunkten hoch über dem Lago Lacar führte. Durch schattigen Wald ging es auf staubigen Pfaden steil hoc. Bei einer kleinen Siedlung mussten wir den Mapuche, den ansässigen Ureinwohnern ein kleines Entgelt für die Nutzung ihres Landes entrichten. Bald erreichten wir den ersten Aussichtspunkt, von wo aus man fast den ganzen See überblicken konnte. Die Wege waren unglaublich staubig, denn es hatte seit langem nicht mehr geregnet. Trotzdem genossen wir es, wieder einmal mehr zu Fuss unterwegs zu sein. Nach dem Abstieg zum See erreichten wir schliesslich den Ort wieder.

An einem Tag hatte Edgardo für Ueli ein E-MTB organisiert und die Beiden machten eine Tour Richtung Chapelco, dem nahen Skigebiet. Begleitet wurden sie von «Kike» welcher das Bike ausgeliehen hatte. Erst stiegen sie auf der Piste etwa 500 Höhenmeter an und bogen dann auf kleine Fahrwege ein. Auch hier war der Staub unglaublich. Bis zehn Zentimeter tief versank man im mehlfeinen Staub, welcher wie Wasser aufspritzte. Man musste gehörig Abstand halten um überhaupt sehen zu können  wo man fuhr. Die rassige Abfahrt erfolgte wieder über eine breite und holprige Piste. Ein Abstecher führte zu einem Aussichtspunkt, von wo aus man das untenliegende Tal überblicken konnte.

An unserem Camper hatte sich schon bei El Bolson ein unerklärlicher Leistungsverlust eingestellt, den wir hier überprüfen liessen. Der Mechaniker fand unter anderem eine leckende Einspritzdüse, was er problemlos reparieren konnte. Der Leistungsverlust schien aber darauf zurückzuführen sein, dass ein Kabel über welches das Überdruckventil am Turbo steuerte, abgefallen war, sodass der Turbo den Druck nicht mehr aufbaute. Reparieren konnte er das Ganze auf die Schnelle nicht, denn Ersatzteil mussten in Buenes Aires bestellt werden und das hätte gedauert. Nun, weitere Schäden waren nicht zu erwarten, deshalb beschlossen wir, so weiterzureisen.

Weiter Nordwärts

Wir verbrachten einige Tage mit unseren Freunden und genossen das Wiedersehen nach fast auf den Tag genau fünf Jahren. Da Edgardo und Chris auch erst von einem Trip zurück gekommen waren, hatten sie nicht allzu viel Zeit sich um uns zu kümmern. Das kam uns aber auch entgegen, denn wir hatten auch einiges zu erledigen und wir waren froh wieder einmal im Komfort eines Hauses leben zu dürfen. Gerade wenn man, wie wir zur Zeit, mit einfachen Mitteln unterwegs ist, lernt man den Luxus eines Hauses mit all seinen Einrichtungen erst wieder richtig schätzen.

Wir unternahmen eine Wanderung direkt vom Haus aus, welche uns zu mehreren Aussichtspunkten hoch über dem Lago Lacar führte. Durch schattigen Wald ging es auf staubigen Pfaden steil hoc. Bei einer kleinen Siedlung mussten wir den Mapuche, den ansässigen Ureinwohnern ein kleines Entgelt für die Nutzung ihres Landes entrichten. Bald erreichten wir den ersten Aussichtspunkt von wo aus man fast den ganzen See überblicken konnte. Die Wege waren unglaublich staubig, denn es hatte seit langem nicht mehr geregnet. Trotzdem genossen wir es, wieder einmal mehr zu Fuss unterwegs zu sein. Nach dem Abstieg zum See erreichten wir schliesslich den Ort wieder.

An einem Tag hatte Edgardo für Ueli ein E-MTB organisiert und die Beiden machten eine Tour Richtung Chapelco, dem nahen Skigebiet. Begleitet wurden sie von «Kike» welcher das Bike ausgeliehen hatte. Erst stiegen sie auf der Piste etwa 500 Höhenmeter an und bogen dann auf kleine Fahrwege ein. Auch hier war der Staub unglaublich. Bis zehn Zentimeter tief versank man im mehlfeinen Staub, welcher wie Wasser aufspritzte. Man musste gehörig Abstand halten um überhaupt sehen zu können  wo man fuhr. Die rassige Abfahrt erfolgte wieder über eine breite und holprige Piste. Ein Abstecher führte zu einem Aussichtspunkt, von wo aus man das untenliegende Tal überblicken konnte.

An unserem Camper hatte sich schon bei El Bolson ein unerklärlicher Leistungsverlust eingestellt, den wir hier überprüfen liessen. Der Mechaniker fand unter anderem eine leckende Einspritzdüse, was er problemlos reparieren konnte. Der Leistungsverlust schien aber darauf zurückzuführen sein, dass ein Kabel über welches das Überdruckventil am Turbo steuerte abgefallen war, sodass der Turbo den Druck nicht mehr aufbaute. Reparieren konnte er das Ganze auf die Schnelle nicht, denn Ersatzteil mussten in Buenes Aires bestellt werden und das hätte gedauert. Nun, weitere Schäden waren nicht zu erwarten, deshalb beschlossen wir, so weiterzureisen.

Eigentlich hatten wir gehofft, dass die Strecke nach Zapala geteert ist. Dem war aber nicht so, der grösste Teil der Strecke ist nach wie vor eine teilweise recht ruppige Piste. Die Landschaft durch die kargen Berge machte aber das Gerüttel durchaus wett. Wir hatten geplant, im National Park Laguna Blanca, 40 km ausserhalb von Zapala zu übernachten. Leider stellte sich heraus, dass aufgrund kürzlich aufgetretener Vogelgrippefällen sowohl der Campingplatz wie auch der Zugang zu See geschlossen worden war um die Verbreitung der grässlichen Seuche einzudämmen. So fuhren wir weiter bis nach Las Lajas um dort zu übernachten.

Die Fahrt ging weiter in eine Gegend die wir auch bereits etwas kannten, nach Copahue. Beim letzten Besuch waren wir nicht hochgefahren zu dem Thermalbad, sondern hatten am Lago Caviahue übernachtet. Nun stellte sich aber heraus, dass wir nichts verpasst hatten. Die Piste hoch auf über 2000 müM ist nicht angenehm, zu fahren und die geothermischen Felder sind so bescheiden, dass es nicht einmal lohnte eine Foto davon zu machen. Gut, wir sind vielleicht etwas verwöhnt nach dem Besuch so vieler anderer, viel eindrücklicheren Orte. Das Thermalbad selber war auch nicht wirklich berauschend, zudem war der Wind unterdessen so heftig, dass es uns nicht reizte ein Bad zu nehmen. Der Ort hat seine besten Zeiten längst hinter sich und es scheint nicht, dass irgendjemand daran etwas ändern wollte. Der herrliche Übernachtungsplatz den wir vor fünf Jahren kennengelernt hatten, war für den Mercedes leider nicht zugänglich und alternative Plätze waren dem heftigen Wind voll ausgesetzt. So entschlossen wir uns weiterzufahren, aber es wurde ein langer Tag. Wir hatten gehofft ein schönes Buschcamp entlang der reizvollen Strecke zu finden, aber der Wind machte uns einen Strich durch die Rechnung. Nur den Abstecher zum Salto Agrio liessen wir uns nicht nehmen. Es ist einer der farbeprächtigsten Wasserfälle, die wir bisher besucht haben. Der blaue Himmel im Kontrast mit den schwarzen Basaltsäulen und der orangefarbenen Flussufern ist sehr eindrücklich.

Die ersten 40 km der Piste waren echt mühsam, sie wurde schliesslich aber gut fahrbar. Ein Wegweiser schickte uns auf eine kleine Piste Richtung Chos Mahal. Es stellte sich heraus, dass man so ein paar Kilometer abschneiden konnte. Da die Route eher sandig als steinig war und zudem wenig Wellblech aufwies eine gute Option für uns. Im Camping Municipal genossen wir den Abend und eine ruhige Nacht.

 

Nun waren wir wieder auf der legendären Ruta 40 unterwegs. Hoch und runterführte die Strecke, meist durch karge Berglandschaften. Und dann war wieder einmal mehr aus mit Teerstrasse. Gut 100 km Rüttelpiste war angesagt. Auf der Strecke entlang dem Rio Grande hatten wir beim letzten Mal einen kapitalen Steinschlag in der Windschutzscheibe kassiert, entsprechend vorsichtig kreuzten wir den wenigen Gegenverkehr. Die letzten 100 km bis Malargüe waren dann wieder gute Teerstrasse. 

Einige Kilometer nördlich von Malargüe bogen wir in das Seitental ab welches zum bekannten Skizentrum von Las Lenas führt. Zum Skigebiet fuhren wir nicht hoch, sondern besuchten erst die Laguna La Nina Encantada, ein herrliches Juwel in der kargen Landschaft. Ein von Grundwasserquellen gespeister See liegt eingebettet in einem Felsenkessel. Fette Forellen schwimmen durch das klare Wasser und auch die nahe Umgebung ist schön grün und reich an Pflanzen. Einige Kilometer weiter talaufwärts trafen wir auf ein geologisches Unikum. In einem senkrecht abfallenden Doppelkrater befinden sich zwei Seen. Kaum Pflanzen säumen den Krater und das ganze erinnert eher an einen tiefen Baggersee als an ein Naturphänomen. 

In der Folge bot die Strecke keine grosse Abwechslung und wir beschlossen bei Mendoza auf eine Alternativroute auszuweichen welche wir auch bereits kannten. Durch ein mächtiges Tal fuhren wir Richtung chilenische Grenze, vorbei am Stausee Potrillos, bei Kitesurfern wohl bekannt. In Uspallata bogen wir schliesslich auf die RN 149 ab welche uns zum National Park Leoncito brachte. Die Strecke führt durch ein breites Hochtal, immer über 2000 müM. Etwa 40 km sind noch ungeteert aber gut zu befahren. Im kleinen aber feinen Campingplatz haben sie seit unserem letzten Besuch extra zwei Stellplätze für Fahrzeugcamper eingerichtet, ansonsten ist er mehrheitlich für Zeltcamper ausgelegt. Da wir die Wanderungen bereits kannten, genossen wir in erster Linie die herrliche Ruhe in diesem abgelegenen Ort auf 2300 müM und die sternenklare Nacht. Übrigens kosten weder Camping noch der National Park selber Eintritt.

Nach einer kurzen Fahrstrecke liegt östlich der Strecke eine wunderschöne Erosionslandschaft. Unweit der Strasse leuchten die Hügel in allen Farben. Eine schmale Piste führt mitten hinein in die Formationen. Gelb, rosarot, braun bis hin zu tiefschwarzen Teilen leuchten die Farben. Früher waren hier noch irgendwelche Mineralien in Miniminen abgebaut worden. Heute sieht man noch einige Ruinen und einen sehr tiefen Vertikalschacht.

Wir blieben auf dieser kaum befahrenen Nebenstrecke. Sie ist angenehm zu befahren und führt durch abwechslungsreiche Landschaft. Bis auf 2700 müM führte einer der Pässe und der Vito kam auf der langen Steigung wieder einmal auf Betriebstemperatur. In einem einfachen Campingplatz in Bella Vista kamen wir unter, auch hier war der erst angepeilte Campingplatz geschlossen gewesen.

Am Dique Cuesta del Viento, Nomen est Omen, kamen wir an einem weiteren Suferhotspot vorbei, allerdings war bei unserm Besuch der Stausee spiegelglatt... In der Gegend mussten kürzlich extreme Regenfälle niedergegangen sein. Jeder kleine Fluss hatte die Strasse mit Geröll und Sand überspült. Die Furten waren zwar bereits wieder freigebaggert worden und die Flüsse ausgetrocknet, aber lange konnte es nicht her sein, denn die Erde war noch immer feucht auf der Strasse.

Und wieder kam es anders als geplant! Aufgrund der guten Bewertungen hatten wir geplant einen frühen Etappenhalt in einem Campingplatz einzulegen. Vor Ort zeigte sich aber leider, dass der Preis in zwei Monaten von 1000 auf 3000 ARS/P gestiegen war, Warmwasser nicht funktioniert und vor allem keinerlei Schatten für das Auto vorhaben war. Dass die Lage dann auch noch direkt an der Hauptstrasse lag, erwog uns weiterzufahren.

 

Aber auch Plan B ging uns nicht auf. Wir fuhren durch den landschaftlich schönen Provinzpark Ischigualasto, aber dort gibt es bedauerlicherweise keine Übernachtungsmöglichkeit. Zudem kann man die Sehenswürdigkeiten, wie auch im benachbarten National Park Talampaya ausschliesslich im Rahmen einer geführten Tour besichtigen. Im Talapaya NP gibt es zwar eine günstige Campingmöglichkeit, aber dafür muss man sowohl für den Anreise- wie den Abreisetag die Eintrittsgebühr entrichten. Der Campingplatz liegt zudem an der prallen Sonne und man muss das Fahrzeug auf dem Parkplatz lassen. Der Eintritt ist wie meistens bei beliebten Nationalparks für Ausländer ein mehrfaches teurer, hier 3500 anstelle von 1000 ARS/P., und um etwas vom Park zu sehen sind nochmals einige Tausend ARS für die Fahrt im 4x4 Bus gefragt. Das war uns dann doch zu teuer, zu kompliziert und wir wollten auch nicht noch den restlichen Nachmittag in der prallen Sonne verbringen. Also fuhren wir noch eine halbe Stunde bis Villa Union. 

Der erste Teil der Tagesetappe, die Strecke durch die Berge von Miranda  war dann ein landschaftliches Highlight. Die roten Felsen und die grünen Täler mit ihren blühenden Säulenkakteen waren vor allem im Morgenlicht sehr eindrücklich. Auch die restliche Tagesstrecke war abwechslungsreich und schön. Nach Chilecito bogen wir einmal mehr von der Ruta 40 auf die wenig befahrene RN 78 ab um durch die Berge nach Fiambala zu gelangen. Am nächsten Morgen erkundeten wir die Umgebung und fuhren erstmal zum Canyon de los Indios um in dieser schönen Schlucht eine kurze Wanderung zu unternehmen. Vor allem die engste Stelle ist eindrücklich und erinnerte uns an die Slotcanyons in Utah.

Der anschliessende Besuch der bekannten  Thermen von Fiambala arteten wieder in einen Flop aus. Zwei Kilometer vor den Thermalanlagen wurden an einer Barriere nach dem Eintrittsticket befragt. Da wir diese nicht vorweisen konnten, wurden wir 15 km zurückgeschickt nach Fiambala um diese dort bei der Touristeninformation zu kaufen. Da angekommen wurde uns mitgeteilt, dass das nächste Zeitfenster von 15 bis 20 h dauert und wir deshalb zwei Stunden hätten warten müssen. In Anbetracht der wenigen Besucher eine momentan sinnlose Sache. Zudem hätten wir auch hier wieder das dreifache bezahlen müssen. Diskussionen wurden mit einem Lächeln quittiert… Da wir in der letzten Nacht einem heftigen Mückenangriff ausgesetzt waren, hatten wir schliesslich keine Lust mehr in Fiambala zu bleiben und zogen weiter.

In diesem spontanen Plan hatte Ueli die Dieselversorgung nicht berücksichtigt. An den ersten zwei Tankmöglichkeiten fuhren wir bedenkenlos vorbei und merkten erst in der Folge, dass die Abstände zwischen Tankstellen wieder einmal recht gross waren. Schliesslich leuchtete die Reserveanzeige schon fast 100 km bis wir im Spargang die nächste Tankstelle erreichten. In Belén sahen wir ein Plakat, welches Grillhähnchen anbot. Wir hatten Lust darauf und kauften kurzentschlossen unser Nachtessen ein. Das sollte sich aber schon in der Nacht rächen! Myrta hatte auf den enthaltenen Salat gänzlich verzichtet und Ueli hatte diesen selber vertilgt. So war es naheliegend, dass das Erbrechen und der Durchfall, welche noch vor Mitternacht einsetzten, einzig diesem zuzuschreiben war. Als aber Myrta am Morgen ebenfalls von Durchfall geplagt wurde, war klar, dass auch mit dem Poulet etwas nicht gestimmt hatte. So wurde die Fahrt nach Cafayate vor allem für Myrta zum Spiessrutenlauf.

 

Wir wollten die gesundheitliche Störung erst mal auskurieren, bevor wir wieder grosse Unternehmungen planten oder weiterzogen. Wir planten deshalb erstmal ein paar Ruhetage ein.