Peru - September/Oktober 2017

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Unsere Übernachtungsplätze in Peru

Infos zu den Schlafplätzen findet man hier:

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Autoversicherung für Peru (Stand: August 2017) 

Wir hatten von anderen Reisenden gehört, dass die Conasur Versicherung, welche Peru eigentlich einschliesst, im Land trotz allem nicht immer akzeptiert wurde. Zudem hatten wir es ohnehin verschlafen, uns frühzeitig darum zu kümmern.

Normalerweise ist der Abschluss einer Versicherung für Peru an der Grenze problemlos möglich, am kleinen Übergang La Balsa gab es jedoch kein Versicherungsbüro. Der Zollbeamte erklärte auf Nachfrage, dass wir bis San Ignazio ohne Versicherung fahren könnten, uns dort aber unbedingt sofort darum kümmern sollten. Im Ort angekommen, wurden wir allerdings informierte, dass wir erst in Jaen die notwendige Versicherung kaufen könnten. Also fuhren wir anderntags weiter und versuchten unser Glück dort. So richtig wohl war uns bei der Sache aber nicht, denn wir hatten schon Gerüchte gehört, dass Reisende kurz nach der Grenze von der Polizei kontrolliert worden und dann mangels Versicherung in Schwierigkeiten geraten waren.

Wir suchten zunächst ein Versicherungsbüro auf, welches in iOverlander erwähnt war. Dort erfuhren wir jedoch, dass der ganze Stadtteil ohne Strom war und deshalb keine Verbindung zum Computersystem bestand. Wir wurden zum neu eröffneten Hauptbüro der MAPFRE Versicherung geschickt, wo man sich mit unser Anliegen befassen würde. Auch hier fiel der Strom während dem Ausfüllen des Antrags zweimal aus. Zudem hatte die zuständige Dame Mühe, unsere Fahrzeugdaten einzugeben, da sowohl die VIN Nummer als auch das Schweizer Kennzeichen mehr Stellen aufwiesen als das System zuliess. Mit viel Motivation und mehreren Versuchen das System zu überlisten, gelang es ihr nach drei Stunden endlich, eine Police auszufertigen. Für 180 Soles, ca. 60 CHF, bekamen wir die Haftpflichtversicherung, gültig für drei Monate (ein einzelner Monat hätte 90 Soles gekostet).

Wir bekamen den Eindruck, dass nur noch MAPFRE Versicherungen für Overlander ausstellt, konnten jedoch nicht überprüfen, ob das für ganz Peru gilt oder allenfalls nur für Jaen zutrifft. Wir haben den Punkt jedenfalls in iOverlander eingetragen. Das Büro liegt an der Mariscal Ureta nach der Kreuzung mit der Hospital  (S5° 42.419' W78° 48.305').


Die Kultur der Chachapoyas

Im Nordwesten Perus, in der Anden, liegt das Gebiet der Chachapoya Kultur. Dieses mysteriöse und wenig erforschte Volk lebte in dieser Gegend ab ca. 500 v.Chr. bis sie im 15. Jh. von den Inkas vertrieben und unterdrückt wurden. Zu jener Zeit sollen noch etwa 500000 Angehörige der Chachapoyas gelebt haben. Diese taten sich mit den Spaniern zusammen, um sich gegen die Inkas zu wehren. Durch die von den spanischen Eroberern eingeführten Krankheiten wie z. Bsp. Masern, wurde die Bevölkerung massiv dezimiert, bis nur noch ca. 90 Tausend überlebten und die Kultur schliesslich weitgehend ausstarb. Vereinzelt trifft man aber heute noch in der Gegend auf hellhäutige, blonde  und vor allem aussergewöhnlich grosse Menschen. Diese werden als Abkömmlinge der Chachapoyas definiert. Ihre äussere Erscheinung, DNA Vergleiche und weitere Fakten lassen vermuten, dass das Volk ursprünglich von den Kelten abstammte und es irgendwie geschafft hatte, über den Atlantik in das Amazonasbecken und bis in die Anden vorzustossen. Diese Besiedlung geschah nachgewiesenermassen über tausend Jahre bevor Kolumbus Amerika entdeckte. Die ganze Geschichte der Chachapoyas wird im Buch Wurde Amerika in der Antike entdeckt? von Hans Giffhorn ausführlich und eindrücklich dokumentiert. Wir hatten beide dieses Buch im Vorfeld gelesen und waren deshalb sehr gespannt darauf, die beschriebenen Orte zu besuchen.

Von Jaen aus folgten wir dem Rio Utcubamba stromaufwärts. Dem heissen, tropischen Tal entlang gewannen wir wieder zunehmend an Höhe. Die Strasse führte durch sattgrüne Reisfelder, abwechselnd mit eher kargen, trockenen Steinwüsten und wand sich durch tiefe Canyons und ein immer enger werdendes Tal bergan. Wir bogen auf eine steile, ruppige Piste ab und erreichten in mehreren Spitzkehren schliesslich Luya, ein kleines und ruhiges Dorf. Um unser Ziel, die Sarkophage von Karija, zu erreichen, lagen weitere 15 km vor uns. Auf nunmehr 3000müM stellten wir unser Auto ab und marschierten auf einem steilen Weg hinunter zur archäologischen Fundstätte. Weit oben in einer Felswand entdeckten wir eine Gruppe von mannshohen Figuren, welche laut Beschreibung aus Lehm hergestellt und von einem Holzgerüst gestützt wurden. Geschützt unter diesen Felsüberhängen wurden dort zur Zeit der Chachapoyas die sterblichen Überreste von Verstorbenen begraben. Etwas weiter entfernt, jedoch nicht zugänglich, waren weitere solcher Grabmäler zu bestaunen. 

Nachdem wir in der Gegend übernachtet hatten, fuhren wir am Morgen nach Tingo Nuevo hoch. Mit einer Gondelbahn gelangten wir von dort bequem von 2000 auf 2900müM, in die Nähe der Chachapoya Festung Kuelap. Von der Bergstation aus dauerte es etwa eine halbe Stunde zu Fuss, um die Festungsanlage zu erreichen. Die Ruinen lagen hoch über dem Tal auf einem Bergrücken auf zwei Terrassen und dehnten sich über einen Kilometer Länge und etwa 150 m Breite aus. Auf diesen, nur über drei schmale und steile Zugänge erreichbaren Flächen, lagen dutzende von Rundbauten und viele weitere, meist religiösen Zeremonien vorbehaltene Gebäudereste. Viele der Ruinen waren noch kaum ausgegraben oder restauriert, was jedoch laut Plan in einem Zeitraum von 5 Jahren erfolgen sollte. Trotzdem war es erstaunlich zu sehen, wie viel bereits heute von der einstmals grossartigen Anlage zu sehen war. Wir gelangten zur Überzeugung, dass diese Ruinen, auch dank der Erschliessung mit der Seilbahn, in naher Zukunft einen viel höheren Stellenwert erreichen werden als dies zur Zeit der Fall war. Ob es je ein Besuchermagnet wie Machu Picchu werden wird, bleibt abzuwarten, das Potential sowohl von der Geschichte als auch von der Anlage her ist jedenfalls vorhanden.

Nach dem Besuch von Kuelap fuhren wir weiter in die Berge hinein. In Leymebamba, einem verschlafenen Städtchen, besuchten wir das kleine aber feine Museum. Der Schwerpunkt der Ausstellung lag auch hier auf der Kultur der Chachapoyas. In der Gegend, rund um die in der Nähe liegende Laguna de los Condores, wurden unzählige Gräber entdeckt. Die darin gefundenen Artefakte konnten, bevor sie wie die meisten anderen Fundstätten der Region geplündert wurden, mehrheitlich geborgen und in das Museum in Leymebamba gebracht werden. Höhepunkt der Ausstellung war ein Raum, in welchem ein paar Dutzend Mumien präsentiert wurden. Diese waren, obschon über tausend Jahre alt, hervorragend erhalten und sehr eindrücklich anzusehen. Das sehr empfehlenswerte Museum, bot die wohl beste Möglichkeit, sich über die Kultur der Chachapoyas zu informieren. Auch hier erhielten wir jedoch keine schlüssigen Informationen über die vermutete Herkunft dieses Volkes, wie sie im Buch von Hans Giffhorn beschrieben wurde. Der Autor stellte die These auf, dass man bei der Erforschung dieser Kultur generell sehr zurückhaltend ist, vielleicht nicht zuletzt, um den Ruhm von Kolumbus als Entdecker Amerikas nicht Frage zu stellen.

Unsere Fahrt an diesem Tag endete auf 3000müM in einem wunderschönen Seitental an einem klaren Bergbach. Die Nacht wurde trotz der Höhe nicht allzu kalt und vor allem war es extrem ruhig und friedlich in dieser Abgeschiedenheit.


Durch die Cordillera Central nach Cajamarca

Hinauf auf fast 4000m, dann hinunter nach Las Balsas auf weniger als tausend Meter und auf der anderen Talseite wieder hoch auf 4000m, so lässt sich unsere nächste Etappe in Kürze beschreiben. Eine wunderbare Landschaft entschädigte uns für das stundenlange Kurbeln am Lenkrad. Eiskalte Temperaturen hoch oben und tropische Hitze unten am Rio Marañon, kahle Steinlandschaften und grüne, üppige Vegetation mit Mango Plantagen begleiteten uns an diesem Tag. Zum Glück herrschte wenig Verkehr auf der befahrenen Strecke, denn die schmale Strasse mit Felswänden auf der einen und tiefen Abgründen auf der anderen Seite bot kaum Ausweichmöglichkeiten.

Kurz vor unserem Tagesziel Cajamarca besuchten wir die sehr aussergewöhnliche Kirche Santuario Virgen del Rosario. Die Anlage wurde vor nicht mehr als 5 Jahren nach 4-jähriger Bauzeit fertiggestellt. Die Initiative für die Errichtung des Bauwerks ging von einem italienischen Padre aus, der Kunsthandwerkstudenten aus seiner Heimat einlud, am Bau mitzuarbeiten. Herausgekommen ist dabei eine wunderschöne Kirchenanlage, geschmückt von grossflächigen, bunten Mosaiken mit biblischen Szenen. Die Statue der Virgen del Rosario stand mitten in einem Innenhof, an dessen Wänden weitere Mosaike, aber auch Steinmetzarbeiten, prächtige Holzschnitzereien und Gemälden zu bestaunen waren.

In der Umgebung von Cajamarca wollten wir die sogenannten Ventillas de Combayo besuchen. Die Grabstätten, die von weitem aussehen wie kleine Fenster in der Felswand, daher die Bezeichnung Ventillas, werden der Cajamarca Kultur zugeschrieben. Dieses Volk hatte seine Blütezeit vor etwa 1400 Jahren, lebte also ebenfalls vor der Inka Zeit.  Die Fahrt zu dieser Sehenswürdigkeit führte uns eine knappe Stunde durch ein hübsches Tal, bevor es erneut auf über 3000müM hoch ging. Nach einer kurzen Wanderung erreichten wir den Fuss einer Felswand, in welcher eine Vielzahl kleiner Grabnischen herausgearbeitet worden war. Wir waren einmal mehr erstaunt, wie präzise und kunstvoll die damaligen Handwerker mit ihren einfachsten Hilfsmitteln gearbeitet haben.

Wir wollten Cajamarca nicht verlassen, ohne der schönen Altstadt rund um die Plaza de Armas einen Besuch abzustatten. Bei unserem Rundgang entdeckten wir unter anderem die Queseria Los Alpes, welche Schweizer Käse aus eigener Produktion verkaufte. Wie uns der Inhaber erzählte, waren seine Vorfahren aus der Schweiz eingewandert und seither wird Käse nach Schweizer Rezepten hergestellt. Wir nutzten die Gelegenheit natürlich und deckten uns mit Emmentaler, Gruyère etc. ein.


Eine weitere, wenig bekannte Kultur: die Huamachuco

Nach einer langen Fahrt erreichten wir gegen Abend Huamachuco. Wir fuhren im letzten Tageslicht hoch bis auf 3500m und genossen von unserem Camp aus, wenige hundert Meter von den Ruinen entfernt, eine fantastische Aussicht über die Stadt und die umliegenden Berge. Auch diese, eher unbekannte Anlage mit den gigantischen Ausmassen von 3.5 km Länge, bis zu 500m Breite und umgeben von einer 9.5 km langen Mauer, lag zuoberst auf einem Bergrücken. Anhand der Einträge im Gästebuch stellten wir fest, dass wir bis auf zwei weitere Europäer die einzigen ausländischen Besucher seit längerem waren. Ein schön angelegter, etwa 5km langer Weg führte uns durch die Anlage und endete im eindrücklichsten, gut erhaltenen Sektor Las Monjas. Die Überreste des grössten Gebäudes in diesem Teil ragten sicher 15 m in die Höhe. Interessant dabei war die Information, dass in diesen Ruinen bisher keine Mauern neu aufgebaut, sondern nur von Bewuchs gesäubert wurden, und noch genauso stehen wie sie 1941 von Archäologen entdeckt worden waren. Wie alle prä-inka Kulturen wurde auch die Kultur der Huamachuco von den Inkas zerstört. Wir waren die einzigen Besucher in dieser riesigen Anlage und konnten uns frei und ungestört im ganzen Areal bewegen. Ein anwesender Wächter führte uns sogar hinter die Abschrankungen ins Innere eines der grössten Gebäude und machte uns auf eine Besonderheit in der Bauweise der Huamachuco aufmerksam. Der ganze, riesige Rundbau, wie auch viele der übrigen Häuser, war mit einem doppelten Mauerwerk konstruiert und wirkte dadurch unglaublich massiv und sicher. Wir bedankten uns beim Aufseher für die interessante und sehr informative Privatführung.


Hoch hinauf und tief hinunter

Wir wollten den höchsten Bergen Perus noch etwas näherkommen. Die hohen, schneebedeckten Gipfel im Herzen der peruanischen Anden lagen zwar nur noch ein paar hundert Kilometer entfernt, was aber einmal mehr bedeutete, über schmale, oft nicht asphaltierte Bergstrassen, immer wieder auf weit über 4000m hoch und wieder hinunter auf 2000m zu fahren. Die Strecke führte ausserdem durch den 50 km langen Canyon des Rio Tablachaca und durch den spektakulären Canyon de Pato bis nach Caraz. Die ganze Strecke erlaubte eine Durchschnittsgeschwindigkeit von nicht mehr als 30 km/h. Dafür kam vor allem der Beifahrer immer wieder in den Genuss von herrlichen Aussichten und beängstigenden Tiefblicken, während der Fahrer mit höchster Konzentration bei der Sache sein musste.

Video von der Durchquerung des "Canyon de Pato"


Cordillera Blanca

Die Gegend um Caraz und Huaraz wird gerne auch als Suiza Peruana, die peruanische Schweiz, bezeichnet. Uns wurde schnell klar, wie dieser Vergleich zustande kam, denn bei klarem Wetter zeigten sich rundum die vergletscherten Schneeberge. Diese sind allerdings gut 2000m höher als die Gipfel in den Schweizer Alpen und weisen eine komplett andere Vegetation auf. In den Anden wird auf 3500müM noch Landwirtschaft betrieben und die Baumgrenze liegt auf weit über 4000müM.

Von Caraz aus unternahmen wir einen Tagesausflug zur Laguna Paron. Diese lag gut 2000m höher als der Ort und war nur über eine schmale, steinige Piste erreichbar, was für die 32km eine Fahrzeit von 1 ½ h bedeutete. Wir liessen das Auto am Ufer des Bergsees stehen und schnürten die Wanderschuhe. Ein einfacher, flach verlaufender Weg führte dem wunderschönen, türkisfarbenen See entlang. Wesentlich anspruchsvoller gestaltete sich der Pfad hoch zu einem Aussichtspunkt. Obwohl nur gut 100 Höhenmeter zu überwinden waren, kamen wir durch die Lage auf 4200müM ganz schön ins Schnaufen. Belohnt wurden wir dafür mit herrlichen Aussichten auf die Berge, die sich trotz einiger Wolkenfelder am sonst strahlend blauen Himmel zeigten. Einmal mehr staunten wir über die vielfältige Vegetation auf dieser Höhe. Wir entdeckten unter anderem blühende Kakteen und sogar Orchideen gediehen in diesem Klima. Auch die Baumgrenze war an der Lagune noch lange nicht erreicht.

Die Weiterfahrt von Caraz führte von Yungay über einen 4700m hohen Pass nach Yanama. Durch landwirtschaftlich genutztes Gebiet stieg die Piste hoch, bis zur Grenze des Nationalparks Huascaran. Nachdem wir den Eintrittspreis von 10 Soles pro Person (3 CHF) bezahlt hatten, erreichten wir bald darauf die beiden Lagunas Llanganuco. Das Wetter machte uns zunehmend einen Strich durch die Rechnung. Waren anfangs die Schneeberge wenigstens Ansatzweise noch sichtbar, verdichtete sich die Wolkendecke zusehends und bald regnete es in Strömen. In unzähligen Spitzkehren wand sich die Piste höher und höher. Etwa 3 km vor der Passhöhe steckten mehrere Fahrzeuge in der mittlerweile durch den Regen aufgeweichten Piste fest. Nichts ging mehr. Ein Lastwagen versuchte, sich aus dem Schlamm hinaus zu manövrieren, musste aber nach wenigen Metern erneut freigeschaufelt werden. Nach einigen erfolglosen Versuchen liess er uns passieren und wir konnten unbehindert weiterfahren. In dieser Situation waren wir mit unserem 4x4 Fahrzeug einmal mehr definitiv im Vorteil. Auf der Passhöhe, mit 4720m der bisher höchste Punkt unserer Reise, steckten wir komplett im Nebel und gelangten erst wieder unter die Wolkendecke, nachdem wir einige hundert Höhenmeter talwärts gefahren waren.

Nachdem wir auf 2300müM die Talsohle erreicht hatten, stieg die Strasse auf der anderen Seite wieder an. Wieder sahen wir in der Ferne tiefliegende Wolken ihre nasse Last abwerfen und es dauerte nicht lange, bis auch wir erneut durch den Regen fuhren. Zum Glück war die Strasse nach San Luis geteert, so dass die Fahrerei bei den prekären Verhältnissen nicht noch zusätzlich erschwert wurde. An einem Fluss fanden wir bei noch immer strömendem Regen einen Übernachtungsplatz. Die Temperatur war inzwischen auf 7°C gesunken und wir machten uns ernsthaft Gedanken, ob es in höheren Lagen sogar anfangen würde zu schneien.

Am Morgen war es noch immer bewölkt, aber immerhin zeigte sich die Sonne ab und zu. Beim Hochfahren zum Punto Olimpico kreuzte uns bald einmal ein Lastwagen, was uns die Gewissheit gab, dass die Strasse befahrbar sein musste. Tatsächlich klarte das Wetter zunehmend auf und als wir auf der Passhöhe bei 4680müM aus dem Scheiteltunnel herausfuhren, war der Himmel weitgehend wolkenfrei. Wir genossen die Aussicht auf das spektakuläre Panorama der umliegenden Berge, die allesamt über 6000m hoch waren. Auf der Fahrt hinunter ins Tal stieg die Temperatur von tiefen 3°C zunehmend bis auf 25°C an. Noch vor dem Mittag erreichten wir dank der hervorragenden Strasse Huaraz, unser heutiges Tagesziel. 


Der Gletscher Pastoruri im Huascaran Nationalpark

Am Morgen erfreute uns ein stahlblauer Himmel, genau das richtige Wetter, um die landschaftlich schöne Gegend in der südlichen Cordillera Blanca zu erkunden. Erst mal folgten wir der Teerstrasse durch das Tal und stiegen weiter bergan und bogen danach auf eine Piste ab. Die karge Landschaft mit ihren grünen, weich geschwungenen Hügeln, erinnerte uns an Bilder aus der Mongolei. Nach wenigen Kilometern erblickten wir die ersten der mächtigen, in dieser Gegend beheimateten Puya Raimondii. Die Pflanze gehört zu den Bromelien und kann bis zu 15m hoch werden. Im Alter von etwa 50-70 Jahren bildet sie eine eindrückliche, kugelförmige, bis zu 3m grosse Blattrosette. Die Puya Raimondii wird bis zu 100 Jahre alt, blüht jedoch nur einmal im ganzen Lebenszyklus, danach stirbt sie ab. Zur Zeit unseres Besuchs war keine der Pflanzen am Blühen, viele wiesen jedoch inzwischen vertrocknete Blütenstände auf und liessen die Pracht und Grösse der gigantischen Bromelien erahnen.

Die Landschaft wurde nun zunehmend bergiger und zeigte immer wieder schneebedeckte Gipfel. Wir erreichten auf der immer höher steigenden Piste den Parkplatz beim Pastoruri Gletscher auf 4800müM. Auf einem schön angelegten Fussweg keuchten wir bis auf über 5000m hoch, was für Myrta neuer Höhenrekord war. Die gewaltige Aussicht auf den imposanten Gletscher entschädigte uns für den anstrengenden Aufstieg. Die ganze Wanderung war zwar nur gerade 5 km lang und wies 180 Höhenmeter auf, aber auf 5000m spürten wir jeden Schritt doppelt, obwohl wir inzwischen recht gut akklimatisiert waren.

Der weitere Pistenverlauf durch den Park wies kaum mehr Fahrspuren auf, denn die meisten Besucher reisen aus Huaraz an und kehren auch dorthin zurück. Bei 4880müM erreichte auch unser Auto seinen bisherigen Höhenrekord. Diese Höhe brachte sogar das Fahrzeug zum Schnaufen und wir kamen nicht mehr ganz so flott voran. Die grandiosen Aussichten auf die Gipfel der Cordillera Blanca und im Süden der Cordillera Huayhuash liessen uns auch hier wieder ehrfürchtig staunen. Diese Strecke war landschaftlich eindeutig ein weiterer Höhepunkt unserer Reise. Nach gut 50 km Rüttelpiste trafen wir auf die geteerte Hauptstrasse und Ueli konnte endlich etwas entspannen und die vorbeiziehende Landschaft ebenfalls geniessen.


Die Ruinen von Huanuco Pampa

Von La Union fuhren wir auf einer Piste ein paar Kilometer hinauf auf eine grosse Hochebene mit Weideland und besuchten eine weitere, grosse Inkaruine. Auf mehr als einem Quadratkilometer Fläche verteilte sich eine Vielzahl von Gebäuderesten. Noch war nur ein kleiner Teil der Anlage restauriert. Anhand der Strukturen liess sich jedoch heute schon die Dimension dieser gewaltigen Inkastätte abschätzen. Das Castillo, eine riesige Plattform für Zeremonien, war bereits weitgehend instand gestellt. Einige imposante, gut erhaltene Eingangstore wiesen auf die einstmalige Pracht der Gebäude hin. Die Anlage war seinerzeit ein beliebter Aufenthaltsort der Inkaführer mit ihrem Gefolge und entsprechend mit grosszügigen Unterkünften und Badeanlagen ausgestattet, die noch deutlich zu erkennen waren. Wir konnten in Sichtdistanz zu den Ruinen übernachteten. Die rundherum weidenden Tiere wurden von ihren Besitzern vor Eindunkeln in den Stall zurückgeholt, so dass wir, mit Ausnahme von einem freundlichen Hund, bald alleine dastanden. Wie immer in dieser Höhe wurde es nach Sonnenuntergang empfindlich kalt und am Morgen lag Raureif auf den Wiesen.


Der „Bosque de Piedras“

Ein langer Fahrtag brachte uns zum Bosque de Piedras, dem Steinwald. Da der Nachmittag bereits fortgeschritten war, verschoben wir die geplante Wanderung auf den nächsten Morgen. Als Nachbarn auf dem Übernachtungsplatz hatten wir eine Herde Lamas. Diesen Tieren machte weder die Kälte der Nacht noch die Höhe etwas aus, während wir auf 4124müM nicht wirklich gut geschlafen hatten. Kurz nach Sonnenaufgang zog Nebel auf und verpasste der Landschaft einen mystischen Anstrich. Wir zogen los, um die eindrückliche Landschaft mit ihren vielen Felsformationen und Steinsäulen zu erkunden. Wir versuchten, die in einem kleinen Führer beschriebenen Fabelwesen innerhalb der Steinformationen zu identifizieren, was nicht immer ganz einfach war. Wir waren überrascht, wie vielen verschiedenen Vögeln wir auf unserer rund 2-stündigen Wanderung in dieser Höhe begegneten und wie gross auch hier die Pflanzenvielfalt war.


Durch die „Reserva Nor Yauyos – Cochas“

Für einmal kamen wir zügig vorwärts, denn die Hochebene um die Laguna Chinchaycoche, auf über 4000m Höhe, wies naturgemäss keine Steigungen auf und dehnte sich auf fast 200 km Länge aus. Selbst das Überholen der vielen Lastwagen war auf der übersichtlichen Strecke kein Problem. Die Hochebene ist Heimat vieler Vicuñas, der kleinen, wilden Urform der Lamas, die friedlich entlang der Strasse grasten. Kurz nach La Oroya, wo wir unsere Lebensmittelvorräte aufgefüllt hatten, bogen wir auf eine Piste ab, welche uns in das riesiges Naturschutzgebiet Nor Yauyos führte. Erst verlief die Strecke in einem langgezogenen Flusstal bis nach Cochas. Das GPS führte uns an eine Brücke, auf welcher die Strasse mit einem Drahtverhau abgesperrt war. Eine Nachfrage bei den Bewohnern eines in der Nähe gelegenen Bauernhofes ergab, dass dieser nur dazu diente, das Vieh zusammenzuhalten. Wir konnten unsere Fahrt also fortsetzen und erklommen einmal mehr einen Pass auf 4625m. Die ganze Strecke wurde offensichtlich kaum befahren, war aber in recht gutem Zustand, abgesehen von ein paar Auswaschungen in den steilen Abschnitten. Während der ganzen Fahrt kam uns ein einziger LKW entgegen. Bei Vilca trafen wir auf die Hauptpiste, welche das Haupt Tal erschloss. Die Landschaft wurde noch einmal spektakulär. Der kristallklare Fluss, dem wir folgten, fiel immer wieder über natürliche Stufen hinunter und bildete öfter herrliche, leuchtend blaue Seen. Die Piste verlief meist hoch über dem Tal und bot so grandiose Tiefblicke. In den Orten Huancaya und Vitis wurde die Fahrt durch die schmalen, mit Kopfsteinen gepflasterten Gassen sogar für unser Auto eine ziemliche Herausforderung. Auch auf dieser Etappe unserer Reise waren wir einmal mehr begeistert von den wunderschönen, grossartigen Landschaften Perus.  


Nach Langem wieder mal an der Küste, im Nationalpark Paracas

Von 3200 müM fuhren wir innerhalb von 3 h auf Meereshöhe hinunter. Wir folgten dabei einem herrlichen, grünen Tal mit vielen Obstplantagen, welches langsam in trockene Wüste überging. Je näher wir unserem Ziel kamen, desto mehr machte der strahlend blaue Himmel dem typischen Küstennebel Platz. Am nördlichen Ende des Paracas Nationalparks fanden wir einen Übernachtungsplatz direkt am Meer. Wir teilten den Platz mit einem Paar aus der Schweiz, das wie wir mit einem Landcruiser mit Azalai Kabine unterwegs war und einem jungen Pärchen aus Deutschland, welches mit einem Landrover reiste.

Am Morgen mussten wir uns bis gegen zehn Uhr gedulden, bis der Nebel sich lichtete und wir zu unserer Erkundungstour über die Halbinsel aufbrechen konnten. Wir fuhren Richtung Südküste und legten dabei immer wieder Stopps ein, um die grandiosen Aussichten auf das Meer und die kleinen Fischerd örfer zu geniessen. Vom wunderschönen Playa Minas aus gab es eine Vielzahl an Vögeln zu beobachten, die in den steilen Klippen ihre Nester hatten. Für die Weiterfahrt zum Mirador Lobos war viel Aufmerksamkeit gefragt, um die Piste überhaupt zu entdecken. Schon von weitem rochen wir jedoch, dass wir auf dem richtigen Weg waren, denn der «Duft» der Seelöwen eilte den Tieren weit voraus. Neben diesen Meeresbewohnern, welche zu hunderten den Strand bevölkerten, nisteten auch hier verschiedene Tölpel, Möwen und weitere Seevögel in den Felsen. Sogar ein paar Pinguine konnten wir entdecken.

Gemäss GPS Karte führte eine Piste der Küste entlang nach Süden, der ganzen Länge des Nationalparks entlang. Wir folgten dieser Strecke, die zu Beginn gut befahrbar und relativ breit, nach ein paar Kilometern jedoch nur noch als Fahrspuren sichtbar war. Dank der Navigationshilfen fanden wir uns aber gut zurecht und kamen rasch voran. Nach weiteren Fahrkilometern wurde die Orientierung aber immer schwieriger, denn von der Piste waren plötzlich nur noch einzelne, der Breite nach von Quads hinterlassene Spuren sichtbar. Immerhin gaben uns diese grobe Richtungshinweise. Durch das langsame Vorwärtskommen hatten wir Gelegenheit, die grandiose Wüstenlandschaft zu bewundern. Das leuchtend blaue Meer mit einsamen, langen Stränden, die hohe Klippen und die bizarren Felsformationen im farbigen Sand lieferten spektakuläre Fotosujets. Mit viel Intuition und vorsichtigem Querfeldeinfahren trafen wir schliesslich wieder auf eine erkennbare, markierte Piste. Eine wirklich ausgebaute Strasse war es zwar noch nicht, erst als wir von der Küste ins Landesinnere abbogen erreichten wir wieder die richtige Piste. Diese war dafür brutal wellblechig und steinig, so dass nicht nur wir, sondern auch unser Auto komplett durchgeschüttelt wurden. Nach mehr als einer Stunde Rumpelpiste erreichten wir schliesslich die Stadt Ica sozusagen durch den Hintereingang. Der Empfang war allerdings alles andere als schön, denn von der Müllhalde ausserhalb des Ortes wurde der ganze Abfall durch den Wind in die umliegende Wüste verteilt. Auf dem Weg Richtung Stadtzentrum fuhren wir durch Wohnquartiere mit einfachsten Hütten und auch hier lag überall Müll.

An der stadtnahen Laguna Huacachina kamen wir in einem Campingplatz unter. Da wir es wieder einmal geschafft hatten, an einem Wochenende in einem Touristenort zu landen, war an Erholung nicht wirklich zu denken. Im Minutentakt donnerten die Dünenbuggys mit ihren V8 Motoren an unserem Camp vorbei, um den Insassen mit einer Fahrt durch die Dünen einen Kick zu verpassen. Wir gönnten den Leuten das Abenteuer, zogen es aber vor, zu Fuss ein paar Meter hochzulaufen, um die Aussicht auf die Lagune zu geniessen. Die Oase mit ihren Palmen und grünen Gärten bildete einen wunderbaren Kontrast zur Wüste und lockte daher vor allem an Wochenenden viele Besucher an. Abends allerdings, sobald die Betreiber der Buggys ihren Betrieb einstellten, wurde es ruhig im Ort.


Die Nazca- und andere Linien

Im Hinterland der Küste liegen die weltberühmten Nazca Linien. Die riesengrossen Bodengravuren lassen sich eigentlich am besten aus der Luft erkennen, da jedoch der Ruf dieser Flugtouren bezüglich Sicherheit alles andere als gut ist, verzichteten wir darauf. In der Nähe des Ortes Palpa bekamen wir erste Beispiele der Scharrbilder zu sehen. Einerseits war von einem Hügel aus in der Ebene eine riesige Sonnenuhr sichtbar und andererseits mehrere schöne figürliche Gravuren, welche in einen Hang gezeichnet worden waren. Diese Bilder wurden laut Informationen vor Ort von Menschen der Paracas Kultur geschaffen, welche 200-500 v.Chr. aktiv waren, also noch vor der Zeit der Nazca. Man geht davon aus, dass hier die Gravuren religiösen Zwecken dienten. Wenige Kilometer weiter trafen wir dann auf die Nazca Linien. Von einem Turm aus konnten wir drei der schönsten, wenn auch nicht die grössten Bilder überblicken. Primär bestehen die Bilder aus unzähligen geraden Linien, wovon einige mehrere Kilometer lang sind. Dargestellt werden, neben geometrischen Mustern, diverse Tiere wie Affe, Kolibri, Kondor etc. Die genaue Bedeutung der ganzen Linien ist bis heute unklar, einige Forscher bringen sie in Zusammenhang mit astronomischen Begebenheiten, andere sehen eher religiöse Hintergründe.


Die Gräber von Chauchilla

Mitten in der Wüste, etwa 20 km südlich der Stadt Nazca, wurden Grabanlagen der Nazca Kultur entdeckt. In unzähligen, in den Sand gegrabenen Nischen fanden die Archäologen die mumifizierten Überreste von Verstorbenen samt Grabbeigaben. Inzwischen wurde rund ein Dutzend der Grabkammern freigelegt, restauriert und dem Publikum zugänglich gemacht. Die Ansicht dieser ausgetrockneten und in Tücher gewickelten Leichen liess uns nicht unberührt. Die Nischen waren zum Teil Einzelgräber, meist aber sassen zwei bis drei Personen in einer. Kammer. Dank dem trockenen Wüstenklima waren die Körper erstaunlich gut erhalten. Selbst heute werden die bereits ausgegraben Nischen nur von einem schilfbedeckten Dach geschützt, offenbar ohne dass die Mumien Schaden nehmen.


Cuzco

Wir brauchten zwei lange Fahrtage, um von der Küste ins 3500m hoch gelegene Cuzco zu gelangen. Die ehemalige Hauptstadt der Inka Kultur ist der Touristenmagnet Perus. So war es nicht verwunderlich, dass wir hier in der Altstadt Besucher aus aller Welt antrafen. Auch im angesteuerten, hoch über der Altstadt gelegenen Campingplatz hatten sich mehrere Overlander einquartiert. Die Anfahrt dort hinauf war eine echte Herausforderung, denn das Navi führte uns mitten durch die Stadt, über enge und sehr steile Kopfsteinpflasterstrassen. Der Weg für einen Stadtbummel hinab ins historische Zentrum war einfach zu bewältigen, für den anstrengenden Rückweg wollten wir aber doch lieber ein Taxi nehmen. Rund um die Plaza de Armas liegt eine kleine Fussgängerzone, ansonsten herrschte in der ganzen Stadt ein riesiges Verkehrschaos.

Der Rundgang durch den historischen Teil von Cuzco war sehr abwechslungsreich und beeindruckend. Ganze Strassenzüge mit hervorragend erhaltenen Bauten aus der Kolonialzeit gaben Einblick in die alten Zeiten. Viele der alten Gebäude wurden auf Fundamenten von Mauern aus der Inka Zeit errichtet. Wie immer wollten wir auch hier den lokalen Markt besuchen, wo wir uns gerne von den vielen, zum Teil ungewöhnlichen und exotischen Lebensmittel inspirieren liessen. Hier in Cuzco fanden wir unter anderem eine Art Schwartenmagen in Form von riesigen Würsten, die bestimmt über einen Meter lang und etwa 15cm im Durchmesser waren. Das zum Probieren angebotene Stück schmeckte so gut, dass wir nicht widerstehen konnten. Zum Mittagessen setzten wir uns bei einer der vielen Garküchen hin. Für nur gerade 5 Soles (etwa 1.50 CHF) erhielten wir eine nahrhafte Suppe und ein schmackhaftes Tellergericht mit Fleisch, Reis und Pommes Frites. Eine Portion reichte problemlos, um uns beide satt zu machen.

Nur gerade 5 Minuten zu Fuss vom Campingplatz entfernt lagen die Ruinen von Sacsayhuaman, eine der grössten Anlagen aus der Inka Zeit. Hoch über der Stadt thronte diese gewaltige, vermutlich als Wehranlage gebaute Stätte. Die eindrücklichen Bauten zeigten einmal mehr die unglaublichen Fähigkeiten der Inkas, fugenlose und exakt ausgerichtete Mauern zu errichten. Ebenso beeindruckend wie die monumentalen Bauwerke war die Aussicht auf die Altstadt von Cuzco


Valle Sagrado de los Inkas

Nach Cuzco wollten wir das heilige Tal der Inkas besuchen. Diese Gegend, eines der wichtigsten Landwirtschaftsgebiete des alten Königreichs, war seinerzeit dicht besiedelt und hinterliess entsprechend viele Spuren und Ruinen. Wir wollten möglichst viele der vorhandenen Inkaruinen besichtigen und besorgten uns deshalb das 10 Tage gültige Touristenticket. Dieses war mit 130 Soles (45 CHF) pro Person zwar relativ teuer, Einzeleintritte in die Anlagen kosteten jedoch 70 Soles, also lohnte sich die Ausgabe.

Unser erster Halt galt den Ruinen von Moray. Dabei handelte es sich um trichterförmige Terrassenfelder, welche aufwändig in natürliche Mulden eingearbeitet waren. Durch die spezielle Anordnung der Anbauflächen erzeugte man ein Mikroklima, welches die Erträge steigerte. Insgesamt drei der Trichter waren sorgsam restauriert und zugänglich gemacht worden. Auch diese Einrichtungen zeugten wieder vom Können und vom grossen Wissen der Inkas. Wären die Terrassen zudem mit traditionellen Produkten bepflanzt, könnte wohl heute noch bewiesen werden, wie effizient diese Anbaumethode funktionierte.

Nur wenige Kilometer entfernt gelangten wir zu einer alten Salzsaline, welche seit der Inka Zeit in Betrieb ist. Aus einer Quelle in den Bergen fliesst salzhaltiges Wasser in gegen 4000 kleine Teiche. Unter der starken Sonneneinstrahlung verdunstet das Salzwasser soweit, bis das Salz geerntet und in Säcke abgefüllt werden kann. Die ganze Produktion ist auch heute noch reine Handarbeit. Die Becken lagen am steilen Hang eines engen Tales und boten, vor allem von oben betrachtet, ein eindrückliches Bild. Die Farbschattierungen reichten je nach Stadium der Verdunstung von schneeweiss bis braun.

Ollantaytambo beherbergte eine weitere, grosse Inkaanlage. Nebst vielen Gebäuderesten stachen auch hier die grossartig angelegten Terrassenfelder ins Auge.  Für die Unterbringung der Ernteerträge wurden überall in den Hängen spezielle Lagergebäuden errichtet, welche erstaunlich gut erhalten sind. Im Talgrund bewunderten wir erneut die grossen Fähigkeiten der Inkas anhand eines nach wie vor funktionierenden, ausgeklügelten Bewässerungs- und Wasserverteilungssystems.

Da bei allen Sehenswürdigkeiten in der ganzen Region um Cuzco auch ausserhalb der Hauptsaison ein enormer Touristenandrang herrscht, versuchten wir den Massen so gut es ging auszuweichen. Wir fuhren deshalb noch am selben Tag weiter talaufwärts und übernachteten unweit der Ruinen von Pisac bei der Hospedaje Kausay Punku. Diese einfache Herberge bot auch für 2 bis 3 kleine Camper Platz. Beim Bau der liebevoll gestalteten, einfachen Anlage wurden viele traditionelle Bautechniken angewendet, welche fantasievoll mit modernen Ideen kombiniert wurden. So wurden zum Beispiel in die Adobewände PET Flaschen eingebaut, welche eine spezielle Beleuchtung im Inneren der Gebäude ergeben. Arcadio, der Besitzer der Hospedaje, baut zudem alte Maissorten und Heilpflanzen an und will so zusätzlich versuchen, die alten Traditionen zu erhalten.

Am Morgen, noch bevor die ersten Touristengruppen aus Cuzco eintrafen, waren wir bereits bei der Ruine von Pisac und genossen die imposante Anlage praktisch für uns alleine und das bei strahlendem Wetter. Ein grosser Teil der gewaltigen Ruinen war zur Zeit unseres Besuchs zwar wegen Bauarbeiten gesperrt, aber auch die zur Besichtigung freigegebenen Anlagen waren mehr als eindrücklich.

Viele werden sich nun fragen, wo der Bericht zum berühmten Machu Picchu bleibt. Nach vielen Überlegungen und längerem Hin und Her haben wir uns entschlossen, auf diese Sehenswürdigkeit zu verzichten. Mittlerweile braucht ein Besuch dieser Ruinen so viel Vorbereitung, bis sämtliche Fahrten, Eintritte etc. organisiert sind, dass es uns einfach zu stressig war. Natürlich könnte man die ganze Sache einfach einem Reisebüro übergeben, aber wir waren nicht bereit, dafür bis 500 US$ pro Person auszugeben. Ausserdem lockte uns die Aussicht auf den Besucherstrom von bis zu 6000 Personen pro Tag nicht sonderlich. Nachdem wir bereits so viele interessante Zeugen der alten peruanischen Kulturen besucht hatten, hätte uns Machu Picchu nicht viel Neues bieten können, ausser dass wir hätten sagen können «wir waren dort»


Cerro Colorado, der Regenbogenberg

Nach dem Besuch der Pisac Ruinen fuhren wir Richtung Regenbogenberg, den die Inkas Vicunca nannten, und der etwa drei Fahrstunden südwestlich von Cuzco liegt. Wir hatten in der iOverlander App gesehen, dass es gar nicht unbedingt vorteilhaft war, allzu früh auf den Berg zu starten, denn das würde bedeuten, auf über 4000müM zu übernachten und in aller Herrgottsfrühe loszulaufen, um den vielen Tourengruppen auszuweichen.

Wir planten unsere Anreise deshalb so, dass wir gegen Mittag am Ausgangspunkt eintrafen. Wie sich herausstellte, war der Zeitpunkt ideal gewählt, denn zwischen 12.30 und 13.00h fuhren die ganzen Tourenbusse auf der schmalen Bergstrasse zurück und es gab nur wenige Ausweichmöglichkeiten. Im Juli 2017 wurden der neue Parkplatz und Startpunkt zum Rainbow Mountain eröffnet, was den Anmarsch um etwa 2 km und 200 Höhenmeter verkürzte, in dieser Höhe eine Erleichterung, die man gerne annimmt. Als wir uns aufmachten, den Berg zu erklimmen, kamen uns zu Beginn hunderte von Besuchern entgegen, welche früh morgens gestartet waren. Nach der ersten grossen Steigung wurden es bald weniger und im zweiten Teil des ca. 2 h Aufstiegs waren wir tatsächlich alleine unterwegs. Myrta machte die Höhe trotz recht guter Akklimatisierung zu schaffen und so nahmen wir das Angebot von Einheimischen gerne an und liessen uns etwa 2 km auf dem Pferderücken tragen. Das letzte Stück mussten wir allerdings wieder zu Fuss bewältigen. Auf über 5000müM erreichten wir einen Sattel, danach hatten wir nochmals ein kleines Stück aufzusteigen, bis wir die herrliche Aussicht auf den Regenbogenberg geniessen konnten. Der Bergrücken, welcher vom obersten Punkt der Wanderung zu sehen war, leuchtete tatsächlich in allen Farben. Auch die ganze restliche Umgebung war gigantisch und wir hatten das Glück, sogar die höchste Erhebung mit 6800m beinahe ohne Wolken zu sehen. Auch der Vicunca selber zeigte sich immer wieder im Sonnenschein, was die Farben der Gesteinsschichten erst richtig zum Leuchten brachte. Nach den atemberaubenden Eindrücken machten wir uns auf den Rückweg, welcher viel einfacher und weniger anstrengend verlief. Da der Nachmittag bereits weit fortgeschritten war, kamen uns nur noch vier Besucher entgegen, ansonsten war der Wanderweg verlassen und auch der Parkplatz war weitgehend leer, als wir wieder beim Auto ankamen. Wir hatten noch genügend Zeit, um wieder in tiefere Lagen zu fahren und fanden auf 3500müM, am Ufer eines Flusses einen wunderbaren Übernachtungsplatz. 


Canyon de Colca

Durch die Berge, zu einem guten Teil auf Pisten, gelangten wir an den Canyon de Colca. Nebst seiner landschaftlichen Schönheit ist dieser vor allem dafür bekannt, dass dort mit grosser Chance Anden Kondore aus nächster Nähe zu beobachten sind. Aufgrund der vielen Pisten und Bergstrassen zog sich die Fahrt ziemlich in die Länge. Trotzdem wollten wir, noch bevor der Canyon richtig tief wurde, einen Abstecher hinauf an den südlichen Abhang des Gebirges machen. Das Gebiet ist bekannt für seine geothermischen Aktivitäten. In einem engen Bachbett sahen wir mehrere superheisse Quellen aus dem Boden sprudeln. Sogar im Bach selber trat das kochend heisse Wasser zu Tage und sammelte sich überall am Ufer in Kuhlen und Löchern. Eine Gruppe von einheimischen Besuchern hatte Eier mitgebracht, welche sie zu unserem grossen Erstaunen innert weniger Minuten in den Pfützen hart kochen konnten.

Trotz dieses lohnenswerten Abstechers erreichten wir unser geplantes Camp noch vor vier Uhr. Kaum angekommen, konnten wir einen ersten Kondor vorüberziehen sehen. Die unmittelbare Umgebung unseres Übernachtungsplatzes bot einmal mehr eine Vielfalt an Pflanzen, so dass wir diese auf einem kurzen Spaziergang erkunden wollten. Überall wuchsen blühende Kakteen und Büsche und die Landschaft über dem riesigen Canyon war unglaublich eindrücklich.

Da wir nur noch etwa 1 km vom Cruz de los Condores entfernt waren, konnten wir am nächsten Morgen in aller Ruhe aufstehen, gemütlich frühstücken und uns anschliessend zum Aussichtspunkt begeben, wo die Vögel mit der ersten Thermik aufsteigen sollten. Obschon wir bereits kurz nach acht Uhr vor Ort eintrafen, waren bereits einige Touristenbusse anzutreffen, die ihre menschliche Fracht ausgespuckt hatten. Nach kurzer Zeit waren sicher gegen dreihundert Besucher auf der Plattform, welche die Kondore und die herrliche Landschaft ebenfalls erleben wollten. Alle kamen in den Genuss des erwarteten Schauspiels, denn nach und nach war sicher ein Dutzend der riesigen Vögel, welche eine Flügelspannweite von bis zu 3m erreichen, in der Luft. Zu Beginn segelten die eindrücklichen Kondore unter uns den Felsen entlang und schraubten sich mit zunehmender Thermik immer höher, bis sie vor unseren Augen ihre Kreise zogen. Schliesslich verschwanden sie aus unserem Gesichtsfeld, denn sie machten sich in den Bergen auf Futtersuche. Nach einer guten Stunde des Beobachtens verliessen wir den Aussichtspunkt und fuhren los Richtung Arequipa. Wir wählten aber nicht die kürzeste Route wie die ganzen Tourenbusse, sondern schlugen den Weg dem Canyon entlang ein, erst weiter nach Westen und danach Richtung Süden in die Berge. Bis nach Huambo war die Strasse frisch geteert, dann jedoch wurde die Piste zunehmend rumpliger und wellblechig. Die grandiosen Aussichten auf die umliegende Gebirgslandschaft und den aktiven Vulkan liessen die holprige Fahrt aber in den Hintergrund treten. Mitten in den Bergen begegneten wir am Strassenrand einem peruanischen Motorradfahrer, der uns um Hilfe bat. Er hatte einen Platten erlitten, war jedoch weder im Besitz einer Pumpe noch hatte er gescheites Werkzeug an Bord. Einen Ersatzschlauch führte er zum Glück mit, so dass wir ihm mit unserem Werkzeug und Druckluft weiterhelfen konnten. Nach einigen zusätzlichen Rüttelkilometern trafen wir schliesslich wieder auf die Panamericana und damit auch auf hektischen und dichten Verkehr. Die letzten hundert Kilometer bis Arequipa waren aber in knapp 1 ½ h bewältigt.   


Arequipa

Den Morgen verbrachten wir wieder einmal mit Unterhaltsarbeiten, d.h. Wäsche zur Wäscherei bringen, Gasflasche auffüllen, Autowaschen, Räder rotieren, usw. und am Nachmittag besuchten wir das Stadtzentrum. Arequipa ist eine der wenigen Städte Perus mit einer schönen, gut erhaltenen historischen Innenstadt. Die bekannteste Sehenswürdigkeit ist die Klosteranlage von Santa Catalina. Die riesige Abtei wurde geschmackvoll restauriert und ein grosser Teil für Besucher zugänglich gemacht. Ein kleiner und abgetrennter Bereich wird nach wie vor von ein paar wenigen Dominikaner Nonnen bewohnt. Bei einem anschliessenden Bummel durch die Strassen und Gassen der Altstadt, vorbei an der geschäftigen Plaza de Armas, lernten wir weitere Quartiere von Arequipa kennen. Auf dem Rückweg zum Camping konnten wir die sauber gewaschene und zusammengefaltete Wäsche abholen und im nahen Supermarkt unsere Lebensmittelvorräte ergänzen. 


Die Grabtürme von Sillustani

Diese interessanten Ruinen lagen auf unserem Weg zum Lago Titicaca. Das Volk der Collas, welches vor den Inkas in dieser Gegend lebte, beerdigte die Toten in einfachen, runden Steintürmen. Nachdem die Inkas den Landstrich erobert hatten, übernahmen sie diese Art der Bestattung, errichteten die Türme jedoch in der von ihnen bekannten Bauweise mit grossen, fugenlos zusammengefügten Steinblöcken. Der Unterschied zwischen den ursprünglichen Türmen und den von den Inkas erbauten war auf dem weitläufigen Areal deutlich sichtbar. Die Lage des Friedhofs auf einem Hügel, mit der Laguna Umayo im Hintergrund, war auch landschaftlich sehr eindrücklich.

In der Umgebung dieser Grabanlage fielen uns die speziellen, für diese Gegend typischen Bauernhöfe auf. Diese waren gebaut wie kleine Burgen mit mehreren Einzelgebäuden, Törchen und Türmchen. Umgeben von einer Steinmauer erinnerten die Höfe an eine Festung. Als Glücksbringer sassen überall auf den Dächern oder über den Eingängen lustige Stierfiguren aus gebranntem Ton.  


Lago Titicaca

Der riesige See liegt auf 3800müM und gilt mit seiner Fläche von 8288 Quadratkilometern als grösster Süsswassersee Südamerikas. Der grössere Teil mit rund 5000 Quadratkilometern gehört zu Peru und etwa 3300 Quadratkilometer liegen auf Bolivianischem Gebiet. Zudem ist der Titicacasee das höchst gelegenste Gewässer der Welt mit kommerziellem Schiffsverkehr. Der Linienverkehr zwischen Puno in Peru und den Anlegestellen in Bolivien wurde jedoch längst eingestellt. Der heute existierende Bootsverkehr dient vor allem dem Tourismus.

Puno gilt als Ausgangspunkt, um die schwimmenden Inseln der Uros, der traditionell ansässigen Bevölkerung der Region, zu besuchen. Wir hatten uns in einem Camping ausserhalb der Stadt einquartiert und fuhren daher mit einem Sammeltaxi zum Hafen. Das Boot, welches uns zu den Inseln bringen sollte, legte ab, nachdem die Mindestzahl von zehn Passagieren erreicht war. Die Fahrt begann in einem schmalen Kanal durch den am Ufer verlaufenden, breiten Schilfgürtel. An dessen Ende erblickten wir hunderte von kleinen Häuschen, meist aus Schilf gebaut. Ebenfalls aus diesem Material waren für die einzelnen Bewohnergruppen schwimmende Inseln geschaffen worden. Unser Boot legte bei einer der Familieninseln an und wir wurden vom Chef des dort lebenden Clans willkommen geheissen. Die Besuche waren so organisiert, dass jede der Inseln ungefähr einmal pro Woche Gäste erhielt. So wurde sichergestellt, dass das Geschäft und die damit verbundenen Einnahmen gerecht unter allen verteilt werden. Der Boden der Insel war mit feinen Schilfhalmen, ähnlich wie Stroh, bedeckt und war dadurch angenehm weich und gut begehbar. Wie wir erfuhren, leiden jedoch viele der Bewohner an Rheuma, da das Schilf viel Feuchtigkeit aufnimmt und schlecht trocknet. Wir wurden informiert wie die Schilfinseln gebaut werden und dass sie regelmässig erneuert werden müssen. Sämtliche Teile werden aus dem im Ufergürtel wachsenden Schilf hergestellt, der sogar als Brennstoff für die einfachen Herde benutzt wird. In diesem Zusammenhang erklärte uns der Führer, dass Feuer eine grosse Gefahr mit sich bringt, denn ein einziger Funke genügt, um das trockene Material in Brand zu stecken und eine ganze Insel zu vernichten. Die anwesenden Frauen führten uns in ihre Häuser und gaben uns einen Einblick in ihre Lebensweise. Gleichzeitig boten sie ihre Handarbeiten zum Kauf an, um damit ihr Einkommen etwas aufzubessern. Mit einem der Schilfboote gelangten wir auf die nahegelegene Hauptinsel. Dort befanden sich nebst Kirche und Schule vor allem auch die Infrastruktur für die Verpflegung der Besucher und weitere Möglichkeiten, sich mit Souvenirs einzudecken. Die Spezialität in den Restaurants waren Forellen aus dem Titicaca See, welche überall in Netzen, die im Wasser schwammen, als lebender Vorrat gehalten wurden. Per Motorboot ging es zurück zum Hafen von Puno.

Auf der Fahrt dem See entlang in Richtung bolivianische Grenze wurden uns die gigantischen Ausmasse des Gewässers erst richtig bewusst. Mit seiner Länge von 178 km und einer Breite von über 67 km ist der Titicacasee mehr als 15mal so gross wie der Bodensee. Nachdem wir die Grenze hinter uns hatten, quartierten wir uns für die nächsten zwei Tage in Copacabana, einem touristischen Ort auf der Bolivianischen Seite, in einem Campingplatz direkt am See ein. Trotz des schönen Wetters war an ein Bad allerdings nicht zu denken, denn die Durchschnittstemperatur des Sees liegt bei bescheidenen 9°C.



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Kommentare: 5
  • #1

    Cornelia und Jean-François Christinet (Montag, 02 Oktober 2017 21:55)

    Super Euer Blog. Sind in Carraz seit 2 Tagen und fahren Richtung Cajamarca den gleichen Weg wie Ihr. Euer Blog hilft für infos. Merci beaucoup� Schöne Weiterreise.
    Infos: man kann die Autos nicht mehr in Uruguay stehen lassen. Im Nuova Helvetia, wo 18 Auzos standen, hat die Aduana alle konfisziert. Die Besitzer der Autos kämpfen mit Advokaten, die Autos zurückzubekommen! Man darf das Land nicht ohne Auto verlassen!!! Obwohl dies seit 10 Jahre dauert und dies nirgends steht!
    Falls Ihr naechstes Jahr wieder nach Hause wollt, erkundigt Euch gut. Es scheint offiziell in allen Ländern, aber alle machen es trotzdem!
    Herzliche Grüsse
    Cornelia u. JF

  • #2

    Steven McRoomli (Donnerstag, 12 Oktober 2017 11:34)

    Super Eure Reiseinfos + Fotos (vielen Dank!). Bin gespannt auf die gebundene Ausführung mit ISBN-Nummer!
    Bin gerade aus Hamburg zurück. Der Sturm Xavier hat ein bisschen Wind (in grösserem Ausmass) mitgebracht, stündlich hat das Wetter geändert, aber dank den vielen Kaffeehäusern war das "Überleben" mehr als gesichert.
    Herzliche Grüsse aus der Region Flowtec
    Steven McRoomli

  • #3

    Singer Josef (Samstag, 17 März 2018 16:39)

    Super Euro Infos und Fotos - sind gerade in diese Richtung unterwegs. Eure Infos helfen uns gut weiter.
    Danke und weiterhin viel Spaß

  • #4

    Singer Josef (Samstag, 17 März 2018 16:43)

    zum 1. Eintrag - in Uruguay ist es schon noch möglich. Nach unseren Infos (aus Uruguay direkt) betraf es bestimmte Fahrzeuge, wobei sich angeblich der Platzbesitzer weigerte Dokumente der abgestellten Fahrzeuge herauszugeben und einige länger als ein Jahr standen. Zudem wurden in einem Fahrzeug Drogen gefunden.

  • #5

    Petra Isenhuth (Montag, 04 Februar 2019 20:55)

    Habe mich gerade auf eurer Seite festgelesen - wunderbar geschrieben und fantastische Bilder!
    War 2017 schon in Peru auf der Panam unterwegs und starte in 10 Tagen noch einmal. Eure Berichte helfen bei der Tourenplanung.
    LG Petra

San Martin de los Andes

Wir verbrachten einige Tage mit unseren Freunden und genossen das Wiedersehen nach fast auf den Tag genau fünf Jahren. Da Edgardo und Chris auch erst von einem Trip zurück gekommen waren, hatten sie nicht allzu viel Zeit sich um uns zu kümmern. Das kam uns aber auch entgegen, denn wir hatten auch einiges zu erledigen und wir waren froh wieder einmal im Komfort eines Hauses leben zu dürfen. Gerade wenn man, wie wir zur Zeit, mit einfachen Mitteln unterwegs ist, lernt man den Luxus eines Hauses mit all seinen Einrichtungen erst wieder richtig schätzen.

Wir unternahmen eine Wanderung direkt vom Haus aus, welche uns zu mehreren Aussichtspunkten hoch über dem Lago Lacar führte. Durch schattigen Wald ging es auf staubigen Pfaden steil hoc. Bei einer kleinen Siedlung mussten wir den Mapuche, den ansässigen Ureinwohnern ein kleines Entgelt für die Nutzung ihres Landes entrichten. Bald erreichten wir den ersten Aussichtspunkt, von wo aus man fast den ganzen See überblicken konnte. Die Wege waren unglaublich staubig, denn es hatte seit langem nicht mehr geregnet. Trotzdem genossen wir es, wieder einmal mehr zu Fuss unterwegs zu sein. Nach dem Abstieg zum See erreichten wir schliesslich den Ort wieder.

An einem Tag hatte Edgardo für Ueli ein E-MTB organisiert und die Beiden machten eine Tour Richtung Chapelco, dem nahen Skigebiet. Begleitet wurden sie von «Kike» welcher das Bike ausgeliehen hatte. Erst stiegen sie auf der Piste etwa 500 Höhenmeter an und bogen dann auf kleine Fahrwege ein. Auch hier war der Staub unglaublich. Bis zehn Zentimeter tief versank man im mehlfeinen Staub, welcher wie Wasser aufspritzte. Man musste gehörig Abstand halten um überhaupt sehen zu können  wo man fuhr. Die rassige Abfahrt erfolgte wieder über eine breite und holprige Piste. Ein Abstecher führte zu einem Aussichtspunkt, von wo aus man das untenliegende Tal überblicken konnte.

An unserem Camper hatte sich schon bei El Bolson ein unerklärlicher Leistungsverlust eingestellt, den wir hier überprüfen liessen. Der Mechaniker fand unter anderem eine leckende Einspritzdüse, was er problemlos reparieren konnte. Der Leistungsverlust schien aber darauf zurückzuführen sein, dass ein Kabel über welches das Überdruckventil am Turbo steuerte, abgefallen war, sodass der Turbo den Druck nicht mehr aufbaute. Reparieren konnte er das Ganze auf die Schnelle nicht, denn Ersatzteil mussten in Buenes Aires bestellt werden und das hätte gedauert. Nun, weitere Schäden waren nicht zu erwarten, deshalb beschlossen wir, so weiterzureisen.

Weiter Nordwärts

Wir verbrachten einige Tage mit unseren Freunden und genossen das Wiedersehen nach fast auf den Tag genau fünf Jahren. Da Edgardo und Chris auch erst von einem Trip zurück gekommen waren, hatten sie nicht allzu viel Zeit sich um uns zu kümmern. Das kam uns aber auch entgegen, denn wir hatten auch einiges zu erledigen und wir waren froh wieder einmal im Komfort eines Hauses leben zu dürfen. Gerade wenn man, wie wir zur Zeit, mit einfachen Mitteln unterwegs ist, lernt man den Luxus eines Hauses mit all seinen Einrichtungen erst wieder richtig schätzen.

Wir unternahmen eine Wanderung direkt vom Haus aus, welche uns zu mehreren Aussichtspunkten hoch über dem Lago Lacar führte. Durch schattigen Wald ging es auf staubigen Pfaden steil hoc. Bei einer kleinen Siedlung mussten wir den Mapuche, den ansässigen Ureinwohnern ein kleines Entgelt für die Nutzung ihres Landes entrichten. Bald erreichten wir den ersten Aussichtspunkt von wo aus man fast den ganzen See überblicken konnte. Die Wege waren unglaublich staubig, denn es hatte seit langem nicht mehr geregnet. Trotzdem genossen wir es, wieder einmal mehr zu Fuss unterwegs zu sein. Nach dem Abstieg zum See erreichten wir schliesslich den Ort wieder.

An einem Tag hatte Edgardo für Ueli ein E-MTB organisiert und die Beiden machten eine Tour Richtung Chapelco, dem nahen Skigebiet. Begleitet wurden sie von «Kike» welcher das Bike ausgeliehen hatte. Erst stiegen sie auf der Piste etwa 500 Höhenmeter an und bogen dann auf kleine Fahrwege ein. Auch hier war der Staub unglaublich. Bis zehn Zentimeter tief versank man im mehlfeinen Staub, welcher wie Wasser aufspritzte. Man musste gehörig Abstand halten um überhaupt sehen zu können  wo man fuhr. Die rassige Abfahrt erfolgte wieder über eine breite und holprige Piste. Ein Abstecher führte zu einem Aussichtspunkt, von wo aus man das untenliegende Tal überblicken konnte.

An unserem Camper hatte sich schon bei El Bolson ein unerklärlicher Leistungsverlust eingestellt, den wir hier überprüfen liessen. Der Mechaniker fand unter anderem eine leckende Einspritzdüse, was er problemlos reparieren konnte. Der Leistungsverlust schien aber darauf zurückzuführen sein, dass ein Kabel über welches das Überdruckventil am Turbo steuerte abgefallen war, sodass der Turbo den Druck nicht mehr aufbaute. Reparieren konnte er das Ganze auf die Schnelle nicht, denn Ersatzteil mussten in Buenes Aires bestellt werden und das hätte gedauert. Nun, weitere Schäden waren nicht zu erwarten, deshalb beschlossen wir, so weiterzureisen.

Eigentlich hatten wir gehofft, dass die Strecke nach Zapala geteert ist. Dem war aber nicht so, der grösste Teil der Strecke ist nach wie vor eine teilweise recht ruppige Piste. Die Landschaft durch die kargen Berge machte aber das Gerüttel durchaus wett. Wir hatten geplant, im National Park Laguna Blanca, 40 km ausserhalb von Zapala zu übernachten. Leider stellte sich heraus, dass aufgrund kürzlich aufgetretener Vogelgrippefällen sowohl der Campingplatz wie auch der Zugang zu See geschlossen worden war um die Verbreitung der grässlichen Seuche einzudämmen. So fuhren wir weiter bis nach Las Lajas um dort zu übernachten.

Die Fahrt ging weiter in eine Gegend die wir auch bereits etwas kannten, nach Copahue. Beim letzten Besuch waren wir nicht hochgefahren zu dem Thermalbad, sondern hatten am Lago Caviahue übernachtet. Nun stellte sich aber heraus, dass wir nichts verpasst hatten. Die Piste hoch auf über 2000 müM ist nicht angenehm, zu fahren und die geothermischen Felder sind so bescheiden, dass es nicht einmal lohnte eine Foto davon zu machen. Gut, wir sind vielleicht etwas verwöhnt nach dem Besuch so vieler anderer, viel eindrücklicheren Orte. Das Thermalbad selber war auch nicht wirklich berauschend, zudem war der Wind unterdessen so heftig, dass es uns nicht reizte ein Bad zu nehmen. Der Ort hat seine besten Zeiten längst hinter sich und es scheint nicht, dass irgendjemand daran etwas ändern wollte. Der herrliche Übernachtungsplatz den wir vor fünf Jahren kennengelernt hatten, war für den Mercedes leider nicht zugänglich und alternative Plätze waren dem heftigen Wind voll ausgesetzt. So entschlossen wir uns weiterzufahren, aber es wurde ein langer Tag. Wir hatten gehofft ein schönes Buschcamp entlang der reizvollen Strecke zu finden, aber der Wind machte uns einen Strich durch die Rechnung. Nur den Abstecher zum Salto Agrio liessen wir uns nicht nehmen. Es ist einer der farbeprächtigsten Wasserfälle, die wir bisher besucht haben. Der blaue Himmel im Kontrast mit den schwarzen Basaltsäulen und der orangefarbenen Flussufern ist sehr eindrücklich.

Die ersten 40 km der Piste waren echt mühsam, sie wurde schliesslich aber gut fahrbar. Ein Wegweiser schickte uns auf eine kleine Piste Richtung Chos Mahal. Es stellte sich heraus, dass man so ein paar Kilometer abschneiden konnte. Da die Route eher sandig als steinig war und zudem wenig Wellblech aufwies eine gute Option für uns. Im Camping Municipal genossen wir den Abend und eine ruhige Nacht.

 

Nun waren wir wieder auf der legendären Ruta 40 unterwegs. Hoch und runterführte die Strecke, meist durch karge Berglandschaften. Und dann war wieder einmal mehr aus mit Teerstrasse. Gut 100 km Rüttelpiste war angesagt. Auf der Strecke entlang dem Rio Grande hatten wir beim letzten Mal einen kapitalen Steinschlag in der Windschutzscheibe kassiert, entsprechend vorsichtig kreuzten wir den wenigen Gegenverkehr. Die letzten 100 km bis Malargüe waren dann wieder gute Teerstrasse. 

Einige Kilometer nördlich von Malargüe bogen wir in das Seitental ab welches zum bekannten Skizentrum von Las Lenas führt. Zum Skigebiet fuhren wir nicht hoch, sondern besuchten erst die Laguna La Nina Encantada, ein herrliches Juwel in der kargen Landschaft. Ein von Grundwasserquellen gespeister See liegt eingebettet in einem Felsenkessel. Fette Forellen schwimmen durch das klare Wasser und auch die nahe Umgebung ist schön grün und reich an Pflanzen. Einige Kilometer weiter talaufwärts trafen wir auf ein geologisches Unikum. In einem senkrecht abfallenden Doppelkrater befinden sich zwei Seen. Kaum Pflanzen säumen den Krater und das ganze erinnert eher an einen tiefen Baggersee als an ein Naturphänomen. 

In der Folge bot die Strecke keine grosse Abwechslung und wir beschlossen bei Mendoza auf eine Alternativroute auszuweichen welche wir auch bereits kannten. Durch ein mächtiges Tal fuhren wir Richtung chilenische Grenze, vorbei am Stausee Potrillos, bei Kitesurfern wohl bekannt. In Uspallata bogen wir schliesslich auf die RN 149 ab welche uns zum National Park Leoncito brachte. Die Strecke führt durch ein breites Hochtal, immer über 2000 müM. Etwa 40 km sind noch ungeteert aber gut zu befahren. Im kleinen aber feinen Campingplatz haben sie seit unserem letzten Besuch extra zwei Stellplätze für Fahrzeugcamper eingerichtet, ansonsten ist er mehrheitlich für Zeltcamper ausgelegt. Da wir die Wanderungen bereits kannten, genossen wir in erster Linie die herrliche Ruhe in diesem abgelegenen Ort auf 2300 müM und die sternenklare Nacht. Übrigens kosten weder Camping noch der National Park selber Eintritt.

Nach einer kurzen Fahrstrecke liegt östlich der Strecke eine wunderschöne Erosionslandschaft. Unweit der Strasse leuchten die Hügel in allen Farben. Eine schmale Piste führt mitten hinein in die Formationen. Gelb, rosarot, braun bis hin zu tiefschwarzen Teilen leuchten die Farben. Früher waren hier noch irgendwelche Mineralien in Miniminen abgebaut worden. Heute sieht man noch einige Ruinen und einen sehr tiefen Vertikalschacht.

Wir blieben auf dieser kaum befahrenen Nebenstrecke. Sie ist angenehm zu befahren und führt durch abwechslungsreiche Landschaft. Bis auf 2700 müM führte einer der Pässe und der Vito kam auf der langen Steigung wieder einmal auf Betriebstemperatur. In einem einfachen Campingplatz in Bella Vista kamen wir unter, auch hier war der erst angepeilte Campingplatz geschlossen gewesen.

Am Dique Cuesta del Viento, Nomen est Omen, kamen wir an einem weiteren Suferhotspot vorbei, allerdings war bei unserm Besuch der Stausee spiegelglatt... In der Gegend mussten kürzlich extreme Regenfälle niedergegangen sein. Jeder kleine Fluss hatte die Strasse mit Geröll und Sand überspült. Die Furten waren zwar bereits wieder freigebaggert worden und die Flüsse ausgetrocknet, aber lange konnte es nicht her sein, denn die Erde war noch immer feucht auf der Strasse.

Und wieder kam es anders als geplant! Aufgrund der guten Bewertungen hatten wir geplant einen frühen Etappenhalt in einem Campingplatz einzulegen. Vor Ort zeigte sich aber leider, dass der Preis in zwei Monaten von 1000 auf 3000 ARS/P gestiegen war, Warmwasser nicht funktioniert und vor allem keinerlei Schatten für das Auto vorhaben war. Dass die Lage dann auch noch direkt an der Hauptstrasse lag, erwog uns weiterzufahren.

 

Aber auch Plan B ging uns nicht auf. Wir fuhren durch den landschaftlich schönen Provinzpark Ischigualasto, aber dort gibt es bedauerlicherweise keine Übernachtungsmöglichkeit. Zudem kann man die Sehenswürdigkeiten, wie auch im benachbarten National Park Talampaya ausschliesslich im Rahmen einer geführten Tour besichtigen. Im Talapaya NP gibt es zwar eine günstige Campingmöglichkeit, aber dafür muss man sowohl für den Anreise- wie den Abreisetag die Eintrittsgebühr entrichten. Der Campingplatz liegt zudem an der prallen Sonne und man muss das Fahrzeug auf dem Parkplatz lassen. Der Eintritt ist wie meistens bei beliebten Nationalparks für Ausländer ein mehrfaches teurer, hier 3500 anstelle von 1000 ARS/P., und um etwas vom Park zu sehen sind nochmals einige Tausend ARS für die Fahrt im 4x4 Bus gefragt. Das war uns dann doch zu teuer, zu kompliziert und wir wollten auch nicht noch den restlichen Nachmittag in der prallen Sonne verbringen. Also fuhren wir noch eine halbe Stunde bis Villa Union. 

Der erste Teil der Tagesetappe, die Strecke durch die Berge von Miranda  war dann ein landschaftliches Highlight. Die roten Felsen und die grünen Täler mit ihren blühenden Säulenkakteen waren vor allem im Morgenlicht sehr eindrücklich. Auch die restliche Tagesstrecke war abwechslungsreich und schön. Nach Chilecito bogen wir einmal mehr von der Ruta 40 auf die wenig befahrene RN 78 ab um durch die Berge nach Fiambala zu gelangen. Am nächsten Morgen erkundeten wir die Umgebung und fuhren erstmal zum Canyon de los Indios um in dieser schönen Schlucht eine kurze Wanderung zu unternehmen. Vor allem die engste Stelle ist eindrücklich und erinnerte uns an die Slotcanyons in Utah.

Der anschliessende Besuch der bekannten  Thermen von Fiambala arteten wieder in einen Flop aus. Zwei Kilometer vor den Thermalanlagen wurden an einer Barriere nach dem Eintrittsticket befragt. Da wir diese nicht vorweisen konnten, wurden wir 15 km zurückgeschickt nach Fiambala um diese dort bei der Touristeninformation zu kaufen. Da angekommen wurde uns mitgeteilt, dass das nächste Zeitfenster von 15 bis 20 h dauert und wir deshalb zwei Stunden hätten warten müssen. In Anbetracht der wenigen Besucher eine momentan sinnlose Sache. Zudem hätten wir auch hier wieder das dreifache bezahlen müssen. Diskussionen wurden mit einem Lächeln quittiert… Da wir in der letzten Nacht einem heftigen Mückenangriff ausgesetzt waren, hatten wir schliesslich keine Lust mehr in Fiambala zu bleiben und zogen weiter.

In diesem spontanen Plan hatte Ueli die Dieselversorgung nicht berücksichtigt. An den ersten zwei Tankmöglichkeiten fuhren wir bedenkenlos vorbei und merkten erst in der Folge, dass die Abstände zwischen Tankstellen wieder einmal recht gross waren. Schliesslich leuchtete die Reserveanzeige schon fast 100 km bis wir im Spargang die nächste Tankstelle erreichten. In Belén sahen wir ein Plakat, welches Grillhähnchen anbot. Wir hatten Lust darauf und kauften kurzentschlossen unser Nachtessen ein. Das sollte sich aber schon in der Nacht rächen! Myrta hatte auf den enthaltenen Salat gänzlich verzichtet und Ueli hatte diesen selber vertilgt. So war es naheliegend, dass das Erbrechen und der Durchfall, welche noch vor Mitternacht einsetzten, einzig diesem zuzuschreiben war. Als aber Myrta am Morgen ebenfalls von Durchfall geplagt wurde, war klar, dass auch mit dem Poulet etwas nicht gestimmt hatte. So wurde die Fahrt nach Cafayate vor allem für Myrta zum Spiessrutenlauf.

 

Wir wollten die gesundheitliche Störung erst mal auskurieren, bevor wir wieder grosse Unternehmungen planten oder weiterzogen. Wir planten deshalb erstmal ein paar Ruhetage ein.