Vancouver und Vancouver Island - August 2016

Vancouver

Wir wollten eigentlich nochmals ausserhalb der Stadt, im Porteau Cove Provincial Park übernachten, bevor wir uns in den Trubel der Grossstadt stürzten. Leider war dieser Campingplatz jedoch, wie viele andere am Meer und an beliebten Seen gelegene, bereits mittags ausgebucht. Es blieb uns also nichts anderes übrig, als direkt bis nach West Vancouver zu fahren und uns im Capilano River RV Park einzuquartieren. Dieser lag unmittelbar neben der Lions Gate Bridge und war dadurch eine gute Basis, um ins Stadtzentrum zu gelangen.

Anderntags konnten wir so direkt vom Camping aus über die Lions Gate Brücke in den Stanley Park marschieren und die 4 km2 grosse Halbinsel zu Fuss besichtigen. Nur ein, zwei Kilometer vom Stadtzentrum entfernt wanderten wir durch stille, alte Wälder und hatten immer wieder fantastische Aussicht auf die gegenüberliegende Skyline Vancouvers oder aber Sicht aufs Meer. Der Park beherbergt zudem eine grosse Sammlung von Totempfählen, eindrückliche Zeugen der kunsthandwerklichen Fähigkeiten der Ureinwohner. In der Nähe des Aquariums stärkten wir uns an einer der Imbissbuden und setzten den Marsch danach quer über die Halbinsel fort, um an den Third Beach zu gelangen. Zahlreiche Leute verbrachten hier am breiten Sandstrand ihren Samstagnachmittag oder nutzten den Uferweg für Velofahrten oder Spaziergänge. Wir beendeten unseren Besuch beim Prospect Point, bevor wir die lange, aus dem Jahr 1938 stammende Lions Gate Brücke noch einmal überquerten, um zum Camping zurückzukehren. Das imposante Bauwerk mit einer Gesamtbreite von 1823m und einer Höhe von 111m, wurde 2001 komplett renoviert und verbindet Vancouver mit den Stadtteilen Nord- und West-Vancouver.

Für den Sonntag hatten wir uns Tagespässe für eine unbegrenzte Nutzung des ÖV besorgt. Wir liessen uns mit dem Bus in der Georgia Street absetzen und schlenderten zum Canada Place, wo in den 80er Jahren die Weltausstellung stattfand. Die Einrichtungen von damals werden heute für Geschäfte und Unterhaltungsangebote genutzt. Auf dem Weg Richtung Hafen ergänzten die vor Anker liegenden Kreuzfahrtschiffe die sonst schon eindrückliche Skyline zu einem grandiosen Bild.

Mit einer weiteren Busfahrt quer durch das Stadtzentrum gelangten zum Granville Island. Auch in diesem auf einer Halbinsel gelegenen Einkaufs- und Kulturviertel herrschte reger Wochenendbetrieb.  Unzählige Läden und Restaurants luden zum Verweilen ein und die grosse Markthalle bot alle erdenklichen regionalen und internationalen Köstlichkeiten an. Für einmal bedauerten wir, dass die Platzverhältnisse im Kühlschrank und die Lagermöglichkeiten in unserem kleinen Camper keine Grosseinkäufe zuliessen!! Strassenmusikanten und Artisten, die ihre Künste auf allen Plätzen darboten, hofften auf grosszügige Spenden für ihre Auftritte, während die Kinder sich in einem eigens für sie eingerichteten Gebäude austoben oder sich in den zahlreichen Spielzeuggeschäften ihre Wünsche erfüllen lassen konnten.

In Gastown, einem der ältesten Viertel der Stadt, genossen wir ein feines Bier auf der Strassenterrasse eines der traditionellen Pubs, unweit der historischen Dampfuhr, dem Wahrzeichen dieses Quartiers. Dabei kamen wir mit einem lustigen Typen ins Gespräch, der als Cowboy verkleidet, natürlich mit echtem, wenn auch, wie er betonte, nicht geladenen Revolver, für ein Trinkgeld für Fotos posierte. In einem langen, unterhaltsamen Gespräch diskutierten wir mit ihm über Gott, die Welt und Herrn Trump Auf dem Weg in die China Town durchquerten wir das wohl skurrilste Quartier Vancouvers. Wir trafen auf Hunderte von Menschen, die mit ihrem Aussehen oder Verhalten nicht ganz in die normale Gesellschaft passten. Die ungewöhnliche Gesellschaft setzte sich zusammen aus Drogenabhängigen und Alkis, Punks und Alternativen, Transvestiten und weiteren Sonderlingen jeglicher Altersstufen. Mit etwas mulmigem Gefühl, jedoch völlig unbehelligt, um nicht zu sagen unbeachtet, passierten wir die am Strassenrand sitzenden Leute und gelangten schliesslich in die China Town. Ausser einigen Läden mit den typischen Angeboten aller möglichen und unmöglichen Dinge in schreienden Farben, war vom ehemaligen Charme dieses Chinesenviertels nicht viel übriggeblieben. Wir hatten diesen Stadtteil vor allem deshalb aufgesucht, weil wir Lust hatten, wieder einmal die authentische chinesische Küche zu probieren. Um ein entsprechendes Restaurant zu finden, sprach Myrta einen chinesischen Passanten an, um nach einer Empfehlung zu fragen. Der Mann, offenbar ein kantonesisch sprechender Hongkong Chinese, verstand die in Mandarin gestellten Fragen jedoch nicht. Auf Englisch klappte es besser und so landeten wir in einem Lokal, wo wir die einzigen Weissen waren und Myrta konnte ihr Chinesisch zum grossen Erstaunen der Serviererin doch noch einsetzen. Ganz so gut wie in China selber war das Essen zwar nicht, aber auf jeden Fall schmackhaft und frisch.


Vancouver Island

Von der Horseshoebay aus liessen wir uns mit der Autofähre nach Vancouver Island übersetzen. Ohne vorherige Reservation fanden wir auf der ersten möglichen Überfahrt keinen Platz. Nach einer Wartezeit von 50 Minuten konnten wir jedoch fahren und erreichten 90 Minuten später Nanaimo. Die Fahrt selber war recht kurzweilig, da immer entweder das Festland oder eine der vorgelagerten Inseln in Sichtweite waren. Für Abwechslung an Bord sorgte zudem eine Biologin, welche in einem Vortrag  Flora und Fauna der Region erläuterte. Wir kamen gegen Abend auf der Insel an und wollten daher nicht mehr allzu weit fahren. Der schöne, direkt am Strand gelegene Rathtrevor Provincial Park war ausgebucht, da die Einheimischen noch Ferien hatten und diese bevorzugt am Wasser verbringen wollten. Im wenige Kilometer entfernten Englishman River Falls Provincial Park fanden wir dafür einen Platz und, abgesehen vom fehlenden Strand, war dieser mindestens ebenso schön.

Auf dem Weg nach Port Alberni besuchten wir die Cathedral Grove, ein Waldstück mit riesigen und uralten Bäumen, vor allem Zedern und Douglasien. Wir trafen unterwegs erstaunlich viele Leute an, was eher ungewohnt war, musste man doch den Wald zu Fuss erkunden und wandern gehört nicht zu den Lieblingsbeschäftigungen der meisten Kanadier.

Auf der geplanten Route durch den Wald Richtung Norden trafen wir bereits nach einigen Kilometern auf ein geschlossenes Tor, welches unsere Weiterfahrt verhinderte. Wir fragten einen eben von der Patrouille zurückgekehrten Sicherheitsmitarbeiter nach Alternativrouten. Leider musste er uns mitteilen, dass wegen erhöhter Waldbrandgefahr sämtliche Waldstrassen für den  Privatverkehr gesperrt waren. Im weiteren Gespräch stellte sich heraus, dass Hardy, so sein Name, ursprünglich aus Freiburg im Breisgau stammte, also quasi ein Exnachbar war. Selber auch ein Naturliebhaber, konnte er uns dafür viele gute Tipps für den weiteren Weg geben. Auf jeden Fall blieb uns aber nichts anderes übrig, als auf demselben Weg zurück zu fahren, weshalb wir beschlossen, nochmals im Englishman River Falls Camping zu übernachten.

Der Küste entlang tingelten wir tags darauf nach Norden. Unser Tagesziel war das Zuhause von Lorene und Lorne in Campbell River. Wir hatten die Beiden im Glacier National Park kennengelernt und waren von ihnen eingeladen worden, ein paar Tage bei ihnen zu verbringen. Auf dem Weg fuhren wir immer wieder ans Meer hinunter, um die Strände zu erkunden, wo unzählige, abgeschliffene Schwemmholzstämme für wunderschöne Fotomotive sorgten. Auch die einmalige Landschaft mit hohen, schneebedeckten Gipfeln auf der gegenüberliegenden Seite, zeigte uns die ganze Schönheit der kanadischen Natur.

Gegen Abend trudelten wir schliesslich bei unseren Freunden ein und wurden aufs herzlichste begrüsst. Zum Nachtessen gab es selbstgefangenen Lachs und dazu viel Wein, sodass wir einen fröhlichen und sehr angenehmen Abend zusammen verbrachten.


Von Walen und anderen Meeresbewohnern

Wir genossen die Tage bei unseren Freunden. Mit dem Motorboot von Lorne fuhren wir in die Georgia Strait hinaus. Das Meer war spiegelglatt und das Wetter sonnig und warm, wie wir es nicht besser hätten treffen können. Unser erster Halt galt dem Mitlenatch Island, einer kleinen Insel, welche als Tierschutzreservat ausgewiesen ist. Lorne drosselte den Motor und schon beim Anfahren sahen wir vereinzelte Robben, die sich auf den Felsen sonnten. Langsam tuckerten wir der Steilküste entlang und beobachteten Kormorane, die auf Fische warteten und unzählige Möwen, die kreischend über uns flogen. Höhepunkt des Ausfluges waren aber auf jeden Fall die vielen Seelöwen, die in Gruppen auf den Felsen lagen. Immer wieder wurden unter den mächtigen Männchen Machtkämpfe ausgetragen, um die Rangfolge zu bestätigen, dabei zeigten die Kolosse mit lautem Brüllen ihre Dominanz. Wir verharrten längere Zeit in der Nähe der Tiere, die sich durch unsere Anwesenheit nicht stören liessen.

Wir waren schon auf dem Weg weitr nach Osten, als Lorne auf dem Funkkanal der Whale Watcher aufschnappte, dass um das Mitlenatch Island Orcas, also Killerwale, gesichtet worden waren. Kurzerhand drehten wir um und sahen alsbald eines der kommerziellen Schiffe und bleich darauf auch die Wale. Die mächtigen, schwarzweissen Tiere zogen langsam nordwärts und wir konnten ihnen mit der nötigen Distanz mühelos folgen. Sechs Orcas zählten wir, wovon mindestens eines ein Jungtier zu sein schien. Lange Zeit liessen sie sich beobachten, bis sie plötzlich abtauchten und verschwanden. Was für ein herrliches Erlebnis.

Auf einer kleinen Privatinsel, welche einem Freund der Beiden gehört, legten wir eine Rast ein und genossen auf der Terrasse des  Ferienhäuschens einen feinen Apéro mit selbstgefangenem und -geräuchertem Lachs. Lorene und Myrta sammelten im glasklaren, hüfttiefen Wasser vor der Insel Austern für ein feines Nachtessen. Wirklich ein kleines Paradies, auf welchem, wie Lorne genüsslich erzählte, schon viele schöne Partys gefeiert worden waren.

Auf dem Rückweg fuhren wir durch eine enge Schlucht in einen malerischen Naturhafen ein und bewunderten die schönen Boote und Ferienhäuser. Die ganze Gegend rund um Campbell River mit ihren unzähligen Inseln und engen Kanälen, die nur vom Wasser aus zugänglich sind, ist ein herrliches Gebiet für Bootsfahrten.

Da das Wetter nach wie vor mit strahlendem Sonnenschein aufwartete, unternahmen wir anderntags eine Wanderung zu den Ripp Rocks. Diese Felsen lagen in der engsten Stelle des Schifffahrtskanals und waren in der Vergangenheit nicht wenigen Schiffen zum Verhängnis geworden, bis man sich entschloss sie weg zu sprengen. Mit der grössten nicht-nuklearen Explosion auf Erden wurden hunderttausende von Kubikmetern Fels mit einem Schlag beseitigt und so eine sichere Fahrrinne geschaffen.

Der Wanderweg führte uns durch dichten Wald mit mächtigen Douglasien und Zedern hinauf zu einem Aussichtspunkt oberhalb der Ripp Rocks. Die Sicht auf das Quadra Island und bis nach Campbell River hinein war grandios. Wie wir von oben beobachten konnten, machte an diesem Tag ein kräftiger Wind den Schiffen auf dem Wasser schwer zu schaffen. Wir hätten unseren Bootsausflug bei diesem Wellengang wohl nicht so geniessen können wie am Vortag. Das Glück bei Tierbeobachtungen blieb uns hold, denn von hoch oben sichteten wir einen Buckelwal. Immer wieder tauchte er zum Luftholen auf und erfreute uns mit elegantem Schwanzwedeln beim Abtauchen. Auf dem Rückweg besuchten die Painters Lodge, ein wunderschönes Hotel mit einer sonnigen Terrasse. Nach der Wanderung genossen wir das kühle Bier, beziehungsweise den feinen Weisswein doppelt.

Wir liessen diesen herrlichen Tag gemeinsam bei einem feinen Nachtessen ausklingen. Zur Vorspeise gab es die selbst gesammelten Austern, roh für Ueli, gegrillt für die anderen, danach ein feines marokkanisches Tajine, welches wir aus unseren Vorräten auf den Tisch zauberten. Wohl am meisten Anklang fanden die Caipirinhas, welche wir den beiden Freunden kredenzten. Wir genossen diesen letzten Abend in ihrem Haus. Lorne und Lorene waren uns in kurzer Zeit sehr ans Herz gewachsen und auch sie gaben uns das Gefühl wirklich willkommen zu sein. Wir hofften, die Beiden im folgenden Winter in Mexico wieder zu treffen, wo sie ihren Urlaub verbringen wollten.


Südwestküste von Vancouver Island

Wetterbedingt hatten wir beschlossen, nicht weiter in den Norden von Vancouver Island zu fahren, denn für die ganze folgende Woche war Regenwetter angesagt, während die Prognose für den Süden der Insel bedeutend besser aussah. So fuhren wir einmal mehr nach Port Alberni und von dort auf Waldstrassen Richtung Küste. Auf der Strecke Richtung Port Renfrew herrschte erstaunlich viel Verkehr und der ständig aufgewirbelte Staub machte die Fahrt nicht sehr erfreulich. Auch landschaftlich bot die Fahrt keine grossen Höhepunkte, da sie entweder immer wieder durch kahlgeschlagenen Wald führte oder aber links und rechts nur Bäume zu sehen waren. Erst am Lake Cowichan wurde die Aussicht wieder eindrücklicher. Obschon dort einige schön gelegene Campingplätze zum Verweilen eingeladen hätten, beschlossen wir, noch etwas weiter zu fahren und erst kurz vor Port Renfrew, am Lizard Lake, zu übernachteten.

Ein kurzer Abstecher zum Botanical Beach stellte sich als sehr lohnenswert heraus. Auf einer Rundwanderung durch den Regenwald gelangten wir an die Küste. In den Buchten, welche teilweise von schwarzen Felsen gesäumt oder einen feinkiesigen Strand bildeten, lagen Unmengen von Treibholz. Sehr interessant war es, die vielen kleinen Tümpel, welche die Ebbe zurücklässt, zu erforschen. Muscheln und Krebse, aber auch farbige Seeanemonen und Seesterne belebten das klare Wasser. 

Nach Jordan River war die Küste wieder stark bewohnt und je näher wir Victoria kamen, desto dichter und hektischer wurde der Verkehr. Deshalb genossen wir nochmals die Ruhe im Goldstream Provincial Park


Victoria

Bevor wir in die Stadt hinein fuhren, besuchten wir das Fort Rodd. Die Befestigungsanlagen wurden schon Ende des 19. Jahrhunderts gebaut, um die Westküste gegen Eindringlinge zu verteidigen. Vor allem aber wurden diese im 2. Weltkrieg genutzt, als man die Invasion der japanischen Armee befürchtete. Glücklicherweise mussten die Kanonen jedoch nie in einem Ernstfall abgefeuert werden.

In der Stadt stellten wir das Auto in der Nähe der Fähre ab und erkundeten das Zentrum zu Fuss, da die meisten Sehenswürdigkeiten rund um den Inner Harbour angesiedelt sind. Victoria ist unter anderem bekannt für seine vielen Blumen und Parkanlagen. Im Hafen lagen alte Segelschiffe neben riesigen Luxusjachten und dahinter das alte Parlamentsgebäude. Auch hier war von der China Town, dem ältesten Chinesenviertel Kanadas, nicht viel mehr übriggeblieben als ein pompöses Eingangstor.

Der Government Street, einer schicken Einkaufsmeile entlang gingen wir zurück und schauten uns die Totempfähle neben dem BC Museum an. Die Ausstellung zeigte neben alten, aus den ehemaligen Indianersiedlungen zusammengetragenen Totems auch neue, nach alten Traditionen hergestellte Werke. Um den Laurel Point herum verlief ein schöner Fussweg, welcher an der Fishermans Wharf endete. Eine grosse Fischereiflotte fanden wir im Hafen nicht vor, dafür eine ansehnliche Ansammlung von Hausbooten. Die schwimmenden Behausungen, fantasievoll in allen Farben und Formen gebaut, gehören einer Gruppe von Alternativen und Künstlern, die sich dort niedergelassen haben und sind ein beliebter Publikumsmagnet.

Gegen Abend suchten wir ein nettes Lokal auf und genehmigten uns ein feines, lokal gebrautes Bier. Für das Nachtessen wählten wir ein indisches Restaurant, welches ein grosszügiges Buffet anbot, so dass wir das ganze Angebot an herrlichen Speisen durchprobieren konnten. Ueli entdeckte in der Bar eine Flasche Aperol und wollte vom Kellner wissen, welche Drinks sie damit mixen. Da der Posten des Barkeepers nicht besetzt war, wusste jedoch niemand so richtig was anzufangen damit. Wir verrieten ihnen das Rezept für einen Aperol Spritz und probierten gleich aus, ob sie diesen auch richtig zubereiteten. Dabei kamen wir ins Gespräch mit zwei Jungs, welche uns empfahlen, die Strassenseite zu wechseln und auf einen Drink in der Bar The Guild, wo einer der beiden arbeitete, einzukehren. Wir trafen uns also in dieser Bar wieder und verbrachten einen netten Abend zusammen, probierten ein paar Cocktails und einige lokale Biere und wurden so gleichzeitig und problemlos die letzten Kanada Dollar los. Zurück beim Auto parkierten wir dieses direkt auf dem Gelände der Fähre, wo wir die Nacht mehr wach als schlafend verbrachten, da der Geräuschpegel für unsere Begriffe viel zu hoch war. 



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San Martin de los Andes

Wir verbrachten einige Tage mit unseren Freunden und genossen das Wiedersehen nach fast auf den Tag genau fünf Jahren. Da Edgardo und Chris auch erst von einem Trip zurück gekommen waren, hatten sie nicht allzu viel Zeit sich um uns zu kümmern. Das kam uns aber auch entgegen, denn wir hatten auch einiges zu erledigen und wir waren froh wieder einmal im Komfort eines Hauses leben zu dürfen. Gerade wenn man, wie wir zur Zeit, mit einfachen Mitteln unterwegs ist, lernt man den Luxus eines Hauses mit all seinen Einrichtungen erst wieder richtig schätzen.

Wir unternahmen eine Wanderung direkt vom Haus aus, welche uns zu mehreren Aussichtspunkten hoch über dem Lago Lacar führte. Durch schattigen Wald ging es auf staubigen Pfaden steil hoc. Bei einer kleinen Siedlung mussten wir den Mapuche, den ansässigen Ureinwohnern ein kleines Entgelt für die Nutzung ihres Landes entrichten. Bald erreichten wir den ersten Aussichtspunkt, von wo aus man fast den ganzen See überblicken konnte. Die Wege waren unglaublich staubig, denn es hatte seit langem nicht mehr geregnet. Trotzdem genossen wir es, wieder einmal mehr zu Fuss unterwegs zu sein. Nach dem Abstieg zum See erreichten wir schliesslich den Ort wieder.

An einem Tag hatte Edgardo für Ueli ein E-MTB organisiert und die Beiden machten eine Tour Richtung Chapelco, dem nahen Skigebiet. Begleitet wurden sie von «Kike» welcher das Bike ausgeliehen hatte. Erst stiegen sie auf der Piste etwa 500 Höhenmeter an und bogen dann auf kleine Fahrwege ein. Auch hier war der Staub unglaublich. Bis zehn Zentimeter tief versank man im mehlfeinen Staub, welcher wie Wasser aufspritzte. Man musste gehörig Abstand halten um überhaupt sehen zu können  wo man fuhr. Die rassige Abfahrt erfolgte wieder über eine breite und holprige Piste. Ein Abstecher führte zu einem Aussichtspunkt, von wo aus man das untenliegende Tal überblicken konnte.

An unserem Camper hatte sich schon bei El Bolson ein unerklärlicher Leistungsverlust eingestellt, den wir hier überprüfen liessen. Der Mechaniker fand unter anderem eine leckende Einspritzdüse, was er problemlos reparieren konnte. Der Leistungsverlust schien aber darauf zurückzuführen sein, dass ein Kabel über welches das Überdruckventil am Turbo steuerte, abgefallen war, sodass der Turbo den Druck nicht mehr aufbaute. Reparieren konnte er das Ganze auf die Schnelle nicht, denn Ersatzteil mussten in Buenes Aires bestellt werden und das hätte gedauert. Nun, weitere Schäden waren nicht zu erwarten, deshalb beschlossen wir, so weiterzureisen.

Weiter Nordwärts

Wir verbrachten einige Tage mit unseren Freunden und genossen das Wiedersehen nach fast auf den Tag genau fünf Jahren. Da Edgardo und Chris auch erst von einem Trip zurück gekommen waren, hatten sie nicht allzu viel Zeit sich um uns zu kümmern. Das kam uns aber auch entgegen, denn wir hatten auch einiges zu erledigen und wir waren froh wieder einmal im Komfort eines Hauses leben zu dürfen. Gerade wenn man, wie wir zur Zeit, mit einfachen Mitteln unterwegs ist, lernt man den Luxus eines Hauses mit all seinen Einrichtungen erst wieder richtig schätzen.

Wir unternahmen eine Wanderung direkt vom Haus aus, welche uns zu mehreren Aussichtspunkten hoch über dem Lago Lacar führte. Durch schattigen Wald ging es auf staubigen Pfaden steil hoc. Bei einer kleinen Siedlung mussten wir den Mapuche, den ansässigen Ureinwohnern ein kleines Entgelt für die Nutzung ihres Landes entrichten. Bald erreichten wir den ersten Aussichtspunkt von wo aus man fast den ganzen See überblicken konnte. Die Wege waren unglaublich staubig, denn es hatte seit langem nicht mehr geregnet. Trotzdem genossen wir es, wieder einmal mehr zu Fuss unterwegs zu sein. Nach dem Abstieg zum See erreichten wir schliesslich den Ort wieder.

An einem Tag hatte Edgardo für Ueli ein E-MTB organisiert und die Beiden machten eine Tour Richtung Chapelco, dem nahen Skigebiet. Begleitet wurden sie von «Kike» welcher das Bike ausgeliehen hatte. Erst stiegen sie auf der Piste etwa 500 Höhenmeter an und bogen dann auf kleine Fahrwege ein. Auch hier war der Staub unglaublich. Bis zehn Zentimeter tief versank man im mehlfeinen Staub, welcher wie Wasser aufspritzte. Man musste gehörig Abstand halten um überhaupt sehen zu können  wo man fuhr. Die rassige Abfahrt erfolgte wieder über eine breite und holprige Piste. Ein Abstecher führte zu einem Aussichtspunkt, von wo aus man das untenliegende Tal überblicken konnte.

An unserem Camper hatte sich schon bei El Bolson ein unerklärlicher Leistungsverlust eingestellt, den wir hier überprüfen liessen. Der Mechaniker fand unter anderem eine leckende Einspritzdüse, was er problemlos reparieren konnte. Der Leistungsverlust schien aber darauf zurückzuführen sein, dass ein Kabel über welches das Überdruckventil am Turbo steuerte abgefallen war, sodass der Turbo den Druck nicht mehr aufbaute. Reparieren konnte er das Ganze auf die Schnelle nicht, denn Ersatzteil mussten in Buenes Aires bestellt werden und das hätte gedauert. Nun, weitere Schäden waren nicht zu erwarten, deshalb beschlossen wir, so weiterzureisen.

Eigentlich hatten wir gehofft, dass die Strecke nach Zapala geteert ist. Dem war aber nicht so, der grösste Teil der Strecke ist nach wie vor eine teilweise recht ruppige Piste. Die Landschaft durch die kargen Berge machte aber das Gerüttel durchaus wett. Wir hatten geplant, im National Park Laguna Blanca, 40 km ausserhalb von Zapala zu übernachten. Leider stellte sich heraus, dass aufgrund kürzlich aufgetretener Vogelgrippefällen sowohl der Campingplatz wie auch der Zugang zu See geschlossen worden war um die Verbreitung der grässlichen Seuche einzudämmen. So fuhren wir weiter bis nach Las Lajas um dort zu übernachten.

Die Fahrt ging weiter in eine Gegend die wir auch bereits etwas kannten, nach Copahue. Beim letzten Besuch waren wir nicht hochgefahren zu dem Thermalbad, sondern hatten am Lago Caviahue übernachtet. Nun stellte sich aber heraus, dass wir nichts verpasst hatten. Die Piste hoch auf über 2000 müM ist nicht angenehm, zu fahren und die geothermischen Felder sind so bescheiden, dass es nicht einmal lohnte eine Foto davon zu machen. Gut, wir sind vielleicht etwas verwöhnt nach dem Besuch so vieler anderer, viel eindrücklicheren Orte. Das Thermalbad selber war auch nicht wirklich berauschend, zudem war der Wind unterdessen so heftig, dass es uns nicht reizte ein Bad zu nehmen. Der Ort hat seine besten Zeiten längst hinter sich und es scheint nicht, dass irgendjemand daran etwas ändern wollte. Der herrliche Übernachtungsplatz den wir vor fünf Jahren kennengelernt hatten, war für den Mercedes leider nicht zugänglich und alternative Plätze waren dem heftigen Wind voll ausgesetzt. So entschlossen wir uns weiterzufahren, aber es wurde ein langer Tag. Wir hatten gehofft ein schönes Buschcamp entlang der reizvollen Strecke zu finden, aber der Wind machte uns einen Strich durch die Rechnung. Nur den Abstecher zum Salto Agrio liessen wir uns nicht nehmen. Es ist einer der farbeprächtigsten Wasserfälle, die wir bisher besucht haben. Der blaue Himmel im Kontrast mit den schwarzen Basaltsäulen und der orangefarbenen Flussufern ist sehr eindrücklich.

Die ersten 40 km der Piste waren echt mühsam, sie wurde schliesslich aber gut fahrbar. Ein Wegweiser schickte uns auf eine kleine Piste Richtung Chos Mahal. Es stellte sich heraus, dass man so ein paar Kilometer abschneiden konnte. Da die Route eher sandig als steinig war und zudem wenig Wellblech aufwies eine gute Option für uns. Im Camping Municipal genossen wir den Abend und eine ruhige Nacht.

 

Nun waren wir wieder auf der legendären Ruta 40 unterwegs. Hoch und runterführte die Strecke, meist durch karge Berglandschaften. Und dann war wieder einmal mehr aus mit Teerstrasse. Gut 100 km Rüttelpiste war angesagt. Auf der Strecke entlang dem Rio Grande hatten wir beim letzten Mal einen kapitalen Steinschlag in der Windschutzscheibe kassiert, entsprechend vorsichtig kreuzten wir den wenigen Gegenverkehr. Die letzten 100 km bis Malargüe waren dann wieder gute Teerstrasse. 

Einige Kilometer nördlich von Malargüe bogen wir in das Seitental ab welches zum bekannten Skizentrum von Las Lenas führt. Zum Skigebiet fuhren wir nicht hoch, sondern besuchten erst die Laguna La Nina Encantada, ein herrliches Juwel in der kargen Landschaft. Ein von Grundwasserquellen gespeister See liegt eingebettet in einem Felsenkessel. Fette Forellen schwimmen durch das klare Wasser und auch die nahe Umgebung ist schön grün und reich an Pflanzen. Einige Kilometer weiter talaufwärts trafen wir auf ein geologisches Unikum. In einem senkrecht abfallenden Doppelkrater befinden sich zwei Seen. Kaum Pflanzen säumen den Krater und das ganze erinnert eher an einen tiefen Baggersee als an ein Naturphänomen. 

In der Folge bot die Strecke keine grosse Abwechslung und wir beschlossen bei Mendoza auf eine Alternativroute auszuweichen welche wir auch bereits kannten. Durch ein mächtiges Tal fuhren wir Richtung chilenische Grenze, vorbei am Stausee Potrillos, bei Kitesurfern wohl bekannt. In Uspallata bogen wir schliesslich auf die RN 149 ab welche uns zum National Park Leoncito brachte. Die Strecke führt durch ein breites Hochtal, immer über 2000 müM. Etwa 40 km sind noch ungeteert aber gut zu befahren. Im kleinen aber feinen Campingplatz haben sie seit unserem letzten Besuch extra zwei Stellplätze für Fahrzeugcamper eingerichtet, ansonsten ist er mehrheitlich für Zeltcamper ausgelegt. Da wir die Wanderungen bereits kannten, genossen wir in erster Linie die herrliche Ruhe in diesem abgelegenen Ort auf 2300 müM und die sternenklare Nacht. Übrigens kosten weder Camping noch der National Park selber Eintritt.

Nach einer kurzen Fahrstrecke liegt östlich der Strecke eine wunderschöne Erosionslandschaft. Unweit der Strasse leuchten die Hügel in allen Farben. Eine schmale Piste führt mitten hinein in die Formationen. Gelb, rosarot, braun bis hin zu tiefschwarzen Teilen leuchten die Farben. Früher waren hier noch irgendwelche Mineralien in Miniminen abgebaut worden. Heute sieht man noch einige Ruinen und einen sehr tiefen Vertikalschacht.

Wir blieben auf dieser kaum befahrenen Nebenstrecke. Sie ist angenehm zu befahren und führt durch abwechslungsreiche Landschaft. Bis auf 2700 müM führte einer der Pässe und der Vito kam auf der langen Steigung wieder einmal auf Betriebstemperatur. In einem einfachen Campingplatz in Bella Vista kamen wir unter, auch hier war der erst angepeilte Campingplatz geschlossen gewesen.

Am Dique Cuesta del Viento, Nomen est Omen, kamen wir an einem weiteren Suferhotspot vorbei, allerdings war bei unserm Besuch der Stausee spiegelglatt... In der Gegend mussten kürzlich extreme Regenfälle niedergegangen sein. Jeder kleine Fluss hatte die Strasse mit Geröll und Sand überspült. Die Furten waren zwar bereits wieder freigebaggert worden und die Flüsse ausgetrocknet, aber lange konnte es nicht her sein, denn die Erde war noch immer feucht auf der Strasse.

Und wieder kam es anders als geplant! Aufgrund der guten Bewertungen hatten wir geplant einen frühen Etappenhalt in einem Campingplatz einzulegen. Vor Ort zeigte sich aber leider, dass der Preis in zwei Monaten von 1000 auf 3000 ARS/P gestiegen war, Warmwasser nicht funktioniert und vor allem keinerlei Schatten für das Auto vorhaben war. Dass die Lage dann auch noch direkt an der Hauptstrasse lag, erwog uns weiterzufahren.

 

Aber auch Plan B ging uns nicht auf. Wir fuhren durch den landschaftlich schönen Provinzpark Ischigualasto, aber dort gibt es bedauerlicherweise keine Übernachtungsmöglichkeit. Zudem kann man die Sehenswürdigkeiten, wie auch im benachbarten National Park Talampaya ausschliesslich im Rahmen einer geführten Tour besichtigen. Im Talapaya NP gibt es zwar eine günstige Campingmöglichkeit, aber dafür muss man sowohl für den Anreise- wie den Abreisetag die Eintrittsgebühr entrichten. Der Campingplatz liegt zudem an der prallen Sonne und man muss das Fahrzeug auf dem Parkplatz lassen. Der Eintritt ist wie meistens bei beliebten Nationalparks für Ausländer ein mehrfaches teurer, hier 3500 anstelle von 1000 ARS/P., und um etwas vom Park zu sehen sind nochmals einige Tausend ARS für die Fahrt im 4x4 Bus gefragt. Das war uns dann doch zu teuer, zu kompliziert und wir wollten auch nicht noch den restlichen Nachmittag in der prallen Sonne verbringen. Also fuhren wir noch eine halbe Stunde bis Villa Union. 

Der erste Teil der Tagesetappe, die Strecke durch die Berge von Miranda  war dann ein landschaftliches Highlight. Die roten Felsen und die grünen Täler mit ihren blühenden Säulenkakteen waren vor allem im Morgenlicht sehr eindrücklich. Auch die restliche Tagesstrecke war abwechslungsreich und schön. Nach Chilecito bogen wir einmal mehr von der Ruta 40 auf die wenig befahrene RN 78 ab um durch die Berge nach Fiambala zu gelangen. Am nächsten Morgen erkundeten wir die Umgebung und fuhren erstmal zum Canyon de los Indios um in dieser schönen Schlucht eine kurze Wanderung zu unternehmen. Vor allem die engste Stelle ist eindrücklich und erinnerte uns an die Slotcanyons in Utah.

Der anschliessende Besuch der bekannten  Thermen von Fiambala arteten wieder in einen Flop aus. Zwei Kilometer vor den Thermalanlagen wurden an einer Barriere nach dem Eintrittsticket befragt. Da wir diese nicht vorweisen konnten, wurden wir 15 km zurückgeschickt nach Fiambala um diese dort bei der Touristeninformation zu kaufen. Da angekommen wurde uns mitgeteilt, dass das nächste Zeitfenster von 15 bis 20 h dauert und wir deshalb zwei Stunden hätten warten müssen. In Anbetracht der wenigen Besucher eine momentan sinnlose Sache. Zudem hätten wir auch hier wieder das dreifache bezahlen müssen. Diskussionen wurden mit einem Lächeln quittiert… Da wir in der letzten Nacht einem heftigen Mückenangriff ausgesetzt waren, hatten wir schliesslich keine Lust mehr in Fiambala zu bleiben und zogen weiter.

In diesem spontanen Plan hatte Ueli die Dieselversorgung nicht berücksichtigt. An den ersten zwei Tankmöglichkeiten fuhren wir bedenkenlos vorbei und merkten erst in der Folge, dass die Abstände zwischen Tankstellen wieder einmal recht gross waren. Schliesslich leuchtete die Reserveanzeige schon fast 100 km bis wir im Spargang die nächste Tankstelle erreichten. In Belén sahen wir ein Plakat, welches Grillhähnchen anbot. Wir hatten Lust darauf und kauften kurzentschlossen unser Nachtessen ein. Das sollte sich aber schon in der Nacht rächen! Myrta hatte auf den enthaltenen Salat gänzlich verzichtet und Ueli hatte diesen selber vertilgt. So war es naheliegend, dass das Erbrechen und der Durchfall, welche noch vor Mitternacht einsetzten, einzig diesem zuzuschreiben war. Als aber Myrta am Morgen ebenfalls von Durchfall geplagt wurde, war klar, dass auch mit dem Poulet etwas nicht gestimmt hatte. So wurde die Fahrt nach Cafayate vor allem für Myrta zum Spiessrutenlauf.

 

Wir wollten die gesundheitliche Störung erst mal auskurieren, bevor wir wieder grosse Unternehmungen planten oder weiterzogen. Wir planten deshalb erstmal ein paar Ruhetage ein.