Schottland und Shetland

In Schottland angekommen

Bevor wir die eigentliche Grenze zu Schottland erreichten, folgten wir noch ein weiteres Stück dem Hadrian's Wall. Wir unternahmen eine kurze Wanderung zum "Sycamore Gap", einem fotogenen Durchbruch innerhalb des römischen Walls. Dieser Ort wurde  bekannt durch eine Szene aus einem der neueren Robin Hood Filme und zieht entsprechend viele Leute an. Auch der Fernwanderweg, welcher sich über die ganze Länge des Hadrian's Wall erstreckt, erfreut sich grosser Beliebtheit. Wir begegneten jedenfalls immer wieder einzelnen oder  ganzen Gruppen von Wanderern mit schweren Rücksäcken. Schon nur auf der kurzen Strecke, die wir zurücklegten, gab es jede Menge  Mauerreste und Fundamente von Forts und Wachtürmen zu entdecken.

Wir setzten unsere Fahrt Richtung Norden fort, mit dem Tagesziel Edinburgh. An der Grenze zu Schottland, welche auf einer Passhöhe liegt, ist eine Raststätte eingerichtet. Aus dem Augenwinkel bemerkten wir einen Schotten in Vollmontur, der eben dabei war, seinen Dudelsack startklar zu machen. Das wollten wir uns natürlich nicht entgehen lassen. Im Gespräch mit Amish, bekannt als der Border Piper, erfuhren wir, dass er seit 23 Jahren fast täglich an dieser Grenze die Besucher in gut schottischer Tradition willkommen heisst. Er ist ein echt witziger Geselle, auch wenn wir anfangs etwas Mühe hatten, seinen Dialekt zu verstehen. Aus dem Kofferraum seines Autos bietet er die üblichen Souvenirs an und zudem typische schottische Süssigkeiten aus einer kleinen Manufaktur. Wir hatten eine Riesengaudi mit ihm und er trug sehr viel dazu bei, dass wir und sicher auch die anderen Anwesenden mit einem sehr positiven Eindruck nach Schottland einreisten.

 

Wir folgten der A68 und legten in Jedburgh einen kurzen Halt ein, um die prächtigen Ruinen der Jedburgh Abbey zu besichtigen. Die Überreste der Augustinerabtei mit Gründungsjahr 1118 sind erstaunlich gut erhalten und sehr eindrücklich. Das Ortszentrum von Jedburgh mit den vielen grauen Gebäuden, machte hingegen auf uns einen eher düsteren Eindruck, zudem waren nur wenige alte Häuser gut erhalten. Einige der antiken Bauwerke waren jedoch eingerüstet und wurden offenbar renoviert. Ein kleiner Abstecher führte uns nach Kelso, berühmt für den grössten Marktplatz Grossbritanniens. Dass dieser ausserhalb der Markttage als Parkplatz verwendet wird, beeinträchtigt das Stadtbild ziemlich negativ. Trotz allem ist der Ort, vor allem dank seiner Lage am Fluss Tweed aber recht hübsch. Auch in dieser Stadt sind Überreste einer grösseren Abtei zu sehen. In der ganzen Umgebung ragen Ruinen von unzähligen Gotteshäusern aus der Landschaft. Eine der eindrücklichsten ist Melrose Abbey, welche nur wenige Minuten abseits unserer Route lag, den kleinen Umweg auf jeden Fall wert war.

Im Camping, etwas ausserhalb von Edinburgh, trafen wir wieder auf Matthias und Hanni, welche uns einen Stellplatz gleich neben ihrem reserviert hatten. Bei unserer Ankunft waren die beiden schon in die Stadt gefahren und noch nicht wieder zurück. Wir hatten den Besuch der Stadt erst für den nächsten Tag geplant und machten es uns im Camping gemütlich.

Edinburgh

Direkt ausserhalb des Campingplatzes liegt eine Bushaltestelle, so dass wir mit dem ÖV in einer guten halben Stunde das Stadtzentrum erreichten. Das Wetter war etwas durchzogen, aber immerhin trocken und ab und zu zeigte sich sogar die Sonne. Als erstes spazierten wir zur „Royal Mile“. An dieser Strasse liegen die meisten historischen Gebäude der Altstadt und sie führt in direkter Linie zum „Edinburgh Castle“. Wie heutzutage oft bei viel besuchten Sehenswürdigkeiten, mussten die Tickets auch hier Online vorbestellt werden. Ein Blick ins Internet zeigte auf, dass wir etwa eineinhalb Stunden bis zur nächsten Eintrittsmöglichkeit warten mussten. Aufgrund unserer Mitgliedschaft bei der „English Heritage“ war der Eintritt zwar kostenlos, ein Ticket mussten wir aber trotzdem buchen. Die Zeit überbrückten wir mit dem Besuch des wunderschönen Parks „Princess Street Gardens“ und einem Mittagessen in einem der vielen traditionsreichen Pubs. Wir waren schliesslich zeitig zurück beim Schloss, um dieses zu besichtigen. Es hatte auffallend viele Besucher, vor allem auch ausländische Reisegruppen. Wir kamen gerade rechtzeitig, um die 13 Uhr-Kanone, mit welcher täglich um diese Zeit geschossen wird, mitzuerleben. Hunderte von Besuchern hatten sich eingefunden und wollten dem Spektakel beiwohnen. Einige Räume des riesigen Gebäudekomplexes sind stilgerecht eingerichtet und zeigen eindrücklich, wie anno dazumal hier gelebt wurde. Zum Abschluss unserer Stadtbesichtigung fuhren wir mit dem Bus zum botanischen Garten und spazierten durch die herrliche Anlage. Wir hatten die perfekte Saison erwischt, um die Rhododendren und Azaleen in voller Blüte zu sehen. Wie in Grossbritannien üblich, sind auch diese Gärten herrlich gestaltet und überaus gepflegt. Nach einigen Kilometern zu Fuss liessen wir uns zurück zum Campingplatz  chauffieren.

Nach Stirling

Auf dem Weg nach Stirling lohnt sich der Besuch von „The Kelpies“. Die mächtigen, fast 30 m hohen Pferdekopfskulpturen sollen die tausenden von Pferden ehren, welche in der Vergangenheit unzählige Kanalboote zuverlässig über tausende von Kilometer durch ganz Grossbritannien gezogen haben. Das Kanalnetz ist noch weitgehend erhalten, hat jedoch die Bedeutung als Transportweg verloren. Ganz in der Nähe ist die Schiffshebevorrichtung „Falkirk Wheel“ zu bestaunen. Das moderne Bauwerk kann Kanalschiffe wie auf einem Riesenrad über eine Höhe von 24 m vom einen zum anderen Kanal hochheben. Die beiden Tröge sind dabei so austariert, dass eine minimale Kraft ausreicht, um die grosse Last zu heben.

 

Das „Stirling Castle“ ist ähnlich gebaut wie das Schloss in Edinburgh. Hier konnten wir unsere Besichtigung ohne vorherige Reservation starten. In vielen Teilen sind die beiden Anlagen und die Einrichtungen vergleichbar. Im Stirling Castle werden die Besucher zusätzlich von kostümierte Darstellern empfangen, welche die Geschichte und Bedeutung der einzelnen Säle lebhaft und eindrücklich vermitteln.

Auf dem Weg nach Inverness

Wir wollten noch ein paar Kilometer hinter uns bringen und wählten eine Nebenstrecke, welche uns durch eine abwechslungsreiche Gegend führte. Das Wetter war zwar etwas wechselhaft, trotzdem genossen wir die Fahrt über kleine Strassen durch die vielfältige Landschaft. Da es in der Gegend nicht allzu viele Übernachtungsmöglichkeiten zu geben schien, entschlossen wir uns zu einem Buschcamp an einem Stausee. War das Wetter erst noch einigermassen freundlich, begann es bald nach unserer Ankunft zu regnen und ein kräftiger Wind rüttelte an unserem Fahrzeug. Wir konnten also nicht viel mehr tun, als den Abend im Auto zu verbringen.

Am folgenden Tag überquerten einen Pass und folgten nach dem Abstieg dem Tal des Flusses Lyon. Kurz danach erreichten wir das Blair Castle. Eine eindrückliche Schlossanlage, deren Ursprünge auf das Jahr 1269 zurück gehen. Beim Eingang wurden wir von einer Dudelsackpfeiferin empfangen, welche für die passende schottische Stimmung sorgte. Eine grosse Anzahl der zum Teil prachtvoll möblierten Räume können in einem Rundgang besichtigt werden. Auch die Gartenanlagen rund um das Schloss sind zugänglich, beeindruckten uns aber nicht ganz so wie andere, die wir bisher gesehen hatten.

 

Auf der Weiterfahrt Richtung Cairngorms Nationalpark kamen wir am Highland Folk Museum vorbei, ein von Freiwilligen aufgebautes und betriebenes Freiluftmuseum, welches dem Besucher die frühere Lebensweise der Highlander näher bringt. Noch ist viel Potenzial zum Ausbau und zur Restaurierung der wiederaufgebauten Gebäude aus der Region vorhanden, aber man erhält bereits jetzt einen guten Eindruck wie die Leute in der Vergangenheit hier gelebt haben.

Cairngorms Nationalpark

In einem schönen Campingplatz am „Loch Morlich“ richteten wir uns ein und genossen den Abend, diesmal bei sonnigem und warmem Wetter. Bevor wir am nächsten Morgen weiterfuhren, machten wir uns auf zu einer kleinen Wanderung zum „Lochan Ueine“, dem grünen See. Nachdem wir das kleine Dorf Glenmore hinter uns gelassen hatten, stiegen wir erst auf einer Waldstrasse auf und gelangten über einen schönen Pfad zum kleinen Bergsee. Ein paarmal erhaschten wir sogar einen Blick auf die höchsten Gipfel der Grampian Mountains, an welchen im Winter ein Skigebiet betrieben wird. Das Wetter verschlechterte sich zunehmend wieder und kurz nachdem zurück waren und gepackt hatten, begann es zu regnen. Der Himmel war grau verhangen und es nieselte immer wieder, zum Teil auch recht ergiebig. 

Die nordwestlichen Highlands

In Inverness füllten wir den Dieseltank und die Lebensmittelvorräte auf und fuhren weiter westwärts bis wir die NC500 erreichten. Diese 516 Meilen lange und  landschaftlich sehr schöne Route ist durchgehend gut signalisiert und führt einmal um Schottland herum. Der interessanteste und schönste Teil der Strecke führt der Westküste entlang. Je mehr wir uns der Küste näherten, desto besser wurde das Wetter. Als wir schliesslich in Gairloch einen Campingplatz ansteuerten, war es nur noch leicht bewölkt, aber recht windig. Nach dem Nachtessen wollten wir uns im Pub, wenige Schritte von Platz entfernt, ein Bier genehmigen. Der Pub war gut besucht, also setzten wir uns zu zwei Männern an einen Bartisch. Der eine war ein brummiger, aber freundlicher Fischer aus dem Ort, der andere ein Reisender vom Campingplatz wie wir. Wir hatten eine angeregte Unterhaltung mit den beiden, mussten uns aber schwer konzentrieren, um den schottischen Dialekt zu verstehen. Der Fischer verschwand irgendwann, ohne sich zu verabschieden. Die Barfrau meinte dazu lachend, das mache er immer so, wenn er genug getrunken habe. Gordon, der andere Gast, bestand darauf, uns den umfassenden Reiseführer über die NC500 zu schenken. Er sei schon so oft in der Region unterwegs gewesen und brauche das Buch nicht mehr.

Die Strassen wurden zunehmend schmaler und die kleinen Ortschaften lagen immer weiter auseinander. Die Küstenlandschaft ist tatsächlich beeindruckend, vor allem, wenn das Wetter mitspielt. Wir hatten Glück, auch wenn es nicht immer strahlend blau und sonnig war.

Beim Kaffeekochen am Morgen war uns das Gas ausgegangen und da wir nur mit einer Flasche unterwegs waren, mussten wir Ersatz beschaffen. Mithilfe der Campingplatzmanagerin gelang es uns, nur wenige Kilometer weiter eine neue zu kaufen. Was für ein Glück, in dieser dünnbesiedelten Gegend das Passende zu finden!

Weiter an der Route liegt die "Corrieshalloch Gorge", eine ca. 1.5 km lange und bis zu 60m tiefe Schlucht. Wir nutzten die Gelegenheit, uns die Füsse zu vertreten. Der schmale, eindrückliche Canyon hatte sich so in die Landschaft gefressen, dass nur an wenigen Stellen überhaupt ein Blick auf den in der Tiefe fliessenden Bach möglich war. Die spezielle Umgebung bietet vielen Pflanzen und Tieren einen geschützten Lebensraum. Verschiedene Farne und vereinzelte Blumen waren erste Zeichen der vielfältigen Vegetation.   

Ullapool mit seinen ca. 1500 Einwohnern war auf unserer Tagesstrecke die einzige grössere Ortschaft. Das Küstenstädtchen dient als Fährhafen  für Fahrten zu den Äusseren Hebriden. Uns zog es jedoch erstmal weiter Richtung Norden. Am "Loch Assynt" besichtigten wir die Ruinen des alten Schlosses, welches auf einer ufernahen Insel steht. Allzu viel ist von den ehemaligen Gebäuden nicht übrig geblieben, die Mauerreste bieten aber ein nettes Fotosujet. Angesichts des zunehmend sonnigen Wetters wollten wir einen kurzen Fahrtag einlegen und möglichst früh das angepeilte Buschcamp oberhalb des Stoer Leuchtturms erreichen. Wir fuhren die steile, steinige Rampe vom Parkplatz aus hoch und folgten der Piste etwa zwei Kilometer. Wir fanden einen schönen Platz, umgeben von einem Moor und einigen weidenden Kühen. Wir genossen den Rest des Tages in der Abgeschiedenheit, die Ruhe und die Aussicht in alle Richtungen.

In der Nacht schlug das Wetter um, und zwar so richtig. Stürmischer Wind und zum Teil heftige Regenschauer machten unseren exponierten Platz ungemütlich. Nicht zuletzt deshalb waren wir früh unterwegs. Zum Glück beruhigte sich das ganze bald wieder und liess uns die Fahrt durch die wilde Landschaft erneut geniessen.

Bei Durness, an der Nordwestküste gelegen, besuchten wir die „Smoo Cave“, eine riesige, interessante Karsthöhle. Ein Bach verschwindet oberhalb der Steilküste in einem Loch und bahnt sich den Weg durch das Höhlensystem bis zum Meer. Oben sieht man das Wasser verschwinden, eine lange Treppe führt zum Eingang der Höhle, wo der Bach als imposanter Wasserfall wieder zum Vorschein kommt. Die ganze Küste im weiteren Verlauf ist sehr eindrucksvoll. Immer wieder öffnet sich der Blick auf schöne Buchten mit hellen, fast karibisch anmutenden Sandstränden. Beim „Loch Eriboll“, kein See, sondern ein weit ins Landesinnere reichender Meeresarm, mussten wir weit von der Küste abweichen, um diesen zu umfahren. Wieder einmal zog eine Schauerzelle vorbei und verhinderte teilweise den Blick auf den Fjord. Aber so schnell diese gekommen war, ebenso schnell war sie auch wieder verschwunden. Nachdem wir einen weiteren Meeresarm über einen Damm gequert hatten, folgte die Strasse durch das hügelige Landesinnere und wir trafen erst kurz vor Thurso wieder auf die Küste. Da unsere Fähre auf die Orkney Inseln am nächsten Morgen recht früh ablegte, übernachteten wir im hafennahen Campingplatz.

Über die Orkney Inseln nach Shetland

Die Fähre legte pünktlich ab und erreichte die Orkneys nach etwa 2 1/2 h in Stromness. Da unsere Fahrt auf die Shetland Inseln erst am späten Abend weiterging, hatten wir den ganzen Tag, um die Hauptinsel von Orkney zu erkunden. Nachdem wir von Bord waren, fuhren wir zur Ausgrabung der  jungsteinzeitlichen Siedlung "Skara Brae" an der Westküste. Die Stätte gilt als besterhaltener Zeitzeuge jener Epoche und ist etwa 2500 bis 3100 vor unserer Zeitrechnung entstanden. Ein Gebäude wurde anhand von Funden und Mutmassungen originalgetreu nachgebaut. Die verwinkelten Tunnel und die dunklen, kleinen Räume vermitteln einen Eindruck, wie die Leute damals gelebt haben müssen. Unweit der Ausgrabungen, liegt das „Skaill House“, ein Herrenhaus aus dem 17. Jahrhundert, welches ebenfalls besichtigt werden kann. Die ganze Anlage wird vom schottischen Äquivalent zum „English Heritage“ betrieben, und da wir dort Mitglied sind, war der Eintritt einmal mehr kostenlos.

Weiter nördlich liegt „Birsay Earl’s Palace“, eine Burgruine aus dem 16. Jh. Auch wenn nur noch Teile der ehemaligen Gebäude vorhanden sind, lässt sich die ursprüngliche Grösse der Burg erahnen. Ein weiterer Halt galt einem der vielen Steinkreise aus der keltischen Kultur, dem „Ring of Brodgar“. Diese Steinsetzung, welche etwa 2700 v.Chr. entstand,  ist zwar nicht ganz so eindrücklich wie „Stonehenge“, lockt  dafür aber auch nicht so grosse Besucherzahlen an.             
Wir erreichten schliesslich Kirkwall, den Fährhafen, um auf die Shetland Inseln zu gelangen. Wir parkten und schlenderten durch das Städtchen. Das Stadtbild wird vor allem geprägt durch die aus dem 12. Jh. stammende Magnus Kathedrale, die überaus sehenswert ist. Für das Nachtessen suchten wir uns eines der chinesischen Restaurants aus, anschliessend fuhren wir zum Hafen, um die Ankunft der Fähre aus Aberdeen abzuwarten. Kurz vor Mitternacht waren wir unterwegs und machten es uns, so gut es eben möglich war, in Schlafsesseln gemütlich. Die Kabinen waren bei der Buchung alle schon besetzt. 

Genau nach Plan erreichten wir Lerwick, die grösste und wichtigste Stadt auf Shetland. Wir suchten uns als Erstes ein Restaurant, um das Frühstück nachzuholen. Viel Auswahl hatten wir nicht, denn die meisten Cafes und Restaurants waren noch geschlossen. Im New Harbour Cafe kamen wir aber schliesslich auf unsere Rechnung. Wir bestellten ein kleines „cooked English Breakfast“ mit Kaffee. Das Essen war ganz OK aber der Kaffee war ein Schwachstromgetränk aus löslichem Kaffee angerührt. Anhand von schweizerdeutschen Gesprächsfetzen am Nachbartisch wurden wir hellhörig. Es stellte sich heraus, dass die beiden Schweizer die Shetland Inseln von Bergen her kommend mit dem Segelboot erreicht hatten. Nach dem Frühstück fuhren wir zum Tingwall Airport hinaus, um zu erfahren, dass aufgrund schwieriger Windbedingungen auf Foula unser Flug, welcher um 10.00 h starten sollte, sicher nicht von zwölf Uhr würde stattfinden könne. Also hiess es erst mal geduldig zu warten….

Abenteuer Foula

Foula ist die westlichste und eine der abgelegensten Inseln der nördlich von Schottland liegenden Shetland Inselgruppe. Gerade mal 28 Menschen bewohnen die Insel, die sogar eine eigen Schule für die 4 Kinder hat. Ueli hatte in Australien mit Kenny zusammengearbeitet und dieser war nach Jahren des Lebens im Ausland mit seiner Familie in seine Heimat zurückgekehrt. Schon seit Jahren bestand eine Einladung, ihn mal zu besuchen. Es ist jedoch nicht ganz einfach, zu diesem abgelegenen Eiland zu gelangen. Auch wenn alle Flüge gebucht sind, bestimmt am Schluss das Wetter, ob die Insel tatsächlich am Wunschtermin angeflogen wird oder die Fähre auslaufen kann. Jetzt, wo wir pensioniert sind, spielt Zeit nicht mehr eine so grosse Rolle und da wir mit dem Auto bis nach Shetland anreisen konnten, war nur die letzte Etappe unbestimmt.

Das Wetter meinte es aber gut mit uns und wir hoben, nachdem sich der Wind auf Foula beruhigt hatte, mit nur zwei Stunden Verspätung vom Flughafen Tingwall ab. Auf einer Höhe von ca. 200 m brauste das sechsplätzige Flugzeug über das Meer und erreichte nach 20 Minuten die Insel. Als Alternative zum Flug fährt dreimal pro Woche eine kleine Fähre nach Foula, welche etwa 2 ½ h benötigt.

Am Flugfeld wurden wir von der Gear Familie erwartet und es gab ein freudiges Wiedersehen zwischen Ueli und Kenny und ein Kennenlernen der restlichen Familie und Myrta. Da das Wetter sehr freundlich, wenn auch etwas windig und kühl war, beschloss Kenny, uns vom Auto aus einen ersten Überblick über seine Heimat zu verschaffen. Die Insel ist etwa 5 km lang und etwas weniger breit. Die wenigen Häuser liegen alle im östlichen Teil, etwas windgeschützt durch die über 300 m hohe Steilküste im Westen. Unsere Unterkunft lag an der Nordspitze der Insel, während die Familie im Süden wohnt. So gesehen macht es durchaus Sinn, ein Auto zur Verfügung zu haben, um vom einen Haus zum anderen kommen. Zu Fuss benötigt man für den Weg eine gute Stunde. Das Ristie Gästehaus liegt in einer windgeschützten Mulde, unmittelbar vor einem der Wahrzeichen der Insel, dem "Gaada Stack", einem etwa 40 m hohen Felsturm mit zwei Bögen. Kenny hatte uns seinen 4x4 überlassen, sodass wir unabhängig hin und her fahren konnten. Zum Nachtessen fuhren wir zur Familie und Mey kochte uns ihre bekannten Chili-Krabben, welche natürlich aus den Gewässern rund um die Insel stammten. Es gab viel zu berichten und zu erzählen, nachdem man sich mehrere Jahre nicht persönlich getroffen hatte.

Der nächste Tag brachte starken Wind und der Himmel zeigte sich bedeckt, es regnete aber zum Glück nicht. Kenny zeigte uns auf einer weiteren Rundfahrt die wichtigsten Einrichtungen der Insel. Im Süden besuchten wir die zwei kleinen Windturbinen, die neben einer Solaranlage beim Schulhaus und einem kleinen Wasserkraftwerk die Bewohner mit nachhaltigem Strom versorgen. Trotz allem steht nach wie vor ein Dieselgenerator bereit, welcher bei Ausfällen der Technik oder schlechten Bedingungen zum Einsatz kommt.

Unweit der Windturbinen steht der kleine Leuchtturm, welcher die Schiffe vor den Felsen bei der Südspitze warnt. Neben dem Schulhaus hat die Bevölkerung ein kleines Treibhaus aufgebaut. Einerseits sollen die Schüler dort schon früh mit dem Gemüseanbau bekannt werden, andererseits steht das Gewächshaus auch den Bewohnern zur Verfügung. Mey hat zusammen mit ihrer Tochter Elma einen Apfelbaum gepflanzt, welcher bereits eine beachtliche Zahl Früchte trug. Zum Nachtessen verköstigte uns Mey diesmal mit einem feinen, über 10 Stunden im Holzofen gegarten Lammbraten. Das zarte Fleisch aus eigener Zucht schmeckte hervorragend.    

Am Sonntag war das Wetter wieder eher verhangen, trotzdem liessen wir uns am Nachmittag von Elma, Davie und einem Nachbarmädchen zum „Sneck o’da Smallie“ führen. Vom Haus der Gears aus folgten wir dem flachen Tal nach Westen. Wir wanderten auf einer gewissen Höhe, immer dem Hang entlang, da der Talboden meist zu sumpfig ist, um dort zu gehen. Immer wieder versuchten Skuas, die eindrücklichen Raubmöwen, uns durch Scheinangriffe von ihren Nistplätzen fernzuhalten. Nach knapp einer Stunde erreichten wir die Steilküste. Der „Sneck“ ist ein schmaler, etwa 300 m langer Riss in der Steilküste, welcher sich bis zum Strand hinunter zieht. Mit den grünen Farnen und den feinen Wasserfällen an den Felswänden bietet der eindrückliche Slot Canyon wunderschöne Fotomotive. Es wäre sogar möglich, in den Spalt hinunterzusteigen, da aber die Kinder dabei waren und wir nicht genau wussten, wo und wie der Abstieg erfolgt, verzichteten wir darauf. In den Klippen neben dem "Sneck" soll eine Kolonie von Papageientauchern leben. Wir bekamen sie an diesem Tag jedoch nicht zu Gesicht, vielleicht passte ihnen das Wetter nicht oder sie waren auf dem Meer draussen am Fischen.
Kenny hatte uns versprochen, sämtliche Strassen der Insel zu befahren. Nicht dass das sehr viele wären, aber immerhin kamen doch fast 8 km zusammen. Diesmal besuchten wir den Südzipfel von Foula, unweit des Hauses der Gears. Erst musste aber der Tank aufgefüllt werden. Dies geschieht mangels Tankstelle auf der Insel zu Hause. Der Treibstoff wird in 200 l Fässern mit der Fähre angeliefert.

Auf den Weiden begegneten wir einigen Shetland Ponys, welche sich als sehr zutraulich erwiesen. Auch im anschliessend besuchten Hafen herrschte tierischer Hochbetrieb. Sicher dreissig Seehunde haben sich dort, von Wind und Wetter geschützt, niedergelassen.

Zum Nachtessen waren für einmal wir für das Menü verantwortlich. Wir hatten ein Käse Fondue von der Schweiz mitgebracht und tischten zudem einen passenden Weisswein auf. Das Brot hatte Myrta extra gebacken. Wir genossen das gemütliche Beisammensein, nur Davie konnte sich mit der Schweizer Spezialität nicht so richtig anfreunden.

Der Folgetag war wieder sonnig und der Wind hatte stark nachgelassen. Perfekte Bedingungen, um auf den höchsten Berg der Insel, den 418 m hohen „Da Sneug“, zu wandern. Von unserer Unterkunft aus stiegen wir zur North Bank hoch. Hier erhaschten wir einen ersten Blick auf die Klippen, welche die Insel auf der Westseite überragen. Überall weideten die scheuen Foula Schafe mit ihren Lämmern. Eine Gruppe Shetlandponys näherte sich uns neugierig und wollten gekrault werden.

Nun ging es für uns ans Eingemachte. Ohne markierten Weg ging es steil hoch zum Sattel zwischen dem „Da Kame“ und dem „Da Sneug“. Einige Stellen waren recht heikel und wir waren froh, dass das Gras im abschüssigen Hang nicht rutschig war. Schwitzend und erleichtert erreichten wir den Grat und stiegen weiter auf zum „Da Sneug“. Oben angekommen, genossen wir ein 360° Panorama. Im Osten die Hauptinseln der Shetlands und im Westen der weite Atlantik, nächster Halt: Amerika. Unter uns lag der besiedelte Osten Foulas; die vielen kleinen Seen in der Landschaft wirkten von oben wie blaue Farbflecken. Der Rückweg gestaltete sich weniger schwierig, auch wenn noch ein paar kleine Zwischenanstiege zu bewältigen waren. Schliesslich landeten wir vor dem Haus der Gears. Da sie an diesem Tag alle damit beschäftigt waren, das Gästehaus von Kennys Bruder herzurichten, waren beide Autos weg. Wir legten deshalb den Weg  zu unserer Unterkunft zu Fuss zurück und konnten uns unterwegs bei Mey melden, welche beim Putzen war. Schliesslich kamen wir insgesamt auf gute 12 km Fussmarsch und hatten über 500 Höhenmeter überwunden. Wir genossen die warme Dusche und freuten uns nach dem anstrengenden Tag auf das Nachtessen. Auf dem Menüplan standen heute „Tatties and Mince“, ein typisch schottisches Gericht. Auf gut Deutsch sind das Salzkartoffeln mit einer würzigen Lammhackfleischsauce. Um unsere kulinarische Flexibilität zu testen und dem Ganzen noch einen drauf zu setzen, hatte Mey zudem zwei kleine „Haggies“ mit gekocht. Auch diese Spezialität ist sehr schottisch. Sie besteht in der ursprünglichen Variante aus einem Schafmagen, gefüllt mit Schafinnereien, Hafermehl und Gewürzen. Heute werden in den Metzgereien kleinere "Haggies" angeboten, welche in einem Kunstdarm verpackt sind. Viele Leute schrecken vor Innereien zurück, uns jedoch hat das Gericht wunderbar geschmeckt.

Für unseren letzten Tag hatte Kenny mit einem Freund vereinbart, uns auf eine Bootstour rund um die Insel mitzunehmen. Das Boot kam von der Hauptinsel herüber und holte uns am Hafen ab. Für die Gears wurde gleichzeitig eine Ladung Lebensmittel angeliefert, welche Kenny vor der Abfahrt ins Haus brachte. Danach begleitete er uns, sein Bruder Magnus kam ebenfalls an Bord und übernahm das Steuer. Er kennt sich als Fischer in den Gewässern perfekt aus und weiss, wo die unsichtbaren Felsenriffe unter der Oberfläche lauern. Im Uhrzeigersinn umrundeten wir Foula. Die bereits vom Land her besuchte Spalte „Sneck o’da Smallie“ konnten wir nun auch noch von der Seeseite her besichtigen. Am eindrücklichsten waren jedoch die hohen Klippen der Westküste. Tausende von Seevögeln nisteten in den Felsnischen und auf den unzähligen Simsen. Vor allem die eleganten Tölpel waren sehr zahlreich vertreten. Aber auch Möwen,  Papageientaucher und Kormorane bekamen wir zusehen. Die höchste Klippe ragt weit über dreihundert Meter aus dem Wasser auf und ist damit die zweithöchste in ganz Grossbritannien. Auch den „Gaada Stack“ konnten wir für einmal von der Wasserseite aus bewundern, hatten aber den Eindruck, dass dieser vom Ufer aus betrachtet eindrücklicher ist.

Nachdem wir wieder festen Boden unter den Füssen hatten, begleiteten wir die zwei Gäste, die mit dem Boot von der Hauptinsel nach Foula gebracht worden waren, zum „Sneck o’da Smallie“. Wir wollten das schöne, windstille Wetter nutzen, um nochmals diese einmalige Landschaft zu besuchen und zu sehen, ob wir diesmal Papageientaucher antreffen würden. Tatsächlich hatten sich nun hunderte der putzigen Vögel eingefunden und schwirrten den Felsen entlang oder sassen in Gruppen auf den Grasbuckeln und in den Felsnischen.

Um halb fünf waren wir am „Flughafen“. Die Feuerwehr, heute bestehend aus zwei Frauen, eine davon war Mey, scheuchte erst mal die Ponys und die Schafe von der Landebahn weg und bezog dann mit dem Löschfahrzeug Stellung am Pistenrand. Auch das Abfertigen des Gepäcks und der Passagiere gehörte zu den Aufgaben der Feuerwehr. Wir verabschiedeten uns von unseren Freunden, bald danach hob das Flugzeug ab und brummte Richtung Shetland. Am kleinen Flugplatz angekommen, wurden wir von einem der Angestellten ganz aufgeregt informiert, dass offensichtlich ein Vogel im Motorraum unseres Toyotas mit dem Bau eines Nestes beschäftigt sei. Tatsächlich fanden wir unter der Motorhaube ein beinahe fertiges Vogelnest, welches das Tier während unserer fünftägigen Abwesenheit erbaut hatte. Schweren Herzens entfernte Ueli das Nest und bedauerte, die ganzen Anstrengungen zunichte zu machen. Die Flughafenangestellten wussten zu berichten, dass so etwas nicht zum ersten Mal vorgekommen sei.

Infos zu Foula

Auf der Insel gibt weder ein Hotel noch einen Laden und auch keinen Pub, aber auch keinen Polizeiposten und keinen Verkehrstau. Nur gerade drei Unterkünfte werden angeboten, das Essen muss selber mitgebracht werden. Einzig  Kenny und Mey bieten Mahlzeiten an oder liefern das Essen zur Unterkunft. Über sie kann man sich auch Lebensmittel zum Selberkochen auf die Insel bringen lassen.

Von Walls aus bedient jeweils Dienstags und Donnerstags auf Verlangen eine kleine Personenfähre Foula, max. 12 Passagiere haben Platz. Die Überfahrt kann auch mit „Sea Adventures“ organisieret werden. Da der Skipper zugleich einen Lebensmittelladen betreibt, kann er ebenfalls die Versorgung mit Lebensmitteln übernehmen. 

Alternativ wird täglich, ausser Sonntags, ein Flug vom Tingwall Airport aus zur Insel angeboten. Teils finden die Flüge morgens um 10 Uhr und nachmittags um 16.30 Uhr statt, was die Möglichkeit zu einem Tagesausflug zu bietet. Auch mit „Sea Aventures“ können Tagesausflüge ab Burra, westlich von Scallloway, organisiert werden. In diesem Fall hat man rund 6h Aufenthalt auf Foula.

Wir hatten das Privileg, auf der Insel Freunde zu haben und mussten uns nur um den Hin- und Rückflug kümmern. Will man ein exklusives Erlebnis geniessen, ist es empfehlenswert, ein paar Tage zu bleiben und sich von den Gears verwöhnen zu lassen.

Wieder südwärts durch Schottland

Da wir erst gegen Abend wieder auf der Hauptinsel angekommen waren, besorgten wir die nötigsten Lebensmittel und suchten uns einen Platz zum Übernachten. Wir wurden am „St. Ninians Beach“, einer breiten, feinsandigen Bucht, fündig. Auf dem Parkplatz hatten sich bereits einige Camper eingerichtet. Ueli sah jedoch, dass etwas unterhalb ein sandiger Weg weiterführte. Eine kurze Besichtigung zeigte, dass wir mit unserem Geländewagen ohne Probleme weiterfahren und uns ein wenig abseits einrichten konnten. Das Wetter zeigte sich nach wie vor von der besten Seite, also genossen wir den Apéro draussen in unseren bequemen Stühlen. Erst nach dem Nachtessen und nach einem wunderbaren Sonnenuntergang wurde es langsam kühl, nicht zuletzt aufgrund des frischen Windes.

Wir hatten noch den ganzen Tag Zeit, um uns auf der Hauptinsel Shetlands weiter umzusehen. Nachdem unser Übernachtungsplatz bereits im südlichen Teil der Insel lag, fuhren wir als Erstes noch weiter südwärts. Dort, ganz in der Nähe des Flugplatzes, war ein weiteres vorgeschichtliches Dorf freigelegt worden, welches nun für Besucher zugänglich ist. Überraschenderweise war das Visitor Center geschlossen, der Zugang zum Freigelände war jedoch trotzdem möglich. Speziell interessant an dieser Ausgrabung ist, dass Relikte aus verschiedenen Epochen anzutreffen sind. So sind Gebäudereste aus der Bronze- und Eisenzeit zu entdecken, aber auch die Wikinger hinterliessen ihre Spuren und zu guter Letzt sind die Ruinen eines Herrenhauses aus dem 17. Jh. erhalten geblieben.

Wir fuhren wieder nordwärts, um in Scalloway einen Zwischenhalt einzulegen. Der zweitgrösste Ort der Insel war bis 1708 die Hauptstadt der Shetlands. Hauptattraktion ist eindeutig die Ruine des vom Earl Patrick Stewart um 1600 erbaute Scalloway Castle.

In Lerwick, dem heutigen Inselhauptort, führte uns ein Spaziergang durch das attraktive Städtchen und in den alten Hafen. Jedes der in diesem gut erhaltenen Quartier stehenden Häuser hatte früher einen direkten Zugang vom Meer her, so dass die ankommenden Waren in ihren Lagerhäusern untergebracht werden konnten. 

Am späten Nachmittag verluden wir unser Auto einmal mehr auf die Fähre, welche auch diesmal pünktlich ablegte. Die kurzweilige Überfahrt auf die Orkneys dauerte aufgrund des ruhigen Wetters eine Stunde weniger lang als der Fahrplan angegeben hatte. Noch vor elf Uhr abends erreichten wir Kirkwall, wo wir auf einem recht ruhig gelegenen Parkplatz die Nacht verbrachten.

Für die Rückfahrt nach Schottland hatten wir erst die übernächste Fährverbindung gebucht. Wir nutzten die verbleibende Zeit, um zum Südzipfel der Hauptinsel, nach St. Margarets Hope zu fahren. Das kleine Küstendorf wirkte auf unserem Spaziergang etwas ausgestorben, erfreute uns jedoch mit einem guterhaltenen, alten Ortskern. Bald schon fanden wir uns am Fährhafen ein, welcher etwas ausserhalb von St. Margarets Hope liegt. Der bereitstehende, schnelle Katamaran war in Kürze beladen und konnte ablegen. Die Überfahrt nach Gills Bay auf dem Schottischen Festland dauerte nur etwa halb so lang wie die Verbindung nach Scrabster. Zur Freude der Passagiere fuhr der Kapitän unterwegs mehrmals extrem nahe an die auf der Strecke liegenden Inseln heran, sodass die zahlreichen Seevogelkolonien mit blossem Auge beobachten werden konnten. Auf der heute unbewohnten Insel Stroma sahen wir zwar Schafe weiden, die weit verstreuten Häuser der ehemaligen Einwohner sind jedoch verlassen und verfallen zusehends.

 

Übrigens: Ein paar Wochen später, als wir bereits wieder zu Hause waren, lasen wir in den News, dass die Fähre bei der Insel Swona auf Grund gelaufen war. Passiert ist dabei offenbar nicht viel, aber wir waren nicht allzu erstaunt, dass das passieren konnte, so nahe wie der Kapitän dem Ufer folgte.

 

Wieder in Schottland angekommen, besuchten wir das nahe gelegene John o’Groats, den nördlichsten Ort der britischen Hauptinsel. Der Trubel im Touristenort war bei dem herrlichen Wetter riesig und die Parkplätze waren gut gefüllt. Viel zu sehen gab es allerdings nicht, ein Hotel, ein paar Souvenirshops und Fastfood Restaurants waren alles was geboten wurde. Hauptattraktion schien jedoch der Wegweiser zu sein, welcher die Distanzen zu verschiedenen Orten Britanniens aufzeigt, und ein exzellenter Ort ist, um ein Selfie zu schiessen. Jedenfalls standen die Leute geduldig Schlange, bis sie mit Fahrrad, Motorrad, Kind und Hund abgelichtet werden konnten.

Die Ostküste bis nach Inverness bietet landschaftlich nicht sehr viel, im Vergleich zur Westseite. Wir fuhren bei Wick an die Küste und statteten dem Castle Sinclare Girnigoe einen Besuch ab. Auch von diesem Schloss stehen, wie von vielen anderen, nur noch Ruinen, allerdings ist die Lage auf einem Felsvorsprung hier sehr eindrücklich. Anhand der Überreste kann man sich lebhaft vorstellen, wie die Gebäude in der Hochblüte ausgesehen haben könnten.

Wir übernachteten in einem sehr weitläufigen, einfachen Campingplatz an der Küste. Das Wetter hielt sich gut und bot Gelegenheit zu einem ausführlichen Strandspaziergang.

Auf der Weiterfahrt wollten wir das Dunrobin Castle besichtigen. Leider waren wir etwas früh dran und beschränkten uns deshalb auf einen Blick von aussen. Das an ein französisches Loire Schloss erinnernde Gebäude verfügt über eine exquisite Lage und weitläufige, herrlich angelegte  Gärten. 

Mit einem Abstecher ins Landesinnere umfuhren wir die Region Inverness. Die Landschaft war hügelig und sehr grün, nach dem eher kahlen Norden Schottlands eine Wohltat für das Auge. Wir peilten das Loch Ness an. Der langgezogene See ist vor allem bekannt durch den Mythos vom Seeungeheuers "Nessie". Wie beliebt Loch Ness ist, zeigte sich deutlich am markant dichteren Verkehr und an den gut gefüllten Park- und Ausstellplätzen. Weder wir noch die vielen anderen Besucher bekamen jedoch "Nessie" an diesem Tag nicht zu Gesicht. 

Insel Skye

Die Strecke hinunter an die Westküste und weiter auf die Insel Skye führt durch eine herrliche Landschaft. Wir hatten erwartet, dass die Campingplätze auf der Insel gut besucht sein würden und hielten deshalb bereits einige Kilometer vorher an, um einen Platz zum Übernachten zu sichern. Der angesteuerte Campingplatz schien kaum besetzt zu sein. Der Besitzer erklärte uns jedoch, dass sein Platz seit anfangs Mai jeden Tag ausgebucht war und dass für das kommende Weekend alle Stellplätze seit langem reserviert seien. Er empfahl uns, es auf der Insel bei einem der grösseren Campingplätze zu probieren. Es stellte sich aber heraus, dass auch dieser und laut Managerin auch alle anderen auf Skye ausgebucht sind. Wir hatten für den Besuch der Insel das Wochenende mit dem Queen Jubiläum erwischt, die Engländer hatten dafür Extrafreitage erhalten und waren ebenfalls unterwegs. Immerhin konnten wir gegen eine kleine Gebühr die Dusche des Campingplatzes nutzen. Frisch gewaschen fuhren wir anschliessend zu einem der ganz wenigen wilden Camps, welches nicht an der Strasse liegt. Freudig stellten wir fest, dass wir genau das richtige für uns gefunden hatten. In einer Sackgasse, am Ende einer Rumpelstrecke, erreichten wir die Küste mit einem Parkplatz. Wir folgten der Piste etwas weiter und fanden zwei schöne Stellplätze, welche für normale Wohnmobile kaum zugänglich sind. Wir verbrachten einen wunderbar ruhigen und sonnigen Abend ganz für uns allein.

Am Folgetag starteten wir zu einer Rundfahrt auf Skye. Portree, der Hauptort und touristisches Zentrum der Insel, entpuppte sich als hübsches, malerisches Hafenstädtchen. Der Nordküste entlang liegen zahlreiche Aussichtspunkten, die spektakuläre Ausblicke auf die Steilküste bieten. Am eindrücklichsten ist dabei der Kilt Rock Wasserfall. Aus einem See, direkt über der Klippe gelegen, entleert sich der Ausfluss senkrecht hinunter ins Meer. Nach Staffin schnitten wir den nördlichsten Zipfel Skye’s ab und fuhren auf einer sehr schmalen Strasse hinauf zu den Quiraing. Die Passtrasse eröffnet herrliche Ausblicke auf die Küste, aber vor allem auch auf die umliegenden Felsformationen, welche typisch sind für die Gegend. Auch hier zeigte sich einmal mehr, wie wanderlustig die Briten sind. Die recht grossen Parkplätze waren voll und überall auf den umliegenden Bergrücken bewegten sich Menschen. Zu hunderten waren die Wanderer unterwegs, sei es für einen kurzen Spaziergang zu einem Aussichtspunkt oder für mehrtägige Unternehmungen. Bei Uig, in einer schützenden Bucht gelegen, lohnt sich ein Abstecher ins „Fairy Glen“. Ein kleines, beinahe verwunschen wirkendes Tal mit grünen Hügeln und bizarren Felstürmen, die man auf schmalen Wegen erkunden kann.

Das Dunvegan Castle liegt am gleichnamigen Meeresarm. Das älteste, durchgängig bewohnte Schloss Schottlands ist seit über 800 Jahren Wohnsitz der McLeods, einem der grossen schottischen Clans. Neben den prunkvoll ausgestatteten Räumlichkeiten sind vor allem auch die herrlichen Gartenanlagen einen Besuch absolut wert.        

Der Abstecher zu den „Fairy Pools“ oder Feenteichen, etwas weiter der Westküste entlang, endete in einem Flop. Der Tag war bereits recht fortgeschritten und es stellte sich heraus, dass wir in der Umgebung nicht wie geplant, ein Buschcamp finden konnten, zudem war der Campingplatz an der nahen Küste total überfüllt. Auch die Parkplätze zu den Pools waren mehr als voll. Wir strichen also den Besuch dieser Sehenswürdigkeit und entschieden, an den Übernachtungsplatz vom Vortag zurückzufahren. "Unser" Platz war diesmal schon besetzt, und zwar von Moni und Thomas, einem Paar aus Bayern, welchen wir am Tag zuvor genau diesen Platz weggeschnappt hatten. Wir fanden aber einen anderen schönen Stellplatz in der Nähe und verbrachten später den Abend mit den beiden am Lagerfeuer. Allzu lange blieben wir jedoch nicht draussen, denn der Wind hatte im Laufe des Tages stark aufgefrischt.

Wir hatten für den Sonntag die frühestmögliche Fähre nach Mallaig gebucht, fanden uns aber schon zwei Stunden vor der entsprechenden Abfahrt am Hafen ein. So erhielten wir als letztes Fahrzeug einen Platz auf der gerade ablegenden Fähre und waren sogar früher als geplant unterwegs auf das schottische Festland.

Zur Fähre nach Nordirland

Der Küste entlang fuhren wir nach Fort William. Die Strecke führte einmal mehr durch abwechslungsreiche, herrliche Landschaften. Unterwegs legten wir einen Zwischenhalt ein, um den durch die Harry Potter Filme berühmt gewordenen Eisenbahnviadukt bei Glenfinnan und die eindrückliche Schleusenanlagen „Neptun's Staircase“ zu besichtigen.

Nach dem Einkaufen im Supermarkt fuhren wir hinaus zu einem nahe gelegenen Campingplatz und nutzten die guten Einrichtungen, um uns selber und vor allem wieder einmal unsere Wäsche zu waschen. Das sonnige, warme Wetter erlaubte uns das erste Mal in Shorts und T-Shirt herumzulaufen. Direkt an der Sonne wurde es uns sogar fast zu heiss und wir genossen den Schatten der grossen Bäume.

Der folgende Tag zeigte sich schon wieder weniger freundlich. Zwar schien ab und zu noch die Sonne, Wolken und Schauer überwogen jedoch zunehmend. Nicht zuletzt deshalb nutzten wir den Tag vor allem für eine längere Fahrt durch eine wiederum sehr abwechslungsreiche Landschaft. Den Abstecher in das im Reiseführer hochgelobte „Glen Etive“ brachen wir auf halbem Weg ab, denn die Umgebung bot nicht mehr Abwechslung als was wir bereits erlebt hatten. Auch so bot die Strecke Richtung Glasgow zahlreiche Gelegenheiten für Fotohalte. Vor allem die Fahrt entlang des Loch Lomond, dem grössten See Schottlands, ist sehr eindrücklich, wenn auch der Fahrer kaum Zeit hat, die Aussicht zu geniessen, denn die Strasse ist kurvenreich und oft recht schmal. Die Stadt Glasgow umfuhren wir und begannen bald, uns nach einem Übernachtungsplatz umzusehen. Da es nichts Gescheites zu finden gab, landeten wir schliesslich am Fährhafen. Zwei Linien bedienen von hier aus die Überfahrt nach Nordirland, die Stena Line und die P&O. Da beide Gesellschaften noch am Nachmittag eine Verbindung anboten, wollten wir versuchen, einen Platz zu bekommen. Bei P&O waren die Angestellten am Eingang zum Hafen am Demonstrieren und die Polizei hatte den Zugang abgesperrt. Also fuhren wir zurück zur Stena Line, nur um festzustellen, dass die bald auslaufende Fähre voll war. Wir hatten uns bereits darauf eingestellt, nochmals in Schottland zu übernachten und am nächsten Morgen zu fahren, stellten aber beim Vorbeifahren fest, dass sich die Demo bei P&O aufgelöst hatte und die Zufahrt wieder frei war. Wir konnten ein Ticket kaufen und waren eine Viertelstunde später an Bord nach Larne in Nordirland.



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