Namibia

Die Karte kann beliebig gezoomt werden, so dass die Details besser ersichtlich sind.


Walvis Bay und Swakopmund

Der Flug von Basel via Istanbul nach Johannesburg war trotz des dreistündigen Aufenthaltes in Istanbul war, wie immer in der Economy Klasse, lang und mühsam. Der Service an Bord war einwandfrei, aber richtig schlafen konnten wir beide nicht. In Johannesburg hatten wir noch einmal drei Stunden Zwischenhalt, bevor es mit einer kleinen Maschine nach Walvis Bay weiterging. Mit an Bord war auch Peter, unser Containerpartner. Er war von Budapest kommend schon etwas früher eingetroffen. Der Flughafen in Walvis Bay ist winzig, aber der Vorteil ist, dass kaum Touristen diesen Flug nehmen. Es war deshalb eine Frage von einigen Minuten, bis wir die Einreiseformalitäten erledigt hatten. Und das, obschon wir das Visum erst vor Ort beschafften. Das Einreiseformular hatten wir als einzige Touristen bereits ausgefüllt mitgebracht und waren daher als erste an der Reihe.

Ein Fahrer war von unserer Unterkunft organisiert worden und erwartete uns bereits. In einer viertel Stunde erreichten wir unser B&B. Nachdem wir die Agentur, welche unseren Container in Namibia betreute, kontaktiert hatten, wurde klar, dass es doch noch zu einer Verzögerung kommen würde. Das Problem war, dass das Schiff wohl pünktlich eingetroffen war, dann aber erst drei Tage später, an einem Freitag, die Ladung löschen konnte. Dann war Wochenende und der Zoll arbeitete nicht. Am Montag dann noch ein Strom- und dadurch ein Systemausfall, welcher noch einmal einen Tag kostete. Schliesslich wurde es schliesslich Donnerstag, bis wir gegen Mittag das Auto in Empfang nehmen konnten.

Das liess uns mehr als genug Zeit und die diversen Besorgungen in Walvis Bay zu erledigen. Wir organisierten die Strassengebühren, welche alle Ausländer, normalerweise an einem Strassengrenzposten, bei der Einreise begleichen müssen. Wir kauften eine Haftpflichtversicherung für das Auto und erstanden eine SIM-Karte für Namibia. Es hatte sich nämlich schnell herausgestellt, dass unser Starlink, wie zu befürchten gewesen war, nicht funktioniert in Namibia.

Wie schon am Vorabend genossen wir ein feines Nachtessen, diesmal im nahen Restaurant Anchors an der Waterfront. Am Mittwoch schlenderten wir der Bucht entlang. In den gepflegten Parkanlagen blühten unzählige Blumen in allen Farben, der Frühling war definitiv angekommen. Direkt vor unserer Unterkunft konnten wir bei Ebbe vom Zimmer aus den Flamingos beim Fressen zuschauen. Wir verbrachten einige Zeit mit lesen im Zimmer und bald war es auch schon wieder Abend. Erneut machten wir uns zum Nachtessen an der Waterfront auf. Es ist schon erstaunlich günstig im Restaurant zu essen. Ein Hauptgericht schlägt mit etwa 10-15 CHF zu Buche, eine Flasche Rotwein nicht mehr.

Nachdem wir anderntags dann das Auto übernommen hatten, machten als Erstes einen Ausflug Richtung "Pelican Point". Vorbei an den vielen Becken, in welchem Salz abgebaut wird, fuhren wir weit auf die schmale, sandige Halbinsel hinaus. Links und rechts der Piste tummelten sich unzählige Flamingos, Kormorane, Möwen, Pelikane und andere Wasservögel.

Dann erledigten wir ein erstes Mal einen Lebensmitteleinkauf. Das Angebot ist ähnlich wie wir es auch in der Schweiz gewohnt sind. 


Danach fuhren wir nach Swakopmund und checkten im Camping Alte Brücke ein. Jeder Stellplatz hat sein eigens Bad- und WC-Häuschen, inkl. Abwaschbecken mit warmem Wasser. In den Palmen um uns herum waren die Maskenweber fleissig mit  dem Nestbau beschäftigt. Unglaublich, wie schnell die Vögel vorankommen. Erst noch waren einige wenigen Grashalme in den Palmwedel verankert und schon bald sass der Vogel in einem stabilen Kranz, welcher die Basis für das kugelförmige Nest bildet.

 

Während unser Landcruiser einen grossen Service in Thimo’s Autowerkstatt verpasst bekam, besichtigten wir Swakopmund und wir besorgten eine lokale Gasflasche. Viele der alten Häuser im Zentrum stammen vom Anfang des 20. Jahrhunderts und sind generell in Deutscher Sprache angeschrieben. Swakopmund gilt als die deutscheste Stadt des Landes und man trifft entsprechend auch überall auch Deutschsprechende. Witzig fanden wir die vielen Perlhühner, welche sich vor allem am Strand und in den Parkanlagen tummelten.
Als wir in die Garage zurückkamen, war unser Auto eben fertiggeworden. Der Mechaniker half noch kurz beim Anschliessen der neuen Gasflasche und gegen drei Uhr konnten wir in den Campingplatz zurückfahren.


Skelettküste, Messum Krater  und Spitzkoppe

So, jetzt war eigentlich alles erledigt und unsere Reise konnte losgehen. Bei leider bedecktem Himmel, Nebel oder Hochnebel ist an der Küste eher die Regel als die Ausnahme, folgten wir der Skelettküste nordwärts. Eines der vielen Schiffswracks ist noch immer weitgehend intakt und eine gut besetzte Kormoran Kolonie.
Beim Cape Cross besuchten wir die riesige Seelöwenkolonie. Etwa 250‘000 Tiere leben hier und stinken zum Himmel. Steigt man aus dem Auto verschlägt es einem erst mal fast den Atem, so grausig stink es. Wenn man aber dann die dichtgedrängt lebenden, abertausende von Tieren sieht, wundert man sich nicht. Die männlichen Seelöwen tauchen erst im Oktober wieder auf. Solange leben die Muttertiere mit ihren letztjährigen Zöglingen alleine.

Vom Cape Cross bogen wir auf einer 4x4 Piste ins Landesinnere ab. Bald zeigte sich auch die Sonne und die Temperatur stieg zunehmend. Wenn man mal anhält, entdeckt man viele interessante Details am Boden. Seien es wunderschöne Flechten auch auf kleinen Steinen oder auch Blumen die blühen. Ganz besonders sind aber die Welwitschia Mirabilis. Die urzeitlichen Pflanzen werden sehr alt und  bestehen eigentlich aus nur zwei Blättern. Diese teilen sich allerdings mehrfach und so sehen sie aus wir halbtote Agaven. Sie beziehen ihren Wasserbedarf über eine lange Pfahlwurzel und ein Netzwerk von oberflächennahen Wurzeln. Die Blüten sehen aus wie Tannzapfen, aber die einzelnen Blättchen werden durch Austrocknen sehr leicht und verteilen sich daher einfach mit dem Wind. Die Exemplare an der Strecke zum Messum Krater gehören zu den eindrücklichsten Namibias.

Wir passierten den Messum Krater, wobei man diesen gar nicht als solchen erkennen kann vom Boden aus. Eine fast kreisrunde Gebirgskette umschliesst einen grossen, flachen Kessel. Die Piste hatte oft Wellblech und war nach dem Krater auch gerne mal tief sandig. Mit einem Geländewagen ist die Strecke aber ohne Schwierigkeiten befahrbar.

Auf den Karten hatten wir ein Pyropholit Mineralienvorkommen,  markiert gesehen. Wir machten den kleinen Umweg und fanden einige Überreste der Abbauaktivitäten. Von dem blauen Mineral fanden wir aber leider keine Spuren, da war wohl zu gründlich gearbeitet worden oder wir waren schlicht nicht geduldig genug.

In der Aminis Schlucht, auf der Südseite des Brandberg Massivs, fanden wir ein herrliches Buschcamp. Die Temperatur war unterdessen auf über dreissig Grad angestiegen, sodass wir den Gin Tonic zum Aperitif geniessen konnten. Bevor die Sonne unterging, leuchteten die umliegenden Felsen dunkelrot, daher der Name „Brandberg“.
Die erste Nacht in der Wildnis Namibias war extrem ruhig, aber erst als all die vielen Vögel sich auch zum Schlafen begaben.

 

Nah einer knappen halben Fahrstunde erreichten wir den "Elephant Rock". Die junge Frau, welche auch den Campingplatz betreibt, führte uns in die Felsformationen hinein, wo wir dann ohne Probleme den steinernen Elefanten entdeckten.

Unser Tagesziel war die Spitzkoppe. Wir erreichten das markante Bergmassiv kurz nach Mittag. Noch waren kaum Campsites besetzt, sodass wir auswählen konnten, wo wir die Nacht verbringen wollten. Die einzelnen Stellplätze sind weit auseinander, sodass man den Eindruck hat allein im Busch zu campen. Platz wird man hier wohl immer finden, aber es lohnt sich nicht erst spät anzukommen, dann kann man auswählen. Reservieren lassen sich die Stellplätze nämlich nicht.
Da es gut über dreissig Grad warm geworden war und das Licht zum Fotografieren sowieso erst gegen Abend optimal ist, verbrachten wir den Nachmittag im Schatten. Kurz vor Sonnenuntergang stiegen wir zum „Rock Arch“ hoch, welcher direkt über unserem Stellplatz lag. Auch die umliegenden Berge leuchteten nun tief rot und bildeten einen herrlichen Kontrast zu der hellgelben Grasebene im Vordergrund und dem blauen Himmel darüber. Beim Frühstück bekamen wir Besuch von drei recht zutraulichen und wunderschönen Rotringtokos. Die Vögel haben eine recht grossen, gekrümmten Schnabel und einen schlanken Körper. Die Namibier nennen sie deshalb
despektierlich „fliegende Banane“.

Um sieben Uhr ging die Sonne auf und noch einmal leuchteten die Felsen im schönsten rot. Wir packten unsere Siebensachen und machten uns auf nach Swakopmund zurück. Dies in erster Linie um noch einmal Lebensmittel zu bunkern, denn für eine gute Woche konnten wir danach kaum noch frische Lebensmittel beschaffen.

Naukluft National Park und Berge

Nachdem wir auch das Permit für den Naukluft National Park beschafft und sonst noch eine paar Kleinigkeiten erledigt hatten. Ging es ostwärts ins Hinterland. Eigentlich hätten wir dem Flussbett des Swakop folgen wollen, aber die Zufahrt war entgegen unserer Karte nicht möglich, alles Privatland und abgesperrt.

Wir waren daher gezwungen einen grösseren Umweg zu fahren um in die Gegend der Mondlandschaft und des Welwitschia Drives zu gelangen. Die Mondlandschaft ist eine Erosionslandschaft in mehrheitlich dunklen Farbtönen. Die Piste wurde dann zunehmend ruppiger und war geprägt von übelstem Wellblech. Welwitschias hatte es an einem Abstecher nach Norden über den Swakop hinaus, aber im Vergleich zu den bereits erlebten Pflanzen waren diese mickrig klein.

Zurück auf der Teerstrasse folgten wir dieser weiter nach Osten. Der Teer endete schliesslich und ging in eine gut befahrbare, breite Piste über. Nach etwa fünfzig km bogen wir zur Blutkoppe ab, wo wir einmal mehr ein schönes Camp vorfanden. Die Stellplätze sind minimal ausgestattet, aber dafür im Eintrittspreis inbegriffen. Auch hier sorgte ein gutes Dutzend schwarze, sehr zutrauliche Vögel für Unterhaltung. Im Gegensatz zum Vortag waren die Steaks diesmal wie sie sein sollten: Zart und saftig. Das Lamm am Tag zuvor war hingegen kein Gourmeterlebnis gewesen. Also besser Rind als Lamm? Wir werden berichten.

Von unserem Camp an der Blutkoppe führte eine Piste weiter ostwärts, vorbei an weitern, schönen Übernachtungsmöglichkeiten. In der weiten Ebene waren die Tiere einfach zu sichten. Immer wieder sahen wir Strausse aber auch einige Schabrackenschakale zeigten sich, wenn auch in einiger Distanz. Die trockenen Gräser erinnerten an wogende Weizenfelder, wenn bedeutend weniger dicht und hoch. Wir überquerten die Hauptpiste von Swakopmund kommend und tauchten gleich wieder in die Weiten des Nationalparks ein. Immer wieder tauchten isolierte klein Bergmassive auf, in allen Farben und Formen. Von der Hauptpiste Richtung Sesriem machten wir einen Abstecher zu einem Aussichtspunkt, von welchem man den Kuiseb Canyon überblicken kann. Eine sehr rumplige Piste führt an den Rand der Schlucht. Die Gegend wurde nun bergiger und die Piste glich einer Berg und Tal Fahrt. Da es sich um die Hauptverbindung zwischen Sesriem und Swakopmund handelt, hatte es entsprechend Verkehr. Wir aber bogen bald darauf in die Naukluft Berge ab. Die Landschaft wurde abwechslungsreicher und die gut befahrbare Piste wand sich schliesslich zum Gamsbergpass hoch, immerhin fast 2000 müM hoch. Aber dadurch erreichten wir nicht etwa einen Übergang, sondern eine Hochebene. Wir bogen kurz darauf nach Süden von der Hauptpiste ab. Über den Spreethootgepass ging es wieder spektakulär steil hinunter in die Ebene die wir vor einigen Stunden schon mal befahren hatten. Auf halbem Weg übernachteten wir im Spreethoogte Camping, mit herrlicher Aussicht nach Westen. Ein Angestellter kam hoch, um uns zu begrüssen und zu instruieren. Unter anderem startete er das Holzfeuer unter dem Boiler, sodass wir bald warmes Wasser für die wohlverdiente Dusche hatten. Im Unterstand genossen wir den Aperitif und später wurde der Grill einmal mehr angeworfen. Einen weiteren schönen Sonnenuntergang genossen wir ganz alleine an diesem herrlichen Ort.

 

Nach kurzer Fahrt erreichten wir morgens Solitaire. Inmitten von nirgendwo hat sich ein unterdessen weltbekannter Ort eingerichtet. Ein Restaurant, ein Souvenirshop und eine Tankstelle bieten den Reisenden genug Grund, um einen Zwischenhalt einzulegen. So ging es dann auch zu und her wie in einem Bienenstock. Einzelreisende wie Tourbusse, alle machen sie hier Halt, wir natürlich auch. Überall stehen alte, verrostete Autos und Traktoren herum, beliebte Fotosujets.


Sossusvlei

Wir erreichten Sesriem, das Tor zum Sossusvlei, schon vor Mittag in der Hoffnung, auch ohne Reservation einen Stellplatz zu ergattern. Im Camping ausserhalb des Parks war nichts zu machen, aber im offiziellen Camping des Nationalparks erhielten wir den letzten Platz zugeteilt. Auch wenn dieser Campingplatz nichts Spezielles zu bieten hat, sind die Preise gesalzen: rund 60 CHF für zwei Personen und Auto. Zwei grosse Vorteile hat es allerdings, wenn man bereits innerhalb übernachtet: Erstens gilt der Eintritt für 24 h, das heisst, man kann am Nachmittag bereits den Park erkunden, und hat den nächsten Tag ohne zusätzliche Kosten mit dabei. Zweitens schliesst das Tor zum Innern des Nationalparks für diese Gäste eine Stunde später und öffnet zudem eine Stunde früher am Morgen.

Wir machten uns als Erstes auf, um den Sesriem Canyon zu erkunden. Dieser liegt nur ein paar Kilometer von Sesriem entfernt. Die bis zu dreissig Meter tiefe aber schmale Schlucht, besucht man am besten in der Mittagszeit, dann, wenn die Beleuchtung aufgrund der hochstehenden Sonne am besten ist. Noch war eine ganze Busladung an Leuten in der Schlucht, aber bald lichteten sich die Besucher.   

Dass es sich auszahlt, eine Stunde mehr zur Verfügung zu haben, erfuhren wir bald schon selber. Wir konnten nämlich den Sonnenuntergang auf der ersten grossen Düne ohne Stress geniessen, während die ausserhalb Wohnenden bereit eine Viertelstunde davor wieder draussen sein mussten. Den Platz mit Aussicht muss man sich aber hart erarbeiten. 1,5 km und 180 Höhenmeter im weichen Sand gilt es zu bewältigen, bevor man den höchsten Punkt der Düne erreicht. Der Sonnenuntergang war dann allerdings aufgrund des einheitlich blauen Himmels eher enttäuschend, aber die Aussicht lohnte die Anstrengung.

Morgens, kurz vor sechs Uhr standen wir an der Schranke, waren aber nicht die ersten. Punkt sechs ging es los. Eigentlich ist die erlaubte Höchstgeschwindigkeit 60 km/h. Aber schon zu Beginn bretterte der Konvoi mit über 80 durch die Nacht. Da wurde überholt, als gäbe es kein Morgen. Und schliesslich war der Grossteil der Autos mit 90 und mehr unterwegs. Alle hofften es so zu schaffen, beim Sonnenaufgang bereit auf einer der hohen Dünen zu sitzen. Aber bis Sossusvlei sind es doch immerhin 60 km und dann ist man erst auf dem Parkplatz.

Wir fuhren dann auch, ohne anzuhalten auch die letzten 5 km über die weich sandige Piste zum Parkplatz. Wir starteten den halbstündigen Fussmarsch zum Deadvlei, nur um herauszufinden, dass sich dieser noch immer im Schatten einer hohen Düne befindet. Nach einer weiteren halben Stunde aber erreichte die Sonne die berühmte Ebene mit ihren abgestorbenen Bäumen vor dem fotogenen Hintergrund der roten Dünen. Noch waren nur wenige Leute anzutreffen. Aber als wir beim Parkplatz zurück waren, strömten immer mehr Besucher zum Ort der fotografischen Begierde.

 

Am Ende der Piste bereiteten erst mal unser Frühstück zu. Es ist schon cool, wenn man immer alles mit dabeihat, sei es zum Essen oder auch zum Schlafen.

Der Südwesten Namibias

Noch vor dem Mittag machten wir uns wieder auf den Weg weiter südwärts. Auf der meist guten Piste kamen wir gut voran. Die Landschaft war nicht spektakulär, aber doch interessant und abwechslungsreich. Noch besser wurde es, als wir auf die D707 abbogen. Diese Strecke ist für die landschaftliche Schönheit bekannt und wir können dem nur zustimmen. Das die Piste erst kürzlich neu bearbeitet wurde, war die Fahrt auch sehr angenehm und sanft zu befahren. Die Farben und Formen der Berge wechselt laufend und immer wieder entdeckten wir einzeln Oryx Antilopen und einige Strausse. Wir hatten geplant, im Namtip Camping zu übernachten. Leider stellte sich heraus, dass der Platz bereits ausgebucht war. Deshalb mussten wir noch einmal fast eine Stunde fahren, kamen dann aber auf der Tiras Guest Farm unter. Und zwar bekamen wir das Rustic Mountain Camp, einer von nur drei Stellplätzen. Dieser liegt einsam gelegen, etwa 4,5 km von der Farm entfernt an einem Hang mit herrlicher Aussicht. Kein fliessendes Wasser, aber Warmwasser wie so oft durch ein Holzfeuer erhitzt und eine einfaches aber sauberes Plumpsklo wurde geboten. Da unser Wassertank aber angenehm warmes Wasser bot, nahmen wir lieber eine Freiluftdusche gleich neben dem Auto. Wir genossen die Ruhe und die Natur. Beim Wegfahren am Morgen eine Überraschung: Wir sahen Wildhunde recht nah beim Übernachtungsplatz. Diese Art kann man nur selten beobachten und auch wir sahen sie leiden nur kurz und aus der Distanz.

 

 

Unser Tagesziel heute war Lüderitz, etwa drei Fahrstunden entfernt. Von Aus aus, sind es noch 120 km bis zur Küste. Auf diesen gilt es 1500 Höhenmeter zu vernichten. Bereits nach 20 km lohnt sich der Zwischenhalt bei den Namid Pferden. In einer riesigen Ebene kann man mit Glück frei lebende Wildpferde beobachten. Kaum von der Hautstrasse abgebogen, entdeckten wir bereits eine Gruppe. Ueli schlich sich behutsam an und konnte Foto aus kurzer Distanz schliessen. Beim Beobachtungsstand hatte es aber gegen fünfzig Tiere, viele mit jungen Fohlen. Es stellte sich heraus, dass die Pferde sich zutraulich zeigten und keine Scheu vor Besuchern haben. Daher konnte man die herrlichen Tiere aus nächster Nähe beobachten.

Der nächste Halt war Kolmankuppe, eine Geisterstadt aus den Anfängen des 20. Jahrhunderts. Die vielen Gebäude der ehemaligen Diamantenmine sind in unterschiedlichem Zustand und leider meist leer und dem Zerfall preisgegeben. Die Parterre Räume sind oft mit Sand gefüllt den die stetigen Winde durch Ritzen und zerbrochen Fensterscheiben unermüdlich hineinweht.

 

Ein junges Paar sprach uns auf unser Auto an. Es stellte sich heraus, dass Rowan, ein Australier, mit seiner Partnerin Mabel, aus Kolumbien, mit einem ähnlichen Landcruiser unterwegs sind. Wir beschlossen spontan, uns bei einem Buschcamp später wiederzutreffen, um den Abend gemeinsam zu verbringen.

Erst aber fuhren wir noch nach Lüderitz hinein, um Brot zu kaufen und um uns etwas umzusehen. Viel Sehenswertes bietet das Städtchen allerdings nicht. Am berühmtesten ist wohl noch die Felsenkirche, von wo aus man auch eine schöne Aussicht auf die Stadt geniesst. Anschliessend fuhren wir zur Grossen Bucht und schliesslich zum Diaz Point. Dort erkundeten wir die schöne Küste, beobachteten in der Distanz eine Seelöwenkolonie und bewunderter die wunderschönen, gestreiften Felsformationen. Kurz nachdem wir uns am verabredeten Treffpunkt eingerichtet hatten, trafen auch unsere neuen Bekanntschaften ein. Wir luden die Beiden zum Spaghetti Essen ein und Rowan buk auf dem Feuer ein feines Brot. Wir erlebten einen unterhaltsamen Abend zusammen und zogen uns schliesslich erst ins Auto zurück, als es ungemütlich kalt wurde.

Nun galt es die 1500 Höhenmeter bis nach Aus hoch wieder zu überwinden. Dort tankten wir erst mal wieder etwas Diesel und fuhren auf einer guten Teerstrasse weiter südwärts. Bis nach Rosh Pinah waren es noch etwa zwei Stunden Fahrt und kurz danach richteten wir uns im Namuskluft Camping ein. Wir waren früh nachmittags bereits dort und konnten so den Nachmittag relaxen und warten bis der "Donkey" angeheizt wurde und wir nach einem feinen Apero eine warme Dusche geniessen konnten.

Schon kurz nach Eindunkeln wurde es wieder empfindlich kühl, nicht zuletzt weil auch der Wind noch immer blies.

 

Da wir nicht sicher waren, ob am Sonntag die Grenzstation unser Carnet de Passage stempeln würde, blieben wir einen weiteren Tag, auch weil das Wetter direkt an der Küste noch windiger und sicher auch noch kühler war. Wir konnten so auch einige Dinge erledigen und hatten genug Zeit, um nachmittags einen Spaziergang durch die Umgebung zu unternehmen. Es ist immer wieder faszinierend, auch in diesem doch sehr wüstenähnlichen Klima, eine so grosse Biodiversität zu entdecken. Vor allem das nahe Trockenflussbett bot eine Vielzahl an Pflanzen. Büsche, Blumen aber vor allem aller Art Sukkulenten entdeckten wir. 

Ein erster Abstecher nach Südafrika

Die gute Teerstrasse verläuft bald dem Grenzfluss Orange River entlang. Immer wieder erhascht man einen Blick auf den Fluss. Er erscheint schon fast wie ein Störkörper in der an sich so trockenen Landschaft. Die ganze Region von Lüderitz bis zur Landesgrenze ist bis weit ins Innere Diamantenabbaugebiet. Logisch, dass die Minengesellschaften keine Besucher auf ihrem Gelände dulden. Nur die Hauptstrasse durch das Gebiet ist zugänglich, alle Pisten die von dieser abgehen sind gesperrt. Etwas mehr als eine Stunde benötigten wir um die Grenzstation zwischen Oranjemund und Alexander Bay zu erreichen.

Die Formalitäten, inklusive Ausstempeln des Carnets erfolgte innert weniger Minuten. Der Verkehr über die einspurige Brücke wird eigentlich mit einer Ampel geregelt, nur blieb sie für uns dunkel. Da es eh kaum Verkehr hatte, beschlossen wir nach einigen Minuten trotzdem zu fahren. Als erstes mussten die Pässe gestempelt werden. Dazu musste die Putzfrau die Immigrationsbeamtin auftreiben. Dann war es wiederum schnell erledigt und wir wanderten zum Zoll. Eigentlich sollte dieser unser Carnet wieder einstempeln. Was aber andere Reisende bereits erwähnt hatten, bewahrheitete sich nun: Der Übergang ist nicht für den Warenverkehr eingerichtet und hat daher auch den notwendigen Stempel nicht. Ueli fragte, ob er uns aber einen „Temporary Import Permit“ anstelle des Carnets ausstellen könne. Das wurde aber auch verneint, aber gleichzeitig wurden wir auf Nachfrage informiert, dass wir bei der Ausreise keine Schwierigkeiten haben werden. Er wollte uns aber nicht einfach so springen lassen und verwickelte uns in ein längeres Gespräch über unsere Reise und über das Auto. Als er befriedigt war, wünschte er uns eine gute Reise und viel Spass in Südafrika. Schauen wir mal, wie dann die Ausreise verläuft.             
Zu guter Letzt mussten wir noch bei der Police vorbei. Wir erwarteten, dass der Beamte indessen noch einen Blick ins Fahrzeug werfen, oder dessen Papiere überprüfen wollte. Aber nein, der Mann war total fasziniert von unseren vielen Landesflaggenklebern und schon wieder waren wir in ein längeres Gespräch verwickelt. Schliesslich wünschte auch er uns eine gute Reise und wir waren wieder unterwegs nach Süden.

 

Auch dieser Landstrich ist ein Diamantendabbaugebiet, die Steinchen halten sich offensichtlich nicht an Landesgrenzen. Die Teerstrasse verläuft meist pfeifengerade und ohne grosse landschaftliche Abwechslung. Einzig die immer wieder, in allen Farben blühenden, Blumen erfreuten das Auge und liessen uns hoffen, dass das im Namaqua Nationalpark dann noch viel eindrücklicher sein würde. In Port Nooloth kauften wir fehlende Lebensmittel ein und beschafften uns auch gleich lokale Währung. Bis nach Kleinzee sind es 50 km Rumpelpiste der Rest bis zu unserem Etappenort Koingnaas war dann wieder Teer. Wir quartierten uns im Blue Horizon Camping ein und versuchten den Eigentümer per WhatsApp und Telefon erfolglos zu erreichen. Der wird ja wohl mal hereinschauen und einkassieren wollen, dachten wir. Nun, er kam bis zu unserer Abfahrt nie. Und da die WC-Anlage verschlossen war und wir ja keinen Strom stibitzten, hatten wir kein schlechtes Gewissen, am Morgen ohne bezahlen weiterzufahren.


Namaqua Nationalpark

Unser Plan war, den Namaqua Nationalpark von Westen auf der ganzen Breite zu durchfahren. Die Strecke bis an die Berge war dann aber enttäuschend. Kaum blühende Blumen und landschaftlich eintönig zeigte sich der Park. Das blieb leider so bis zum Besucherzentrum im Osten. Die Landschaft wurde hinter Soebatsfontain interessanter, denn die Piste führte nun durch die Berge. Ein richtig steiler Pass brachte den Landcruiser zum Schwitzen. Im Besucherzentrum wurde uns dann bedauerlicherweise bestätigt, dass wir etwa vier Wochen zu spät dran waren, um den Höhepunkt der Blüte zu erleben. Wir machten aber eine kleine Wanderrunde durch die Umgebung und erfreuten uns an den wenigen verbleibenden Blumen. Wiederum begeisterte uns die Artenvielfalt. So mussten wir halt etwas genauer hinschauen und konnten uns nicht an gelben, roten und orangenfarbenen Blumenteppichen ergötzen.

Die weitere Runde durch den Park liessen wir in Anbetracht der Situation aus und fuhren direkt weiter nach Springbock. Übernachten wollten wir aber nicht in der Stadt, sondern in der einige Kilometer ausserhalb gelegenen „Goegap Natural Reserve“. Der einfache Campingplatz bietet nur neun Stellplätze, doch wir waren die einzigen Gäste. Wir genossen die Umgebung, insbesondere die Klipschliefer Kolonie in den Felsen über uns. Erst verschwanden sie sofort in ihren Bauten, wenn wir uns auch nur in ihre bewegten. Ueli kletterte darauf etwas hoch und legte sich mit dem Fotoapparat auf die Lauer. Und tatsächlich dauerte es nicht lange und die putzigen Tiere hatten sich an ihn gewöhnt. So konnte er aus kurzer Distanz seine Bilder schiessen, auch wenn ein Wächter immer ein Auge auf ihm hatte.

Am Morgen besuchten wir noch den Sukkulenten Garten einige Kilometer weiter im Park drin. Dort wird eine Vielzahl der typischen und heimischen Wüstenpflanzen ausgestellt. Unglaublich die Formen und Farben der Gewächse. Ganz besonders schön empfanden wir die Köcherbäume, aber die werden wir in Namibias Süden noch öfters sehen.

In Springbock kauften wir nochmals etwas Frischwaren ein, aber mit Bedacht, denn bald werden wir wieder über die Grenze zurück nach Namibia reisen. Und Namibias Einfuhrbeschränkungen in Bezug auf frische Lebensmittel sind ziemlich streng. In Steinkopf kriegte auch unser Landcruiser wieder einmal Futter. Nach dem Anenous Pass bogen wir auf die Piste nach Ecksteenfontein ab. Dort erkundigten wir uns über Möglichkeiten weiter in den Richtersfeldnationalpark hineinzufahren oder direkt über den Helskloof Pass an den Oranje Fluss weiterzufahren. Nach etwas diskutieren, beschlossen wir die direkte Route, nicht zuletzt, weil wir sowieso alles wieder hätten zurückfahren müssen, um dann nach Vioolsdrif zu gelangen.

Über rumplige und wellblechige Pisten ging es erst in de Berge. Die Auffahrt zum Helskloof Pass war harmlos, aber die sehr steile Abfahrt auf der Nordseite war total ausgewaschen hatte tiefe ausgefahrene Löcher. Langsam runter im Geländegang war aber kein Problem und war sicher einfacher als in die andere Richtung. Die Piste blieb ruppig aber die Landschaft durch das schöne Tal entschädigte. Auf die riesige Ansammlung von „Steinmannli“ waren wir bereits aufmerksam gemacht worden. Hunderte davon haben durchfahrende links und rechts der Piste aufgebaut. Kurz vor unserem Etappenziel am Orange River sind in der Karte zwei Orte mit San Petroglyphen eingezeichnet. Leider haben sich zu viele „neuzeitliche Künstler“ hier verewigt und die eigentlich wertvollen Felszeichnungen sind kaum mehr zu erkennen.

 

Wir fuhren zu einem Übernachtungsplatz, welcher von Freunden 2019 entdeckt wurde. Allerdings konnten wir nicht mehr direkt am Fluss campen, da unterdessen eine steile Sandbank im Weg steht. Hinunter wären wir wohl gekommen, aber hoch eher nicht.


Zurück nach Namibia

Der kürzeste Weg ist nicht immer auch der schnellste. Wir wollten direkt auf die Piste zurück auf welcher wir angekommen waren. Die Spuren verliefen sich aber immer wieder und zuletzt standen wir vor einer unüberwindbaren Barriere aus Steinkörben. Schlussendlich mussten wir doch zurück, dort hin, wo wir von der Hauptpiste abgebogen waren. Nach etwa einer Stunde erreichten wir die Zollstation in Viooldrif. Niemand interessierte sich für irgendwelche Fahrzeugpapiere und so konnten wir, wie bei der Einreise angekündigt, problemlos auch ausreisen. Auf der namibischen Seite mussten wir erst an der sanitarischen Kontrolle vorbei. Dort wurde uns die angebrochene Milch, notabene in Namibia gekauft und zwei Stückchen Käse abgeben. Die Autoreifen wurden mit irgendeiner Chemikalie „desinfiziert“ und wir mussten auf einer mit derselben Sosse getränkten Teppichen unsere Schuhsohlen desinfizieren. Immerhin, dieser Service kostet nichts im Gegensatz zu manchen lateinamerikanischen Grenzen.

Die Pässe waren schnell gestempelt, die Aufenthaltsbewilligung verlängert. Die Strassenbenutzungsgebühr zog der RFA noch einmal ein, auch wenn unsere Bewilligung noch bis Dezember gültig wäre. Im Kleingedruckten steht dann tatsächlich, dass die Bewilligung nur eine einzige Grenzüberquerung abgelten würde. Der Zoll stempelte unser Carnet wieder ein, das Fahrzeuginnere interessierte den Beamten nicht.

In Ausserkehr kauften wir die notwendigsten Lebensmittel ein. Der Spar Supermarkt hatte aber ein an die Bevölkerung angepasstes Sortiment und wenn man die einfachen Hütten der Ortschaft betrachtet, ist es klar, dass sich hier keine Luxusgüter im Angebot befinden. So gab es keine Butter und auch keinen Rahm. Die Fleischtheke war ebenfalls vor allem mit günstigen Fleischsorten bestückt. Nun, wir fanden auf jeden Fall alles, um nicht verhungern zu müssen. Eindrücklich sind die riesigen Weinberge, welche beidseits der Oranje River bewirtschaftet werden. Wasser hat es hier zum Glück für enmal genug um intensive Landwirtschaft zu betreiben.

Das Tagesziel waren die Ai-Ais Hotsprings. Diese liegen auf nur gerade auf 200 müM, entsprechend waren die Temperaturen wieder auf gut dreissig Grad angestiegen. Der elegante Aussenpool bot zwar wenig Abkühlung, der das Wasser auch etwa Umgebungstemperatur. Wir genossen das lauwarme Bad aber trotzdem. Der Apero tranken wir auf der Terrasse der Restaurants. Es hatte wenig Gäste und auch der Campingplatz war nur zum kleinen Teil besetzt. Da sich Ai Ais in gleichnamigen Nationalpark befindet, sind die Preise fürs Campieren gesalzen: 390 NAD pro Person. Aber die Anlage ist wenigstens gepflegt und die Einrichtungen funktionierten auch tadellos.             

Es war eine warme Nacht, das Quecksilber fiel nicht unter zwanzig Grad. Am Morgen machten wir noch einen kurzen Spaziergang dem Fluss entlang. Klippschliefer Kolonien besiedeln die Felswände und grosse Schilfbestände an den wenigen Wasserlöchern erfreuen das Auge nach den vielen Sand und Stein Landschaften.


Der Fish River Canyon

Je weiter wir nordwärts fuhren, desto mehr Wolken zogen durch den Himmel. Als wir beim Fish River Canyon ankamen, zeigte sich die Sonne nur immer kurz. So lag die eindrückliche Schlucht leider meist im Schatten, sodass die Farben weniger gut in Erscheinung traten. So oder so, der Besuch hatte sich gelohnt, auch wenn man ein paar Kilometer Wellblech Piste in Kauf nehmen musste. Zurück beim Eingang des Nationalparkes waren wir erstaunt überall Wasserpfützen zu sehen. Offensichtlich hatte es hier in der Zwischenzeit tüchtig geregnet. So gesehen hatten wir dann doch Glück bei unserem Besuch. 

Mesosaurus Fossil Camp

Auf dem Weg nach Keetmanshoop drohten immer wieder schwarze Wolken mit Regen, aber wir wurden weitgehend verschont. Am Naute Damm befindet sich eine spezielle Destillerie, welcher wir einen Besuch abstatteten. Sie destillieren aus Datteln der nahen, riesigen Plantage einen feinen Brandy welcher wiederum die Basis für zwei hervorragende Gins bilden. Wir degustierten die vier gebrannten Produkte und liessen uns die Prozesse und Zutaten erklären. Der eine der beiden Gins wird mit einer Violett färbenden Blüte aus Thailand verfeinert, was dem Getränkt eine vor allem eine exotische Farbe verleiht.

In Keetmanshoop wollten wir noch Brot kaufen, aber ausser industriellem Schaumgummibrot war nichts im Angebot. Also, dann backen wir doch lieber selber. Wir fuhren noch 40 km weiter nach Osten, um im Mesosaurus Fossil Camp unterzukommen. Der Besitzer hat auf seinem Land etwa drei Kilometer von der Hauptpiste entfernt ein einfaches Bushcamp eingerichtet. Wir suchten uns einen windgeschützten Platz. Unsere Nachbarn waren hunderte kleiner Siedelweber, welche unglaublich grosse Gemeinschaftsnester bauen. Diese können gut und gerne einige Meter gross sein und sie werden von bis zu hundert Vögeln bewohnt. Ihre individuellen Eingänge sind unter und daher von keinem Fressfeind zugänglich. Die kleinen Vögel waren überaus zutraulich und wir mussten manchmal aufpassen nicht auf sie zu treten.

Der Himmel war unterdessen dunkel bedeckt und es sah definitiv nach Regen aus. Darum startete Ueli schnall das Feuer und Myrta machte den Brotteig. Wir hatten Glück, sowohl das Brot als auch das Nachtessen konnten wir noch von Beginn des Regens ins Trockene bringen.                 
So richtig los brach aber ein heftiges Gewitter erst gegen 10 Uhr Abends, dann aber richtig. Im Sekundentakt blitzte und donnerte es und die Wassermassen stürzten in beängstigendem Mass vom Himmel. Nach einer Stunde war der Spuk vorbei und der Wind legte sich auch, sodass wir doch noch eine ruhige Nacht verbrachten.

Am Morgen verzogen sich die Wolken bald einmal. Beim Frühstück bekamen wir noch Besuch von einer Fuchsmanguste (Yellow Mangoose). Der hübsche kleine Nager verursachte bei den Siedelwebern für Aufregung, auch wenn diese nicht auf seiner Speisekarte stehen. Wir machten einen Spaziergang in die Umgebung, um die herrlichen Köcherbäume im Sonnenlicht zu fotografieren. Unser Nachbar hatte seine Schlappen neben der Leiter zum Dachzelt abgestellt, diese aber morgens nicht mehr gefunden. Die Erklärung: Der heftige Regen hatte sie schlicht und einfach weggespült. Einen fanden wir etwa 50 m weiter unten, der zweite war wohl verloren.

 

Wir packten unser Zeug und trafen uns mit dem Besitzer beim Office, um zusammen eine Tour zu den Fossilienfunden zu machen. 18 mm Niederschlag hat er gemessen, ein Segen für die Natur. Wir fuhren einige Kilometer auf sandigen Pisten, überall waren die bereits wieder abtrocknenden Wasserläufe zu sehen. Wir hielten bei einem Grab eines Deutschen Soldaten welcher 1904 hier von einheimischen Widerstandskämpfern erschossen worden war. Ganz in der Nähe wurde vor Jahren beim Strassenbau das erste Saurierfossil per Zufall entdeckt. Erst die Untersuchung durch namhafte Paläontologen zeigte sich, dass es sich um die ältesten Saurierfossilien Afrikas handelte. Beim Mesosaurus handelt es sich um eine kleine, Krokodil artige Echse von weniger als einem Meter Länge. Die Fossilien zeigen detailliert das Skelett der Tiere und es werden noch immer neue Funde entdeckt. Bei einem wunderschönen Köcherbaumbestand, umgeben von eindrücklichen Doloritformationen, endete die Führung, aber nicht bevor wir noch ein Konzert der Singing Rocks genossen hatten. Der Besitzer schlug dazu mit einem runden Stein auf die verschieden grossen Felsblöcke, welche entsprechend unterschiedliche, angenehme Töne erzeugten. Wir konnten uns aber selber noch etwas umsehen und fotografisch austoben. Immer neue Sujets waren zu entdecken. 

Unsere fleissigen Nachbarn, die Siedelweber Kolonie

Singing Rocks Mesosauros Fossil Camp



Nachdem wir in Keetmanshoop nochmal ein paar Besorgungen gemacht hatten, mussten wir bis Mariental noch gut 200 km „fressen“. Zu sehen gibt es auf dieser Strecke wenig. Die Landschaft ist flach und eintönig. Im Bastion Farmyard quartierten wir uns ein. Ein weiterer Campinghöhepunkt in Namibia. Nur vier Stellplätze aber jeder mit privatem Badehaus, Grill und einer schattigen Terrasse. Holz um den Donkey anzuheizen lag bereit. Wir genossen den Luxus bei angenehmen Temperaturen.

 

Am Morgen wollten wir eigentlich einen Gamedrive im Hardap Game Park machen. Am Tor erfuhren wir, dass der Park an diesem Tag geschlossen sei. „Wieso?“, fragten wir. „Weiss ich nicht“, sprach die Rangerin. So fuhren wir halt zurück ins Camp und genossen einen entspannten Tag. Unglaublich wieder die vielen Vogelarten welche sich um uns herum zeigten. Am eindrücklichsten und farbenfrohesten ist der Kolibri artige Glanznektarvogel. Im Sonnenlicht leuchtet sein vorwiegend grünes Federkleid und seine purpurrote Halskrause.       
Gegen Abend kamen dann noch zwei weitere Fahrzeuge. Mit AJ aus Kapstadt kamen wir ins Gespräch. Er ist ein erfahrener und begeisterter Afrika Overlander, so hatten wir einiges auszutauschen.


Windhoek

Auf dem Weg nach Windhoek gibt es nicht viel zu erleben. Die Strasse ist aber gut im Schuss und ausser in zwei kleinen Ortschaften muss man eigentlich kaum einmal vom Gas. Einen guten Lacher hatten wir, als uns ein altersschwacher Bus mit über 100 km/h überholte und wir den Slogan am Heck lasen (siehe Bild). Schon um die Mittagszeit herum erreichten wir unser Ziel. Wir richteten uns im Urban Camp ein. Dieser stadtnahe Camping hat für ausländisch zugelassene Fahrzeuge sogar einen günstigeren Tarif und bietet unter anderem auch einen Wäscheservice an. Diesen nutzten wir dann auch sogleich, nach drei Wochen reisen, hatte sich etwas Wäsche angesammelt. Am Abend gingen wir ins nahe Joe’s Bierhaus. Dieses Outdoorrestaurant hat Kultstatus und das mit gutem Recht. Ueli war schon vor dreissig Jahren mal da zu Nachtessen und hatte es immer noch gut in Erinnerung. Die Menükarte ist mehrheitlich fleischlastig und bekannt für seine Wildgrilladen. Wir bestellten dann auch das Namib Trio. Ein Fleischspiess mit Kudu, Zebra und Springbock Filet. Es war hervorragend und interessant die Geschmacksunterschiede der drei Fleischsorten zu schmecken.

Am nächsten Morgen versuchten wir die Seilwinde am Landcruiser zu reparieren. Beim letzten Gebrauch hatte sie versagt und in der Schweiz ist es schwierig einen Fachmann zu finden. Aber auch hier in Windhoek stellte sich schliesslich heraus, dass keine Ersatzteile mehr verfügbar sind, und so wie es sich zeigte, wäre mindestens ein Solenoid zu ersetzen gewesen. Wir lernten im Camping Thomas besser kennen. Der Schweizer ist mit seinem Mercedes Sprinter unterwegs, der übrigens gleich alt ist wie unser Cruiser. Wir assen zusammen im Camping eigenen Restaurant zu Nacht.

 

Einen Tag blieben wir noch, um doch noch den touristischen Teil Windhoeks zu entdecken. Wir liessen uns mit einem Taxi ins Zentrum fahren. Viel bietet die Stadt allerdings nicht, es sei denn man möchte sich in den Museen umschauen. Die paar historischen Gebäude und einige Regierungsbauten sind allesamt im kleinen Zentrum anzutreffen. Interessant war der Besuch des Food Lovers Supermarkt. Dort schauten wir, was wir vor der Abfahrt noch einkaufen wollten. Für die Rückfahrt hielten wir eines der Minitaxis auf, welche auch von den Einheimischen rege benutzt werden. Anstatt 90 für das elegantere Shuttletaxi, zahlten wir nur gerade 26 NAD. Ok, wir mussten dafür dem Fahrer den Weg zum Camping zeigen.


Ameid Private Naturreserve

Nach dem umfassenden Lebensmitteleinkauf, für die nächsten zwei Wochen werden wir wohl nur noch kleine oder gar keine Einkaufsläden finden, wurde es Zeit für uns, die Zivilisation hinter uns zu lassen. Das dauerte dann auch nur etwa eine halbe Stunde und schon traf man nur noch gelegentlich auf Gegenverkehr. Als wir schliesslich auf die D1958 abbogen, waren wir einmal mehr alleine unterwegs. Die Strecke führt über das Khomas Plateau nach Nordwesten. Hoch und runter wie eine Achterbahn führte die oftmals steinige Piste durch die Berge.

Eine Rauchsäule weckte unser Interesse und als wir näherkamen, entdeckten wir eine Köhlerei. Eine ganze Sippe sammelte in der Region Hartholz zusammen und verwandelter dieses nach alter Handwerkskunst zu hochwertiger Holzkohle. Eben kam, auch die Holzertruppe von der Ernte zurück, den Landcruiser und der Anhänger hochbeladen mit Holz.

Nach 140 km trafen wir auf die Hauptstrasse, welche bevorzugt nach Swakopmund befahren wird. In Wilhelmsdal steht ein Rasthaus welches für seine Biltong Produkte berühmt ist. Auch wir deckten uns mit dem klassischen Trockenfleisch ein. Unterwegs füllten wir auch noch etwas Diesel nach und schlugen uns bei Usakos wieder in die Büsche. Unser Tagesziel was das private Naturreservat Ameid. Da die Temperatur wieder gute 35 Grad anzeigte nutzten wir den Schatten der Bäume und das kühle Nass des Pools. Die Wanderung zu der Phillips Cave verschoben wir auf die kühlen Morgenstunden.

Ohne Morgenessen starteten wir in den Tag. Einige Antilopen und unsere ersten Giraffen sahen wir vom Auto aus auf dem Weg zum Parkplatz. Von dort wanderten und kraxelten wir eine gute halbe Stunde durch die Landschaft. Zu guter Letzt muss man noch über griffige Granitfelsen zur Höhle aufsteigen. Diese beinhaltet einige schöne Felsmalereien, am bekanntesten ist der weisse Elefant. Zurück beim Auto ging es noch weiter in den Park hinein, wo man verschiedene Felsformationen entdecken kann. Der Elefantenkopf und die Bulls Party sind die bekanntesten und über einen kurzen Weg zu erreichen. Im morgendlichen, weichen Licht sind die Skulpturen besonders schön anzuschauen. Zurück im Camping machten wir uns schliesslich das Frühstück und fuhren dann an der Westseite der Erongo Berge nach Norden, um sie dann Richtung Omaruru zu umfahren. Die Landschaft ist eindrücklich denn die Berge reichen bis über 2000 m hoch. Eigentlich war der Plan gewesen, noch einmal in diesen Bergen zu übernachten. Da wir aber recht früh dran waren und der angepeilte Campingplatz kaum Schatten bietet, entschlossen wir uns nach Omaruru hereinzufahren und dort einen schattigen Platz mit Pool zu nehmen. Zum Nachtessen nahmen wir unseren Omnia in Betrieb und Myrta zauberte feine, gefüllte Peperoni auf den Tisch.

White Lady Felszeichnungen

150 km sind es von Omaruru bis zu den Felszeichnungen der White Lady. Wir starteten früh, um der Tageshitze zuvorzukommen. Um etwa halb zehn trafen wir ein und Justus wurde uns als Führer zugeteilt. Neben uns war ein holländisches Paar und Michael aus Oftringen mit dabei. Justus stellte sich als fachkundiger und witziger Guide heraus und weil wir eine nur kleine Gruppe waren, hatten wir viel Spass. Immer wieder zeigte uns Justus Pflanzen und Tiere, wenn auch manchmal nur deren Spuren. Nach einer Stunde erreichten wir das Ziel. Unter einem Felsüberhang kann man wunderschöne Felszeichnungen bewundern. Die unifarbenen sind die älteren und etwa 5000 Jahre alt, die mehrfarbigen etwa 3000. Welche Kulturen die Zeichnungen erstellt haben, ist noch immer unklar.

 

Wir richten uns im 10 km entfernten White Lady Camping ein. Die Temperatur war zum Glück nicht mehr ganz so heiss wie in den vergangenen Tagen, aber immer noch gut 30 Grad. Wir spazierten zur Lodge, um ein kaltes Bier zu genehmigen. Dort lernten wir dann auch noch die restliche Familie von Michael kennen.

Ugab und Huab River

Wieder starteten wir den Tag ohne Frühstück, denn die Stunden kurz nach Sonnenaufgang sind zum Fotografieren und für Tierbeobachtungen am besten. Wir fuhren zum trockenen Flussbett des Ugab und folgten diesem westwärts. Anfangs waren die Fahrspuren tiefsandig und der Landcruiser pflügte sich durch den Sand. Wir hatten den Luftdruck auf 1,5 bar vorne und 2 bar hinten abgesenkt und das zahlte sich aus. Ohne Schwierigkeiten meisterte der Toyota die Piste. Wir staunten nicht schlecht, als das Tal immer grüner wurde und schliesslich immer wieder Wasserdurchfahrten zu bewältigen waren. Nach eine Stunde suchten wir uns ein schattiges Plätzchen und machten eine Frühstückspause. Die Landschaft war wunderschön. Riesige Bäume und Schilfbewuchs erfreuten das Auge. Nur die erhofften Wüstenelefanten wollten sich uns nicht zeigen. Überall lagen die riesigen Dungkugeln herum, aber die Tiere hielten sich versteckt. Vor den in der Karte markierten Sümpfen verliessen wir das Flussbett über eine steile, sandige Rampe. Entlang eines steinigen Nebenflusses ging es nun südwärts. Einige steinige und steile Aufstiege mussten im Geländegang bewältigt werden.

Schliesslich trafen wir auf die D 2303, welche uns zum Ugab Rhino Sanctury führte. Nashörner gibt es leider schon länger keine mehr in der Gegend. Eine kleine Ausstellung offenbarte das Drama: Zwischen 1960 und 1980 ist der Bestand schwarzer Nashörner von 100‘000 auf gerade mal 3‘000 geschrumpft, alles nur wegen der Hörner, welchen die Asiaten Wunderdinge zuordnen und sie deshalb gewildert werden. Der Bestand hat sich unterdessen bei etwa 3‘500 Terne eingependelt, aber noch immer werden sie gewildert.

Der weitere Verlauf der Piste war dann sehr steinig und langsam zu befahren, aber die Landschaft entschädigte für das Gerumpel. Erst durch enge Schluchten, später über weizengelbe Ebenen führt die Strecke an den Huab Fluss. Mitten in der Steinwüste trafen wir auf eine Wasserstelle, dicht grün bewachsen. Angeblich soll es in dieser trostlosen Gegend tatsächlich noch Nashörner geben, welche die Wasserstelle benutzen. Wir sahen auch tatsächlich Fussabdrücke der Tiere, aber zeigen wollten sich auch diese nicht. Ein steiler Abstieg brachte uns hinunter zum Flussbett des Huab. Unsere Piste verlief allerdings nicht im Flussbett, sondern am Südufer über der Hochwasserlinie. In engen Kurven schlängelt sich die Piste durch die Büsche und Dünen, immer wieder in abenteuerlichen Schräglagen. Wehe, wer sich mit einem Truck auf dieser Piste wiederfindet. Ein heftiger Rückenwird wirbelte jeweils den mehlfeinen Bulldust auf und da er schneller war als wir fahren konnten, überholte er uns immer wieder. Dann musste Ueli jeweils anhalten, damit er überhaupt sehen konnte, wo die Piste verläuft.

In einem Teil des Flussbetts, wo hohe Seitenwände den Wind etwas abhielten, richteten wir uns für die Nacht ein. Aber trotz der geschützten Stelle konnten wir weder draussen sitzen noch kochen. Immer wieder wirbelten Böen den Staub auf. Erst gegen Abend legte sich der Wind. Die Temperatur war übrigens auch in einer Stunde von 32 auf angenehme 19 Grad gefallen.  

 

Die Nacht war einmal mehr sehr ruhig und angenehm kühl verlaufen. Wir folgten dem Flussbett weiter. Leider hatten wir auch kein Glück mit Elefantensichtungen. Als wir schliesslich auf die Hautpiste nach Norden trafen, bemerkten wir 100 m auf der anderen Seite ein Landcruiser mit Gästen. Und siehe da, da waren sie: Wüstenelefanten. Wir genossen die Sichtung einer ganzen Familie der mächtigen Tiere. Allerdings sind sie doch bedeutend kleiner als ihre Artgenossen, welche in fruchtbareren Gegenden ansässig sind. 


Ongongo Wasserfälle

Auf der C39 bretterten wir nordwärts und tankten in Palmwag die beiden Tanks des Landcruisers bis zum Rand. Nun hatten wir genug Treibstoff um mit Abstechern bis hoch zum Kunene Fluss zu gelangen und anschliessend bis zur nächsten sicheren Tankstelle in Opuwo. Für die geplanten 1100 km ohne Diesel reichen die 270 l längstens, wir können uns auch einige Abstecher erlauben. In Warmquelle versuchten wir noch Brot und Eier zu bekommen, aber damit kann man im Nordwesten Namibias und abseits der Hauptrouten nicht rechnen. Da gibt es vor allem leere Regale und wenn, Trockenwaren und andere Basislebensmittel. Ah, und alkoholische Getränke, wenn auch in kleinster Auswahl. Da die Temperatur unterdessen auf brütende 42 Grad angestiegen war, beschlossen wir einen frühen Stopp an den Ongongo Wasserfällen einzulegen. Mit einem Preis von 400 NAD pro Person für die Übernachtung gehört er wohl zu den teuersten aller Campingplätze in Namibia, mit Ausnahme der Nationalpark Campings in den bekanntesten Nationalparks. Der Platz selber ist OK, aber nicht wirklich ausserordentlich. AAAber, bei 42 Grad ist ein kristallklarer, natürlicher Pool unterhalb der Wasserfälle unbezahlbar. Ein schattiger Stellplatz und das Rauschen des nahen Baches, sowie das Konzert der vielen Vogelarten ist ein zusätzlicher Bonus. Das Brot buken wir schliesslich auch noch im Gusstopf und auf dem offenen Feuer.


Hoanib River und Purros Canyon

In Sesfontain fanden wir dann übrigens doch noch Eier. Kurz dahinter fuhren wir Richtung Hoanib River. Erst mussten wir uns aber erneut durch eine Ebene mit furchtbaren Bulldust Löchern kämpfen. Über die Haube spritzte der mehlfeine Staub und das Auto verschwand vorübergehend in dieser Staubwolke, drei Giraffen sichteten wir aber trotzdem. Sobald wir aber das eigentliche, sandige Flussbett erreichten, war die Fahrt bedeutend angenehmer. Am Gate mussten wir die Gebühr für die Durchfahrt begleichen, 100 NAD pro Person und 150 NAD für das Auto, bleibt man über Nacht in der Concession, kommen noch 50 NAD pro Person dazu, dafür darf man im Busch an definierten Stellen campieren. Da wir aber nach dem Flusstal nach Norden fahren würden, betrachtete man uns als Tagesbesucher.

Ein entgegenkommendes Paar aus Deutschland hatte uns berichtet, dass sie Elefanten gesehen hatten. Im abwechslungsreichen Flussbett fuhren wir weiter westwärts und unsere Geduld wurde erneut auf die Probe gestellt. Dann kreuzen wir zwei Autos mit Franzosen. Die stellten uns in Aussicht, nur einen Kilometer weiter auf eine Familie mit Elefanten zu treffen. Tatsächlich, eine grosse Gruppe mit mehreren Babys waren am Ausruhen und liessen sich durch uns in keiner Weise stören. Und bald darauf entdeckten wir noch eine Gruppe, welche gerade erst aus den dichten Büschen ins sandige Flussbett gebrochen waren. Und nicht genug, bald darauf schlossen wir zu einer dritten Familie auf, die gemütlichen Schrittes flussabwärts schritten. Alle diese herrlichen Tiere erlaubten uns das Beobachten und Fotografieren aus naher Distanz.

Bevor wir das Flusstal schliesslich verliessen, trafen wir an einem künstlichen Wasserloch auf eine ganze Sippe von Pavianen. Bisher waren diese Tiere immer sofort geflüchtet, wenn wir anhielten. Diese hier liessen sich aber überhaupt nicht stören und wir konnten sie in aller Ruhe beobachten. Der Hoanib überquert kurz darauf die Grenze zum Skeletton Nationalparks. Diesen kann man aber nur mit einer geführten Tour betreten. Unsere Route führte nun mehrheitlich nach Norden, unser Ziel der Purros Canyon, der nächste Fluss der zum Meer strebt und Elefanten beherbergt. An Abstecher zu einem Aussichtspunkt gewährte ein Panorama welches bis fast ans Meer reicht. Sanddünen und eine Steinwüste beherrschen das Bild. Die Piste nach Norden wird kaum befahren und ist trotzdem meist in einem erbärmlichen Zustand. Das Wellblech rüttelte nicht nur am Auto, auch an unseren Nerven, das Gedröhn und das Gerüttel ist anstrengend und ermüdend. An einem Punkt stellte sich die angebliche Umfahrung einer besonders ätzenden Stelle als Abzweigung heraus. Erst als die Piste definitiv nicht mehr auf die Hauptroute zurückführte, erkannten wir den Fehler. Das Gelände war aber offen genug, um querfeldein auf die Hauptpiste zurückzugelangen.

Zu unserer grossen Überraschung trafen wir unvermittelt auf einen der angeblich 30 „Lonely Man“ am Pistenrand. Diese herrlichen Skulpturen findet man entlang der abgelegenen Pisten im ganzen Kaokofeld. Es sind immer Menschen in unterschiedlichen Posen, hier waren es gar drei zusammen. Jede Figur hat eine Nummer und ein Motto, wie der Denker, der hängende Mann, etc. Dieser hier wird wohl nur wenig Besucher begrüssen können, die Strecke ist sehr wenig befahren.

Wir trafen etwa in der Mitte des Purros Canyon auf das Flusstal. Landschaftlich ist es nicht ganz so schön wie die bisher besuchten, aber erstaunlich war, dass im ganzen Tal tatsächlich Wasser floss. Viel war es nicht und die vielen Flussdurchquerungen waren völlig problemlos, da der Boden fest war. Eigentlich hätten wir problemlos die wenigen Kilometer nach Purros fahren können, aber wir bevorzugten ein Buschcamp im schönen Canyon. Im nachmittäglichen Schatten einer Felswand fanden wir ein nettes Plätzchen. Allerdings war der Sand direkt am dort gelegenen Teich weicher als erwartet und wir versenkten den Landcruiser. Mit ein paar unterlegten Steinen befreiten wir den Camper und suchten ein Platz mit festerem Grund. Nach den über 40 Grad Temperatur gestern, war es hier angenehm und in der Dämmerung war der Wind so kühl, dass wir sogar einen Pulli anziehen mussten. Wir waren aber die kühle Temperatur auch gar nicht mehr gewohnt, war es doch täglich immer über 30 Grad gewesen. Ein Guide machte kurz halt und warnte uns vor einer Löwin, welche am Vortag ganz in der Nähe gesichtet worden war. Die installierte Wildkamera zeigte am Morgen aber keinerlei Besucher.


Zum Marble Camp

Bald erreichten wir das Dorf Purros, einige verstreute Häuser, ein kleiner Laden und das war es dann auch schon. Wir hatten einige Mühe, den Verlauf der Hauptstrasse aus dem Ort zu finden. Später stellten wir fest, dass die Karte nicht aktuell war, da die Strasse verlegt worden war.

Die Piste nach Norden war dann nicht angenehm zu fahren. Immer wieder hatte es hässliches Wellblech, welches man auch nicht immer umfahren konnte. Dann konnte man auch wieder 80 km/h problemlos fahren. Die Landschaft war nichts Spezielles, karge Steinwüste und grosse Kiesebenen.

 

Abwechslung boten wiederum drei „Lonely Man“ Skulpturen, die so platziert sind, dass man sie vom Auto aus erkennen kann. Bei der Abzweigung von der Hauptpiste trafen wir auf einen grossen Polizei- oder Militärposten. Ueli wollte sich dort über die Pistenverhältnisse und Optionen erkundigen. Leider stellte sich heraus, dass der befragte Soldat offensichtlich keine Ahnung von den Strassenverhältnissen hatte. Also bedankte er sich freundlich und wir schauen halt mal, was da so auf uns zukommt. Die letzten Kilometer zum Marble Camp waren wiederum recht mühsam: mehr Wellblech und dazu steinige Abschnitte. Auch hier wurden wir mit einem weiteren „Lonely Man“ abgelenkt.  Das Camp ist einfach, aber aufgeräumt und mit freundlichem Personal. Der Übernachtungsort entpuppte sich als Vogelparadies. In den Bäumen flatterte und zwitscherte es unentwegt. Mehr als zehn Arten zählten wir, ohne uns gross Mühe zu geben. Wir blieben die einzigen Gäste, die letzten waren vor fünf Tagen ins grosse Buch eingetragen worden.


Zum Kunene River an der Grenze zu Angola

Unser nächstes Ziel war der Kunene Fluss welcher die Grenze zu Angola bildet. Zuvor machten wir aber noch einen Abstecher zum Marmorsteinbruch ganz in der Nähe. Noch immer liegen haufenweise herrlich weisse, grosse Marmorblöcke herum. Wenn man aber bedenkt, dass die Kundschaft hunderte Kilometer übler Piste entfernt ist, wundert es einen nicht, dass der Abbau eingestellt wurde. In der Region werden Häuser mit Wellblech und Holzstecken gebaut. Marmortreppen finden wohl keinen Absatz. Beim Camping wurden die Blöcke als Luxushochwasserschutz ins Bachbett verlegt.

Die ersten dreissig Kilometer bis zur sogenannten Roidroom, dem roten Fass, beinhalten den berühmt berüchtigten Roidroom oder Coulbert Pass. Die Anfahrt zum „Piece de Resistance“ ist meist holprig und steinig aber fahrtechnisch kein Problem. Der erste steile Anstieg zum Pass hat es aber in sich. Die schmale Piste ist ausgewaschen und oft abhängend.- Allerdings schlägt der menschliche „Popometer“ schon Alarm, wenn das Fahrzeug noch längst nicht am kippen ist. Aber man sollte halt schon darauf achten wo man die Räder hinstellt, um einen Kick zu vermeiden, welcher dann doch das Fass zum Überlaufen beziehungsweise das Auto zum Überschlagen bringen kann. Der Toyota meisterte die Steigung aber bravourös. Beim hinunterfahren auf der anderen Seite musste Myrta dann doch noch kurz aussteigen, um sicherzustellen, dass Ueli maximal rechts fahren konnte, um ein streifen der Karosserie beim Eintauchen in ein unvermeidbares Loch zu verhindern. Aber auch das gelang ohne Schäden.

Beim Roidroom machten wir kurz halt, um die Kunsthandwerksarbeiten der Himba zu begutachten. Bald kam auch eine junge Frau aus der nahen Siedlung um uns zu begrüssen. Das Problem war allerdings, dass wir alle einander in keiner Art und Weise verbal verständigen konnten. Aber mit Händen und Füssen sowie viel Lachen und Kichern konnte Myrta zwei schöne, handgefertigte Armbänder erstehen. Bezahlt haben wir mit Lebensmitteln, denn der nächste Einkaufladen war für die Leute in der Gegend nicht erreichbar. Zucker, Salz, Mehl und Reis sind die gefragtesten Lebensmittel, den Rest liefern ihre Tiere, meist Ziegen.

Wir setzten unsere Fahrt nach Norden fort und umschifften die Berge mitten im Marienflusstal auf der Westseite. Nach etwa 4 h Fahrt erreichten wir das Camp Syncro am Kunene Fluss. Kurz davor waren wir noch einmal einem der „Lonely Man2 begegnet, wiederum markant auf einem Felsen platziert. Wir wurden freundlich begrüsst und wir richteten uns ein. Im Schatten der grossen Bäume und durch die Nähe des Flusses war die Hitze durchaus erträglich. Wieso man im Fluss nicht schwimmen sollte, entdeckten wir mit eigenen Augen selber: Ein Krokodil lag direkt unterhalb unseres Stellplatzes auf der Lauer. Etwas später rollte ein weiterer Landcruiser ins Camp. Es waren Petra und Lars, welche wir am Eingang zum Huanib River gekreuzt hatten.

 

Wir beschlossen einen weiteren Tag zu bleiben und machten nachmittags einen Ausflug zu den etwa 7 km flussabwärts gelegenen Stromschnellen des Kunene. Es stellte sich als eine zünftige Offroadstrecke heraus, sodass wir die Untersetzung rege benutzen mussten. Von einem Aussichtspunkt hat man einen guten Ausblick auf die gefächerten Flussarme und die kleinen Wasserfälle. Da das Terrain hier felsig wurde und steil vom Ufer ansteigt, hatte es kaum mehr Baumbewuchs am Ufer. Es war recht skurril, das grüngraue Wasserband in der Landschaft zu sehen, ohne dass es der Vegetation einen Nutzen bringen konnte.

Auf Nebenstrecken nach Opuwo

Auf dem Rückweg wählten wir eine Route, welche die Berge östlich umfährt. Die Piste war in einem bedeutend besseren Zustand, sodass die Fahrt entsprechend angenehmer war. Anstatt wieder über den Roidroom Pass zu fahren, wählten wir die östliche Umfahrung. Die Piste ist zwar etwas länger, aber dafür kommt man etwas schneller voran. Eine Mischung aus sandigem Wellblech und steiniger Piste charakterisiert die Route. Einen schwierigen Pass beinhaltet die Strecke nicht, aber einige rumplige Aufstiege lassen sich auch dort nicht vermeiden.

Um nach Opuwo zu gelangen, hatten wir eine Route über kleine Pisten gewählt, welche nördlich der Hauptstrasse verläuft. Wir kamen anfangs auch recht gut voran und erreichten einen markanten Baobab, ein Flaschenbaum, bereits kurz nach Mittag. Es war eine der möglichen Übernachtungsvarianten gewesen. Es war uns zu früh und so dick der Baum auch war, mangels Blättern in der Krone, diese spriessen erst in der Regenzeit, warf er zu wenig Schatten. Die Landschaft war abwechslungsreich, aber das Vorankommen aufgrund der kurvigen und auch zunehmend steinigen Piste langsam. Dann standen wir vor dem ersten heftigen Anstieg Richtung Pass. Schwieriger als der Roidroom Pass ist er auch nicht, aber dafür bedeutend länger. Im ersten oder zweiten Geländegang kämpfte sich der Landcruiser bergan. Da ging vorübergehend sogar die Kühlwassertemperatur über das Normal hinaus. Nach einigen hundert Metern anstieg war die erste Hürde geschafft, aber es sollte noch eine weitere folgen, dann war das schwierigste hinter uns. Im Gegensatz zum Roidroom Pass hatte hier niemand Steine in die ausgefahrenen Löcher gelegt, entsprechen schaukelten wir hin und her beim Hochfahren. Die Abfahrt war verhältnismässig einfach, ein paarmal war die Piste allerding arg schräg.  Als wir schon gedacht hatten, das schlimmste liege hinter uns, mussten wir noch einmal einen schmalen, stalk ausgewaschenen Hohlweg überwinden, dann aber waren wir in der Ebene unten und das Gelände entsprechend flach. Nur die Geschwindigkeit blieb bei bescheidenen 15–25 km/h, da immer wieder scharfkantige Steinbänder im Weg lagen. Schliesslich entschieden wir uns, einen Übernachtungsplatz zu suchen. An einem trockenen Flusslauf fanden wir einen schattenspendenden Baum wo wir uns einrichteten. Bald bemerkten wir, dass wir wohl an einer „Viehautobahn“ geparkt hatten. Erst kam eine Schafherde links vorbei, dann eine Ziegenherde rechts. Und bald bekamen wir auch Besuch von Leuten, die offenbar nicht weit von uns in einer kleinen Siedlung lebten. Es war schade, dass wir auch mit diesen Leuten leider nicht kommunizieren konnten, denn niemand sprach Englisch und wir weder Herero noch die Himba Sprache.  

Nachdem auch noch die Esel auf dem Weg zur Tränke an uns vorbei galoppiert waren, kehrte Ruhe ein und wir erlebten einmal mehr eine äusserst ruhige Nacht.

Wir waren noch nicht richtig wach, hörten wir bereits wieder Stimmen in der Nähe. Die Tiere wurden wieder auf die Weide gebracht. Eine Frau kam vorbei und erklärte in Gebärden, dass sie am Bein Schmerzen habe. Sehen konnten wir nicht viel, aber eine gute Portion Zinksalbe schadet sicher nicht, aber hoffentlich lindert sie das Problem etwas. Die Frau strahlte uns auf jeden Fall dankbar an und zog von Dannen.

 

Wegen des regen Betriebs um uns herum verlagerten wir unsere Morgentoilette einige Kilometer weiter. Danach erreichten wir die „Hauptstrasse D3703“. Diese war allerdings bis nach Etanga kaum besser zu befahren. Umso grösser dann die Überraschung! Ab dem kleinen Dorf war die Piste nicht nur 20 m breit sondern der Grader war bei den letzten Arbeiten die Strasse zu planieren. Obschon immer wieder unbefestigte Flussbetten zu queren waren, erreichten wir Opuwo in gut zwei Fahrstunden. Die angepeilte Bäckerei gab es nicht mehr und auch der Spar Supermarkt hat unterdessen die Türen geschlossen. Aber gleich gegenüber liegt eine OK Supermarkt wo wir die wichtigsten Dinge beschaffen konnten. Danach fuhren wir etwa 5 km zum Ort hinaus und richteten uns einmal mehr ein in einem Camping mit privater Dusche/WC und einem Pool, bei 36 Grad eine Wohltat. Auch hier zwitscherte und flatterte es in den schattenspendenden Bäumen. Der Nachmittag ging im Nu vorbei. Übrigens, hier tankten wir richtig feines Trinkwasser, welches aus einer eigenen Grundwasserbohrung stammt.


Mugunda Living Himba Museum

Lebensmittel einkaufen, etwas Diesel nachfüllen und schon waren wir wieder unterwegs nach Norden. Unser erster Halt war das Mungunda Living Museum. Wir waren auf unserer Route durch das Kaoko Veld an vielen Himba Siedlungen vorbeigekommen. Es hat uns irgendwie widerstrebt, einfach hinzufahren, um uns ein Blick in die Lebensweise der Himbas zu ermöglichen. Wir dachten, wie es wäre, wenn uns das zu Hause passieren würde. Wir hatten wohl einige Grundnahrungsmittel beschafft, damit wir bei einer solchen Gelegenheit erkenntlich zeigen zu können, aber eben, uns war dabei nicht wohl gewesen. Kommt noch dazu, dass es quasi unmöglich ist, mit den Leuten zu kommunizieren, da kaum ein Himba Englisch spricht.

Nun in diesem Living Museum, sozusagen ein Ballenberg Namibias, hatten wir Gelegenheit, die Traditionen dieses Stammes kennenzulernen. Jimmy, ein junger Mann aus dem Dorf, war unser Führer und Übersetzer. Das Dorf ist um den Viehpferch im Zentrum herum angeordnet und besteht aus mehreren der typischen, kleinen „Iglus“. Das Gerüst wird aus Ästen aufgebaut und dann komplett mit einer Mischung aus Kuhdung und Lehm verputzt. Fenster haben sie nicht, um Schlangen und andere unliebsame Gäste draussen zu halten. Jimmy führte uns durch das Dorf, und erklärte die Lebensweise und die sozialen Strukturen. Immer wieder zeigten uns Frauen die typischen Handwerkskünste. Durch die Übersetzung war es auch den Frauen möglich uns auszufragen. So entstand für uns der Eindruck, dass es nicht etwa ein „Zirkus“ war, sondern schliesslich auch ein wenig ein Austausch unter zwei Kulturen, die nicht unterschiedlicher sein könnten. Zum Abschluss unseres Besuchs, wir waren übrigens nach fünf Tagen die ersten Besucher, zeigten uns die Frauen einen ihrer Tänze. Die Gruppe stand im Halbkreis und sang und klatschte, während jeweils eine der Ihren einen Solotanz hinlegte. Zuletzt waren auch alle kleinen Kinder mit von der Party und machten begeistert mit. Wir verliessen das Dorf mit dem Gefühl einen ehrlichen Einblick gewonnen zu haben und dass auch die Beteiligten des Dorfes weder vorgeführt noch ausgenutzt worden sind. Als kleines Dankeschön liessen wir zudem einen Teil unserer extra gekauften Lebensmittel zurück, denn auch hier ist der nächste Laden weit entfernt.


Epupa Falls

Auf guter Piste waren es noch gut zwei Stunden zu den Epupa Falls. Wir besichtigten die imposanten Wasserfälle, welche in eine enge, schwarze Schlucht stürzen. Im Epupa Camp, etwas flussaufwärts, kamen wir unter. Dieses ist nicht so eng wie die drei Camps an den Fällen und vor allem viel ruhiger ohne das Tosen des Wassers. Auch hier sorgte ein Pool für Abkühlmöglichkeiten und eine Bar mit Terrasse mIt Blick über den Kunene nach Angola lud zum Aperitif ein.  

 

Bevor wir Epupa am Morgen verliessen, kauften wir bei der einzigen und sehr guten Bäckerei einige der feinen Brötchen. Die Angolanerin, welche den Laden betreibt, ist unterdessen eine Bekanntheit unter Reisenden.
Die Piste am Kunene entlang nach Osten ist abwechslungsreich und bietet immer wieder Ausblicke auf den Fluss und den grünen Gürtel der riesigen Bäume. Oft erinnert die Strassenführung an eine Achterbahn. Steil hinunter zum trockenen Bachbett und genauso steil wieder hoch am anderen Ufer, und das immer wieder. Wir kreuzten einen alten Mercedes Rundhauber. Es stellte sich heraus, dass es sich um Patrick, einen Appenzeller und seine asiatische Partnerin handelt. Ein kurzer Schwatz in der brütenden Hitze und wir trennten uns wieder. Erst gegen Ende führte die Piste vom Fluss weg durch eher flaches Gelände. Wir wollten eigentlich zuerst noch einmal am Fluss übernachten, aber die Temperatur wieder auf 40 Grad gestiegen. Da wir auch schon kurz nach Mittag ankamen, verzichteten wir und fuhren die 300 km guter Teerstrasse weiter bis nach Kamanjab, wo wir uns im Oppi-Koppi Rest Camp einquartierten. Bis hierher war die Temperatur auf erträgliche 35 gesunken. Als Europäische Overlander genossen wir wie alle kostenlose Übernachtungen in dem gut geführten Campingplatz mit Bar, Restaurant und Pool. Unsere direkten Nachbarn war übrigens ein Straussenpaar, auch wenn das Männchen immer wieder einen Balztanz vorführte, so richtig trauten wir dem mächtigen Laufvogel dann doch nicht. Wir gönnten uns eine feine Pizza zum Nachtessen, und mussten feststellen, dass eine für uns beide mehr als genug gewesen wäre. Auf die Nacht kühlte es bald auf angenehme Temperatur ab, am Morgen wachten wir bei 15 Grad auf.

Schon zu Hause hätte ich die Bremsbeläge der Handbremse wechseln wollen, hatte dann aber Bammel gehabt es selber zu tun. In Swakopsmund hätten wir noch einmal einen Tag warten müssen, um die Arbeit erledigen zu können. Unterdessen hatte die Handbremse aber kaum mehr Wirkung und das Problem musste vom Tisch. Bei der Falkenberg Garage, von Lars, einem weiteren deutschstämmigen Mechaniker, war der Landcruiser gut aufgehoben und die Arbeit bald erledigt. Auf das Überhitzen in den vergangenen Tagen angesprochen, fand er heraus, dass die Viscokupplung des Lüfters nicht mehr korrekt funktioniert. Er klärte ab, ob Ersatz in nützlicher Frist verfügbar ist. Über Nacht könne das Teil besorgt werden, also ist noch ein weiterer, kurzer Garagebesuch notwendig.

Etosha Nationalpark

In Bezug auf die Etosha Planung hatten wir erst die Idee, von ganz im Westen, dem Galton Gate, den Nationalpark nach Osten zu durchqueren. Lars hatte uns erklärt, dass der Westteil ziemlich unter den kürzlichen Buschfeuern gelitten hatte und zudem die Piste bis nach Okaukuejo oft viel Wellblech hatte. Da wir auch keine Reservation hatten um im einzigen, kleinen Campingplatz im Westen zu übernachten, beschlossen wir Plan B zu aktivieren. Nachdem die Viskokupplung eingebaut war, fuhren wir noch bis vor das Anderson Gate und übernachtetem im Etosha Trading Post Camping, nur 6 km vom Parkeingang. Frühmorgens starteten wir unsere erste Runde im Etosha Nationalpark. An der Reception von Okaukuojo bezahlten wir den Tageseintritt und erkundigten uns nach einem freien Stellplatz. Wir sollen später am Nachmittag nochmal nachfragen, vielleicht finde sich eine Lösung. Wir klapperten die Pisten westlich von Okaukuojo bis zum Wasserloch bei Ozonjuitji m’Bari ab. Dort sahen wir dann auch die ersten Spuren des Buschfeuers. Allerdings sind die Brände unseres Erachtens massiv dramatisiert dargestellt worden. Effektiv ist nur das trockene Gras abgebrannt, Büsche und Bäume wurden nicht beschädigt. Solche Feuer rasen in unglaublicher Geschwindigkeit und die Feuersbrunst dauert dann auch nur einige Minuten. Alle Tiere die laufen oder sich unter der Erdoberfläche in Sicherheit bringen können, überleben das Feuer meist unbeschadet. Insekten und Reptilien sind am meisten betroffen. An den Wasserlöchern herrschte zum Teil reger Betrieb, dazwischen sahen wir wenig Tiere. Wir sahen sogar Springböcke, welche das bereit austreibende, frische Gras in der schwarzen Asche abknabberten.

Wir kehrten nach einem Abstecher bis zum grossen Salzseeufer bei Okondeka zurück nach Okaukuojo. Diesmal hatten wir Glück und konnten uns in der Overflow Area einrichten. Wir kamen so, einmal mehr direkt neben die Familie aus Aarau zu stehen welche wir schon in Windhoek und Oppi Koppi als Nachbarn hatten. Am Wasserloch sahen wir dann auch die ersten Elefanten und sogar Nashörner. Aber auch sonst herrschte Hochbetrieb. Es war interessant zu beobachten wie die einzelnen Tierarten nacheinander eintrafen und nachdem sie genug getrunken hatten wieder abzogen. Einzig, wenn Elefanten sich am Wasser vergnügten, liess man ihnen das Monopol. 

Den zweiten Tag verbrachten wir an den Wasserlöchern auf dem Weg nach Halali, wo wir kurzfristig einen Stellplatz hatten buchen können.  Immer wieder entdeckten wir neue Tierarten, aber auch Vögel konnten wir beobachten, darunter auch den eher seltenen Kampfadler, ein recht grosser Raubvogel.

 

In Halali wurde uns ein Stellplatz zugeteilt. Wie alle andern bot er wenig Schatten und einen staubigen Untergrund. Im nahen Wasserloch tauchten bald zwei halbwüchsige Nashörner auf, welche erst mal versuchten, den Chef zu markieren. Schlussendlich verliessen sie die Szene wie beste Freunde. 

Der dritte Tag brachte uns schliesslich in den Ostteil des Etosha. Der Höhepunkt des Tages war aber die Löwin, welche wenige Meter neben dem Auto im Schatten eines Baumes lag. Sie liess sich von den Besuchern überhaupt nicht stören und blieb entspannt liegen.

 

Die Fahrt um die Fisher Pan war anfangs recht ereignislos, aber am Nordwestufer sahen wir dann viele Giraffen, Zebras und verschieden Antilopenarten. Auch an den zwei letzten Wasserlöchern gaben sich einige Tiere ein Stelldichein. 


Zum Kavango River

Wir verliessen den Park und fuhren aufgrund der nach wie vor herrschenden Hitze bis nach Tsuneb. Im Kupferquelle Resort warteten schattige Bäume und ein Olympia grosser Swimmingpool.

Der Besuch des Hoba Meteoriten stellte sich als Abzocke heraus. Um einen Blick auf den 60 Tonnen schweren Bloch aus dem Weltall wollten sie 250 NAD pro „internationale“ Person, also 12 CHF, also etwa gleich viel wie zwei Tageseintritte im Etosha NP. Nebst einer kleinen Ausstellung bietet der Ort nichts. Zudem zahlen Einheimische angemessene 60 NAD, also viermal weniger. Wir empfahlen dem Kassierer, seinem Chef auszurichten, dass er eben 500 NAD Umsatz verpasst habe.

Es gab dann aber auch noch eine zweite Enttäuschung. Das angepeilte Living Museum der San. Wir besichtigten erst den Campingplatz, welcher sich ungepflegt zeigte und die Duschen nicht funktionierten. Im eigentlichen Dorf hatte es unglaublich viele Leute und wir hatten gleich einen negativen Eindruck vom „Living Museum“. Der Guide zeigte uns erst mal die Preisliste mit den Aktivitäten, aber irgendwie hatten wir nicht den Eindruck, dass wir eine ähnliche Erfahrung machen würden wie bei den Himbas. Zudem war es mit 38 Grad wieder sehr warm und 2 h in der Sonne zu stehen vermochten wir auch nicht. Wir beschlossen weiter zu fahren.

Eine 4x4 Strecke, welche Ueli auf seiner Motorradtour vor vielen Jahren befahren hatte, war auch unser Ziel. Dadurch konnten wir uns auch die 80 km zurück auf die Teerstrasse ersparen. Nach einigen Kilometern bogen wir daher nach Norden ab. Die Piste war breit und gut im Schuss. Nach und nach wurde sie aber immer schmaler und sandiger. Schliesslich reduzierte sich die Geschwindigkeit auf etwa 40 km/h. Immer wieder musste Myrta aussteigen und ein Viehgatter öffnen. Die Parzellen waren offensichtlich bedeutend kleiner als die der Weissen. Aber es war eine schöne Strecke, immer viel grün und immer wieder kleine Siedlungen. Gegen fünf Uhr suchten wir uns einen Übernachtungsplatz etwas abseits der Piste. Wir wurden bald fündig und platzierten uns unter schattigen Bäumen. Später kam ein Paar vorbei und grüsste und im Vorbeigehen. Sie wohnen unweit, wie immer in Afrika, in einem kleinen Dorf. Wir seine willkommen hier zu campen, sagten sie uns und zogen weiter.

 

Am Morgen kam die übliche Kuhherde vorbei und starrte uns irritiert an. Offensichtlich haben wir in ihrem Revier übernachtet. Die sandige Piste setzte sich fort und zweimal fielen tatsächlich einige Regentropfen, aber nicht genug, um auch nur die Windschutzscheibe durchgehend nass zu machen. Dann landeten wir auf einer breiten, auf unserer Karte nicht eingezeichneten Piste. Sie war teilweise aber bereits von Wellblech geprägt. Die Strasse führte im Gegensatz zur „alten“ Piste pfeilgerade durch die Landschaft. Die letzten 50 km bis nach Runde waren dann recht rumplig und nicht schön zu fahren. Immer wieder lagen auch grössere Dörfer an der Strecke. Bevor wir Rundu schliesslich erreichten, war die Gegend fast durchgehend dicht besiedelt. Die Stadt selber war dann eine Überraschung. Unglaublich viel Verkehr und überall Autos, das hatten wir seit Windhoek so nicht mehr gesehen. Wir versuchten erneut Ersatz für unseren liegengelassenen Türvorleger zu finden, aber auch hier ohne Erfolg. Wir kauften Brot und begaben uns an den Okavanga Fluss in den Savuti Campingplatz. Dieses kleines Camping liegt direkt am Fluss und unter den schattigen Bäumen, ein wichtiger Vorteil bei dem heissen Wetter. Auch hier konnten wir wieder unzählige, auch viele neue Vogelarten beobachten. Das dritte Mal hatten wir wieder Aussicht über den Grenzfluss nach Angola.

Mbunza Living Museum

Von derselben Stiftung, die das Himba Museum initiiert hatte, stammt das Mbunza Living Museum nur 5 Minuten Fahrt von unserem Campingplatz. Das Wetter meinte es gut mit uns, denn es war bedeutend kühler als am Vortag. Wir wurden von einem der Führer von Empfang genommen und über den Stamm der Mbunza informiert. Danach führte er uns durch das Dorf, welches vor allem die unterschiedlichen Kunsthandwerke demonstrierte. Meist junge Frauen, aber auch einige Männer, zeigten uns, wie die Leute Matten flechten,  Messer geschmiedet, Schalen geflochten wurden und vieles mehr. Im seichten Wasser wurde uns demonstriert, wie man mit einfachen Reusen Fische fangen kann. Freu Frauen standen im Wasser, die Reusen bereithaltend. Die anderen scheuchten dann die Fische in ihre Richtung. Heute gab es aber ausser ein paar kleinen Fischen und einem Frosch kein Erfolgserlebnis. Zum Abschluss der Führung zeigte man uns einige traditionelle Tänze untermalt von einigen Perkussionsinstrumenten und Gesang. 


Bwadwata Nationalpark, Mahongo Core Area

Wir versuchten noch einmal einen Türvorleger zu finden, ohne Erfolg. Auch die Supermärkte, die wir abklapperten, waren gross und zahlreich, aber das Angebot bescheiden. Die Fahrt nach Divundu war ereignislos und geprägt von einem sehr starken Seitenwind. Dieser hatte aber den Vorteil, dass er uns kühlere Luft brachte. Nach den heissen Tagen waren es nunmehr nur noch 28 Grad, eine Wohltat. Wir checkten im Shametu Resort ein und erfreuten uns einmal mehr an einer Luxuseinrichtung. Keine sichtbaren Nachbarn und ein privates WC/Dusch Gebäude, diesmal sogar mit Frottierwäsche. Dazu ein überdachtes Häuschen mit Abwaschmöglichkeit, natürlich mit heissem Wasser. Traumhaft gelegen am Kovango River mit Terrassenbar.

Am Morgen machten wir einen Gamedrive im nahen Bwadwata Nationalpark. Meist direkt am Ufer des Kavango entlang erforschten wir die Fauna des Parks. Auch hier entdeckten wir neue Spezies: Warzenschweine und viele neue Vogelarten sichteten wir. Affen erfreuten uns mit ihren Spielen, Geier versammelten sich am Wasser. Der Westteil war leider nicht zugänglich, ausser einem Wasserloch, das wir anfahren konnten. Eine Gruppe von mächtigen Elefanten hatten das Wasserloch besetzt. Die Paviane und eine Gruppe anderer Affen mussten sich mit dem Überlaufteich begnügen.

Nach der Rückkehr im Campingplatz bemerkte Ueli, das mit der Starterbatterie etwas nicht stimmte. Er musste feststellen, das diese, vermutlich nicht zuletzt wegen der hohen Temperaturen überhitzt hatte und Säuredämpfe entströmten. Er fuhr kurzerhand nach Divundu und wurde tatsächlich fündig. In einer halben Stunde und 100 CHF ärmer war er wieder im Camp. Warum danach die Hupe nicht mehr funktionierte und das Radio sich nicht mehr abstellen liess, blieb vorerst ein Geheimnis.

Irgendwie steckte der Wurm drin. Als wir am Morgen losfahren wollten, sprang der Motor nicht an. Nachdem Ueli keine Ursache finden konnte und in Anbetracht der elektrischen Probleme am Vortag, vermutete er die Ursache entsprechend beim elektrischen System. Nur dieses ist bei unserem Landcruiser eigentlich sehr einfach gestrickt, sodass keine logische Erklärung gefunden wurde. Beim Suchen des Fehlers stellte sich wenigstens heraus, dass die Hupe nur deshalb nicht mehr funktionierte, weil beim Einbau der neuen Batterie aus Versehen ein Stecker abgefallen war. Nun konnten wir wieder hupen, aber der Motor lief noch immer nicht. An der Rezeption organisierte Ueli einen Mechaniker, welcher alsbald auftauchte. Auch er suchte zu Beginn bei der Elektrik, stiess dann aber darauf, dass die Dieselzufuhr Luft enthielt. Nach dem Entlüften sprang der Motor wieder an, wie wenn nichts gewesen wäre. Wieso nach hunderttausenden von Kilometer auf einmal Luft in der Treibstoffzufuhr auftauchte, ein weiteres Mysterium. Nun, wir waren wieder mobil, was solls.


Mudumu Nationalpark

Wir durchfuhren den schmalsten Teil des Caprivi Zipfels und bogen bei Kongola nach Süden ab um den Mudumu Nationalpark zu erreichen. Am Gate bezahlten wir den Eintrittspreis und liessen und die Route durch den Westteil des Nationalparks erklären um den zugeteilten Standplatz für die Übernachtung zu erreichen. Einen ersten Halt machten wir am Hippo Pool und entdeckten die Flusspferde auch sofort. Eine ganze Bande hatte sich in einem der verbliebenen Wasserlöcher versammelt. Danach zuckelten wir weiter südwärts und trafen immer wieder auf grosse Gruppen Elefanten. Auch Krokodile sahen wir am Wasser, aber bei unserem Auftauchen verschwanden sie blitzartig im Wasser. Auf zum Teil tiefsandigen Pisten erreichten wir unser Camp, einige hundert Meter vom Nachbarn entfernt. Der Platz bietet keinerlei Infrastruktur, sondern ist eigentlich ein legales Buschcamp, allerdings sehr schön gelegen. Die Wasserlöcher sind zwar aufgrund der Jahreszeit weitgehend ausgetrocknet, aber wir konnten unzählige Vogelarten, unter anderen auch mehrere Fischadler, beobachten. Eine grosse Gruppe Elefanten kamen vorbei, nur die Gnus trauten sich aus unerklärlichen Gründen nie ganz ans Wasser, sondern flüchteten zweimal panisch ohne erkenntlichen Grund. Die hohen Temperaturen waren auch im Schatten recht belastend und in der Nacht wollte es auch lange nicht abkühlen. Am Morgen waren es noch immer 23 Grad.

Wir verliessen den Nationalpark und fuhren zur Grenze, um nach Botswana einzureisen.

 Am Übergang waren kaum andere Fahrzeuge und deshalb dauerten die Formalitäten nicht lange. In Namibia liessen wir das Carnet und die Pässe stempeln und schon fuhren wir über die Brücke nach Botswana. Auch dort dauerte die Bürokratie nicht lange. Der Posten welcher sicherstellen sollte, dass keine frischen Lebensmittel eingeführt werden, winkte und durch, die Pässe gestempelt und schliesslich 445 Pula Strassenbenutzungsgebühr eingezogen. Das Carnet erwähnten wir schon gar nicht und der Zöllner interessierte sich auch nicht für unser Auto. Uns solls recht sein.



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Kommentare: 1
  • #1

    Catherine (Montag, 29 September 2025 20:12)

    Vielen herzlichen Dank für euren Reise Bericht und die tollen Fotos.
    Liebe Grüsse Catherine